Lina Attalah
Lina Attalah (arabisch لينا عطا الله, DMG Līnā ʿAṭā llāh; * 1982 in Kairo) ist eine ägyptische Journalistin und leitet als Chefredakteurin die Website Mada Masr. Sie lebt in Heliopolis, einem Bezirk im Osten Kairos. Ihre Mutter arbeitete beim Radio, ihr Vater war Polizist.
Attalah kämpft gegen die Einschränkung der Pressefreiheit. 2013 gründete sie mit Kollegen die Nachrichtenseite „Mada Masr“, die in arabischer und englischer Sprache berichtet. Time ordnete sie 2020 einer „New Generation Leader“ zu und nannte sie den „Muckraker der arabischen Welt.“[1]
Werdegang
Nach eigenen Angaben kam sie durch die Proteste in Kairo wegen der zweiten Intifada 2001 und gegen den Irakkrieg 2003 aus persönlichem Antrieb zum Schreiben.[2] Sie studierte Journalismus an der American University in Cairo. Während des Studiums absolvierte Attalah ein Praktikum bei der englischsprachigen Zeitung Cairo Times. Ihre Familie habe sie bei ihrer Arbeit immer unterstützt. Die politischen Umwälzungen 2010/11 (Arabischer Frühling) ermöglichten ihr eine freie journalistische Arbeit, die sich mit der Regierungsübernahme durch die Muslimbrüderschaft und später der Präsidentschaft al Sissis drastisch verschlechterte. Kurz vor dessen Machtübernahme musste die Redaktion der Zeitung Egypt Independent, bei der sie leitend tätig war, den Betrieb einstellen. Infolgedessen entstand Mada Masr.[3] Im November 2019 wurde die Redaktion der Website von Sicherheitskräften durchsucht, nachdem Attalah einen über Mahmud as-Sisi, einem leitenden Mitarbeiter des General Intelligence Service und ältesten Sohn von Präsident Abd al-Fattah as-Sisi, veröffentlichte. Sie und zwei andere Kollegen wurden festgenommen und wenige Stunden später vor den Toren Kairos freigelassen. Im Mai 2020 wurde sie während eines Interviews mit der Mutter eines politischen Gefangenen vor dem Toragefängnis (arabisch سجن طرة) für mehrere Stunden in Haft genommen, dann auf Kaution wieder freigelassen.[4][5][6]
Auf der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen liegt Ägypten auf Platz 166 von 180.
Auszeichnungen
- Time ordnete Attalah einer „New Generation Leader“ zu und nannte sie den „Muckraker der arabischen Welt.“
- 2020 wurde sie vom „International Center for Journalists“ mit dem „Knight International Journalism Award“ ausgezeichnet.[7]
- Am 19. September 2020 wurde Lina Attalah in Darmstadt für sich und ihre Nachrichtenseite mit den vom PEN-Zentrum verliehenen Hermann-Kesten-Preis geehrt.
Weblinks
- Mada Masr Homepage (en)
- Lina Attalah auf Mada Masr
- Jared Malsin: Muckraker of the Arab World. TIME Magazine, 12. Oktober 2017
- PEN Zentrum Deutschland: Hermann Kesten-Preis an Günter Wallraff – Cem Özdemir hält Laudatio. Hermann Kesten-Förderpreis an Lina Attalah/ "Mada Masr". Pressemeldung, 29. Juli 2020 (abgerufen am 3. September 2020)
- Anne Allmeling: "Die politische Autorität ist unberechenbar". tagesschau.de, 3. Mai 2020 (abgerufen am 28. Januar 2021)
Einzelnachweise
- Anne Allmeling: Ägyptisches Nachrichtenportal "Mada Masr" - Unerschrocken gegen die Staatspropaganda. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 13. November 2020 (deutsch).
- David Kampmann: Dafür braucht es Mut. FAZ (Medien), 2. September 2020 (F+)
- Leyla Lewitt: Schreiben, was ist. In fluter – Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung, Sommerausgabe 2021 / Nr. 79, S. 15 (PDF)
- President’s eldest son, Mahmoud al-Sisi, sidelined from powerful intelligence position to diplomatic mission in Russia, Mada Masr, 20. November 2019.
- David Kampmann: Dafür braucht es Mut. FAZ (Medien), 2. September 2020 (F+)
- Anne Allmeling: Ägyptisches Nachrichtenportal "Mada Masr" - Unerschrocken gegen die Staatspropaganda. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 13. November 2020 (deutsch).
- CISION PR Newswire: Fareed Zakaria and Two International Digital News Pioneers to Receive Prestigious Journalism Awards. 30. Juni 2020 (abgerufen am 2. September 2020)