Letschwe

Der Letschwe (Kobus leche) ist eine afrikanische Antilope aus der Gattung der Wasserböcke. Andere Schreibweisen sind Lechwe (wie im Englischen) oder Litschi.

Letschwe

Rote Lechwes (Kobus leche leche) im Okavangodelta

Systematik
ohne Rang: Stirnwaffenträger (Pecora)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Antilopinae
Tribus: Reduncini
Gattung: Wasserböcke (Kobus)
Art: Letschwe
Wissenschaftlicher Name
Kobus leche
Gray, 1850

Merkmale

Männliche Kafue-Letschwe (K. l. kafuensis)

Diese Antilope ist mit einer Schulterhöhe von einem Meter mittelgroß, ihr Rücken fällt schräg von der Hinterhand zu den Schultern ab. Nur das Männchen trägt lange, stark geringelte, leierförmige Hörner. Anhand der Zeichnung können mehrere Unterarten unterschieden werden. Beim Roten Letschwe tritt das leuchtende Kastanienbraun der Oberseite mit der weißen Unterseite in Kontrast. Auffallende schwarze Streifen bedecken die Vorderläufe. Die Männchen erreichen ein Gewicht von 118 Kilogramm, die Weibchen von 80 Kilogramm.

Verbreitung

Der Letschwe hat nur ein kleines und sehr stark verinseltes Verbreitungsgebiet in den Feuchtgebieten von Botswana, Namibia, Angola, Sambia und im südlichen Kongo. Er ist an Schwemmebenen sowie jahreszeitlich überflutete Sümpfe wie das Okawango-Becken gebunden. Im seichten Wasser ernährt er sich fast ausschließlich von Sumpfgräsern.[1]

Verhalten

Männchen sind territorial, ihre Reviere sind jedoch wegen der hohen Populationsdichte sehr klein und messen nur 15 bis 200 Meter im Durchmesser. Die Konkurrenz ist extrem, und wenige Männchen können ihr Revier länger als wenige Tage halten. Weibchen bilden Herden, die bis zu tausend Tiere umfassen können.

Systematik

Der Letschwe wird als eigenständige Art innerhalb der Gattung der Wasserböcke (Kobus) eingeordnet, die nach aktuellem Stand aus zwölf Arten besteht.[2] Die wissenschaftliche Erstbeschreibung stammt von dem britischen Zoologen John Edward Gray aus dem Jahr 1850, der die Art anhand von Individuen vom Fluss Boteti nahe dem Ngamisee in Botswana beschrieb (in seiner Erstbeschreibung als „Banks of the river Zoaga“ bezeichnet und später zugeordnet).[3]

Innerhalb der Art werden gemeinsam mit der Nominatform vier Unterarten unterschieden:[3]

  • Kobus leche kafuensis
  • Kobus leche leche
  • Kobus leche robertsi
  • Kobus leche smithemani

Kobus leche robertsi ist ausgestorben,[4] die anderen vier Unterarten kommen in unterschiedlicher Bestandszahl in Afrika vor.[1] Ehemals wurde auch der 2005 erstbeschriebene Upemba-Litschi (heute Kobus anselli) der Art zugeordnet,[1] er wird jedoch heute als eigenständige Art betrachtet.[2]

Status, Gefährdung und Schutz

Herde Schwarzer Letschwes (K. l. smithemani) in den Bangweulusümpfen

Durch Wilderei und Habitatzerstörung ist der Letschwe seltener geworden. Am besten geht es dem Roten Letschwe (K. l. leche), von dem es 30.000 Exemplare im Okawango-Delta gibt und der auch in anderen Teilen Botswanas und Angolas verbreitet ist. Der Kafue-Letschwe (K. l. kafuensis) lebt in Sambia entlang des Kafue-Flusses, etwa im Lochinvar-Nationalpark. Durch Wilderei hat sich sein Bestand von 100.000 auf 50.000 Tiere halbiert. Der Bau des Itezhitezhi-Dammes am Kafue hat durch den nun relativ konstanten Wasserstand in den Kafue-Auen und die aus Gründen der Weidewirtschaft regelmäßigen Überflutungen sehr zur Erhaltung des Bestandes beigetragen. Die Kafue-Talsperre ist in dieser Frage indifferent, da ihr Stausee sich in einer Schlucht befindet und keine Aue überflutet. Der Schwarze Letschwe (K. l. smithemani) lebt in den Bangweulusümpfen um den Bangweulusee in Sambia; durch die Trockenlegung großer Teile dieser Sümpfe sind die Bestände von 250.000 (1930) auf 30.000 Tiere gefallen. Die IUCN stuft den Schwarzen Letschwe und den Kafue-Letschwe als „gefährdet“ ein. Insgesamt gilt die Art als „nicht gefährdet“.[1]

Ausgestorben ist der Roberts-Letschwe (K. l. robertsi), der einst entlang der Flüsse Luongo und Luena in Sambia verbreitet war. Von dieser Unterart existieren weder in der Wildnis noch in Gefangenschaft überlebende Exemplare.[4]

Literatur

  • C. A. Spinage: The Natural History of Antelopes. Croom Helm, London 1986, ISBN 0-7099-4441-1
Commons: Letschwe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kobus leche in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015-4. Eingestellt von: Antelope Specialist Group, 2008. Abgerufen am 17. Februar 2016.
  2. Colin P. Groves und David M. Leslie Jr.: Family Bovidae (Hollow-horned Ruminants). In: Don E. Wilson und Russell A. Mittermeier (Hrsg.): Handbook of the Mammals of the World. Volume 2: Hooved Mammals. Lynx Edicions, Barcelona 2011, ISBN 978-84-96553-77-4, S. 444–779
  3. Kobus leche (Memento des Originals vom 17. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vertebrates.si.edu. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A taxonomic and geographic Reference. 2 Bände. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore MD 2005, ISBN 0-8018-8221-4.
  4. Kobus leche ssp. robertsi in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2015-4. Eingestellt von: Antelope Specialist Group, 2008. Abgerufen am 17. Februar 2016.
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