Leucochloridium paradoxum

Leucochloridium paradoxum ist ein parasitischer Saugwurm (Klasse der Trematoda, Unterklasse der Digenea), der zu den Plattwürmern (Plathelminthes) zählt. Während seiner Entwicklung bilden sich in den Fühlern des Zwischenwirtes, Schnecken der Gattung Succinea, farbig gebänderte und pulsierende Sporocystenschläuche. Diese locken Vögel an, welche die Fühler fressen, da sie diese für Würmer halten, und hierdurch zum Endwirt des Parasiten werden.

Leucochloridium paradoxum

Leucochloridium paradoxum

Systematik
Unterklasse: Digenea
Ordnung: Strigeata
Unterordnung: Brachylaimata
Familie: Leucochloridiidae
Gattung: Leucochloridium
Art: Leucochloridium paradoxum
Wissenschaftlicher Name
Leucochloridium paradoxum
(Carus, 1835)

Lebenszyklus

Leucochloridium paradoxum lebt als Fühlerlarve in Succinea-Schnecken. Im Adultstadium lebt er als Urogonimus macrostomus in der Kloake oder der Bursa Fabricii (einem lymphatischen Organ) verschiedener Vogelarten. Die Eier des Saugwurms, die von einer harten Schale umgeben sind, gelangen mit dem Kot in die Umwelt.

Die Schnecken infizieren sich durch das Fressen von mit Eiern infiziertem Vogelkot.[1]

Bei einem alternativen Infektionsweg schlüpfen die Wimpernlarven (Miracidien) noch im Kot und infizieren die Schnecke über den Augenstiel. Die Larven wandern vom Verdauungstrakt der Schnecke in die Mitteldarmdrüse, wo sie sich in Cercarien verwandeln. Durch ungeschlechtliche Vermehrung entstehen hunderte von Cercarien, die sich in der Leber zu Sporocysten entwickeln. Die Sporocysten sammeln sich in langen Schläuchen und bilden Brutsäcke, auch Sporocystenschläuche genannt. Ein oder mehrere Sporocystenschläuche erstrecken sich durch den ganzen Körper der Schnecke bis in die Fühler. Hierdurch werden die Fühler enorm vergrößert, es entsteht eine farbig gebänderte und pulsierende Fühlermade. L. paradoxum verändert das Verhalten der Schnecke so, dass sie eine höhere Mobilität zeigt und sich auf gut sichtbaren, gut beleuchteten Blättern einfindet.[2] Die raupenähnliche Farbe und Bewegung im Fühler (siehe Video unten) lockt Vögel an, die die Fühler als Nahrung ansehen. Aufgrund der Größe der Fühler ist die Schnecke nicht mehr in der Lage, diese einzuziehen. Im Verdauungstrakt des Vogels entwickeln sich die Cercarien zu adulten Tieren. Diese vermehren sich in der Kloake sexuell und legen Eier, die wiederum über den Kot ausgeschieden werden.

Morphologie

Die Unterscheidung der Leucochloridium-Arten ist aufgrund ihrer starken Ähnlichkeiten nicht einfach. Vielen Adulttieren fehlt eine harte Struktur und sie variieren in ihrer Größe. Leucochloridium-Arten werden anhand ihrer Sporozystenschläuche unterschieden. Die Sporozystenschläuche von L. paradoxum haben grüne Bänder mit dunkelbraunen und schwarzen Flecken.[3] Während seiner Entwicklung nimmt der Parasit verschiedene Größen und Formen an.

L. paradoxum hat braune Eier mit ovaler Form.[4] Die Mirazidien sind zu Beginn ihrer Entwicklung durchsichtig und haben eine längliche Form. Wenn die Mirazidien bereit für ihre Transmission sind, infizieren sie die Schnecke über den Augenstiel.[5][6] Alternativ werden die Eier von Schnecken gefressen und schlüpfen im Darm der Schnecke. Nachdem die Mirazidien in die Schnecke eingedrungen sind und sich in Sporozysten transformiert haben, bilden sie die Fühlerlarve. Diese ist als grün, gelb und rot pulsierender Brutschlauch mit Sporozysten in ihrem Inneren zu erkennen. Die Sporozysten entwickeln sich zu Cerkarien mit Fortbewegungsapparat und Verdauungstrakt, der von einer exkretorischen Blase gesäumt ist, welche bis in den Schwanz reicht. Der Schwanz der Cerkarie hat Flossenfalten an seiner Ober- und Unterseite. An den Seiten des Schwanzes befinden sich Setae. Die Cerkarien haben zwei Augenpunkte. Am Ende des Zyklus befindet sich L. paradoxum im Wurmstadium, genannt Urogonimus macrostomus. In diesem Stadium ist der Wurm dorsal abgeflacht und hat Saugorgane, welche für die Anhaftung an die Darmwand des Vogels essentiell sind.[7]

Mit L. paradoxum befallene Bernsteinschnecke

Habitat

L. paradoxum lebt in feuchten Gebieten, beispielsweise nordamerikanischen oder europäischen Wäldern, wo sich ihre Hauptwirte, verschiedene insektenfressende Vögel (bsp. Rabenvögel, Spechte und Finken), und Zwischenwirte, Schnecken der Gattung Succinea, befinden.

Verbreitungsgebiet

Leucochloridium paradoxum wurde erstmals in Deutschland entdeckt.[8] Andere Fundorte sind: Norwegen[3] und Polen.[2]

Einzelnachweise

  1. Wesenberg-Lund, C. (1931). Contributions to the development of Trematoda Digenea. Part I. The biology of Leucochloridium paradoxum. D. Kgl. Danske Selsk. Skrifter, Nauturvidensk og Mathem. Afd. 9, Række 4: 90–142.
  2. W. Wesoowska, T. Wesoowiski, Journal of Zoology (October) 2013. Do Leucochloridum sporocysts manipulate the behaviour of their snail hosts? August 2013. Journal of Zoology. Issue 292, 2014: 151-5.
  3. T. A. Bakke (April) 1980. A revision of the family Leucochloridiidae Poche (Digenea) and studies on the morphology of Leucochloridium paradoxum Carus, 1835. Systematic Parasitology, Volume 1, Numbers 3–4. 189–202.
  4. Schmidt, G.D. (2000). Foundations in Parasitology, 6th ed. McGraw-Hill Comp.
  5. Halík, L. (1931). Über die rhythmischen Bewegungen der in Bernsteinschnecken parasitierenden Sporozystenschläuche von Leucochloridium macrostomum Rud. (= paradoxum Carus). Z. vergl. Physiol. 14, 462–478.
  6. Wesenberg-Lund, C. (1931). Contributions to the development of Trematoda Digenea. Part I. The biology of Leucochloridium paradoxum. D. Kgl. Danske Selsk. Skrifter, Nauturvidensk og Mathem. Afd. 9, Række 4: 90–142.
  7. Fried, B. (1997). Advances in Termatode Biology. Boca Raton: CRC Press.
  8. S.P. Casey, T.A. Bakke, P.D. Harris & J. Cable (November) 2004. Use of ITS rDNA for discrimination of European green- and brown-banded sporocysts within the genus Leucochloridium Carus, 1835 (Digenea: Leucochloriidae). Systematic Parasitology. Volume 56, Number 3: 163–168
Commons: Leucochloridium paradoxum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Kathleen McAuliffe: This is your brain on parasites, Verlag Houghton Mifflin Harcourt, Boston
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