Liebenau (Hessen)

Liebenau (niederdeutsch Lebenogge) ist eine Landstadt im nordhessischen Landkreis Kassel.

Wappen Deutschlandkarte
Liebenau (Hessen)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Liebenau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 30′ N,  17′ O
Bundesland:Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Kassel
Höhe: 144 m ü. NHN
Fläche: 48,88 km2
Einwohner: 2989 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 61 Einwohner je km2
Postleitzahl: 34396
Vorwahl: 05676
Kfz-Kennzeichen: KS, HOG, WOH
Gemeindeschlüssel: 06 6 33 016
Stadtgliederung: 8 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Lacheweg 1
34396 Liebenau
Website: www.stadt-liebenau.de
Bürgermeister: Harald Munser (unabhängig)
Lage der Stadt Liebenau im Landkreis Kassel
Karte
Karte
Liebenau von oben
Liebenau – Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655, links Burg Liebenau

Geografie

Geografische Lage

Liebenau liegt an der nördlichen Grenze zu Nordrhein-Westfalen fast im äußersten Norden des Landkreises Kassel am Südostrand der Warburger Börde. Es befindet sich etwa 25 km (Luftlinie) nordwestlich von Kassel zwischen Warburg im Westen und Hofgeismar im Osten.

Liebenau wird etwa in West-Ost-Richtung von der Diemel durchflossen, in die oberhalb der Ortschaft der Eggel (von Norden kommend), in Liebenau der Vombach (auch von Norden) und unterhalb davon die Warme (von Süden) einmündet.

Jeweils in einigen Kilometern Entfernung befinden sich nordöstlich von Liebenau der Solling, östlich der Reinhardswald, südlich der Habichtswald und nordwestlich das Eggegebirge, die bis auf den Reinhardswald von Naturparks eingerahmt werden.

Nachbargemeinden

Liebenau grenzt im Norden an die Stadt Trendelburg, im Osten an die Stadt Hofgeismar, im Südosten an die Stadt Grebenstein, im Süden an die Gemeinden Calden und Breuna (alle im Landkreis Kassel), sowie im Westen und Nordwesten an die Städte Warburg und Borgentreich (beide im Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen).

Stadtgliederung

Die Stadt besteht neben dem Hauptort Liebenau aus den Ortsteilen Ersen, Grimelsheim, Haueda, Lamerden, Niedermeiser, Ostheim und Zwergen.

Geschichte

In Steinbrüchen bei Lamerden und Haueda befindet sich die größte fossile Fundstelle in Nordhessen. Unter anderem wurden hier im Muschelkalk die Überreste von Nothosauriern und von fossilen Seelilien gefunden. Besitzer dieser Fundstelle ist das Naturkundemuseum Kassel, das dort regelmäßig Ausgrabungen tätigt.

Die Warburger Börde mit ihren sanften Hügeln und fruchtbaren Niederungen ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Zahlreiche Bodenfunde belegen eine durchgehende Besiedelung seit der Jungsteinzeit. Auch Grenzland ist hier schon lange. Früher kämpften Chatten, Cherusker und Sachsen, später die Bischöfe von Paderborn und die Landgrafen von Hessen um den Besitz der fruchtbaren Landschaft. Burg und Stadt Liebenau findet sich im Jahre 1293 erstmals urkundlich erwähnt, als Hermann von Desenberg genannt Spiegel die Burg und Stadt Liebenau dem Grafen Otto von Waldeck zu Lehen auftrug.[2] Im Jahr 1465 nahm Landgraf Ludwig II. Liebenau im Zuge der Hessen-Paderbornischen Fehde (1464–1471) gewaltsam in Besitz und zerstörte die dortige Burg. Seither ist der Ort hessisch.

In den Jahren 1945 bis 1949 wurde der Bahnhof Liebenau zum Grenzbahnhof zwischen dem Britischen Sektor (Nordrhein-Westfalen) und dem US-amerikanischen Sektor (Hessen).

Zum 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbständigen Gemeinden Grimelsheim, Haueda, Lamerden und Ostheim freiwillig mit der Stadt Liebenau zur erweiterten Stadt Liebenau.[3] Am 1. April 1972 wurden die Gemeinden Ersen und Niedermeiser auf freiwilliger Basis eingemeindet. Zwergen folgte kraft Landesgesetz am 1. August 1972.[4][5] Für die nach Liebenau eingegliederten Gemeinden und die Kernstadt (Stadtteile) wurde je ein Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Liebenau 3321 Einwohner. Darunter waren 46 (1,4 %) Ausländer, von denen 30 aus dem EU-Ausland, 10 aus anderen europäischen Ländern und 6 aus anderen Staaten kamen.[7] (Bis zum Jahr 2020 erhöhte sich die Ausländerquote auf 3,3 %.[8]) Nach dem Lebensalter waren 568 Einwohner unter 18 Jahren, 1266 zwischen 18 und 49, 757 zwischen 50 und 64 und 735 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 1363 Haushalten. Davon waren 24 Singlehaushalte, 362 Paare ohne Kinder und 517 Paare mit Kindern, sowie 138 Alleinerziehende und 22 Wohngemeinschaften.[10] In 272 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 828 Haushaltungen lebten keine Senioren.[11]

Einwohnerentwicklung

Liebenau: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020
Jahr  Einwohner
1834
 
597
1840
 
653
1846
 
664
1852
 
676
1858
 
622
1864
 
632
1871
 
569
1875
 
581
1885
 
660
1895
 
593
1905
 
559
1910
 
538
1925
 
596
1939
 
506
1946
 
982
1950
 
1.002
1956
 
841
1961
 
784
1967
 
742
1970
 
731
1973
 
3.677
1975
 
3.601
1980
 
3.581
1985
 
3.501
1990
 
3.600
1995
 
3.625
2000
 
3.699
2005
 
3.574
2010
 
3.337
2011
 
3.321
2015
 
3.123
2020
 
2.977
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[12]; Hessisches Statistisches Informationssystem[8]; Zensus 2011[7]
nach 1970 einschließlich der im Zuge der Gebietsreform in Hessen eingegliederten Orte.

Daten zur Religionszugehörigkeit

 1961:619 evangelische (= 78,95 %), 147 katholische (= 18,75 %) Einwohner[12]
 1987:2945 evangelische (= 84,5 %), 416 katholische (= 11,9 %), 125 sonstige (= 3,6 %) Einwohner[13]
 2011:2485 evangelische (= 74,8 %), 413k katholische (= 12,4 %), 423 sonstige (= 12,7 %) Einwohner[14]

Jüdische Einwohner

Im Jahre 1835 lebten 36 jüdische Einwohner in Liebenau; 1861 waren es 39, und 1905 waren es noch 17. Sie gehörten zur jüdischen Gemeinde in Niedermeiser. Der von 1791 bis etwa 1921 genutzte jüdische Friedhof an der Straße „Am Hopfenberg“ ist im Denkmalverzeichnis vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen als Kulturdenkmal aus geschichtlichen Gründen ausgewiesen. Insgesamt 13 Gräber sind noch vorhanden.[15]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[16] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[17][18][19]

Stadtverordnetenversammlung – Kommunalwahlen 2021
Stimmenanteil in %
Wahlbeteiligung 57,8 %
 %
70
60
50
40
30
20
10
0
41,2
(−21,2)
32,4
(+1,7)
14,2
(n. k.)
8,6
(+1,7)
3,7
(n. k.)
2016

2021

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Wir für Euch
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Fehler in der Farbeingabe - Hell
Sitzverteilung
Insgesamt 15 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften  %
2021
Sitze
2021
 %
2016
Sitze
2016
 %
2011
Sitze
2011
 %
2006
Sitze
2006
 %
2001
Sitze
2001
FWG Freie Wählergemeinschaft Liebenau 41,2 6 62,4 14 58,1 13 57,8 13 50,7 12
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 32,4 5 30,7 7 34,1 8 34,3 8 42,2 10
WfE Wir für Euch 14,2 2
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 8,6 1 6,9 2 7,8 2 7,9 2 7,1 1
Linke Die Linke 3,7 1
Gesamt 100,0 15 100,0 23 100,0 23 100,0 23 100,0 23
Wahlbeteiligung in % 57,8 63,5 63,3 65,2 72,7

Bürgermeister

Seit dem Jahr 1993 werden in Hessen die Bürgermeister direkt gewählt.[20] Harald Munser (unabhängig) ist seit 2014 Bürgermeister.[21]

Wappen

Wappen von Liebenau
Wappen von Liebenau
Blasonierung: „In Blau eine silberne Burg mit drei rotbedachten Türmen; vor dem Tore ein Schild mit dem siebenmal von Rot und Silber geteilten Hessischen Löwen.“[22]

Das Wappen wurde am 25. Mai 1973 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt.

Flagge

Die Flagge wurde der Stadt am 1. Juni 1993 durch das Hessische Ministerium des Innern genehmigt und wird wie folgt beschrieben:

„Die Flagge der Stadt Liebenau zeigt auf der von Rot, Weiß und Rot im Verhältnis von 1:3²/³:1 längsgeteilten Flaggenbahn in der oberen Hälfte aufgelegt das Stadtwappen.“[23]

Partnerschaften

Liebenau unterhält seit 1991 eine Ringpartnerschaft zu den gleichnamigen Orten

Verkehr

Der 1848 fertiggestellte Bahnhof Liebenau (Bz Kassel) an der Bahnstrecke Kassel–Warburg ist seit der Einstellung des Verkehrs im Jahre 2015 nicht mehr in Betrieb.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Martin Zeiller: Liebenaw. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum (= Topographia Germaniae. Band 7). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1655 (Volltext [Wikisource]).
  • Maren Siegmann: Bunte Pracht – Die Perlen der frühmittelalterlichen Gräberfelder von Liebenau, Kreis Nienburg/Weser und Dörverden, Kr. Verden/Aller. Chronologie der Gräber, Entwicklung und Trageweise des Perlenschmucks, Technik der Perlen. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 28; 5 Bände Beier & Beran, Weißbach/Langenweißbach 2002–2006
  • Literatur über Liebenau nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
Commons: Liebenau, Hessen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2022 nach Gemeinden (Landkreise und kreisfreie Städte sowie Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Landgrafen-Regesten online Nr. 354. Regesten der Landgrafen von Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 56 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  4. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 398.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 2,8 MB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Liebenau, abgerufen im November 2020.
  7. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit (Gruppen): Liebenau, Stadt. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  8. statistik.hessen.de/hesis Hessisches Statistisches Informationssystem (vorübergehend offline) In: Statistik.Hessen.
  9. Bevölkerung nach fünf Altersklassen: Liebenau, Stadt. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  10. Haushalte nach Familien: Liebenau, Stadt. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  11. Haushalte nach Seniorenstatus: Liebenau, Stadt. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  12. Liebenau, Landkreis Kassel. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  13. Ausgewählte Strukturdaten über die Bevölkerung am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 71, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2022;.
  14. Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit: Liebenau, Stadt. In: Zensus 2011. Statistisches Bundesamt, abgerufen im Januar 2024.
  15. Jüdischer Friedhof Liebenau, bei Alemannia Judaica (mit 13 Fotos)
  16. Ergebnis der Gemeindewahl am 14. März 2021. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im April 2021.
  17. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.
  18. Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2011.
  19. Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006. In: Webauftritt. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2006.
  20. Bürgermeister-Direktwahlen in Liebenau, Stadt. In: Statistik.Hessen. Hessisches Statistisches Landesamt, abgerufen im Januar 2021.
  21. Bürgermeisterwahlen (Memento vom 10. November 2020 im Internet Archive) In: hessenschau.de, abgerufen am 9. Nov. 2020
  22. Genehmigung eines Wappens der Stadt Liebenau, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 11. Juni 1973. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1973 Nr. 24, S. 1050, Punkt 739 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
  23. Genehmigung einer Flagge der Stadt Liebenau, Landkreis Kassel, Reg.-Bez. Kassel vom 21. Juni 1993. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1993 Nr. 25, S. 1412, Punkt 559 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF]).
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