Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009/800 m der Frauen

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 wurde vom 16. bis 19. August 2009 im Olympiastadion der deutschen Hauptstadt Berlin ausgetragen.

12. Leichtathletik-Weltmeisterschaften
Disziplin800-Meter-Lauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer43 Athletinnen aus 32 Ländern
AustragungsortDeutschland Berlin
WettkampfortOlympiastadion
Wettkampfphase16. August (Vorläufe)
17. August (Halbfinale)
19. August (Finale)
Medaillengewinnerinnen
GoldmedailleCaster Semenya (Sudafrika RSA)
SilbermedailleJaneth Jepkosgei Busienei (Kenia KEN)
BronzemedailleJenny Meadows (Vereinigtes Konigreich GBR)
Das Berliner Olympiastadion während der Leichtathletik-Weltmeisterschaften

Ihren ersten großen Erfolg als Weltmeisterin errang die Südafrikanerin Caster Semenya. Sie gewann vor der Titelverteidigerin, Olympiazweiten von 2008 und Afrikameisterin von 2006 Janeth Jepkosgei Busienei aus Kenia. Bronze ging an die Britin Jenny Meadows.

Bestehende Rekorde

Weltrekord 1:53,28 min Tschechoslowakei Jarmila Kratochvílová München, BR Deutschland 26. Juli 1983[1]
WM-Rekord 1:54,68 min WM 1983 in Helsinki, Finnland 9. August 1983

Der seit den ersten Weltmeisterschaften 1983 bestehende WM-Rekord wurde auch bei diesen Weltmeisterschaften nicht erreicht.

Es wurden eine Weltjahresbestleistung sowie ein Landesrekord erzielt:

  • Weltjahresbestleistung: 1:55,45 min – Caster Semenya (Südafrika), Finale am 19. August (damit nur um 77 Hundertstelsekunden über dem bestehenden Weltmeisterschaftsrekord)
  • Landesrekord: 2:28,00 min – Aishath Reesha (Malediven), 3. Vorlauf am 16. August

Geschlechtsstatusfrage

Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Athletin Caster Semenya die Frage nach dem Geschlechtsstatus auf. Hier handelt es sich um eine heikle Problematik, die Frage ist, wo sind die Grenzen zu setzen, wie sollen entsprechende Kontrollen gestaltet werden, inwieweit sind Athletinnen in ihrer Persönlichkeit beeinträchtigt oder verletzt. Auch in der Vergangenheit war die Frage nach dem Geschlechtsstatus immer wieder aktuell. In den 1930er Jahren ging es um den Deutschen Heinrich Ratjen, der als Hochspringerin unter dem Namen Dora Ratjen bei zahlreichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilweise sehr erfolgreich teilnahm. Alle seine Resultate wurden nach 1938 gestrichen. Allerdings war er im Gegensatz zu Caster Semenya eindeutig ein Mann.[2]

In den 1960er Jahren wurde das Thema noch einmal aktuell im Zusammenhang mit den Geschwistern Irina und Tamara Press aus der Sowjetunion, bei denen die Vermutung auftauchte, dass sie Hermaphroditen seien.[3] Beide verschwanden nach Einführung der damals sogenannten Sextests, die in der Leichtathletik erstmals bei den Europameisterschaften 1966 realisiert wurden.[4]

Heute sind die Tests zur Feststellung des Geschlechtsstatus in ihrer früheren Form abgeschafft. Allerdings stellt sich auch heute wieder die Frage, wo die Grenzen für die Teilnahme von Athletinnen im Frauensport liegen, und es gibt durchaus auch kritische Stimmen zu einer Teilnahmeberechtigung für Caster Semenya.[5][6]

Doping

Hier gab es zwei Dopingfälle:

  • Die im Halbfinale ausgeschiedene Russin Swetlana Kljuka wurde zusammen mit zwei weiteren russischen Athletinnen kurz vor den Olympischen Spielen 2008 wegen unerklärbarer Abweichungen in ihrem Biologischen Pass von der IAAF für zwei Jahre gesperrt. Kljukas seit dem 15. August 2009 erzielte Resultate wurden annulliert.
  • Die Ergebnisse eines Nachtests der ebenfalls im Halbfinale ausgeschiedenen Ukrainerin Tetjana Petljuk waren positiv. Ihre Resultate über 800 Meter und mit der 4-mal-400-Meter-Staffel bei diesen Weltmeisterschaften wurden annulliert. Außerdem erhielt die Athletin eine zweijährige Sperre bis zum 19. Februar 2015.[7]

Benachteiligt wurden zwei Athletinnen, die sich aufgrund ihrer Leistungen für das Halbfinale qualifiziert hatten, dort wegen der vor ihnen liegenden Dopingbetrügerinnen jedoch nicht starten durften.

  • Olga Cristea, Republik Moldau – qualifiziert aufgrund ihrer Platzierung im ersten Vorlauf
  • Irina Krakowiak, Litauen – qualifiziert über die Zeitregel (zweiter Vorlauf)

Vorrunde

Die Vorrunde wurde in sechs Läufen durchgeführt. Die ersten drei Athletinnen pro Lauf – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus sechs zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – qualifizierten sich für das Viertelfinale.

Im ersten Vorlauf kam es zu einem Sonderfall. Die Kenianerin Janeth Jepkosgei Busienei war als Sechste zunächst weder über ihre Platzierung noch über ihre Zeit für die nächste Runde qualifiziert. Sie war jedoch durch eine Aktion der Siegerin dieses Laufs Caster Semenya behindert worden. Die Jury entschied nach Protest durch die kenianische Mannschaftsleitung, dass Janeth Jepkosgei Busienei als zusätzliche Läuferin im Halbfinale teilnehmen konnte. Dort qualifizierte sie sich auch für den Endlauf und wurde Vizeweltmeisterin.

Vorlauf 1

16. August 2009, 10:10 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika2:02,51
2Geena GallVereinigte Staaten USA2:02,63
3Olga CristeaMoldau Republik Moldau2:03,99 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
4Neisha Bernard-ThomasGrenada Grenada2:04,55
5Madeleine PapeAustralien Australien2:05,85
6Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia2:12,81 für das Halbfinale zugelassen
DOPSwetlana KljukaRussland Russlandfür das Halbfinale zugelassen

Vorlauf 2

Mirela Lavric – ausgeschieden als Sechste in 2:04,49 min
PlatzNameNationZeit (min)
1Marija SawinowaRussland Russland2:02,27
2Jemma SimpsonVereinigtes Konigreich Großbritannien2:03,33
3Mayte MartínezSpanien Spanien2:03,39
4Élodie GuéganFrankreich Frankreich2:03,87
5Irina KrakowiakLitauen Litauen2:04,26 eigentlich für das Halbfinale qualifiziert
6Mirela LavricRumänien Rumänien2:04,49
7Leonor PiuzaMosambik Mosambik2:08,08

Vorlauf 3

PlatzNameNationZeit (min)
1Julija KrewsunUkraine Ukraine2:02,20
2Jenny MeadowsVereinigtes Konigreich Großbritannien2:02,47
3Hazel ClarkVereinigte Staaten USA2:02,67
4Lucia KlocováSlowakei Slowakei2:02,98
5Marian BurnettGuyana Guyana2:03,89
6Yeliz KurtTurkei Türkei2:13,42
7Aishath ReeshaMalediven Malediven2:28,00 NR
DSQSanaa AbubkheetPalastina Autonomiegebiete PalästinaIAAF Rule 163.5 – Bahnverlassen vor der Übergangslinie[8]

Vorlauf 4

16. August 2009, 10:38 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Elisa Cusma PiccioneItalien Italien2:02,33
2Anna RostkowskaPolen Polen2:02,37
3Halima HachlafMarokko Marokko2:02,46
4Jelena KofanowaRussland Russland2:02,49
5Lenka MasnáTschechien Tschechien2:03,32
6Eléni FilándraGriechenland Griechenland2:06,39
7Natalia GallegoAndorra Andorra2:18,75

Vorlauf 5

16. August 2009, 10:38 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Pamela JelimoKenia Kenia2:03,50
2Maggie VesseyVereinigte Staaten USA2:04,07
3Kenia SinclairJamaika Jamaika2:04,52
4Rosibel GarcíaKolumbien Kolumbien2:04,73
5Jana HartmannDeutschland Deutschland2:04,99
6Natalija LupuUkraine Ukraine2:06,74
7Salome DellPapua-Neuguinea Papua-Neuguinea2:08,22

Vorlauf 6

16. August 2009, 10:45 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Zulia CalatayudKuba Kuba2:02,33
2Hasna BenhassiMarokko Marokko2:02,83
3Marilyn OkoroVereinigtes Konigreich Großbritannien2:03,07
4Daniela ReinaItalien Italien2:06,30
5Annabelle LascarMauritius Mauritius2:06,53
6Nikki HamblinNeuseeland Neuseeland2:31,94
DOPSwetlana KljukaRussland Russlandfür das Halbfinale zugelassen

Halbfinale

In den drei Halbfinalläufen qualifizierten sich die jeweils ersten beiden Athletinnen – hellblau unterlegt – sowie die darüber hinaus zwei zeitschnellsten Läuferinnen – hellgrün unterlegt – für das Finale.

Durch die zusätzliche Zulassung der Kenianerin Janeth Jepkosgei Busienei zum Halbfinale war in dieser Runde insgesamt eine Läuferin mehr beteiligt als eigentlich vorgesehen. So waren im zweiten Halbfinalrennen neun statt der üblichen acht Teilnehmerinnen am Start.

Halbfinallauf 1

Start zum ersten Halbfinale (v. l. n. r.): Élodie Guégan, Geena Gall, Julija Krewsun

17. August 2009, 19:30 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Marija SawinowaRussland Russland1:59,30
2Julija KrewsunUkraine Ukraine1:59,38
3Mayte MartínezSpanien Spanien1:59,72
4Hasna BenhassiMarokko Marokko2:00,06
5Jemma SimpsonVereinigtes Konigreich Großbritannien2:00,57
6Geena GallVereinigte Staaten USA2:01,30
7Zulia CalatayudKuba Kuba2:01,53
8Élodie GuéganFrankreich Frankreich2:04,34

Im ersten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 2

17. August 2009, 19:38 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika1:58,66
2Jenny MeadowsVereinigtes Konigreich Großbritannien1:59,45
3Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia1:59,47
4Hazel ClarkVereinigte Staaten USA1:59,96
5Lucia KlocováSlowakei Slowakei2:01,56
6Marian BurnettGuyana Guyana2:02,75
DNFHalima HachlafMarokko Marokko
DOPSwetlana KljukaRussland Russland
Tetjana PetljukUkraine Ukraine

Im zweiten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Halbfinallauf 3

Drittes Halbfinale, Läuferinnen eingangs der Schlussrunde

17. August 2009, 19:46 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Elisa Cusma PiccioneItalien Italien2:00,62
2Marilyn OkoroVereinigtes Konigreich Großbritannien2:01,01
3Anna RostkowskaPolen Polen2:01,40
4Jelena KofanowaRussland Russland2:02,02
5Kenia SinclairJamaika Jamaika2:02,31
6Lenka MasnáTschechien Tschechien2:02,55
7Maggie VesseyVereinigte Staaten USA2:03,55
DNFPamela JelimoKenia Kenia

Im dritten Halbfinale ausgeschiedene Läuferinnen:

Finale

Weltmeisterin Caster Semenya kurz vor dem Finalstart

18. August 2009, 21:35 Uhr

PlatzNameNationZeit (min)
1Caster SemenyaSudafrika Südafrika1:55,45 WL
2Janeth Jepkosgei BusieneiKenia Kenia1:57,90
3Jenny MeadowsVereinigtes Konigreich Großbritannien1:57,93
4Julija KrewsunUkraine Ukraine1:58,00
5Marija SawinowaRussland Russland1:58,68
6Elisa Cusma PiccioneItalien Italien1:58,81
7Mayte MartínezSpanien Spanien1:58,81
8Marilyn OkoroVereinigtes Konigreich Großbritannien2:00,32

Video

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 12. Januar 2022
  2. Das Doppelleben der Dora Ratjen, ndr.de 18. November 2011, abgerufen am 2. Dezember 2020
  3. Zwischen Ruhm und Argwohn. In: Allgemeine Zeitung 26. April 2014, abgerufen am 2. Dezember 2020
  4. Intersexualität als Problem des Hochleistungssports, Jennifer de Antoni, Diplomarbeit, Wien, Mai 2011 (PDF; 757 KB), abgerufen am 2. Dezember 2020
  5. Stichwort Sex-Test. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 20. August 2009, abgerufen am 2. Dezember 2020
  6. Olympias »schöne« Töchter von Petra Welzel, der Freitag 15. September 2000, abgerufen am 2. Dezember 2020
  7. Athletes currently suspended from all competitions in athletics following an Anti-Doping Rule Violation, bianet.org S. 18 (PDF; 154 KB) englisch, abgerufen am 2. Dezember 2020
  8. Wettkampfregeln der IAAF, Seite 90f (PDF; 7,0 MB), abgerufen am 2. Dezember 2020
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.