Liebenscheid

Liebenscheid ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rennerod an.

Wappen Deutschlandkarte
Liebenscheid
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Liebenscheid hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 42′ N,  6′ O
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Westerwaldkreis
Verbandsgemeinde: Rennerod
Höhe: 535 m ü. NHN
Fläche: 10,56 km2
Einwohner: 827 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner je km2
Postleitzahl: 56479
Vorwahl: 02667
Kfz-Kennzeichen: WW
Gemeindeschlüssel: 07 1 43 256
Gemeindegliederung: 3 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Hauptstraße 55
56477 Rennerod
Website: www.rennerod.de
Ortsbürgermeisterin: Mechthild Hoffmann
Lage der Ortsgemeinde Liebenscheid im Westerwaldkreis
Karte

Geografie

Die Gemeinde liegt im Westerwald zwischen Siegen und Limburg an der Lahn an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen und Hessen.

Die drei Ortsteile der Gemeinde sind Liebenscheid, Weißenberg und Löhnfeld. Zur Gemeinde gehören auch die Wohnplätze Erlenberghof und Schule Weißenberg-Löhnfeld.[2] Östlich von Weißenberg liegt das Dreiländereck der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz.

Geschichte

Liebenscheid geht vermutlich aus einer Befestigungsanlage zurück, die zur Kontrolle der in der Nähe verlaufenden Fernhandelsstraßen vom Rhein nach Frankfurt am Main und nach Leipzig errichtet wurde. Ob diese von Anfang an mit der späteren Burg Liebenscheid identisch war, ist unklar. Die Endung „-scheid“ deutet auf eine Gründung zwischen 1100 und 1300 hin. Vermutlich fiel der Ort 1323 zusammen mit Mengerskirchen von den Grafen von Molsberg an das Haus Nassau. Dort war er zunächst Teil des Haigergaus.

Erstmals erwähnt wurde Liebenscheid am 18. Juni 1341 in einem Teilungsvertrag zwischen den Söhnen des Grafen Heinrich I. von Nassau-Dillenburg erstmals erwähnt. Heinrich I. von Nassau-Beilstein erhielt neben anderen Besitztümern Liebenscheid, das damit Teil der eigenständigen Grafschaft Nassau-Beilstein wurde. In den rund 200 Jahren der Existenz von Nassau-Beilstein war Liebenscheid zeitweise Residenz von jüngeren Brüdern der jeweils amtierenden Grafen. Teilweise wird auch von einer eigenständigen Grafschaft mit Sitz in Liebenscheid gesprochen.

Im Jahre 1360 erhielt Liebenscheid zusammen mit dem Nachbardorf Weißenberg auf Betreiben Heinrichs I. durch Kaiser Karl IV. die Stadtrechte, wobei der Kaiser den beiden Orten die gleichen Rechte wie die der Reichsstadt Wetzlar zusagte. Es folgte der Bau einer Befestigung mit Turm und Mauern. Zudem erhielt der Ort ein Gericht. 1452 stiftete der Beilsteiner Graf dem Mainzer Dompropst Heinrich eine Kapelle.

1561, mit dem Tod Johanns III., fiel Liebenscheid an Nassau-Dillenburg. 1584 wurde der Ort zum Standort eines Fähnleins des neu aufgestellten Landrettungswerks, einer Milizeinheit. 1587 begannen Bauarbeiten, um die verfallene Erste Stadtmauer durch eine neue Befestigungsanlage zu ersetzen, an denen der Kurmainzer Baumeister Georg Robin beratend mitwirkte. Es handelte sich um eines der ersten Festungsprojekte nach zeitgenössischem niederländischen Vorbild im Heiligen Römischen Reich. Bis mindestens 1594 hielten die Bauarbeiten an, eine Fertigstellung der Anlage erfolgte jedoch nicht. Ihre Reste wurden im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

Im Gefängnis des Schlosses Liebenscheid wurden der Vater von Peter Paul Rubens, Jan Rubens, festgehalten, da er eine Affäre mit Anna, der Ehefrau des Grafen Wilhelm I. von Oranien-Nassau, hatte. 1582 wurde, ebenfalls wegen Ehebruchs, der Theologe Gerhard Eobanus Geldenhauer dort inhaftiert.

Nach dem Tod Wilhelm Ludwigs von Nassau-Dillenburg fiel Liebenscheid 1620 an die Grafschaft Nassau-Dietz. Im Dreißigjährigen Krieg litt Liebenscheid unter seiner Lage an einer wichtigen Heerstraße von den Niederlanden nach Süddeutschland. 1632 wurden 16 Haushaltungen gezählt, 1644 noch acht. In Weißenberg wurden 1632 zehn Haushaltungen verzeichnet, 1650 noch vier. Für 1738 werden in Liebenscheid wieder 34 Feuerstätten genannt.

Kirchlich gehörte Liebenscheid spätestens 1663 zum Kirchspiel Neukirch. Die Schule für das gesamte Kirchspiel befand sich in Liebenscheid, war aber Überlieferungen zufolge häufig nicht mit einem Lehrer besetzt. Sie wird 1592 erstmals erwähnt. Kurz vor 1545 wurde die Reformation eingeführt und bis 1579 durchgesetzt. 1755 spalteten sich Weißenberg und Liebenscheid als Kirchspiel von Neukirch ab. 1779 wurde ein Pfarrhaus fertiggestellt.

Am 1. April 1969 wurden die bis dahin selbstständigen Gemeinden Löhnfeld und Weißenberg eingemeindet.[3]

Der Ort Oberliebenscheid befand sich wohl etwas mehr als einen Kilometer westlich von Liebenscheid. Im Jahr 1440 wurde der Ort von Truppen der Grafen von Sayn in einer Auseinandersetzung mit Nassau-Beilstein angegriffen und niedergebrannt, worauf er wüst fiel.

Löhnfeld

Der heutige Gemeindeteil Löhnfeld wurde erstmals im Jahr 1300 erwähnt. Er wurde ebenfalls in der Auseinandersetzung von 1440 zum Teil niedergebrannt, fiel aber anders als mehrere ähnlich behandelte Dörfer der Umgebung nicht wüst. Zu diesem Zeitpunkt hatte Löhnfeld bereits eine eigene Kapelle. Spätestens 1707 gab es einen Heimberger im Ort und spätestens 1786 einen Winterschulmeister. Im Jahr 1511 werden sechs Eigenleute ein Einwohner genannt, 1589 fünf Häuser im Ort. 1641 war Löhnfeld, wohl als Folge des Dreißigjährigen Krieges, unbewohnt. 1643 werden wieder drei Mann, ein Weib und drei Kinder genannt. 1648 gab es sechs Häuser, 1738 zehn Feuerstätten, 1750 60 Bewohner und 1818 99 Einwohner.

1362 wird erstmals das Dorf Kramphausen genannt, das sich rund 500 Meter östlich von Löhnfeld befand. Spätestens 1731 war Kramphausen nicht mehr bewohnt.

Weißenberg

Weißenberg wurde erstmals 1350 urkundlich erwähnt. 1746 baute die Gemeinde eine Kapelle, in der spätestens 1793 Schule gehalten wurde. Auch für Weißenberg ist 1707 erstmals ein Heimberger verbürgt. Für 1560 werden zwölf Hausgesessen im Ort genannt. 1607 lebten dort sechs Mann, 1643 ein Mann, eine Witwe und ein Kind. 1684 werden vier Familien in Weißenberg genannt 1723 16 Haushalte, 1782 97 Einwohner und 1818 167 Einwohner.

Kulturdenkmäler

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Liebenscheid besteht aus zwölf Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und der ehrenamtlichen Ortsbürgermeisterin als Vorsitzender.[4]

Bürgermeister

Mechthild Hoffmann wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 72,82 % für weitere fünf Jahre in ihrem Amt als Ortsbürgermeisterin bestätigt.[5]

Wappen

Die Blasonierung lautet: „Gespalten von Gold und Blau; rechts ein blaues Antoniuskreuz mit zwei angehängten blauen Glöckchen, links ein rotbewehrter und -gezungter goldener Löwe.“

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Literatur

  • Martin Zeiller: Libenschied. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655, S. 99 (Volltext [Wikisource]).
  • Hellmuth Gensicke: Zur nassauischen Ortsgeschichte: Kirchspiel und Gericht Neukirch. In: Nassauische Annalen 1981, S. 150–168.
  • Karl Wolf: Zur Geschichte des hohen Westerwalds (Sechshundert Jahre Liebenscheid). In: Nassauische Annalen. 61. Band, 1950, S. 181–196.
Commons: Liebenscheid – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Januar 2019[Version 2022 liegt vor.]. S. 78 (PDF; 3 MB).
  3. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 170 (PDF; 2,8 MB).
  4. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen
  5. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Rennerod, Verbandsgemeinde, siebte Ergebniszeile. Abgerufen am 18. Juli 2020.
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