Südniederfränkisch
Südniederfränkisch ist eine Dialektgruppe, die zum kontinentalen westgermanischen Dialektkontinuum gehört. In Limburg wird es auch Limburgisch (niederländisch Limburgs, limburgisch Limbörgsj, Lèmbörgs) genannt.[2]
Südniederfränkisch | ||
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Gesprochen in |
Niederlande, Belgien, Deutschland | |
Sprecher | 1.300.000 (2001)[1] | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Anerkannte Minderheiten-/ Regionalsprache in |
Niederlande | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
li | |
ISO 639-2 | ||
ISO 639-3 |
Seit 1997 ist es nach der Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen in den Niederlanden als Regionalsprache anerkannt.[3][4] Manche Linguisten sehen diese Entscheidung jedoch kritisch, da sie die Grundlage zur Klassifizierung als eigenständige Sprache als nicht gegeben ansehen.
Weitere Sprachbezeichnungen
Das Südniederfränkische hat in seinem zusammenhängenden Verbreitungsgebiet in Belgien, Deutschland und den Niederlanden verschiedene Bezeichnungen:
Niederlande
In den Niederlanden wird das Südniederfränkische heute als Noord-Limburgs (auch Gelders-Limburgs), für die Dialekte des nördlichen Teils der niederländischen Provinz Limburg ab Venlo (die sprachwissenschaftlich aber eher entweder zum Brabantischen oder zum Kleverländischen gerechnet werden), und Limburgs für die Dialekte der südlichen und mittleren Provinzteile bezeichnet.
Belgien
In Belgien wird es in Wes-Limburgs (Westlimburgisch) für die limburgischen Dialekte in Belgien, Centraal-Limburgs (Zentrallimburgisch) für die belgisch-niederländischen Übergangsgebiete und Oas-Limburgs (Ostlimburgisch) für die Sprachgebiete der Niederlande (und nordöstlich von Lüttich) wie Voeren eine Exklave der flämischen Provinz Limburg und eine Fazilitäten-Gemeinde unterschieden. Platdiets wird in den Plattdeutschen Gemeinden gesprochen.
Deutschland
In Deutschland teilte man Südniederfränkisch wie folgt ein: West-Limburgisch umfasste die Gebiete Belgiens; Mittel-Limburgisch wurde demnach in den angrenzenden Niederlanden gesprochen und Ost-Limburgisch im angrenzenden Deutschland, in einigen Teilen Nordrhein-Westfalens.
Wenig verbreitet war die Sprachbezeichnung Westplatt.
Verbreitung
Das Südniederfränkische wird heute in den Niederlanden (Niederländisch-Limburg), Belgien (Belgisch-Limburg und nordöstlich von Lüttich) und im angrenzenden Deutschland (Nordrhein-Westfalen rund um die Städte Heinsberg, Mönchengladbach, Düsseldorf, bis Krefeld und Neuss und im Süden von Duisburg) gesprochen.
Von der dortigen Verwaltung werden alle Dialekte der niederländischen Provinz Limburg heute zum Limburgischen gerechnet. So wird auch das südniederfränkisch-nordniederfränkische Übergangsgebiet von Venlo zum Limburgischen und damit zum Südniederfränkischen gezählt, obwohl diese Dialekte zahlreiche brabantische Kennzeichen haben. Daneben existieren einige kleine dem Aachener Platt ähnliche ripuarische Dialekte (zum Beispiel Kirchrather, Völser, Simpelvelder und Bocholtzer Platt). In der niederländischen Provinz Limburg fallen sie sprachlich gesehen eher aus dem Rahmen. Dort werden sie manchmal Zuidoost-Limburgs im Sinne von ‚Platt von Süd-Ost-Limburg‘ genannt, während deutsche Linguisten sie dem Mittelfränkischen zurechnen, das sonst in den Niederlanden nicht vorkommt.
Das Südniederfränkische stellt eine überwiegend einheitliche Sprachform innerhalb des Dialektkontinuums dar. Seine Teildialekte im Nordosten Belgiens, im Südosten der Niederlande und in Westdeutschland werden in einer staatlichen Zuordnung auch als belgisch-limburgische, niederländisch-limburgische und deutsch-limburgische Dialekte bezeichnet. Die sprachliche Nähe der limburgischen Teil-Dialekte zur hochdeutschen Standardsprache war letztendlich der Grund dafür, dass 1839 das Herzogtum Limburg als Provinz, anstelle des an Belgien abgetretenen Welsch-Luxemburg (dem überwiegend wallonischsprachigen Landesteil Luxemburgs) dem Deutschen Bund eingegliedert wurde. Der Rheinische Fächer ist die Sammlung der Isoglossen die die Sprachgrenzen zwischen den rheinischen Sprachen untereinander und zu den umgebenden Sprachräumen beschreibt. Seine nördlichste, die Einheitsplurallinie, gilt nach Norden und Osten als die Grenze zu den Westfälischen Mundarten während die Uerdinger Linie quer durch den rheinischen Sprachraum verläuft, ebenso wie die Benrather Linie. Sie begrenzt hier den Niederfränkischen Sprachraum nach Süden. Die Uerdinger Linie spielt für die abgrenzung von Dialekten keine große Rolle, beiderseits des Rheins. Da sich das Südniederfränkische im Westen im Limburgischen in den Niederlanden und dem angrenzenden Belgien fortsetzt, wurden die Sprachen im deutschen Teil des Dialektgebiets auch als Ostlimburgisch bezeichnet. Heute wird dieser Begriff eher auf ein enges Grenzgebiet in der Provinz Limburg und im benachbarten deutschen Gebiet bis Krefeld und Viersen beschränkt.
Sprecherzahl
In all seinen Varianten hat Südniederfränkisch heute noch eine Sprecherzahl von ca. 1,6 Millionen Menschen.
Beispiele
(NL-D: oe=u, ie=i, z=s, i=ì, uu=ü, eë=ae, ui=~ei, u=ö/ü, sj=sch)
- (Doenraads, NL-Ost-Limburgisch:) „Ich höb nog efkes/kort (aaf)gewach, (of dat,) wat-se/sdoe mich zègke wols/wous.“
- (D) „Ich habe noch kurz abgewartet, was Du mir sagen wolltest.“
- (NL) „Ik heb nog even afgewacht wat U/je me zeggen wilde.“
- (Doenraads) „In de wèntjer sjtuuve/vlege/wejje die druuëg blaar doeër de loech róntj-en-om / erom.“
- (D) „Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.“
- (NL) „In de winter waaien de droge bladeren rond in de lucht.“
- (Doenraads) „'T zal zoeë/gliek oetsjejje/ophuuëre te/mit sjnejje, dan wèrt 't waer waer baeter.“
- (D) „Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.“
- (NL) „Het zal zo/gelijk ophouden met sneeuwen, dan wordt het weer weer beter.“
- (Doenraads) „Hae is (vuur) vaer of zös waeke (truuk) gesjtorve.“
- (D) „Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.“
- (NL) „Hij is vier of zes weken geleden gestorven“
- (Doenraads) „'T vuur waor te heet, de keuk zènt (jao) ónger / aan den óngerkantj gans zjwart versjruijt/aagebrent.“
- (D) „Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.“
- (NL) „Het vuur was te heet, de koeken zijn aan de onderkant helemaal zwart aangebrand.“
- (Doenraads) „Hae deet die eikes/eier ömmer zónger zout en paeper aete / Hae èt die eikes/eier ömmer zónger zout en paeper.“
- (D) „Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.“
- (NL) „Hij eet de eitjes altijd zonder zout en peper./ Hij doet de eitjes altijd zonder zout en peper eten.“
Geschichte
Das Südniederfränkische entwickelte sich überwiegend aus den Dialekten des Ostniederfränkischen. Auf dieses hatte seit dem 8. Jahrhundert das Althochdeutsche unter den Merowingern und Karolingern einen starken Einfluss auf diese Sprachvarianten. Besonders die Städte Aachen, Lüttich und Köln waren die Zentren, von denen der Einfluss ausging.
Im 12. Jahrhundert endete dieser sprachliche Einfluss links der Maas (überwiegend das heute belgische Limburg), da die betreffende Region begann, sich nach Westen zu orientieren. Nun nahmen Städte wie Gent, Brügge und Ypern jene Position ein, die vorher Aachen, Lüttich und Köln innehatten.
1288 fiel das Herzogtum Limburg nach der Schlacht von Worringen an das benachbarte Herzogtum Brabant. So übernahm das Südniederfränkische wie die meisten anderen niederfränkischen Varianten viele Kennzeichen der brabantischen Dialekte. Man spricht hier von der sogenannten Brabanter Expansion. Dieses Wechselspiel des sprachlichen Einflusses zwischen dem Rheinland und Brabant sollte sich in dieser Dialektgruppe öfters wiederholen.
Der Duisburger Johanniter Johann Wassenberch führte im 15. und 16. Jahrhundert regelmäßig Aufzeichnungen über lokale und weltweite Ereignisse, die Aufschluss über die damalige Sprache am Niederrhein geben:
- ’s doenredachs dair nae woerden die twe gericht ende op raeder gesatt. Eyn gemeyn sproeke: ‚Dair nae werck, dair nae loen‘. Die ander vyf ontleipen ende entquamen dat doch nyet goit en was.
- (oe = u, ai = aa, ae = aa)
- „Am Donnerstag danach wurden die zwei gerichtet und auf Räder gesetzt. Ein bekannter Spruch: ‚So wie das Werk, so der Lohn‘. Die anderen fünf flohen und entkamen, was nicht gut war.“
- Nld. „De volgende donderdag werden de twee veroordeeld en op raderen gezet. Een bekend gezegde: ‚Zoals het werk, zo is het loon‘. De andere vijf ontliepen [het] en ontkwamen, wat toch niet goed was.“
Nieder- oder mittelfränkische Dialektgruppe?
Die südniederfränkische Dialektgruppe besitzt Spracheigenschaften, die sie zum einen mit der niederfränkischen und zum anderen mit der mitteldeutschen Sprachgruppe teilt. (Einen genaueren Überblick auf die Spracheigenschaften bietet der nächste Abschnitt.)
Aufgrund dessen wird es unterschiedlich klassifiziert:
- Die Vertreter der „niederfränkischen Theorie“ stellen das Limburgische zu den niederfränkischen Dialekten, da es sich – mit Ausnahme des Umlandes von Kerkrade – nördlich der Benrather Linie befindet. Das heißt, dass das Wort machen auch im Südniederfränkischen als maken ausgesprochen wird.
- Dagegen stehen die Vertreter der „mittelfränkischen Theorie“, die feststellen, dass das Limburgische sich südlich der Uerdinger Linie befindet. Das heißt, auch im Südniederfränkischen wird das Wort ich als iech bzw. als hochdeutsches ich ausgesprochen. Teilweise wurde auch die mich-Linie als Grenze genommen, die das Venloer Platt dem mitteldeutschen Bereich zuschlägt.
Die Uerdinger Linie galt im Allgemeinen als Trennlinie des Südniederfränkischen von den nordniederfränkischen Mundarten des Kleverlandes. Das heute als Südniederfränkisch bezeichnete Sprachgebiet in Deutschland weist dagegen überwiegend die ich-Nebenform ech auf. Es gibt das als ostbergisch bezeichnete Übergangsgebiet, dem Gebiet zwischen dem zwischen Benrather und Uerdinger Linie gelegenen Teil des Südniederfränkischen und dem Kleverländischen sowie dem Westfälischen, bereits die ik-Nebenform ek. Diese ostbergische Eigenschaft ist im Kleverländischen ebenfalls vorhanden. Dies rechtfertigt jedoch keine dem gemäße Aufspaltung des Bergischen.
Einzig und allein die Dialekte von Kerkrade und seiner unmittelbaren Umgebung wurde von allen als „ripuarisch-deutscher Dialekt“ anerkannt und eindeutig als „mitteldeutscher Dialekt“ eingestuft.
Theodor Frings stellte in seinen Studien die Theorie auf, dass es ein spezielles Dialektkontinuum gebe, das er in seinen Schriften als Ostlimburgisch-Ripuarisches Übergangsgebiet bezeichnete. Diese Theorie wurde von anderen Germanisten weiterentwickelt, und diese bezeichnen das limburgische Dialektgebiet heute als Südniederfränkisch, ohne eine explizite Einstufung in das nieder- oder mittelfränkische Dialektgebiet. Für die limburgisch-kleverländischen Sprachstufen des Mittelalters wird heute die neutrale Bezeichnung Rhein-Maasländisch verwendet, um diese Sprachstufen nicht als „niederländisch“ oder „deutsch“ einstufen zu müssen.[5] Das trägt der Tatsache Rechnung, dass das Limburgische (und auch das Kleverländische) in diesem Übergangsgebiet viele Übereinstimmungen mit beiden benachbarten Sprachen hat. Mit der Zusammenfassung des gesamten Niederrhein-Maasgebietes zum „Rhein-Maasländischen“ wurde auch der Dialektraum des Kleverländischen mit einbezogen.
Das im 12. Jahrhundert im Rhein-Maas-Dreieck aufgekommene Rhein-Maasländisch wies zwar viele Elemente der regionalen Mundarten auf, ist aber nicht ohne Weiteres mit diesen gleichzusetzen. Das an Rhein und Maas gesprochene niederrheinische Platt war die Sprache der – oft schreibunkundigen – einfachen Leute; Rhein-Maasländisch dagegen war die geschriebene Sprache der gehobenen Stände und Kanzleien und hatte Latein als Schreibsprache weitgehend abgelöst, bis es ab dem 16. Jahrhundert selbst an Bedeutung verlor; einerseits zugunsten des sich über Köln nach Norden ausbreitenden „Hochdeutschen“, andererseits zugunsten einer in den heutigen Niederlanden entstehenden eigenen Schriftsprache. Allerdings konnte sich die „hochdeutsche Schriftsprache“ nicht überall am Niederrhein gleich schnell verbreiten. Über einen längeren Zeitraum existierten in manchen Städten (u. a. in Geldern, Kleve, Wesel, Krefeld) Deutsch und Niederländisch nebeneinander und Erlasse wurden in beiden Schriftsprachen herausgegeben.[6]
Ab dem 18. Jahrhundert war die sprachliche Trennung zwischen (deutschem) Niederrhein und (niederländischem) Maasgebiet abgeschlossen. Rhein-Maasländisch als Schriftsprache verschwand, die neuen Hoch- und Schriftsprachen gingen getrennte Wege. Kleverländisch (Nordniederfränkisch) und Limburgisch (Südniederfränkisch) als gesprochene Mundarten aber hielten sich jedoch grenzübergreifend bis in die Neuzeit.[5][7]
Spracheigenschaften
So wie einige andere indogermanische Sprachen – Serbokroatisch, Slowenisch, Norwegisch, Schwedisch und Luxemburgisch – nutzt das Südniederfränkische einen sogenannten Tonakzent, was ihm einen sehr melodisch anmutenden Klang verleiht. Es hat zwei Töne, den sogenannten Stoßton (stoottoon) und den Schleifton (sleeptoon). Beide Töne beginnen hoch und fallen dann ab. Der Schleifton endet aber mit einem erneuten Anstieg, während der Stoßton tief bleibt. Es gibt zwei zie geschriebene Wörter; die Bedeutung mit Stoßton ausgesprochen ist „Seite“, mit dem Schleifton aber „Frau“.
Zum Südniederfränkischen zählen heute folgende Dialekte:
- In den Niederlanden und Belgien
- Getelands (West-Limburgisch-Brabantisch aber immer noch "ich maak" und weiter "mich,oech" und zum teile auch nog "ooch").
- West-Limburgisch (gij-Limburgisch) im Gebiet Hasselt-Tongern.
- mich-Quartier im Gebiet Venlo und Umgebung.[8]
- Zentral-Limburgisch im Gebiet Genk-Maastricht. (beispiel: ich ‚ich‘, maake ‚machen‘, loope ‚laufen‘, sjommel ‚Schaukel‘, gèzìt ‚Zeitung‘, trein ‚Zug‘, weer ‚wir‘)
- Ost-Limburgisch im Gebiet Sittard-Roermond. (beispiel: èch ‚ich‘, make ‚machen‘, loupe ‚laufen‘, sjógkel ‚Schaukel‘, gezèt ‚Zeitung‘, trein ‚Zug‘, veer ‚wir‘)
- Südostlimburgisch im Gebiet um Kerkrade und Vaals. (beispiel: ich/isj ‚ich‘, mache ‚machen‘, lofe ‚laufen‘, sjokkel ‚Schaukel‘, tsidung ‚Zeitung‘, zog ‚Zug‘, viir ‚wir‘)[9]
- In Deutschland
- Im Gebiet Viersen-Krefeld (Krieewelsch)-Neuss-Düsseldorf-Heinsberg-Mönchengladbach,
- als Bergisch auch in Mettmann, Solingen, Remscheid, Velbert, Neviges, Heiligenhaus und Wülfrath
Diese Einteilung basiert v. a. auf dem Vorkommen des Postalveolars „sch“, ein Phonem, das im Westlimburgischen, wie im Standard-Niederländischen, unbekannt ist, also nur in Fremdwörtern auftaucht, im Ostlimburgischen dagegen wie im Deutschen vor den Konsonanten l, m, n, p, t vorkommt und teilweise, bei Eupen und Kerkrade im Osten, auch vor „w“. Damit steht der limburgische Dialekt linguistisch als Übergang zwischen dem Kleverländischen und dem Ripuarischen. In Deutschland, wo es am mittleren und südlichen Niederrhein, in Düsseldorf und in Teilen des Bergischen Landes gesprochen wird, wird das „Limburgische“ häufig gemeinsam mit dem Kleverländischen als „niederrheinische“ oder „niederfränkische Sprache“ zusammengefasst.
In den Niederlanden und in Belgien wird die Grenze des Betonungsgebiets als Grenze des Südniederfränkischen angenommen. Innerhalb dieses Gebiets unterscheidet man zwei unterschiedliche Weisen, auf die man eine lange Silbe aussprechen kann.
Jüngere Publikationen bezeichnen die Sprache Limburgisch als den „kulturellen Kitt“ der Euregio um Hasselt, Aachen, Venlo und Mönchengladbach. Sie entwickelte sich in der Zeit des Mittelniederländischen, also etwa seit 1350, als die Jahrhunderte später erfolgte Trennung zwischen Deutsch und Niederländisch in der heutigen Form noch nicht existierte. Ihre weitere Bildung wird unter anderem auf den Einfluss der altkölschen Sprache zurückgeführt, der von Trier bzw. Koblenz bis Xanten wirkte.
Siehe auch
Limburgische Mundarten:
Anderes:
- Henese Fleck, Geheimsprache, von Breyell ausgehend
- Euregio Maas-Rhein
Literatur
- Katja Lochtman: Limburgisch. In: Janet Duke (Hrsg.): EuroComGerm. Germanische Sprachen lesen lernen. Band 2: Seltener gelernte germanische Sprachen. Afrikaans, Färöisch, Friesisch, Jenisch, Jiddisch, Limburgisch, Luxemburgisch, Niederdeutsch, Nynorsk. Shaker, Düren 2019, ISBN 978-3-8440-6412-4, S. 161–186.
- Jürgen Erich Schmidt, Robert Möller: Historisches Westdeutsch/Rheinisch (Moselfränkisch, Ripuarisch, Südniederfränkisch). In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 515–550.
- Georg Cornelissen, Peter Honnen, Fritz Langensiepen (Hrsg.): Das rheinische Platt. Eine Bestandsaufnahme. Handbuch der rheinischen Mundarten Teil 1: Texte. Rheinland-Verlag, Köln. 1989. ISBN 3-7927-0689-X
- Jürgen Macha/Elmar Neuss/Robert Peters (Hrsg.): Rheinisch-westfälische Sprachgeschichte. Köln/Weimar/Wien 2000.
- Jürgen Macha: Rheinische Sprachverhältnisse im 17. Jahrhundert. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 57, 1993, 1582175.
- Klaus J. Mattheier: Gibt es eine regionale Sprachgeschichte der Rheinlande. In: Werner Besch, Hans Joachim Solms (Hrsg.): Regionale Sprachgeschichte. Berlin 1998, 1442151. (ZdPh. 117, Sonderheft).
- Rudolf Schützeichel: Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache. Ein Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte. 2. Aufl. Bonn 1974. (Rheinisches Archiv 54).
- Georg Cornelissen: dat & wat. Der Sprachatlas für das Land am Rhein zwischen Emmerich und Eifel. Greven Köln, 2021, ISBN 978-3-7743-0932-6.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Limburgisch bei Ethnologue
- Jürgen Erich Schmidt, Robert Möller: Historisches Westdeutsch/Rheinisch (Moselfränkisch, Ripuarisch, Südniederfränkisch). In: Sprache und Raum: Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch. Herausgegeben von Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt. Unter Mitarbeit von Hanna Fischer und Birgitte Ganswindt. Band 30.4 von Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft (Handbooks of Linguistics and Communication Science / Manuels de linguistique et des sciences de communication) (HSK). Berlin/Boston, 2019, S. 515ff., hier S. 528.
- Europarat: Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Siehe: Treaty No.148 - European Charter for Regional or Minority Languages und mithin Reservations and Declarations for Treaty No.148 - European Charter for Regional or Minority Languages: „The Kingdom of the Netherlands declares [...] that the principles enumerated in Part II of the Charter will be applied to the Limburger language used in the Netherlands.“
- Heinz Eickmans: Niederlande (Koninkrijk der Nederlanden), Unterkapitel Limburgisch. In: Franz Lebsanft, Monika Wingender (Hrsgg.): Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen: Ein Handbuch zur Sprachpolitik des Europarats. Walter de Gruyter, Berlin/Boston, 2012, S. 153ff., hier S. 163: „Das als Regionalsprache der Niederlande anerkannte Limburgische [...]“
- Irmgard Hantsche: Atlas zur Geschichte des Niederrheins, S. 66; erschienen in der Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie, Band 4, ISBN 3-89355-200-6.
- Georg Cornelissen: Kleine Niederrheinische Sprachgeschichte (1300 – 1900), Verlag B.O.S.S-Druck, Kleve, ISBN 90-807292-2-1, S. 62–94.
- Dieter Heimböckel: Sprache und Literatur am Niederrhein, Schriftenreihe der Niederrhein-Akademie Band 3, ISBN 3-89355-185-9, S. 15–55.
- Anmerkung 1: Dieses ursprünglich kleverländische Dialektgebiet liegt nördlich der Uerdinger Linie und verwendet für das Wort „ich“ die Bezeichnung ik. Daneben wurde aber das entsprechende Wort „mik“ (was hier zu erwarten wäre) zu mich verschoben. Diese ik/mich-Kombination teilt das Venloer Platt auch mit den Dialekten von Straelen, Geldern und Moers. Einst gehörte auch das Krefelder Platt in diese Gruppe. Doch heute liegt diese Stadt im ech-Gebiet wie auch die Wenkerbögen des 19. Jahrhunderts es eindeutig belegen.
Mitunter wurde in der Germanistik des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts der Geltungsbereich des als „Mitteldeutsch“ bezeichneten Dialektraumes auch auf das mich-Quartier ausgedehnt, so dass Venlo beispielsweise dann diesem Dialektraum angehörte. Bei der allgemein üblichen Zuordnung des Venloer Platts zu einem der großen Dialekträumen des Kontinentalwestgermanischen Dialektkontinuums wird dieses nicht der „niederdeutschen Gruppe“ zugerechnet. - Anmerkung 2: Dieses Dialektgebiet gehört im engeren Sinn zu den ripuarisch-mittelfränkischen Dialekten und gehört als einziger limburgischer Dialekt eindeutig zum mitteldeutschen Sprachraum. In der Zeit zwischen dem 19. Jahrhundert und 1935 war in Kerkrade neben dem Niederländischen auch das Hochdeutsche als Verwaltungs- und Schulsprache zugelassen.