Mehlen
Mehlen ist ein Ortsteil der Gemeinde Edertal im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg. In der Gemarkung von Mehlen liegt die Siedlung Lieschensruh.
Mehlen Gemeinde Edertal | |
---|---|
Koordinaten: | 51° 10′ N, 9° 6′ O |
Höhe: | 198 m ü. NHN |
Fläche: | 5,98 km²[1] |
Einwohner: | 486 (1. Feb. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 34549 |
Edertal-Mehlen von Süden aus gesehen. Im Vordergrund Mehlen, im Hintergrund Lieschensruh (nördlich der Eder) |
Geographische Lage
Das Straßendorf Mehlen liegt am Nordostrand des Naturparks Kellerwald-Edersee bzw. östlich des Nationalparks Kellerwald-Edersee im Zentrum der Gemeinde Edertal beiderseits des Fulda-Zuflusses Eder. Der Ort besteht aus dem südlich der Eder gelegenen Kernort Mehlen und der nördlich des Flusses gelegenen Wohnsiedlung „Lieschensruh“. Unmittelbar südlich von Lieschensruh mündet die Netze in die Eder. Etwa 800 m nordwestlich von Lieschensruh befindet sich der Buhlener Viadukt, der die Netze und die Bundesstraße 485 überquert.
Geschichte
Ortsgeschichte
Das Dorf entstand etwa im neunten Jahrhundert. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Mehlen erfolgte im Jahr 850 unter dem Namen Mehilina,[1] als ein Gozmar[Anm. 1] seine Besitzungen in den sieben im Raum Frankenberg-Waldeck-Wildungen liegenden Dörfern Affoldern, Buhlen, Gleichen, Haine, Mehlen, Schreufa und Viermünden dem Kloster Fulda schenkte.
Früher lebten die Menschen von Ackerbau und Viehzucht. Heute hat die Landwirtschaft keine große Bedeutung mehr. Bis vor einigen Jahren wurde östlich von Mehlen nach Kies und Sand gebaggert, und es entstanden mehrere Baggerteiche. Einige dieser Teiche sind heute als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Handwerk und Fremdenverkehr bestimmen heute die Infrastruktur.
Das Dorf gehörte bis 1919 zur Grafschaft bzw. dem Fürstentum Waldeck.
Die Einwohnerzahl des Kernorts wird heute von der des erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Siedlung Lieschensruh übertroffen. Die Kirche des Ortes wurde 1798 erbaut, die Brücke über die Eder im Jahre 1896, im Zuge des Neubaus der damaligen Staatsstraße Mehlen-Lieschensruh-Buhlen (heute Teil der Bundesstraße 485).
Hessische Gebietsreform (1970–1977)
Die bis dahin selbständige Gemeinde Mehlen fusionierte zum 31. Dezember 1971 im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit anderen Gemeinden des Edertales freiwillig zur Großgemeinde Edertal.[3][4] Für Mehlen, wie für alle ehemaligen Gemeinden von Edertal, wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Verwaltungsgeschichte im Überblick
Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten, in denen Mehlen lag:[1][6]
- vor 1712: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Waldeck, Amt Waldeck
- ab 1712: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- ab 1807: Fürstentum Waldeck, Amt Waldeck
- ab 1815: Fürstentum Waldeck, Oberamt der Eder
- ab 1816: Fürstentum Waldeck, Oberjustizamt der Werbe
- ab 1850: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (seit 1849), Kreis der Eder[Anm. 2]
- ab 1867: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (Akzessionsvertrag mit Preußen), Kreis der Eder
- ab 1871: Deutsches Reich, Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- ab 1919: Deutsches Reich, Freistaat Waldeck-Pyrmont, Kreis der Eder
- ab 1929: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis der Eder
- ab 1942: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1946: Amerikanische Besatzungszone, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck, Gemeinde Edertal[Anm. 3]
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg, Gemeinde Edertal
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mehlen 989 Einwohner. Darunter waren sechs (0,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 198 waren zwischen 18 und 49, 108 zwischen 50 und 64 und 96 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 207 Haushalten. Davon waren 57 Singlehaushalte, 63 Paare ohne Kinder und 72 Paare mit Kindern, sowie 15 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 42 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 135 Haushaltungen leben keine Senioren.[7]
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
- 1541: 18 Häuser
- 1620: 30 Häuser
- 1650: 14 Häuser
- 1738: 26 Häuser
- 1770: 36 Häuser, 230 Einwohner
Mehlen: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1770 | 230 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 268 | |||
1840 | 264 | |||
1846 | 294 | |||
1852 | 291 | |||
1858 | 259 | |||
1864 | 271 | |||
1871 | 279 | |||
1875 | 257 | |||
1885 | 298 | |||
1895 | 296 | |||
1905 | 288 | |||
1910 | 355 | |||
1925 | 358 | |||
1939 | 399 | |||
1946 | 573 | |||
1950 | 537 | |||
1956 | 504 | |||
1961 | 471 | |||
1967 | 435 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 489 | |||
2015 | 499 | |||
2020 | 486 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Edertal[2]; Zensus 2011[7] |
Historische Religionszugehörigkeit
• 1895: | 291 evangelische (= 90,31 %), zwei katholische (= 0,68 %), drei jüdische (= 1,01 %) Einwohner[1] |
• 1961: | 431 evangelische (= 91,51 %), 36 katholische (= 7,64 %) Einwohner[1] |
Kultur
An Vereinen gibt es den „SV Edergold Mehlen 1970 e. V.“ und die Freiwillige Feuerwehr Mehlen. Ein Gesangverein ist im Neuaufbau. Einen hohen Bekanntheitsgrad in der gesamten Region Nordhessen hat die Kirmes, die jedes Jahr Ende Juni auf dem Festplatz an der Eder stattfindet.
Söhne und Töchter des Ortes
- Karl Hartwig (1881–1958), Abgeordneter in der Waldecker Landesvertretung
Literatur
- Otto Mette: Mehlen. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 1987 (= Waldeckische Ortssippenbücher 31); bearbeiteter Zeitraum 1550–1985, 920 Familien
- Literatur über Mehlen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Mehlen In: Webauftritt der Gemeinde Edertal.
- Mehlen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- Man mutmaßt, dass er ein Ahnherr der Grafen von Reichenbach und der Grafen von Ziegenhain war.
- Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Wildungen) und Verwaltung.
- Am 31. Dezember 1971 als Ortsbezirk zur Gemeinde Edertal.
Einzelnachweise
- Mehlen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Edertal, abgerufen im November 2020.
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 6. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 408.
- Hauptsatzung. (PDF; 123 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Edertal, abgerufen im Januar 2023.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 46 und 102, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020 .