Leopoldina (Minas Gerais)

Leopoldina, amtlich portugiesisch Município de Leopoldina, ist eine Mittelstadt im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais der Região Sudeste. Sie ist Teil der Region Zona da Mata Mineira und liegt 322 km südöstlich von der Landeshauptstadt Belo Horizonte entfernt. Die Bevölkerung wurde zum 1. Juli 2020 auf 52.640 Einwohner geschätzt,[1] die Leopoldinenser genannt werden und auf einer Fläche von rund 943 km² leben.

Município de Leopoldina
„Athenas da Zona da Mata“
Leopoldina

Kathedrale von Leopoldina
Leopoldina (Brasilien)
Leopoldina (Brasilien)
Leopoldina
Koordinaten 21° 32′ S, 42° 39′ W
Lage des Munizips Leopoldina im Bundesstaat Minas Gerais
Symbole
Wappen
Flagge
Gründung 27. April 1854 als Vila Leopoldina,
16. Oktober 1861 als Stadt LeopoldinaVorlage:Infobox Ort in Brasilien/Wartung
Basisdaten
StaatBrasilien
Bundesstaat Minas Gerais
Gliederung 48 Bairros (Stadtviertel)
Höhe 225 m
Klima tropisch, Aw
Fläche 943,1 km²
Einwohner 51.130 (2010[1])
Dichte 54,2 Ew./km²
Schätzung 52.640 (1. Juli 2020)[1]
Gemeindecode IBGE: 3138401
Postleitzahl 36700-000
Telefonvorwahl (+55) 32
Zeitzone UTC−3
Website leopoldina.mg (brasilianisches Portugiesisch)
Politik
Stadtpräfekt José Roberto de Oliveira[2] (2017–2020)
Partei PSC
Wirtschaft
BIP 1.038.715 Tsd. R$
19.468 R$ pro Kopf
(2017)
HDI 0,726 (2010)

Toponymie

Benannt ist der Ort nach Leopoldina von Brasilien, Tochter des Kaisers Peter II. von Brasilien.

Geschichte

Ursprünglich war das Gebiet Siedlungsland von Botokuden und Puri-Indianern (Puris). Ende des 18. Jahrhunderts war es Teil der Goldbergbaublütezeit des Kapitanats Minas Gerais. 1813 wurden die ersten Sesmarias auf dem Territorium vergeben, das Stadtarchiv von Leopoldina verzeichnet jedoch erst ab 1824 einen dokumentierten Besiedlungsanstieg.[3] Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es als Arraial do Feijão Cru („rohe Bohnen“) bekannt.[4] Am 27. April 1854 wurde der Ort zur Vila de Leopoldia erhoben. Dieses Datum gilt als Gründungsdatum, obwohl erst 1855 die Selbstverwaltung in Kraft trat und 1861 die Vila zur Cidade wurde. Leopoldina profitierte zu der Zeit vom Kaffeeboom und hatte zeitweise die zweithöchste Zahl an Sklaven in Minas Gerais. 1874 wurde die Eisenbahnlinie Estrada de Ferro Leopoldina eingeweiht.

Von Bedeutung war Anfang des 20. Jahrhunderts die Immigration italienischer Einwanderer, die die Landwirtschaftskolonie Colônia Agrícola da Constança gründeten.

Geographie

Umliegende Orte sind im Norden Cataguases, im Nordosten Laranjal, im Osten Recreio, im Südosten Pirapetinga und Estrela Dalva, im Süden Volta Grande und Além Paraíba, im Südwesten Santo Antônio do Aventureiro, im Westen Argirita und São João Nepomuceno sowie im Nordwesten Descoberto und Itamarati de Minas.

2017 teilte das Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística (IBGE) Leopoldina der rein geostatistischen Regionen Região geográfica intermediária Juiz de Fora und mit neun anderen Städten der Região geográfica imediata Cataguases zu.[5]

Klima

Die Stadt hat nach der Klimaklassifikation nach Köppen und Geiger tropisches Klima (Aw). Die Durchschnittstemperatur ist 22,9 °C. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge liegt bei 1263 mm im Jahr.[6]

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Leopoldina

Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur (°C) 25,8 26 24,9 22,9 20,8 19,8 19,6 20,8 22,2 23,4 24,1 24,4 Ø 22,9
Niederschlag (mm) 211 175 135 65 34 22 17 17 47 115 169 256 Σ 1263

Stadtverwaltung

Stadtpräfekt (Bürgermeister) ist seit der Kommunalwahl in Brasilien 2016 für die Amtszeit 2017 bis 2020 José Roberto de Oliveira des rechtsgerichteten Partido Social Cristão (PSC).[2]

Die Legislative liegt bei einem Stadtrat aus 15 gewählten Stadtverordneten (vereadores).

Stadtgliederung

Der Sitz des Munizips ist in 48 Bairros, kleinere Stadtviertel im urban besiedelten Kern, gegliedert:

  • Alto da Ventania
  • Alto do Cemitério
  • Arrasta Couro
  • Arthur Leão
  • Bandeirantes
  • Bela Vista
  • Boa Sorte
  • Caiçaras
  • Catedral
  • Centro
  • Chácara Dona Euzébia
  • Cidade Alta
  • Cohab Nova
  • Cohab Velha
  • Coreia
  • Desengano
  • Dr. Joaquim Guimarães
  • Eldorado
  • Fábrica
  • Fortaleza
  • Imperador
  • Jardim Bela Vista
  • Jardim Lisboa
  • João Paulo II
  • Limoeiro
  • Meia Laranja
  • Mina de Ouro
  • Nova Leopoldina
  • Onça
  • Palmeiras
  • Pedro Brito
  • Pinguda
  • Pirineus
  • Popular
  • Praça da Bandeira
  • Quinta Residência
  • Redentor
  • Rosário
  • São Cristóvão
  • São Luiz
  • São Sebastião
  • Seminário
  • Serra Verde
  • Tomé Nogueira
  • Três Cruzes
  • Vale do Sol
  • Vila Esteves
  • Vila Miralda

Außerhalb in der ländlichen Umgebung liegen noch die kleinen Ansiedlungen São Lourenço in der Bergregion und São Martinho.

Blick auf Leopoldina

Bevölkerungsentwicklung

Quelle: IBGE (Angabe für 2020 ist lediglich eine Schätzung).

1872 waren von den 41.286 gezählten Einwohnern 26.033 freie Menschen und 15.253 Sklaven. 1940 lebten 10.385 im urbanen, aber noch 30.325 Einwohner im ländlichen Raum. Dies Verhältnis änderte sich etwa ab den 1960er Jahren, als ehemaliges Landvolk sich in den neuen Bairros ansiedelte. 2010 waren von 51.130 Einwohnern nur noch 5424 im weitläufigen Binnenland des Munizips gezählt worden.[7]

Ethnische Zusammensetzung

Ethnische Gruppen nach der statistischen Einteilung (Nomenklatur) des IBGE (Stand 2010 mit 51.130 Einwohnern):[8]

Gruppe Anteil Anmerkung
Brancos 23.848 (Weiße, Nachfahren von Europäern)
Pardos (Mischrassige) 16.386 (Mulatten, Mestizen)
Pretos 10.617 (Schwarze)
Amarelos 209 (Asiaten)
Indígenas 25 (indigene Bevölkerung)
ohne Angabe 42

Durchschnittseinkommen und Lebensstandard

Das monatliche Durchschnittseinkommen betrug 2016 den Faktor 1,6 des brasilianischen Mindestlohns (Salário mínimo) von R$ 880,00 (Wechselkurs Februar 2019: rund 335 €). Der Index der menschlichen Entwicklung (HDI) ist mit 0,726 für 2010 als hoch eingestuft. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf betrug 2016 rund 18.448 R$.

Wirtschaft und Infrastruktur

Beschäftigung finden die Leopoldinenser im Dienstleistungs-, Kleinindustrie- und Landwirtschaftssektor.

Erreichbar ist der Ort über die Bundesstraßen BR-116, die die Bundesstaaten Rio de Janeiro und Bahia verbindet, die BR-120 und BR-267 sowie die Landesstraße MG-454, die Ferrovia Centro Atlântica verbindet mit dem Eisenbahnnetz. Mit dem Aeroporto de Leopoldina verfügt Leopoldina über einen kleinen Flughafen, der jedoch nicht im Linienverkehr angeflogen wird.

Söhne und Töchter der Stadt

Commons: Leopoldina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. IBGE: Leopoldina – Panorama. In: cidades.ibge.gov.br. Abgerufen am 13. November 2020 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. Zé Roberto 20 (Prefeito). In: com.br. Eleições 2016, abgerufen am 8. Februar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. https://web.archive.org/web/20090715021841/http://www.arquivohistorico-mg.com.br/leopoldina/index.html#
  4. Leopoldina – Leitura de realidade municipal. (PDF) In: web.archive.org. Plano Diretor Participativo de Leopoldina, 2006, archiviert vom Original am 22. Januar 2016; abgerufen am 8. Januar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
  5. IBGE: Divisão Regional do Brasil em Regiões Geográficas Imediatas e Regiões Geográficas Intermediárias 2017. In: ibge.gov.br. Abgerufen am 9. Februar 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
  6. Klimadaten, abgerufen am 8. Februar 2019.
  7. Censos demográficos do IBGE (1872–2010). Evolução da divisão territorial do Brasil 1872–2010. (Memento vom 5. November 2018 im Internet Archive) Online; PDF; 1,3 MB, abgerufen am 9. Januar 2019.
  8. Tabela 2093: População residente por cor ou raça, sexo, situação do domicílio e grupos de idade - Amostra - Características Gerais da População. In: sidra.ibge.gov.br. Abgerufen am 9. Februar 2019. Sidra-Datenbankabfrage zu Leopoldina.
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