Leon-Trionfante-Klasse

Die Leon-Trionfante-Klasse war ein Klasse von dreizehn Linienschiffen der Marine der Republik Venedig, die im 18. Jahrhundert in Dienst stand.

Leon-Trionfante-Klasse
Rekonstruierter Plan der Leon Trionfante
Rekonstruierter Plan der Leon Trionfante
Schiffsdaten
Land Flagge der Marine Venedigs Venedig
Schiffsart Linienschiff (Zweidecker)
Entwurf Francesco d’Angelo de Ponti
Bauwerft Arsenal von Venedig
Bauzeitraum 1714 bis 1785
Gebaute Einheiten 13
Dienstzeit 1716 bis 1801
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 47,99 m (Lüa)
Breite 12,87 m
Tiefgang (max.) 6,05 m
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

70 Kanonen

  • 28 × 40-Pfünder
  • 28 × 30-Pfünder
  • 14 × 14-Pfünder

Geschichte

Die venezianische Marine hatte Ende 1667 mit der Giove Fulminate (70 Kanonen) ihr erstes Linienschiff in Dienst gestellt. Bis zum Ausbruch des achten Osmanisch-Venezianischen Krieges im Dezember 1714 wurden weitere 45 Schiffe dieser Art in Dienst gestellt.[1]

Die Marine hatte, ähnlich wie das englische Establishment-System, die Größe, Eigenschaften und Kampfkraft ihrer Schiffe in einzelnen Größenklassen standardisiert, um nach Möglichkeit einheitliche Flottenverbände zu erhalten. Dies waren die Navi di Primo Rango (1. Rang, 70 Kanonen), Navi di Secondo Rango (2. Rang, 56–60 Kanonen) und die Navi di Terzo Rango (3. Rang, 50–54 Kanonen). In Folge entwickelte die venezianische Marine ein System von "Typschiffen". Bei welchem sich die Schiffbauer im Arsenal von Venedig an bewährten Vorlagen orientierten und nur geringe Veränderungen zum Typschiff vornahmen. Führten diese Änderungen bei einem Schiff aber zu einer Verbesserung innerhalb des Typs, konnte dieses Schiff zum neuen "Typschiff" werden.[2]

Im Verlauf des Krieges von 1714 bis 1718 wurden für die venezianische Marine 23 neue Linienschiffe in Dienst gestellt[2], darunter das von Francesco d’Angelo de Ponti entworfene 70-Kanonen-Linienschiff Leon Trionfante. Dieses hatte sich während einiger Gefechte bewährt und daher wurde 1719 entschieden es zum neuen Typschiff zu machen. Da aber nach dem Krieg Finanzmittel nicht überreichlich vorhanden waren, wurde entschieden die Linien der Leon Trionfante auf vier bereits im Arsenal liegende Rümpfe – welche aber 4 Fuß (Kiellänge) kürzer waren – anzuwenden. Des Weiteren wurden vier neue Schiffe dieser verkürzten Version geordert. Diesem folgte 1732 (4) und 1739 (2) eine Order für weitere sechs Schiffe, diesmal komplett der Leon Trionfante entsprechend.[3]

Auf Grund des geringen Bedarfs an neuen Linienschiffen und der Baubedingungen des Arsenal von Venedig – die Schiffe wurden in Hallen gebaut und waren daher vor Witterungseinflüssen geschützt – sind Liegezeiten der unfertigen Rümpfe von bis zu 50 Jahren nichts Außergewöhnliches.[3]

Einheiten

NameBauwerft
(Baunummer)
KiellegungStapellaufIndienststellungVerbleib
Typschiff
Leon Trionfante Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 58)
171416. Mai 1716 Am 21. Mai 1740 Beschluss zum Abbruch
Adria-in-Pace-Gruppe
(Kurze Version)
Adria in Pace Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 71)
17163. August 1739 Am 9. Oktober 1753 gestrandet und verloren gegangen
Europa Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 72)
171623. Oktober 1739 Am 29. Dezember 1763 Beschluss zum Abbruch
San Ignazio Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 74)
174524. Juli 1745 Am 12. März 1763 im Sturm bei der Insel Pellestrina gesunken
San Iseppo Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 75)
171817464. Juni 1746 Am 5. Oktober 1764 Beschluss zum Abbruch
Order 1719
(Kurze Version)
San Giacomo Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 85)
19. Juli 171926. März 176129. April 1761 Am 26. September 1776 Beschluss zum Abbruch
Buon Consiglio Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 86)
15. Januar 172026. März 176129. Mai 1761 Am 26. Februar 1776 Beschluss zum Abbruch
Fedeltà Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 87)
14. Januar 172022. Februar 177014. April 1770 Am 24. November 1783 Beschluss zum Abbruch,
anschließende Nutzung als Ponton
Corriere Veneta Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 88)
26. April 172224. Februar 177026. April 1770 Am 19. Dezember 1771 im Sturm bei Kap Matapan (Peloponnes) gesunken
Order 1732
Forza Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 91)
24. Dezember 177210. Mai 1774 Am 19. November 1784 im Sturm vor Trapani (Sizilien) gesunken
Diligenza Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 92)
21. Dezember 177210. Mai 1774 Am 10. Mai 1790 Beschluss zum Abbruch, 1797 als Spantengerippe noch vorhanden
Stapelnummer 14 Arsenal von Venedig 1732 Am 16. Mai 1797 auf Stapel durch die Franzosen erbeutet;
Rumpf an Österreich übergeben, Nutzung als Ponton
Stapelnummer 15 Arsenal von Venedig 1736 Am 16. Mai 1797 auf Stapel durch die Franzosen erbeutet;
Rumpf an Österreich übergeben, Nutzung als Ponton
Order 1739
Vittoria Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 99)
2. Oktober 174216. Dezember 178427. Februar 1785 Anfang 1797 verkauft, das im Giudecca Kanal liegende Schiff wurde im Mai 1797
bei Besetzung von Venedig durch die Franzosen durch diese verbrannt
Eolo Arsenal von Venedig
(Bau-Nr. 100)
4. Februar 174523. Dezember 17849. März 1785 Anfang 1797 Reserveschiff, am 20. Mai 1797 durch die Franzosen übernommen,
als Éole in Dienst, später Robert und 1798 Ausrüstung mit franz. Waffen,
ab Oktober 1801 Nutzung als Hulk in Toulon, dort 1817 gesunken und im Folgejahr abgebrochen

Technische Beschreibung

Die Klasse war als Batterieschiff mit zwei durchgehenden Geschützdecks konzipiert und hatte eine Länge von 138 Fuß [47,99 Metern] (Geschützdeck) bzw. 126 Fuß [43,81 Metern] (Kiel), eine Breite von 37 Fuß [12,87 Metern] und einen Tiefgang von 17,4 Fuß [6,05 Metern].[A 1][2] Sie waren Rahsegler mit drei Masten (Fockmast, Großmast und Kreuzmast). Der Rumpf schloss im Heckbereich mit einem Heckspiegel, in den Galerien integriert waren, die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündeten. Die Bewaffnung der Klasse bestand aus 70 Kanonen.

Unteres
Batteriedeck
Oberes
Batteriedeck
Backdeck Achterdeck Kanonen
Design 28 × venez. 40-Pfünder 28 × venez. 30-Pfünder 14 × venez. 14-Pfünder 70 Kanonen[A 2]
1798
(Robert)
22 × franz. 18-Pfünder 26 × franz. 12-Pfünder 12 × franz. 6-Pfünder 60 Kanonen

Bemerkungen

  1. Bei der Berechnung der Länge kann es zu unterschieden kommen. Da in der damaligen Zeit ein Fuß, je nach Land, unterschiedliche Längenwerte hatte. Der venezianische Fuß (Piede veneto) hatte z. B. eine Länge von 34,7735 Zentimeter während der französische Fuß (pied de roi) eine Länge von rund 32,48 Zentimeter hatte.
  2. Die verwendeten Kanonen und ihre französische Entsprechung:
    venezianischer 40-Pfünder ≈ französischer 24-Pfünder,
    venezianischer 30-Pfünder ≈ französischer 18-Pfünder,
    venezianischer 14-Pfünder ≈ französischer 08-Pfünder

Siehe auch

Literatur

  • Karl Klaus Körner: Das Erbe der Serenissima: Rekonstruktion und Restaurierung eines venezianischen Linienschiffmodells von 1794. Hrsg.: Heeresgeschichtliches Museum. Wien 2010, ISBN 978-3-902526-37-3.
  • Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1786–1861: Design, Construction, Careers and Fates. Seaforth Publishing, Barnsley 2015, ISBN 978-1-59114-629-2 (englisch).

Einzelnachweise

  1. Karl Klaus Körner: Das Erbe der Serenissima., S. 12–15.
  2. Karl Klaus Körner: Das Erbe der Serenissima., S. 17.
  3. Karl Klaus Körner: Das Erbe der Serenissima., S. 18.
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