Latsch

Latsch ([latʃ]; italienisch Laces) ist eine italienische Marktgemeinde mit 5202 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) im Vinschgau in Südtirol.

Latsch
(ital.: Laces)
Wappen
Wappen von Latsch
Wappen von Latsch
Karte
Staat: Italien
Region: Trentino-Südtirol
Provinz: Bozen – Südtirol
Bezirksgemeinschaft: Vinschgau
Einwohner:
(VZ 2011/31.12.2022)
5.127/5.202
Sprachgruppen:
(laut Volkszählung 2011)
97,99 % deutsch
1,97 % italienisch
0,04 % ladinisch
Koordinaten 46° 37′ N, 10° 52′ O
Meereshöhe: 620–3257 m s.l.m. (Zentrum: 639 m s.l.m.)
Fläche: 78,8 km²
Dauersiedlungsraum: 15,1 km²
Fraktionen: Goldrain, Latsch, Morter, St. Martin im Kofel, Tarsch
Nachbargemeinden: Kastelbell-Tschars, Martell, Schlanders, Schnals, Ulten
Partnerschaft mit: Calw
Postleitzahl: 39021
Vorwahl: 0473
ISTAT-Nummer: 021037
Steuernummer: 00396990210
Bürgermeister (2020): Mauro Dalla Barba (SVP)

Geografie

Die Gemeinde Latsch befindet sich im Vinschgau im Westen Südtirols. Die vier Dörfer der Gemeinde, der Hauptort Latsch (639 m), das von der Etsch durchflossene Goldrain (650 m), Morter (700 m) am Eingang zum Martelltal und das etwas erhöht auf einem Schwemmkegel erbaute Tarsch (820 m), liegen allesamt im relativ breiten Etschtal. Nördlich über dem Talboden bieten die Hänge des Sonnenbergs in mittelgebirgiger Lage dem Weiler St. Martin im Kofel (1740 m; über die Seilbahn St. Martin erreichbar) und weiteren Gehöften Platz. Darüber erheben sich Gipfel der Ötztaler Alpen, die hier dem Saldurkamm zugerechnet werden (darunter die Vermoispitze, 2929 m). Südlich vom Talboden beginnt unmittelbar der Nationalpark Stilfserjoch. Über die Hänge des Nördersbergs steigt das Gelände hier zu Gipfeln der Ortler-Alpen bergan, westlich vom Martelltal den Laaser Bergen und östlich dem Zufrittkamm zugerechnet. Am Hasenöhrl erreicht das Gemeindegebiet auf 3257 m seinen höchsten Punkt.

Geschichte

Auf Montani, am Annenberg sowie auf St. Sebastian in Platz wurden prähistorische Siedlungen festgestellt.

Der Ortsname ist erstmals 1185 als Lacis genannt. Er findet sich im Tiroler und Schweizer Alpenraum öfters (vgl. Latsch in Graubünden) und kommt von einem unbekannten, wohl rätoromanischen Wort.

Auf dem Gebiet finden sich viele Tschötten (mit Lehm abgedichtete Wasserspeicher), die bis ins 20. Jh. in dem relativ trockenen Vinschgau in Gebrauch waren.

Die Gemeinde in ihrer heutigen Ausdehnung geht auf das Jahr 1928 zurück, als Latsch um die bis dato eigenständigen Gemeinden Goldrain, Morter, St. Martin am Vorberg und Tarsch vergrößert wurde.

Sehenswürdigkeiten

In Latsch befinden sich mehrere historische Burganlagen, so die Burgruinen Obermontani und Untermontani im Ortsteil Morter, Schloss Annenberg über dem Weiler Tiss oder die Burg Latsch im Ortskern. Besonders sehenswert sind der Flügelaltar von Jörg Lederer in der Spitalkirche und die Burgkapelle St. Stephan in der Fraktion Morter, die wegen ihrer Wandbemalungen den Beinamen Sixtinische Kapelle Südtirols trägt und zu den sehenswertesten Kapellen des Landes zählt.

Latsch

Sehenswert ist auch die oberhalb der Fraktion Tarsch auf 950 m Seehöhe über einem früheren Quellheiligtum erbaute romanische St.-Medardus-Kirche (11. oder 12. Jahrhundert) mit Rundbogenfriesen und gekuppelten Rundbogenfenstern am Turm und Wandgemälden im Inneren aus dem 13. bis 15. Jahrhundert (u. a. Kreuzigungsgruppe, Mäanderband, Rankenornament, diverse figurale Szenen). Die Kirche gehörte zu einem nicht mehr erhaltenen Pilgerhospiz am Übergang nach Ulten.

Das Schloss Goldrain ist Bildungs- und Kulturzentrum des gesamten Tales. Es erhielt seine heutige Gestalt in mehreren Bauabschnitten ab ca. 1475; Erbauer war die Engadiner Adelsfamilie Scheck v. Ardez (Scheck v. Goldrain). Durch Erbgang ging das Schloss an die aus Nordtirol stammenden späteren Grafen Hendl, welche es weiter ausbauten. Sehenswert sind vor allem die rechteckige Umfassungsmauer, diverse Portale und Freitreppen sowie die Loggiengalerie. Alle wesentlichen Werkstücke sind aus weißem Marmor hergestellt.

Erwähnenswert ist auch der etwa 5000 Jahre alte Statuenmenhir von Latsch, der 1992 in der Bichlkirche nahe dem Ortseingang gefunden wurde.

Wirtschaft

Hauptwirtschaftsfaktor ist neben dem Obstbau der Tourismus mit über 55.000 Gästeankünften. Latsch ist ein Austragungsort im Naturbahnrodel-Weltcup und war auch Ausrichter der Naturbahnrodel-Weltmeisterschaft 2005.

Bildung

In der Gemeinde Latsch gibt es Bildungseinrichtungen für die deutsche Sprachgruppe. Dazu gehören vier Grundschulen (im Hauptort Latsch, in Goldrain, Morter und Tarsch) sowie eine Mittelschule im Hauptort.

Das Bildungshaus Schloss Goldrain bietet zudem vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten.

Politik

Bürgermeister

Bürgermeister seit 1952:[1]

  • Heinrich Wielander: 1952–1969
  • Josef Rinner: 1969–1977
  • Franz Bauer: 1977–1988
  • Richard Patscheider: 1988–1995
  • Markus Pircher: 1995–2005
  • Karl Weiss: 2005–2013
  • Helmut Fischer: 2014–2020
  • Mauro Dalla Barba: seit 2020

Partnerschaften

Latsch unterhält seit 1957 mit Calw eine Partnerschaft.

Verkehr

Latsch wird von der SS 38, der Vinschgaubahn, die an den Bahnhöfen Latsch und Goldrain-Martell zwei Zugangsstellen bietet, und der Radroute 2 „Vinschgau–Bozen“ durchquert.

Söhne und Töchter

Literatur

  • Martin Zeiller: Letsch. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (= Topographia Germaniae. Band 10). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S. 27 (Volltext [Wikisource]).
  • Marktgemeinde Latsch (Hrsg.): Latsch und seine Geschichte. Goldrain – Morter – Tarsch – St. Martin. Tappeiner, Lana 2007, ISBN 978-88-7073-403-4 (online)
Commons: Latsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Latsch – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Die Bürgermeister der Gemeinden Südtirols seit 1952. (PDF; 15 MB) In: Festschrift 50 Jahre Südtiroler Gemeindenverband 1954–2004. Südtiroler Gemeindenverband, S. 139–159, abgerufen am 16. November 2015.
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