Lazarus Spengler

Lazarus Spengler (Pseudonym: Hieronymus von Berchnishausen * 13. März 1479 in Nürnberg; † kurz vor dem 7. September 1534 ebenda) war als Ratsherr ein wichtiger Förderer der Reformation in Nürnberg.

Lazarus Spengler
Albrecht Dürer: Exlibris für Lazarus Spengler (1515)

Leben

Er war der Sohn eines Nürnberger Ratsschreibers und trat nach dem Tod seines Vaters, aufgrund dessen er sein 1494 begonnenes Studium in Leipzig nach nur zwei Jahren abbrach, 1496 selbst in die Ratskanzlei der Stadt ein. 1507 wurde er zum „vordersten“ Ratsschreiber, also Chef der Kanzlei, befördert und war ab 1516 selbst Ratsherr im „Größeren Rat“. Früh sympathisierte er mit der Bewegung Martin Luthers und verfasste Schriften, durch die er dem Volk das reformatorische Gedankengut nahebrachte. Er gehörte der „Ursulabruderschaft“ und der „Sodalitas Staupitziana“ an und verteidigte die Lehre Martin Luthers in seiner Schrift

Schutzred und christenliche Antwort ains erbarn liebhabers goetlicher wahrhait der hailigen geschrifft ,

die 1519 ohne sein Wissen veröffentlicht wurde. Darum traf ihn 1520 zusammen mit Luther der päpstliche Bann, der jedoch nach einer äußerlichen Unterwerfung Spenglers 1521 wieder aufgehoben wurde.

Als Vertreter der Stadt Nürnberg reiste er 1521 zum Reichstag nach Worms, wo ihn die persönliche Begegnung mit Luther in seiner Haltung bestärkte. Er setzte sich weiter für die Reformation ein und schützte Andreas Osiander, den Prediger der Lorenzkirche. Als Vertreter der evangelischen Bündnispolitik verhandelte Spengler in vorsichtigem Taktieren mit dem Episkopat von Bamberg gegen deren drohende kirchliche und juristische Übergriffe.

1525 setzte sich die Reformation in Nürnberg endgültig durch. Im selben Jahr wurde auf Spenglers Betreiben und in Zusammenarbeit mit Philipp Melanchthon das Schottenstift St. Egidien in das erste evangelische Gymnasium Nürnbergs umgewandelt (später: Melanchthon-Gymnasium). Als Berater übte Spengler 1526/28 Einfluss auf die Reformation der fränkischen Markgrafschaften Brandenburg Ansbach und Brandenburg Kulmbach aus. Er war Teilnehmer am Augsburger Reichstag 1530 und leistete wichtige Mitarbeit an der Brandenburg-Nürnbergischen Kirchenordnung von 1533, die Vorbildfunktion und Modellcharakter bekam.

Sein Grab befindet sich auf dem Johannisfriedhof (Nürnberg) (Grab Nr. 1319).

Werke

Zu seinen Schriften gehören die Texte der Kirchenlieder Durch Adams Fall ist ganz verderbt menschlich Natur und Wesen (1520) und Vergebens ist all Müh’ und Kost, sowie:

  • Eins Erbarn libhabers götlicher warheyt (1520)
  • Ermanung und Undterweysung zu einem tugenhaften Wandel (1520)
  • Ain trostliche Christenliche anweisung und ertzney in allen widerwertigkaiten (1521)
  • Ain kurtzer begriff vnd vnterrichtung aines gantzen warhaffften Christenlichen wesens (1522)
  • Verantwortung und Auflösung (1524)
  • Wie sich ein Christenmensch in Trübsal und Widerwärtigkeit trösten soll (1529)
  • Auszug aus den päpstlichen Rechten (1530)
  • das vollständige Glaubensbekenntnis, das 1535 mit einer persönlichen Vorrede von Luther herausgegeben wurde.

Gedenktag

7. September im Evangelischen Namenkalender.[1]

Literatur

  • Harold John Grimm: Lazarus Spengler: A Lay Leader of the Reformation. Ohio State University Press, Columbus OH 1978. ISBN 081420290X (Digitalisat auf den Seiten des Verlags im Vollzugriff)
  • Berndt Hamm: Lazarus Spengler (1479–1534) – Der Nürnberger Ratsschreiber im Spannungsfeld von Humanismus und Reformation, Politik und Glaube. In: Reihe Spätmittelalter und Reformation. Band 25. Mohr Siebeck, Tübingen 2004, ISBN 3-16-148249-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Berndt Hamm, Wolfgang Huber, u. a. (Hrsg.): Lazarus Spengler Schriften. Band 2. Schriften der Jahre September 1525 bis April 1529. Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte. Band 70
  • Berndt Hamm, Felix Breitling, Gudrun Litz, Andreas Zecherle (Hrsg.): Lazarus Spengler Schriften der Jahre Mai 1529 bis März 1530. Lazarus Spengler Schriften, Bd. 3 Gütersloher Verlagshaus 2010 ISBN 978-3-579-05375-2
  • Hans von Schubert: Lazarus Spengler und die Reformation in Nürnberg. Herausgeber Hajo Holborn, Heinsius, Leipzig 1934
  • Nürnberger Gestalten aus neun Jahrhunderten. Ein Heimatbuch zur 900 Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung Nürnbergs Herausgegeben vom Stadtrat zu Nürnberg, Nürnberg 1950, Verlag Karl Ulrich & Co,
  • Spengler, Lazarus. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 15, Personen S. Stuttgart–Bad Cannstatt 2021, S. 357–359.
  • Ute Monika Schwob: Kulturelle Beziehungen zwischen Nürnberg und den Deutschen im Südosten im 14. bis 16. Jahrhundert, (Buchreihe der Südostdeutschen Historischen Kommission, Bd. 22), Oldenbourg, München 1969
  • Ruth Bach-Damaskinos: Spengler, Lazarus, Dr. jur. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Gudrun Litz: Spengler, Lazarus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 662–664 (Digitalisat).
  • Adolf Brecher: Spengler, Lazarus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 118–122.
  • Sigrid Fillies-Reuter: Spengler, Lazarus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 939–941.
  • Spengler, Lazar. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 38, Leipzig 1743, Sp. 1498 f.

Einzelnachweise

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