Lanzendorf (Windsbach)

Lanzendorf (fränkisch: Lantsndorf[2]) ist ein Gemeindeteil der Stadt Windsbach im Landkreis Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[3]

Lanzendorf
Stadt Windsbach
Koordinaten: 49° 18′ N, 10° 53′ O
Höhe: 387 m ü. NHN
Einwohner: 95 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91575
Vorwahl: 09871
Ortsansicht von Winterhof gesehen
Ortsansicht von Winterhof gesehen
Feuerwehrhaus
Der Hirschtrog

Geografie

Das Dorf liegt am Lanzenbach, einem linken Zufluss der Aurach. Nordöstlich befindet sich der Dechengraben, 1 km nordöstlich beginnt der Dechenwald. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Kitschendorf (1 km nordwestlich) bzw. nach Veitsaurach zur Kreisstraße AN 17 (1,1 km südlich), eine weitere Gemeindeverbindungsstraße führt nach Winterhof (0,4 km südwestlich).[4]

Geschichte

Der Ort wurde wahrscheinlich vor 800 gegründet, als die Ostfranken mit der Besiedlung des Aurachstal begannen. Mitte des 11. Jahrhunderts waren die Grafen von Abenberg Grundherren. Am 7. März 1296 wurde der Ort als „Lanzendorf“ erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der der Verkauf der Burg Abenberg samt seinen Zugehörungen an das Hochstift Eichstätt bestätigt wurde.[5] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist der Personenname Lanzo, eine Kurzform von Lanfried oder Landbold.[2] Im eichstättischen Salbuch, das um 1300 entstanden ist, werden für den Ort 4 Huben verzeichnet. 2 von diesen Huben werden 1405 zertrümmert.[6] Für das Kollegiatstift St. Nikolaus zu Spalt wurde in den Salbüchern von 1380, 1517 und 1549 jeweils eine abgabenpflichtige Untertansfamilie in Lanzendorf angegeben.[7]

Im 16-Punkte-Bericht des Oberamts Windsbach aus dem Jahr 1608 wurden für Lanzendorf 6 Mannschaften verzeichnet: die 3 Höfe und 3 Güter gehörten dem eichstättischen Kastenamt Abenberg. Außerdem gab es ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus.[8]

Während des Dreißigjährigen Kriegs brannte der Ort ab. Sechs Untertansfamilien kamen um. 1653 galt der Ort noch als verödet.[9] Im Eichstätter Salbuch von 1671 wurden für Lanzendorf wieder 6 Untertansfamilien verzeichnet.[10]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Lanzendorf 9 Anwesen (2 Höfe, 2 Halbhöfe, 3 Güter, 2 Halbhäuser) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Kasten- und Stadtvogteiamt Windsbach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft und die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das eichstättische Kastenamt Abenberg.[11][12] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Windsbach.[13] Es gab zu dieser Zeit 8 Untertansfamilien.[14]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Lanzendorf dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Bertholdsdorf und der 1810 gegründeten Ruralgemeinde Bertholdsdorf zugeordnet.[15] Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Lanzendorf in die neu gebildete Ruralgemeinde Veitsaurach umgemeindet.

Am 28. März 1893 erhielt Lanzendorf die Erlaubnis, eine Ortskapelle zu errichten. Gebaut wurde sie nicht, stattdessen wurde 1912 ein 3,70 Meter hohes Steinkreuz aufgestellt, das am 6. Mai 1912 geweiht wurde.[16]

Im Jahre 1967 wurde aufgrund der dörflichen Entwicklung eine eigenständige Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Am 1. Mai 1978 wurde Lanzendorf im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Stadt eingegliedert.[13]

Historisches Bildmaterial

Bau- und Bodendenkmäler

  • Etwa einen Kilometer nordöstlich von Lanzendorf (In der Reute) befindet sich ein Gedenkstein, der so genannte Hirschtrog, wohl eigentlich eine Fassung für ein Steinkreuz.[17]
  • Eine Siedlung vor- und frühgeschichtlicher Zeitstellung in Richtung Veitsaurach rechts auf der Anhöhe wurde im Luftbild erkannt.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 7686114126129119971071009495
Häuser[18] 1414201917191825
Quelle [19][20][21][22][23][24][25][26][27][28][1]

Religion

Der Ort ist römisch-katholisch geprägt und nach St. Vitus (Veitsaurach) gepfarrt.[11][29] Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Georg (Bertholdsdorf) gepfarrt.[27]

Trivia

Wenn die Veitsauracher und Lanzendorfer Schulkinder in Streit gerieten, wurden die Lanzendorfer als Pußter beschimpft. Irgendwie war die Erinnerung wach, dass es in Lanzendorf Nachkommen von Zuwanderern aus der Puszta gab. Johann Bachmann aus Neukirchen heiratete im Jahre 1800 „in Pustis, vulgo Brand“ die Witwe Seger. Auch mit „ihr Polacken“ hat man die Lanzendorfer beschimpft. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass die Alexander aus Turufka in Polen in die Pfarrei Veitsaurach kamen.[30]

Bilder

Literatur

Commons: Lanzendorf (Windsbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 333 (Digitalisat).
  2. E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 121.
  3. Gemeinde Windsbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Juli 2021.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. K. Dunz: Windsbach, S. 291.
  6. Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 129.
  7. F. Eigler: Schwabach, S. 113.
  8. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 43/1, 8. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 731.
    Ein Gut unterstand dem Kastenamt Abenberg nicht. Es wird im Salbuch des Spalter Kollegiatstiftes von 1619 für Lanzendorf aufgelistet. F. Eigler: Schwabach, S. 114.
  9. K. Dunz: Windsbach, S. 292.
  10. F. Eigler: Schwabach, S. 142.
  11. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 879.
  12. Johann Bernhard Fischer: Lanzendorf. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 307 (Digitalisat). Hier wird der Ort dem Oberamt Schwabach zugeordnet. 1 Anwesen lag im Windsbacher Fraischbezirk.
  13. M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 1012.
  14. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 278.
  15. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Heilsbronn 1810. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 963.
  16. K. Dunz: Windsbach, S. 293.
  17. G. P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach, S. 118.
  18. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 werden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  19. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 52 (Digitalisat).
  20. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 152153 (Digitalisat). Die Einwohnerzahl von Lanzendorf fehlt dort. Da für diese Gemeinde das Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern (1856), S. 186, die Daten von 1846 einfach nur übernommen hat, kann die dort nachgetragene Einwohnerzahl von Lanzendorf für 1840 übernommen werden.
  21. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1044, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  22. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1210, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  23. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1096 (Digitalisat).
  24. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1160 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1198 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1031 (Digitalisat).
  27. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 758 (Digitalisat).
  28. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 171 (Digitalisat).
  29. Pfarrverband Wolframs-Eschenbach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 13. März 2023.
  30. L. Hefele: Geschichte der Pfarrei Veitsaurach, S. 153.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.