Leopold Mozart

Johann Georg Leopold Mozart (* 14. November 1719 in Augsburg; † 28. Mai 1787 in Salzburg[1]) war ein deutscher Komponist zur Zeit der Vorklassik und Wiener Klassik. Er ist der Vater von Wolfgang Amadé Mozart, der die Wiener Klassik zu ihrer Blütezeit führte. Die längste Zeit seines Lebens wirkte und wohnte er mit seiner Familie im Erzstift Salzburg.

Leopold Mozart (Porträt, Pietro Antonio Lorenzoni zugeschrieben)

Leben

Leopold Mozart mit seinen Kindern Wolfgang Amadé und Maria Anna, an der Wand ein Porträt der verstorbenen Ehefrau Anna Maria. Gemälde von Johann Nepomuk della Croce, um 1780
Titelbild „Violinschule“ von Leopold Mozart Augsburg 1756
Stammbaum
Kommunegruft St. Sebastian

Leopold Mozart wurde in Augsburg im heutigen Mozarthaus als Sohn des Buchbinders Johann Georg Mozart (1679–1736) und dessen zweiter Frau Anna Maria Sulzer (1696–1766) geboren, und in St. Georg auf die Namen Johann, Georg und Leopold getauft. Er besuchte das Jesuitenkolleg St. Salvator in Augsburg und studierte ab Dezember 1737[2] in Salzburg Philosophie, wo er im Juli 1738 den Grad eines Baccalaureus verliehen bekam.[3] Das Studium der Jurisprudenz, für das er sich dann einschrieb, brachte er nicht zu Ende,[4] da er inzwischen wohl mehr an der Musik interessiert war. Der Augsburger Patrizier und spätere Bürgermeister Jakob Wilhelm Benedikt von Langenmantel war einer seiner Jugendfreunde und Kommilitonen. 1740 wurde Mozart zunächst Geiger und Kammerdiener des Reichsgrafen und Salzburger Domherrn Johann Baptist von Thurn-Valsassina und Taxis. In den folgenden Jahren erklomm er nur langsam die Karriereleiter in der Salzburger Hofmusik. Über das Amt des Vizekapellmeisters kam er dabei nie hinaus. 1743 wurde er unter Fürsterzbischof Leopold Anton Freiherr von Firmian (reg. 1727–1744) zunächst als vierter Violinist in die Salzburger Hofkapelle aufgenommen. 1743 erschien sein Name in den Weihnachtssalzlisten. Ab 1744 war er als Mitglied der Hofkapelle im Hofkalender eingetragen. Im selben Jahr unterrichtete er auch die Kapellhausknaben im Violinspiel. Ab 14. Mai 1746 erhielt er monatlich zunächst 5, später 11 bzw. 20 Gulden Besoldung. 1747 wurde er zum „Hof- und Cammer-Componist“ ernannt.

Am 21. November 1747 heiratete er im Salzburger Dom[5][6] Anna Maria Pertl, mit der er sieben Kinder hatte.[7] Von den Kindern erreichten nur zwei das Erwachsenenalter, die beide bekannte musikalische Wunderkinder wurden: Maria Anna (das Nannerl genannt) und Wolfgang Amadé (als Kind Wolferl gerufen), der zu einem der bedeutendsten klassischen Komponisten wurde.

1755 musste Leopold Mozart sein Augsburger Bürgerrecht aufgeben.[8] 1756 erschien als Frucht seiner pädagogischen Tätigkeit der Versuch einer gründlichen Violinschule. 1758 stieg er in der Hofkapelle zum zweiten Violinisten auf. Mit Dekret vom 28. Februar 1763 wurde er schließlich zum Vizekapellmeister mit einer jährlichen Besoldung von 400 Gulden sowie einem zusätzlichen Wein- und Brotdeputat im Wert von 96 Gulden ernannt. Mit der beginnenden musikalischen Karriere seiner Kinder suchte Leopold Mozart immer wieder um längerfristige Reiseurlaube an, welche von Sigismund III. Graf Schrattenbach (reg. 1753–1771) nicht nur genehmigt, sondern aus dessen privaten Schatullgeldern auch finanziell unterstützt wurden. Unter Hieronymus Graf Colloredo (reg. 1772–1803) war Leopold Mozart dann verstärkt an den Hof gebunden. Das mehrmals vorgetragene Ansuchen um Freistellung für eine Reise nach Frankreich führte mit Wirkung vom 1. September 1777 zu einer vollständigen Entlassung vom Hofdienst von Vater und Sohn. Aus diesem Grund trat Wolfgang Amadé Mozart die Reise nach Frankreich dann mit seiner Mutter an, welche in Paris verstarb. Mit Dekret vom 26. September 1777 und dem Zusatz „dass er sich mit dem Kapellmeister und andern bey der Hofmusik angestellten Personen ruhig und friedlich betragen werde“ wurde Leopold Mozart wieder aufgenommen.

Nach dem Tode von Kapellmeister Giuseppe Lolli am 11. August 1778 suchte er um eine Gehaltserhöhung an[9] und erhielt fortan zusätzlich 100 Gulden pro Jahr. Er blieb bis zu seinem Tod am 28. Mai 1787 in der Funktion des Vizekapellmeisters.

Der Nachwelt ist er hauptsächlich als unermüdlicher Förderer und Erzieher und Reisebegleiter seines genialen Sohnes präsent, obwohl er Musik komponierte, die auch heute noch gespielt wird. Neben kirchenmusikalischen Werken und Gelegenheitskompositionen, in denen er sich gern „realer Klangeffekte“ bediente (Glockengeläut, Hundebellen, Posthorn u. a.), schrieb er eine beachtliche Zahl von Werken der Instrumentalmusik: ca. 50 Sinfonien (mit nicht immer eindeutiger Authentizität), fünf Flötenkonzerte (vier davon sind verschollen), ein Trompetenkonzert (aus einer Serenade mit verschiedenen Solosätzen für Trompete und Posaune), drei Klaviertrios, drei Klaviersonaten, eine Reihe von Divertimenti in unterschiedlicher Besetzung u. a. m.
Im Geburtsjahr seines Sohnes Wolfgang 1756 erschien Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule in Druck; sie enthält 16 Violinduos. In der leicht überarbeiteten dritten Auflage (1787) nennt sich dieses erfolgreiche Werk schließlich nur noch Gründliche Violinschule. Sie gilt bis heute als eine wesentliche Quelle für die Kenntnis der Musizierpraxis im 18. Jahrhundert.

Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn kühlte in der Zeit um 1781/1782 merklich ab, als sich der Sohn in Wien niederließ und eine „Weberische“ ehelichte; in den späten Briefen an „Nannerl“ taucht Wolfgang Amadé nur noch ohne Namensnennung als „dein Bruder“ auf. Leopold Mozart missbilligte die Ehe seines Sohnes mit Constanze. Während eines Besuches in Wien kritisierte er, dass Wolfgang Amadé dünner geworden sei, dass in der Wohnung Kleidungsstücke herumlägen, dass es Gerede über die Finanzlage Mozarts gebe und vieles mehr.

Als Leopolds Todesursache ist „Magenverhärtung“ dokumentiert, was möglicherweise als Magenkrebs zu deuten ist. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Sebastiansfriedhof in Salzburg; es ist jedoch lediglich ein Schaugrab, das der Mozart-Enthusiast Johann Evangelist Engl (1835–1921) errichten ließ. Tatsächlich wurde Leopold Mozart 1787 in der Kommunegruft des Sebastiansfriedhofes beigesetzt.

Leopold Mozart steht mit seinem Namen neben dem seines Sohnes auf einer im österreichischen Haus-, Hof- und Staatsarchiv erhaltenen Präsenzliste der FreimaurerlogeZur wahren Eintracht“ in Wien.

Auf einem verschollenen Porträt waren Leopold Mozart, Johann Baptist von Thurn und Taxis und Johann Christoph Egedacher abgebildet.[10] Das Bild befand sich bis 1830 in der von Franz Laktanz Graf von Firmian[Anm 1] angelegten Gemäldesammlung auf Schloss Leopoldskron. Diese Darstellung ist bisher nicht wieder aufgefunden worden.[11]

Siehe auch

Werke (Auswahl)

Kompositionen

  • Sinfonia burlesca (LMV VII:G2)
  • Sinfonia pastorella (LMV VII:G3)
  • Neue Lambacher Sinfonie (LMV VII:G16)
  • Sinfonia di caccia G-Dur „Jagdsinfonie“ (LMV VII:G9)
  • Musikalische Schlittenfahrt (LMV VIII:8)
  • Divertimento in D „Die Bauernhochzeit“ (LMV VIII:6)
  • Flötenkonzert G-Dur (LMV IX:1)
  • Trompetenkonzert D-Dur (LMV IX:13)
  • Missa solemnis in C (LMV I:C1)
  • Missa in C (LMV I:C2)
  • Missa brevis in C (LMV I:C2a)
  • Missa in A (LMV I:A1)
  • Missa brevis in F, Fragment (LMV XV:1)

Das als Kindersinfonie bekannte Werk für Orchester und Spielzeug wurde zunächst Joseph oder Michael Haydn zugeschrieben und galt dann längere Zeit als Werk Leopold Mozarts. Als Komponist kommt jedoch inzwischen auch der Tiroler Benediktinerpater Edmund Angerer in Frage. Leopold Mozarts Missa brevis in C-Dur LMV I:C2a und die Missa brevis in F-Dur LMV XV:1 wurden zunächst irrtümlich (als KV 115 und 116) seinem Sohn zugeschrieben.[12] Das sogenannte „Notenbuch für Wolfgang“ (für Klavier) ist eine Fälschung.[13]

Schriften

Film

  • Eingetaucht in die Ewigkeit, Augsburg – die bayerische Mozartstadt. Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf, BR, 2011. (Spurensuche über Leopold Mozart und seine Ahnen.)
  • Mozart – die wahre Geschichte. Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf, Bayerischer Rundfunk, 2012. (Dokumentarspiel über Leopold Mozart, seinen berühmten Sohn und seine Vorfahren.)
  • Mozarts Geheimnisse. Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf, BR, 2019 (Spurensuche über Leopold Mozart und seine Vorfahren.)

Literatur

  • Ernst-Ludwig Theiss: Die Instrumentalwerke Leopold Mozarts nebst einer Biographie. Gießen 1943, (Gießen, Univ., Diss., 1943), (Auszüge in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben, 62/63, 1960, ISSN 0342-3131, S. 397–468).
  • Florian Langegger: Mozart: Vater und Sohn. Eine psychologische Untersuchung. Atlantis-Musikbuch-Verlag, Zürich u. a. 1978, ISBN 3-7611-0397-0.
  • Erich Valentin: Leopold Mozart, Porträt einer Persönlichkeit. Paul List Verlag, München 1987, ISBN 3-471-79011-X.
  • Wolfgang Plath: Mozart, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 238–240 (Digitalisat).
  • Monika Reger: Mozart, Familie – Johann Georg Leopold. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 3, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3045-7.
  • Walther Brauneis: Am Grabe Leopold Mozarts. Tod und Begräbnis von Mozarts Vater im Spiegel der Berchtold zu Sonnenburgschen Familienchronik. In: Andrea Lindmayr-Brandl, Thomas Hochradner (Hrsg.): Auf eigenem Terrain. Beiträge zur Salzburger Musikgeschichte. Festschrift Gerhard Walterskirchen zum 65. Geburtstag. Selke Verlag, Salzburg 2004, ISBN 3-901353-32-1, S. 401–416.
  • Martin Kluger: W. A. Mozart und Augsburg. Vorfahren, Vaterstadt und erste Liebe. context Medien und Verlag, Augsburg 2007, ISBN 978-3-939645-05-4.
  • Karsten Nottelmann: W. A. Mozart Sohn. Der Musiker und das Erbe des Vaters. (= Schriftenreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum, Band 14) 2 Bände, Bärenreiter, Kassel 2009, ISBN 978-3-7618-2164-0.
  • Cliff Eisen: Leopold-Mozart-Werkverzeichnis (LMV). (= Beiträge zur Leopold-Mozart-Forschung, Band 4). Wißner-Verlag, Augsburg 2010, ISBN 978-3-89639-757-7. Siehe dazu Ergänzungen und Korrekturen
  • Christian Broy: Zur Überlieferung der großbesetzten musikalischen Werke Leopold Mozarts. (= Beiträge zur Leopold-Mozart-Forschung, Band 5). Wißner-Verlag, Augsburg 2012, ISBN 978-3-89639-861-1.
  • Bernhard Graf: Mozarts vergessene Vorfahren. Eine Künstlerfamilie aus Augsburg und Schwaben. Allitera Verlag, München 2019, ISBN 978-3-96233-132-0.
  • Erich Broy: Leopold Mozart – Komponieren in einer Zeit stilistischen Wandels. (= Beiträge zur Leopold-Mozart-Forschung, Band 6) 2 Bände, Wißner-Verlag, Augsburg 2019, ISBN 978-3-95786-162-7.
  • Dieter Riesenberger: Leopold Mozart (1719–1787). Unter Mitwirkung von Gisela Riesenberger, Donat Verlag, Bremen 2019, ISBN 978-3-943425-89-5.
  • Silke Leopold: „Leopold Mozart. Ein Mann von vielen Witz und Klugheit“ – Eine Biografie. Bärenreiter Verlag / Metzler Verlag, Kassel 2019, ISBN 978-3-7618-2086-5 / ISBN 978-3-476-04914-8.
  • Thomas Hochradner, Michaela Schwarzbauer (Hg.): Leopold Mozart. Chronist und Wegbereiter. Hollitzer Verlag, Wien 2022 (= Veröffentlichungen des Arbeitsschwerpunktes Salzburger Musikgeschichte, Band 10), ISBN 978-3-99012-826-8.

Anmerkungen

Commons: Leopold Mozart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sterbebuch – STB3 | Salzburg-St. Andrae | Salzburg, rk. Diözese | Österreich | Matricula Online. Abgerufen am 1. November 2017.
  2. Universitätsbibliothek Salzburg – Mozartiana: Leopold Mozart inskribiert am 7. Dezember 1737 Logik.
  3. Universitätsbibliothek Salzburg – Mozartiana: Leopold Mozart wird Baccalaureus.
  4. Universitätsbibliothek Salzburg – Mozartiana: Leopold Mozart wird relegiert.
  5. AES, Salzburg-Dompfarre, Trauungsbuch TRBVII 1740–1760. Siehe:
  6. Die Gedenktafel für diese Hochzeit in der Pfarrkirche Aigen beruht auf einer Fiktion.
  7. Joannes Leopoldus Joachimus (* 18. August 1748; † 2. Februar 1749), Maria Anna Cordula (* 18. Juni 1749; † 24. Juni 1749), Maria Anna Nepomucena Walburgis (* 13. Mai 1750; † 29. Juli 1750), Maria Anna Walburga Ignatia Mozart (* 30. Juli 1751; † 29. Oktober 1829 in Salzburg), Joannes Carolus Amadeus (* 4. November 1752; † 2. Februar 1753), Maria Crescentia Francisca de Paula (* 9. Mai 1754; † 27. Juni 1754) und Joan̄es Chrysostomus Wolfgangus Theophilus (27. Jänner 1756; † 5. Dezember 1791 in Wien). In: AES, Eintragungen in Tauf- und Sterbebücher der Salzburger Dompfarre. Siehe: matricula-online.eu, aufgerufen am 14. März 2017.
  8. Erich Valentin: Leopold Mozart, Porträt einer Persönlichkeit. Paul List, München 1987, ISBN 3-471-79011-X, S. 37.
  9. Ihro Hochfürstlich Gnaden! Hochwürdigster des Heil: Röm: Reichs Fürst! Gnädigster LandsFürst und Herr Herr! Euer Hochfürstl Gnaden lege mich unterthänigst zu Füssen, und da der Capellmeister in die Ewigkeit gegangen, und dieser Lolli keine andere, als die Vice Capellmeister Besoldung hatte, Euer Hochfürstl: Gnaden auch gnädigst bekannt ist, daß ich bereits 38 Jahre dem Hohen Erzstift diene, und seit dem Jahre 1763 als Vice Capellmeister in die 15 Jahre die meisten und fast alle dienste unklagbar verrichtet habe und noch verrichte: als empfehle ich mich Euer Hochfürstl: Gnaden demüthigst und ersterbe in tiefester Unterwerffung Euer Hochf: Gnaden meines Gnadigsten LandesFürsten und Herrn Herrn unterthänigster und gehorsammster Leopold Mozart manu propria; Internationale Stiftung Mozarteum: Mozart Briefe und Dokumente – Online-Edition. Leopold Mozart an Fürsterzbischof Hieronymus Graf von Colloredo in Salzburg, Salzburg, vor dem 27. August 1778. Siehe: , aufgerufen am 22. Jänner 2018.
  10. Im Verlassenschafts-Inventar kommt ein Bild vor „worauf das Porträt Sr. hochfstl. Gnaden, dann des Herrn Egedachers und des Herrn Mozart.“ In: Johann Riedel: Salzburgs Domherren. Von 1514–1806. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (1867), S. 201, Eintrag 279. (Jge. 1863–1941 online) online, aufgerufen am 11. Oktober 2015.
  11. Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg, Dissertation Salzburg 1982, S. 90a.
  12. Missa brevis in C Carus-Verlag
  13. Wolfgang Plath: „Leopold Mozarts Notenbuch für Wolfgang (1762) – eine Fälschung?“ In: Mozart-Jahrbuch 1971/72, Salzburg 1973, S. 337–341.
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