Lester Habegger
Lester „Les“ Habegger (* 13. November 1924 in Berne, Indiana;[1] † 6. Juli 2017 in Spokane, Washington) war ein US-amerikanischer Basketballtrainer, der erfolgreich in der NCAA, als Assistent und General Manager in der Profiliga NBA und in der deutschen Basketball-Bundesliga gearbeitet hat. Als größte Erfolge sind seine NBA-Meisterschaft mit den Seattle SuperSonics 1979 und sein Meistertitel mit Steiner Bayreuth 1989, verbunden mit zwei Pokalsiegen 1988 und 1989, anzusehen.
Spielerinformationen | ||
---|---|---|
Voller Name | Lester Noah Habegger | |
Spitzname | Les | |
Geburtstag | 13. November 1924 | |
Geburtsort | Berne, Indiana, Vereinigte Staaten | |
Sterbedatum | 6. Juli 2017 | |
Sterbeort | Spokane, Washington, Vereinigte Staaten | |
College | Wheaton | |
Vereine als Trainer | ||
1954–1956 NWC Eagles (AC) 1956–1976 SPC Falcons 1976–1984 Seattle SuperSonics (AC) 1984–1987 Seattle SuperSonics (GM) 1987 Milwaukee Bucks (AC) 1987–1991 Steiner Bayreuth 1994–1995 Steiner Bayreuth (GM) 1995 Steiner Bayreuth |
Leben
Jugend
Habegger entstammte einer amischen Familie schweizerdeutscher Herkunft aus Indiana.[2] 1943 wurde er zum Militärdienst eingezogen, diente in einer Sanitätseinheit in Europa und erlebte das Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland.[3][4] Nach Kriegsende studierte er zunächst in der Nähe von Saint Paul (Minnesota) am Northwestern College, einer christlichen Hochschule, die zu Habeggers Studienzeit von Billy Graham als Präsidenten geleitet wurde.[5] Der begabte Basketballspieler wechselte dann 1952 ans Wheaton College in der Nähe von Chicago im US-Bundesstaat Illinois. An dem ebenfalls privaten und evangelikal geprägten College machte er 1954 seinen Abschluss.[6]
Basketballtrainer (Hochschule)
Nach seinem Abschluss kehrte er als Assistenztrainer zum Northwestern College zurück. Nach zwei Jahren wechselte er dann 1956 an die Pazifikküste zum Seattle Pacific College (heutzutage: Seattle Pacific University). Die methodistisch geprägte Hochschule ist wie das Wheaton College Mitglied des Christian College Consortium. Nach einem Jahr wurde Habegger Cheftrainer der Falcons und blieb es 17 Jahre.[2] Größter Erfolg war 1965 das Erreichen des Viertelfinales der Elite Eight in der NCAA-Meisterschaft. Nach anderen Quellen war Habegger 20 Jahre für das College tätig.[7]
Trainer und Manager (NBA)
Mitte der siebziger Jahre wurde Habegger Assistenztrainer beim Profiklub Sonics in Seattle. Unter Cheftrainer Lenny Wilkens gelang 1979 die Meisterschaft in der NBA.[8] 1984 wurde Habegger General Manager der Sonics und blieb es bis 1987. In diesem Jahr war er noch einmal bei den Milwaukee Bucks als Assistenztrainer tätig[9] und assistierte dabei Don Nelson. Nelson trat am Saisonende zurück und Habegger bekam ein Angebot aus Deutschland, einem Land, dessen Sprache er durch seine familiäre Herkunft zwar verstand,[1] aber in das er wegen seiner Weltkriegserfahrungen ursprünglich nicht mehr zurückkehren wollte.[10]
Trainer, Sportdirektor (BBL)
1987 kam Habegger ins fränkische Bayreuth und trainierte den dortigen Klub in der deutschen Bundesliga. Der schon Anfang der Achtziger mit dem Erreichen der Endrunde des Korać-Cups erfolgreiche Verein war zwischenzeitlich in die 2. Basketball-Bundesliga abgestiegen und nach Einstieg der Firma Steiner als Sponsor 1985 wieder aufgestiegen.[11] Habegger sollte den Verein an die nationale Spitze führen, was ihm auch zunächst gelang. In seinem ersten Jahr gewann man mit Spielern wie Calvin Oldham und dem jungen Michael Koch zunächst den Pokal. Im Jahr holte Habegger aus Schweden den trickreichen US-Amerikaner Bo Dukes und es folgte neben dem erneuten Pokalsieg die Meisterschaft in einer dramatischen Finalserie, als man nach zwei Niederlagen die restlichen drei Finalspiele gewann und die Meisterschaft feiern konnte.[12] Im darauffolgenden Jahr hatte Habegger bereits mit Rückenproblemen zu kämpfen und auch sportlich hatte die Bayreuther Mannschaft der heranbrechenden Dominanz von Bayer Leverkusen, die man in der Finalserie im Jahr zuvor knapp bezwungen hatte, nichts mehr entgegenzusetzen, so dass Leverkusen unter Trainer Dirk Bauermann seinen sieben Jahre dauernden Siegeszug in Finalserien um die deutsche Meisterschaft antrat. Habegger, der sich wegen seiner Rückenprobleme während der Saison 1989/90 schon für einige Spiele hatte beurlauben lassen,[13] verließ Bayreuth und wurde zunächst von der University of Washington in den Trainerstab der Huskies aufgenommen.[7] Nachdem Bayreuth in der Hauptrunde der Saison 1990/91 schon dreimal den Trainer gewechselt hatte, kehrte Habegger für die Play-Offs der Saison zurück, scheiterte mit dem Team erneut an Leverkusen im Halbfinale. Wegen anhaltender Rückenprobleme kehrte Habegger vor dem Start der Saison 1991/92 vermeintlich endgültig in die USA zurück.
Nach schwachem Saisonstart kehrte der vorher ebenfalls in Seattle tätige Tom Schneeman auf die Bayreuther Trainerbank zurück, der den Verein 1983 ins Viertelfinale des Korać-Cup geführt und auch den Wiederaufstieg 1985 errungen hatte.[13] Trotz respektabler Leistungen wurde der impulsive Schneeman 1994 entlassen, so dass man Habegger als Sportdirektor aus den USA nach Bayreuth zurückholte. Die Saison 1994/95 verlief nicht nach den Wünschen des Vereins, weshalb man sich am Saisonende von Trainer Aaron McCarthy trennte und Habegger auf die Trainerbank in Bayreuth zurückkehrte. Die Mannschaft wurde den hohen Erwartungen von Trainer und Verein jedoch nicht gerecht. Wegen fehlender Einnahmen mussten Kürzungen vorgenommen werden, so dass Habegger noch vor dem Jahreswechsel zurücktrat und nun endgültig in die USA heimkehrte. Sein langjähriger Erfolgsspieler Calvin Oldham, der mittlerweile Co-Trainer in Bayreuth geworden war, übernahm das Traineramt.
Literatur
- Doris H. Pieroth: We Still Call Him Coach: The Life and Legacy of Les Habegger. Cross Training Pub, 2008, ISBN 978-1-929478-67-5, S. 208 (englisch).
Weblinks
- Eintrag in der Hall of Fame (Athletics) des Northwestern College (englisch)
- Eintrag in der Hall of Fame (Athletics) der Seattle Pacific University (englisch)
- Lester Habegger in der Datenbank Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Lester Habegger im Munzinger-Archiv, abgerufen am 15. Dezember 2009 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Seattle Times, 25. Januar 2009: Book Review | Coaching biography goes back to Seattle's hoop roots(englisch), von Jayda Evans, Buchbesprechung der Biographie von Habegger, abgerufen am 15. Dezember 2009.
- Library of Congress: Veterans History Project: Lester Habegger Collection (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2009.
- Trailblazers (WorldWar2) – 70th Infantry Division Association: Accounts -274th – Les Habegger (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2009.
- Northwestern College: NWC History 1933-73 (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive) (englisch)
- Wheaton College Athletics: Men's Basketball History: The Lee Pfund Era – The Golden Years (englisch), abgerufen am 15. Dezember 2009.
- Seattle Times, 13. Juli 1990: Habegger Is UW's 65-Year-Old Recruit – Ex-Sonic Coach, GM To Be Husky Assistant (englisch), von Sarah Smith, abgerufen am 15. Dezember 2009.
- NBA History: Forever Linked (englisch), Finalspiele zwischen Bullets und Sonics 1978 und 1979, abgerufen am 15. Dezember 2009.
- NBA.com: Significant transactions in Bucks history – 1987 (englisch), Personelle Veränderungen in der Geschichte der Bucks, abgerufen am 15. Dezember 2009.
- Seattle Times, 28. August 1994: Habegger Planting Seeds For Basketball In Germany (englisch), von Glenn Nelson, abgerufen am 15. Dezember 2009.
- BBC Bayreuth: 30 Jahre Bayreuther Basketballgeschichte (Memento vom 21. April 2009 im Internet Archive)
- Peter-Michael Habermann: BBC Historie: Das Double ist perfekt. In: bbc-bayreuth.de. Ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 1. Januar 2022. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- BBC Bayreuth: BBC Historie: Dirigenten der Geschichte (Memento vom 22. Mai 2009 im Internet Archive)
- Torsten Ernstberger: Les Habegger ist tot. In: Nordbayerischer Kurier. 7. Juli 2017, abgerufen am 9. Juli 2017.
- Former SPU men's basketball, Sonics assistant coach Les Habegger dies at 92. KIRO 7, 6. Juli 2017, abgerufen am 9. Juli 2017 (englisch).