Leibniz Kolleg
Das Leibniz Kolleg (collegium leibnicianum) ist eine zentrale Einrichtung der Universität Tübingen, benannt nach Gottfried Wilhelm Leibniz.
Es ist eine propädeutische Einrichtung, die Abiturienten durch ein zehnmonatiges, umfassendes Studium generale eine begründete Studienentscheidung ermöglichen und sie gleichzeitig in das wissenschaftliche Arbeiten einführen will. Dabei legt das Leibniz Kolleg großen Wert auf Interdisziplinarität, um ein umfassenderes Bildungsideal als normalerweise im Fachstudium möglich zu verwirklichen.
Es wurde 1948 auf Betreiben der französischen Militärregierung ursprünglich als Institut der Universität Tübingen gegründet, um damit der Nachkriegsgeneration ein neues demokratisches und geschichtliches Verständnis zu vermitteln. Persönlichkeiten wie Carlo Schmid, Romano Guardini, Carl Friedrich Freiherr von Weizsäcker, Paul Ohlmeyer, Eduard Spranger, Theodor Steinbüchel u. a. wirkten bei der Konzeption des Studienganges entscheidend mit. Das Gebäude in der Tübinger Brunnenstraße 34 wurde in den Jahren von 1928 bis 1930 von dem Architekten Paul Schmitthenner erbaut als „Deutsche Burse“, ein Studentenheim für auslandsdeutsche Studenten[1].
Im Rahmen des zehnmonatigen Studium generale leben 53 Kollegiaten von Oktober bis Juli im Leibniz Kolleg in der Tübinger Brunnenstraße und besuchen dort auch die vom Kolleg angebotenen Seminare, die alle Bereiche der Wissenschaften sowie den musisch-kreativen Bereich umfassen und überwiegend von Dozenten der Universität geleitet werden.
Geleitet wird das Leibniz Kolleg zurzeit von Ursula Konnertz und Thorsten Nagel.
Bewerbungsvoraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife oder ein als gleichwertig anerkannter (deutscher oder internationaler) Schulabschluss. Das Leibniz Kolleg ist keine Eliteförderung. Erstes Aufnahmekriterium ist vielmehr der Wunsch nach wissenschaftspropädeutischem Arbeiten und Studienfachorientierung sowie die Bereitschaft, kooperative Lebens- und Lernformen mit den anderen Studierenden des Kollegs und den Kursleitern zu entwickeln.
Literatur
- Das Collegium Leibnizianum an der Universität Tübingen: Sein Sinn und seine Bestimmung; [Ansprachen und Vorträge]. Mohr, Tübingen 1948, DNB 450811115.
- Gerhard Krüger: Das Leibniz-Kolleg der Universität Tübingen: Ein Erfahrungsbericht. Mohr, Tübingen 1949, DNB 452606098.
- Michael Behal, Nina Baur: Studium generale, studium sociale: Das Leibniz-Kolleg 1948 – 1998. Leibniz-Kolleg, Tübingen 1998, DNB 96312188X.
Weblinks
- Offizielle Seite des Kollegs
- Offizielle Seite der Gesellschaft der Freunde des Leibniz Kollegs e.V.
- Lea Hampel: Studium Generale am Leibniz-Kolleg: „Es geht ums WIE, nicht ums WAS“. In: Jetzt. 23. August 2006 (Interview mit Michael Behal).
- Barfuß in den Hörsaal: Am Leibniz-Kolleg in Tübingen lernen angehende Studenten, wie man richtig studiert. In: Zeit Online. 3. September 1998, archiviert vom am 23. Juli 2010 .
- Mario Gotterbarm: Studium generale: Im Studentenschullandheim. In: FAZ.net. 26. September 2009 .
- Fenja Mens: Big Brother für Studenten. In: Spiegel Online. 1. Februar 2001 .
- Pia Fruth, Pia-Maria Pelzer: Das Leibniz Kolleg in Tübingen: Ein Jahr „Studium Generale“. (mp3-Audio; 25,1 MB; 27:30 Minuten) In: SWR2 Wissen. 10. Mai 2012, archiviert vom am 24. November 2014 (auch als pdf-Datei; 140 kB).
Einzelnachweise
- Paul Schmitthenner, Die deutsche Burse in Tübingen, in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau, Ausgabe 15.1931, S. 357–364.