Leo Jordan
Leo Jordan bzw. Leopold Hermann Jordan (* 28. September 1874 in Paris; † 28. Juli 1940 in München) war ein deutscher Romanist, Mediävist, Philosoph und Sprachwissenschaftler.
Leben und Werk
Jordan studierte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und wurde 1895 im Corps Guestphalia Würzburg aktiv.[1] Mit einer Doktorarbeit bei Wendelin Foerster an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn wurde er 1899 zum Dr. phil. promoviert.[2] 1905 habilitierte er sich bei Hermann Breymann an der Ludwig-Maximilians-Universität München.[3] Die LMU ernannte ihn 1911 zum a.o. Professor. In der Folge geriet er in wissenschaftliche Gegnerschaft zu Breymanns Nachfolger Karl Vossler. 1933 wurde er wegen seiner jüdischen Abstammung amtsenthoben. 1940 nahm er sich in München das Leben.
Zu seinen Schülern gehörte Fritz Neubert.
Ein jüngerer Bruder und Corpsbruder ist der Zoologe Hermann Jacques Jordan (1877–1943).[4]
Weitere Werke
- (Hrsg. und Übersetzer) Gedichte eines lombardischen Edelmannes des quattrocento, Dresden 1905
- (Übersetzer aus dem Französischen des 14. Jhs.) Das Volksbuch von Fulko Fitz Warin, Leipzig 1906
- Über Boeve de Hanstone, Halle an der Saale 1908 (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 14)
- (Hrsg.) Savinien de Cyrano de Bergerac's L'Autre Monde ou les États et les Empires de la Lune, Dresden 1910
- (Hrsg.) Voltaire, Tancrède. Rédaction primitive d’après le manuscrit de Munich avec les variantes de l’édition définitive, Straßburg 1913
- Altfranzösisches Elementarbuch. Einführung in das historische Studium der französischen Sprache und ihrer Mundarten, Bielefeld 1923 (356 Seiten)
- Die Kunst des begrifflichen Denkens, München 1926 (französisch: Les Idées, leurs rapports et le jugement de l’homme, Genf 1926)
- Schule der Abstraktion und der Dialektik. Neue Wege begrifflichen Denkens, München 1932 (spanisch: Los Elementos linguísticos de la lógica, Córdoba, Argentina 1938)
Literatur
- Stefanie Seidel-Vollmann: Die Romanische Philologie an der Universität München (1826–1913), Berlin 1977
- Franz Lebsanft: Ein deutsch-jüdisches Schicksal: der Philologe und Linguist Leo Jordan (1874–1940), in: Deutsche und österreichische Romanisten als Verfolgte des Nationalsozialismus, hg. von Hans Helmut Christmann und Frank-Rutger Hausmann in Verbindung mit Manfred Briegel, Tübingen 1989, S. 157–175, 287–288
- Frank-Rutger Hausmann: „Vom Strudel der Ereignisse verschlungen“. Deutsche Romanistik im „Dritten Reich“. 2. Auflage. Frankfurt am Main 2008, S. 233, 285, 728
- Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933-1945. Eintrag zu Leo Jordan (abgerufen: 13. April 2018)
Weblinks
- Literatur von und über Leo Jordan im SUDOC-Katalog (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
Einzelnachweise
- Kösener Corpslisten 1960, 140, 194
- Dissertation: Über den altfranzösischen Abenteuerroman „Cristal et Clarie“
- Habilitationsschrift: Die Sage von den vier Haimonskindern (Romanische Forschungen 20)
- Kösener Korpslisten 1910, 205, 76