Les deux avares

Les deux avares (deutsche Titel: Die beiden Geizigen oder Ein Risiko geht jeder ein) ist eine Opéra-comique (Originalbezeichnung: „Comédie bouffon“) in zwei Akten des französischen Komponisten André-Ernest-Modeste Grétry. Das Libretto stammt von Charles-Georges Fenouillot de Falbaire de Quingey. Die Uraufführung der Erstfassung fand am 27. Oktober 1770 im Schloss Fontainebleau statt. Das Werk bzw. die Erstauflage der Partitur war dem Herzog von Aumont gewidmet.

Operndaten
Titel: Die beiden Geizigen
Originaltitel: Les deux avares

Titelblatt des Librettos, Paris 1770

Form: „Comédie bouffon“ in zwei Akten
Originalsprache: Französisch
Musik: André-Ernest-Modeste Grétry
Libretto: Charles-Georges Fenouillot de Falbaire de Quingey
Uraufführung: 1) 27. Oktober 1770
2) 6. Dezember 1770
3) vermutlich März 1773[1]
Ort der Uraufführung: 1) Schloss Fontainebleau
2 und 3) Opéra-Comique
Spieldauer: ca. 2 ¼ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Smyrna im 18. Jahrhundert
Personen
  • Gripon, zwielichtiger Bankier, Geizhals (Tenor)
  • Martin, Spekulant, Geizhals (Bariton)
  • Henriette, Gripons Nichte (Sopran)
  • Jérôme, Martins Neffe (Tenor)
  • Madelon, Gripons Haushälterin (Sopran)
  • Ali, erster Janitschare (Bass)
  • Mustapha, zweiter Janitschare (Haute-Contre)
  • Kadi von Smyrna (Sprechrolle, nur 1. Fassung)
  • der französische Konsul (Sprechrolle, nur 1. Fassung)
  • Sekretär des Konsuls (stumme Rolle, nur 1. Fassung)
  • junger Franzose (stumme Rolle, nur 1. Fassung)
  • Osman und sieben weitere Janitscharen (Chor)

Handlung

Zweiter Akt, Szene 3

Der Spekulant Martin und der zwielichtige Bankier Gripon sind zwei geldgierige Schurken, die sich zusammengefunden haben, um in der Pyramide von Smyrna einen Schatz zu suchen. Nach einiger Suche erklärt Martin seinem Partner, dass es in der Pyramide keine Schätze gibt. Gripon schenkt ihm aber keinen Glauben. Stattdessen ist er der Meinung, Martin wolle ihn betrügen. Daher sperrt er Martin in der Pyramide ein. Aber auch er kommt nicht weit, weil er sich vor vorbeikommenden Janitscharen verstecken muss. In seinem Versteck, einem Brunnen, bleibt auch er eingeschlossen und kann sich nicht selbst befreien.

Gleichzeitig verlieben sich Henriette, Gripons Nichte, und Jérôme, Martins Neffe, ineinander. Um ihr Glück zu verwirklichen, müssen beide Martin und Gripon entfliehen. Diese wollen die Ehe der beiden verhindern. Außerdem haben die beiden Schurken deren Geld gestohlen. Auf der Flucht finden die beiden Gripon und Martin und befreien sie aus ihrer misslichen Lage. Als Gegenleistung müssen diese der Ehe der beiden zustimmen. Am Ende findet Gripon heraus, dass er tatsächlich betrogen wurde, und ausgerechnet er, der betrogene Betrüger, kommt zu dem Schluss, dass es auf der Welt keine Ehrlichkeit mehr gibt. (Es gibt in den Quellen leicht variierte Versionen des Inhalts, doch sie laufen letztlich auf die obige Version hinaus.)

Weitere Anmerkungen

Das Orchester der Oper besteht aus zwei Flöten, zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Fagotten, zwei Hörnern, Mandoline und Streichern.[1]

Die Solisten der Uraufführung am 27. Oktober 1770 waren Jean-Louis Laruette (Gripon), Joseph „Giuseppe“ Caillot (Martin), Marie-Thérèse Laruette-Villette (Henriette), Jean-Baptiste Guignard „Clairval“ (Jérôme), Bérard (Madelon), Touvoix (Mustapha), Veronèze (Kadi von Smyrna) und Desbrosses (Konsul von Frankreich).[2] Die Oper gehörte noch zum Rahmenprogramm der Hochzeitsfeierlichkeiten des Dauphins mit Marie Antoinette, die sich durch das ganze Jahr 1770 hinzogen. Bis 1773 wurde sie zwei Mal revidiert. Somit entstanden insgesamt drei Fassungen. Die Musik von fünf Nummern der Erstfassung ist nicht erhalten.[1] Von dieser Oper gibt es auch eine deutschsprachige Bearbeitung von Herbert Trantow mit dem Titel Ein Risiko geht jeder ein.[3] Das Werk wurde zunächst reserviert aufgenommen. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts kehrte es aber immer wieder auf die Spielpläne zurück. Auch im 20. Jahrhundert gab es noch vereinzelte Aufführungen wie in Moskau (1909), Kassel (1926), Genf (1932), Versailles (1939) und Genua (1975). Damit gehört es, gemessen an der Zahl der Aufführungen, zu den erfolgreichsten Werken des Komponisten.

Literatur

  • Volker Mattern: Les Deux avares. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 2: Werke. Donizetti – Henze. Piper, München/Zürich 1987, ISBN 3-492-02412-2, S. 564–565.
  • Les Deux Avares. In: Robert Ignatius Letellier: Opéra-Comique. A Sourcebook. Cambridge Scholars Publishing, Newcastle upon Tyne 2010, ISBN 978-1-4438-2140-7, S. 370.
  • Les Deux Avares. In: Nicole Wild, David Charlton: Théâtre de l’Opéra-Comique Paris. Répertoire 1762–1927. Margada, Sprimont 2005, ISBN 2-87009-898-7, S. 214.

Digitalisate

Commons: Les deux avares – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Volker Mattern: Les Deux avares. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 2: Werke. Donizetti – Henze. Piper, München/Zürich 1987, ISBN 3-492-02412-2, S. 564–565.
  2. 27. Oktober 1770: „Les deux avares“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia
  3. Deutschsprachige Fassung von Herbert Trantow bei Boosey & Hawkes, abgerufen am 4. Oktober 2020.
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