Gefach
Ein Gefach bezeichnet im Holzfachwerkbau den Raum zwischen den Holzbalken einer Wand. Die Füllung des Gefachs wird als Ausfachung bezeichnet.
Ausfachung
Die Ausfachung von Fachwerk wurde je nach Periode, Region und Verfügbarkeit des Materials auf verschiedene Weisen vorgenommen:
- Sichtmauerwerk aus Backsteinen, Vormauerziegeln oder Klinkern, in Nebengebäuden selten auch mit Lehmsteinen
- Verputzte Ausmauerung mit Backsteinen, Lehmsteinen, Bruchstein oder Porenbeton
- Regional begrenzt, so z. B. in der Bönninghardt am Niederrhein, wurden zum Füllen der Gefache Grassoden verwendet
- Klaiben des Gefachs, indem zunächst Nuten in Ober- und Unterkanten der waagerechten Balken geschlagen werden. In die Nuten werden entweder
- senkrechte Stakhölzer geschoben, die mit Weidenruten umflochten und mit Lehmbewurf versehen werden, oder
- die Stakhölzer werden zunächst mit einem Stroh-Lehm-Gemisch umwickelt, dann als Wellerhölzer in die Nuten geschoben und schließlich wird eine glatte Oberfläche mit einem Lehmverstrich (Lehmputz) hergestellt.
Beim Errichten und Sanieren von Wänden, die wenig druckfeste Baustoffe wie Holz, Lehm, leichte Ziegel, Sandstein und Porenbeton enthalten, sollten generell nur elastische Putz- und Mauermörtel verwendet werden, die ebenfalls eine niedrige Druckfestigkeit aufweisen. Dies sind in erster Linie Lehm- und Luftkalkmörtel sowie Kalkmörtel mit geringen Anteilen hydraulisch abbindender Bindemittel. Dies gilt ganz besonders für Fachwerkkonstruktionen, wo jeder Schlagregen zu einer Durchfeuchtung und infolge einem Schwellen und anschließenden Schwinden der Holzbalken führt.
Backsteingefache
Die Backsteine einer Ausfachung wurden mit Lehm- oder Kalkmörtel vermauert und mit Kalkmörtel verfugt. Backsteinausfachungen werden in Norddeutschland in der Regel als Sichtmauerwerk ausgeführt, bisweilen sogar mit Ziersetzungen der Backsteine, so dass sich Zierausfachungen mit Ornamenten ergeben. In Süddeutschland hingegen wurden Backsteingefache in der Regel mit einem Kalkputz oder einer Schlämme versehen.
- Ziegel-Ziergefache (Hoton, Leicestershire)
- Buxtehude, St. Petri-Platz 9
- Schloss Cecilienhof, Potsdam
Lehmsteingefache
Ausfachungen mit Lehmsteinen findet man am häufigsten bei Innenwänden und Wirtschafts- oder Gesindegebäuden. Darüber kommt ein Lehm- oder Kalkputz. Wie bei der Backsteinausfachung werden die Holzständer eingekerbt.
Lehm hat durch die feuchtigkeitsregulierende Wirkung einen konservierenden Einfluss auf das Holz des Fachwerks. Die Endfeuchtigkeit von Lehm ist geringer als die von Holz, somit sorgt der Lehm dafür, dass das Holz trocken bleibt und nicht fault. Zudem lassen sich bei Renovierungsarbeiten die Steine einfach von Mörtelresten reinigen und wiederverwenden.
Zur Stabilisierung werden Kerben in die Ständer der Fachwerkwand geschlagen, damit es zwischen Mörtel und Holz zu einer formschlüssigen Verbindung kommt. Alternativ werden bei modernen Renovierung alter Fachwerkgebäude auch Dreiecksleisten an die Ständer aufgenagelt oder in Fugenhöhe verzinkte Nägel in die Ständer geschlagen. Da Mörtel und Holz beim Abtrocknen etwas an Volumen verlieren, könnte die Ausmauerung sonst locker im Gefach stehen und zugige Fugen bilden.
Lehmgefache
Die Lehmstake ist ein längliches Stück gespaltenes Holz von unterschiedlichem Querschnitt. Es wird senkrecht zwischen die horizontalen Fachwerkbalken geklemmt. Diese werden daher als Fachholz bezeichnet.
Um die Lehmstaken zu verankern, werden mit einer Dexel eine Nut in die Oberseite des unteren Balkens, z. B. einer Schwelle und entweder einzelne Vertiefungen oder eine durchlaufende Nut in die Unterseite des oberen Balkens, des Riegels, geschlagen.
Die Staken werden dann mit Strohlehm mehrschichtig beworfen (Lehmbewurf) und anschließend verputzt. In einigen Regionen werden die Staken vor dem Bewurf in der Art einer Flechtwerkwand mit Weiden- oder Haselzweigen umflochten, Fachgerten genannt.
- Gefache mit erneuerten Staken und Geflecht, vor dem Lehmbewurf
- Lehmausfachungen, oben mit Lehmsteinen, unten mit abgewittertem Lehmbewurf und freigelegter Stakung
Naturstein
Wenn örtlich kein oder wenig Lehm und dafür reichlich Natursteinvorkommen vorhanden waren, sind Gefache auch mit Bruchsteinen gefüllt worden.
- Ausfachungen mit Bruchstein (Scheune in Wanfried)
Verputzte Gefache
Um im Außenbereich Schäden am Fachwerk zu vermeiden, ist beim Verputzen zu beachten, dass der Putz bündig mit dem Holz abschließt oder nur geringfügig zurückspringt. Es sollten kapillar- bzw. diffusionsoffene und gering-feste Putzmörtel verarbeitet werden. Putze aus hochhydraulischem Kalk oder sogar Zement können sich bei Wärme- und Feuchtebeanspruchung schalenweise ablösen und durch mangelnde kapillare Entfeuchtung das Fachwerk schädigen.
Zur Verbesserung der Haltbarkeit wird als Oberputz entsprechend der Putzregel eine noch etwas weichere Putzmischung gewählt und leicht vorstehend aufgetragen. Ein wenige Zentimeter breiter Randstreifen wird dabei ringsum so angeschrägt, dass sich eine kissenförmig vorstehende Gefachfüllung ausbildet. Der Winkel der an das Holz grenzenden Kante wird so von 90° auf etwa 135° vergrößert, wodurch vermieden wird, dass die Putzkante beim Quellen und Schwinden der Fachwerkhölzer reißt oder bröckelt. Sind die Kanten der Fachwerkbalken abgerundet oder angeschrägt, ist darauf zu achten, dass der Putz nicht oberflächenbündig an die Hölzer angetragen wird, sondern die Putzkante mit der zurückliegenden, seitlichen Kante der Fachwerkhölzer zusammentrifft.
Bei der Verwendung von Lehm als Außenputz muss dieser zusätzlich gegen Verwitterung geschützt werden. Hierzu eignet beispielsweise sich ein Anstrich aus 1 Teil Sumpfkalk, 1/4 Speisequark und 1/8 Leinöl. Dieser Anstrich wird nach dem Trocknen reinweiß und schützt den Lehm viele Jahre.
Bei der Restaurierung alter Fachwerkbauten haben sich insbesondere historische Rezepte zur Herstellung der äußeren Putzschicht der Gefache bewährt, die neben Weißkalkhydrat oder NHL-Kalken Zuschläge von gemahlenen Ziegeln sowie teilweise von Fasern enthalten. Gefordert ist ein weicher Putz, der sich bei Temperaturschwankungen wie der darunter befindliche Lehm verhält.
Historische Putze und Farben
Zwar befasste sich bereits Jakob Ignaz Hittorff zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Vielfarbigkeit historischer Gebäude, doch wird sie in der Denkmalpflege erst in jüngerer Zeit systematisch untersucht. Zu den Farben des Gefachs zählen zum Beispiel Rot und grau-grüner Ocker. Die Balken wurden unter anderem rot, gelb, grau oder schwarz gefasst. Oftmals liegen verschiedene Farbschichten übereinander.
Literatur
- Josef Maier: Vorgegebenes Rissesystem? Baupraktische Beispiele: Farbe und Fachwerk. In: Der Maler und Lackierermeister. Nr. 3, 2001 (PDF; 493 kB).
- Johannes Cramer: Zur Aussenfarbigkeit adliger Landsitze des 16. und 17. Jahrhunderts in Südwestdeutschland. In: Burgen und Schlösser. Jahrgang 29, Nr. 2, 1988, S. 102–108, doi:10.11588/bus.1988.2.41834.
- Johannes Cramer: Farbigkeit im Fachwerkbau – Befunde aus dem süddeutschen Raum. Deutscher Kunstverlag, München 1990, ISBN 3-422-06056-1 (Zugl.: Hannover, Univ., Habil.-Schr., 1987).
- Wolfgang Lenze: Fachwerkhäuser, restaurieren – sanieren – modernisieren. 3., erw. Auflage. Fraunhofer IRB Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-8167-6431-2.