Lein (Kocher)

Die Lein ist ein Fluss in Baden-Württemberg, der bei Kaisersbach im Welzheimer Wald entspringt und nach gut 57 km langem, im Wesentlichen östlichem Lauf in Abtsgmünd von links in den hier etwas kleineren Kocher mündet.

Lein
Die Lein oberhalb von Leinroden

Die Lein oberhalb von Leinroden

Daten
Gewässerkennzahl DE: 23862
Lage Schwäbisches Keuper-Lias-Land

Baden-Württemberg

Flusssystem Rhein
Abfluss über Kocher Neckar Rhein Nordsee
Quelle westlich von Kaisersbach
48° 55′ 41″ N,  37′ 35″ O
Quellhöhe ca. 544 m ü. NHN[1]
Mündung am Nordrand von Abtsgmünd von links in den oberen Kocher
48° 53′ 48″ N, 10° 0′ 23″ O
Mündungshöhe 367,4 m ü. NHN [1]
Höhenunterschied ca. 176,6 m
Sohlgefälle ca. 3,1 
Länge 56,7 km[1]
Einzugsgebiet 250,056 km²[1]
Abfluss am Pegel Abtsgmünd MQ
3,6 m³/s
Linke Nebenflüsse  Zuflüsse
Rechte Nebenflüsse  Zuflüsse
Durchflossene Stauseen Aichstruter Stausee, Leineckstausee, Stausee Täferrot, weitere an Zuflüssen
Mittelstädte Schwäbisch Gmünd, Aalen
Kleinstädte Welzheim
Gemeinden Kaisersbach, Alfdorf, Spraitbach, Durlangen, Mutlangen, Täferrot, Leinzell, Göggingen, Iggingen, Heuchlingen, Schechingen, Abtsgmünd
Blick über das Leintal bei Zimmerbach in Richtung Westen
Naturnahes, von Schwarz-Erlen gesäumtes Flussbett der Lein unterhalb von Leinzell
Die Lein in Abtsgmünd
Die Lein (im Bild von rechts) mündet in den Kocher (von hinten nach vorne links)

Geographie

Verlauf

Die Lein fließt ab ihrem Ursprung bei Kaisersbach-Eulenhof recht beständig nach Süden und im Osten an Welzheim vorbei. Bei Alfdorf-Haghof knickt ihr Lauf nach Osten ab und behält diese Richtung mit leichten Schwankungen bis Heuchlingen bei, von wo aus sie in nordöstlicher Richtung Abtsgmünd und den Kocher erreicht. Ihr Einzugsgebiet liegt vor allem zu ihrer Linken, denn in ihrem südlich verlaufenden Obertal hat sie rechts in der nahen Wieslauf und deren Nebenflüssen eine starke Konkurrentin mit deutlich tieferer Erosionsbasis, im östlich verlaufenden Mittellauf bis Heuchlingen graben ihr die Rems-Zuflüsse das Wasser so sehr ab, dass die Wasserscheide der Lein selbst dicht im Süden folgt, oft nur wenige hundert Meter vom Fluss selbst entfernt. Erst im nordöstlich orientierten Unterlauf ab Heuchlingen hat sie überhaupt nennenswerte rechte Zuflüsse, hier teilt sie sich etwa zu gleichen Teilen den Höhenrücken um Dewangen mit dem Kocher. Ihr Nebenflusssystem hat also grob die Gestalt eines Kammes: Im Süden und Westen liegt die Lein selbst, von Norden streben ihr parallel die größeren Zuflüsse zu.

Zuflüsse

Von der Quelle zur Mündung:

  • Spatzenbach (rechts), 1,6 km und 1,8 km²
  • Seewiesengraben (rechts), 0,8 km
  • Hofwiesengraben (rechts), 0,6 km
  • Rötelbach (rechts in einen rechten Mühlkanal), 1,1 km
  • Pfaffenader (rechts), 0,5 km
  • Göckelesbad (rechts), 0,6 km
  • Ropbach (rechts), 1,3 km und 1,3 km²
  • Haschbach (links), 1,3 km und 1,3 km²
  • Eisenbach (links), 5,4 km und 7,6 km²
  • Mettelbach (links), 1,8 km
  • Renisbach (rechts), 1,1 km
  • Gellbach (links), 2,7 km
  • Rot (links), 11,1 km und 34,9 km²
  • Oberer Gellbach (links), 3,8 km
  • Spitzerbach (Lein) (rechts in einen rechten Mühlkanal), 1,8 km
  • Schmiedbach (links), 1,1 km
  • Krummbach (links), 2,7 km
  • Reichenbach (links), 7,0 km und 9,6 km²
  • Aitelbach (rechts), 1,9 km und 1,4 km²
  • Spraitbach (links), 3,4 km und 3,3 km²
  • Zimmerbach (links), 1,3 km
  • Bergbach (links), 0,9 km
  • Durlanger Bach (links), 1,3 km und 2,3 km²
  • Werdichquelle (rechts), 0,5 km
  • Rot, auch Gschwender Rot (links), 17,8 km und 49,0 km²
  • Sulzbach (links), 3,3 km
  • Hellenbach (rechts), 0,5 km
  • (Leinzeller) Laubach (links), 3,0 km
  • Götzenbach (links), 8,2 km und 18,1 km²
  • Gögginger Bach (links), 1,0 km
  • Brainkofener Bach (rechts), 1,2 km
  • Ziegelbach (rechts), 0,7 km
  • Krebsbach (links), 1,2 km
  • Lohbach (rechts), 1,9 km
  • Haftenbach (links), 0,7 km
  • Federbach (links), 5,8 km und 10,2 km²
  • Schönhardter Bach (rechts) 0,7 km
  • Hackbankbach (rechts), 2,0 km und 1,8 km²
  • Auchtbach (links), 0,5 km
  • Aspesbach (rechts), 0,6 km
  • Tiefenbach (rechts), 2,4 km
  • Küferbach (rechts), 2,7 km und 2,4 km²
  • Siechenbach, im Oberlauf Mühlbach (links), 2,9 km und 2,9 km²
  • Schafwaldbach (rechts), 0,5 km
  • Burgwiesbach (links), 1,0 km
  • („Reichenbacher“) Laubach (rechts), 5,6 km und 6,7 km²
  • Blumenwaldbach (links), 0,9 km
  • Kauwiesenbach (rechts in einen rechten Mühlkanal), 0,4 km
  • Spatzenbach (links), 4,8 km und 8,1 km²
  • Stapfelbach (rechts), 3,9 km und 3,0 km²
  • Kotholzbach (links), 1,6 km
  • Weiherbach (links), 1,0 km
  • (Dewanger) Haldenbach (rechts), 3,8 km und 3,5 km²
  • Attleswasenbach (rechts), 1,4 km
  • Laubbach (rechts), 4,8 km und 2,9 km²

Hydrologie

Hydrologischer Hauptstrang

Hydrologisch kann man die Lein als den Hauptquellast des Kocher-Systems betrachten, da sie an der Mündung mehr als doppelt so lang ist wie dieser (57 km gegen knapp 25 km), dessen Namens-Oberlauf auch im Einzugsgebiet übertrifft (250 km² gegen 152 km²) und auch etwas mehr Wasser führt als dieser – trotz dessen kräftiger Karstquellen, die sich zusätzlich aus Gebieten jenseits seiner oberflächlichen Wasserscheiden speisen.

Fließrichtung

Die Fließrichtung der Lein ist auffällig; sie entfernt sich durchweg vom Neckar, in den ihr Wasser über den Kocher letztlich gelangt, und ihr Tal trifft in Abtsgmünd fast gegenläufig auf das des Kochers, der dort in Richtung Westnordwest dem Neckar zuströmt. Grund hierfür ist, dass der Flusslauf der Lein zu einer Zeit angelegt wurde, als das Gebiet noch nach Südosten hin zur Urdonau und zum Schwarzen Meer entwässerte. Gleiches gilt für die benachbarten Flüsschen „Spiegelberger“ Lauter, Bibers, „Fichtenberger“ Rot und die etwas unterhalb von Abtsgmünd von der anderen Seite auch fast gegenläufig in den Kocher mündende Blinde Rot. Der heutige Abfluss über den Kocher, den Neckar und den Rhein zur Nordsee hin entstand erst, als sich ab dem Eozän der Oberrheingraben abzusenken begann und sich infolgedessen die Tiefenerosion im umgebenden Flusssystem des Rheins verstärkte. Über zahlreiche Anzapfungen von Donau-Nebenflüssen verlagerte sich die europäische Hauptwasserscheide zugunsten des Rheins schrittweise nach Südosten.

Hochwasserschutz und Rückhaltebecken

Heutzutage speisen die Lein und ihre nördlichen Zuflüsse zahlreiche kleinere Stauseen, von denen viele zum Hochwasserschutz angelegt wurden und die als Badeseen (z. B. der Aichstruter Stausee) auch der Naherholung dienen. Andere sind alte Mühlseen, denn an Lein wie den größeren Nebenflüssen liefen früher auch viele Wassermühlen.

Nach immer wiederkehrenden Hochwassern entlang der Lein gab eines im März 1956 schließlich den Anstoß zur Gründung des Wasserverbandes Kocher-Lein durch die Anliegergemeinden im Jahre 1957. Zum Hochwasserschutz errichtete der neue Verband zwischen 1957 und 1982 elf Speicher- und Rückhaltebecken, die er bis heute betreibt. Fünf hiervon liegen im Rems-Murr-Kreis, sechs im Ostalbkreis. Sie sind ständig zu kleinen Seen aufgestaut. Die meisten sind für die Naherholung erschlossen, einige als Badeseen ausgewiesen. Die elf Kunstseen können zusammen bis zu 14 Mio. zurückhalten, sie liegen zwischen 390 m ü. NHN und 500 m. ü. NHN. und ihr Gesamteinzugsgebiet erstreckt sich über ungefähr 250 km². Zwischen 1990 und 2000 verausgabte man im Rahmen eines Sanierungsprogramms 28,5 Mio. Euro, teilweise in Einrichtungen für Datenfernübertragung und Fernsteuerung, so dass nunmehr seit 1997 alle elf Becken zentral gesteuert und überwacht werden können.[2][3]

Übersicht zu den Speicher- und Rückhaltebecken des Wasserverbandes „Kocher-Lein“[4][5]
NameLagestautEinzugsgebietDauerstauflächeMaximale StauflächeGesamtstauraumDammhöhe
AichstrutWelzheimLein005,8 km²4,0 ha21,0 ha0.550.000 m³08,0 m
EisenbachAlfdorfEisenbach007,4 km²2,0 ha11,0 ha0.540.000 m³13,5 m
LeineckAlfdorfLein031,9 km²4,0 ha35,0 ha2.180.000 m³14,0 m
HagerwaldAlfdorfFinstere Rot014,0 km²3,0 ha18,0 ha0.800.000 m³11,0 m
HüttenbühlAlfdorfSchwarze Rot015,5 km²2,0 ha13,0 ha0.530.000 m³11,0 m
ReichenbachSpraitbachReichenbach008,8 km²3,0 ha18,0 ha0.900.000 m³16,0 m
TäferrotTäferrotLein108,7 km²2,0 ha42,0 ha2.200.000 m³14,0 m
RehnenmühleTäferrotGschwender Rot045,1 km²5,0 ha57,0 ha2.900.000 m³16,0 m
GötzenbachGöggingenGötzenbach017,4 km²3,0 ha45,0 ha1.750.000 m³23,0 m
FederbachGöggingenFederbach009,6 km²2,5 ha14,0 ha1.000.000 m³25,0 m
LaubbachAbtsgmündLaubbach002,9 km²1,0 ha04,9 ha0.190.000 m³13,0 m

Geschichte

In ihrem Oberlauf folgte der Lein in antiker Zeit für ein starkes Jahrhundert eine politische Grenze. Zwischen ihrer Quelle und dem Haghof südlich Welzheims zog sich nämlich wenige hundert Meter westlich-parallel zu ihr zwischen etwa 161 nach Christus und 260 nach Christus der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende Obergermanisch-Raetische Limes dahin, die befestigte Grenzlinie des Römischen Reiches gegen das barbarische Germanien.

Siehe auch

Literatur

  • Hochwasserschutz, Landschaftspflege, Naherholung. Hrsg. Wasserverband Kocher-Lein, 2. Auflage. 1979
  • Topographische Karten 1:25.000, hrsg. vom Landesvermessungsamt Baden-Württemberg, Blätter
    • 7023 Murrhardt, ISBN 978-3-89021-086-5
    • 7123 Schorndorf, ISBN 978-3-89021-101-5
    • 7124 Schwäbisch Gmünd Nord, ISBN 978-3-89021-102-2
    • 7125 Mögglingen, ISBN 978-3-89021-103-9
    • 7126 Aalen, ISBN 978-3-89021-104-6

Einzelnachweise

  1. Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  2. Umweltministerium Baden-Württemberg – 50jähriges Jubiläum des Wasserverbandes Kocher-Lein (Memento des Originals vom 23. Mai 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.um.baden-wuerttemberg.de, abgerufen am 16. März 2009.
  3. Ostalbkreis.de – Pressemitteilung: 386 vom 20. Dezember 2004; Hochwasserschutz im Ostalbkreis neu organisiert – Landrat und Verbandsvorsteher unterzeichnen Verträge zur technischen Betreuung@1@2Vorlage:Toter Link/www.ostalbkreis.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., abgerufen am 16. März 2009.
  4. Giesecke. Dams and flood control-systems of detention reservoires in southwestern Germany. 2000 (Memento des Originals vom 14. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.germannatcom-icold.de
  5. Hochwasserschutz, Landschaftspflege, Naherholung. Hrsg. Wasserverband Kocher-Lein, 2. Auflage. 1979
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