Lanzen-Schildfarn
Der Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schildfarne (Polystichum) innerhalb der Familie der Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae). Unter den Schildfarnen zeichnet er sich durch die nur einfach gefiederten Wedel aus. Er kommt in Mitteleuropa vor allem in den Kalkalpen vor.
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Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polystichum lonchitis | ||||||||||||
(L.) Roth |
Beschreibung
Beim Lanzen-Schildfarn handelt es sich um einen ausdauernde krautige Pflanze. Die steif aufrechten und höchstens an der Spitze etwas hängenden Wedel können Längen zwischen 10 und 50 (bis 65) Zentimetern erreichen[1], meist sind es jedoch 20 bis 30 Zentimeter. Die Wedel sind nur einfach gefiedert und im Umriss schmal-lanzettlich; sie sind wintergrün. Ihre breiteste Stelle befindet sich ungefähr in der Wedelmitte oder etwas darüber. Die Wedel sind nur 2 bis 7 Zentimeter lang gestielt.[1] Ihre Rhachis ist im unteren Teil mit hellbraunen Schuppen bedeckt, die weiter oben nach und nach kleiner werden. Die Blattspreite umfasst auf jeder Seite (15 bis) 30 bis 50 Fiedern.[1] Die derb ledrigen Fiederblättchen sind im unteren Teil der Wedel ungefähr dreieckig, weiter oben eher lanzettlich und meist etwas nach vorne gebogen. Ihr Rand ist dornig gezähnt, nicht selten mit nach unten gekrümmten Zähnen, und an der Blättchenspitze mit borstig verlängerten Stacheln. Oft befindet sich am Grund des vorderen Randes, zumindest bei den unteren Fiederblättchen, ein nach vorne gerichteter, breiter Zahn. Die Fiedern sind sehr kurz gestielt, sie sind etwa 30 Millimeter lang und 8 Millimeter breit.[1] Sori finden sich meist nur auf der oberen Blatthälfte. Sporenreife ist Juni bis September.[1]
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 82.[2]
Ökologie
Die Wedel sind über den Gefäßbündeln benetzbar, was der zusätzlichen Wasseraufnahme dient.
Vorkommen
Der Lanzen-Schildfarn ist in den gesamten gemäßigten Breiten (meridionale bis arktische Zone) der Nordhalbkugel verbreitet. Er kommt dort in den borealen Nadelwäldern und in den Gebirgen vor, vor allem in Kalkgebieten. Das Verbreitungsgebiet umfasst Europa, Asien, Nordamerika und Grönland. In Afrika kommt er nur in Marokko vor.[3] In Europa kommt er in fast allen Ländern vor und fehlt ursprünglich nur in Portugal, Dänemark, Litauen, Belarus, Moldau, Kosovo und im europäischen Teil der Türkei.[4]
Er wächst in Felsspalten und auf Schuttfluren. Er ist in Mitteleuropa pflanzensoziologisch eine Charakterart des Polystichetum lonchitidis aus dem Verband Petasition paradoxi.[2]
Der Lanzen-Schildfarn ist einer der am höchsten steigenden Farne, der beispielsweise am Morteratschgletscher in der Schweiz noch in einer Höhenlage von 2700 Metern gefunden wurde. In den Allgäuer Alpen steigt er in Vorarlberg am Widderstein bis zu 2400 m Meereshöhe auf.[5] In der Sierre Nevada in Spanien gedeiht er auf Glimmerschiefer bis in 3165 Meter Meereshöhe.[1]
In Mitteleuropa ist er in den Kalkgebieten der Alpen und des Alpenvorlandes recht verbreitet. Ansonsten kommt er eher selten vor. Er ist in Deutschland gesetzlich geschützt.[6]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 2 (schattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2+ (unter-subalpin und ober-montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[7]
Verwendung
Der Lanzen-Schildfarn ist als Zierpflanze für beschattete Steingärten und Mauern sehr zu empfehlen. Es dürfen aber nur Exemplare aus gärtnerischer Kultur dazu verwendet werden, da eine ganze Reihe von Farnarten in Deutschland unter Naturschutz stehen. Dazu gehören außer dem Lanzen-Schildfarn als Zierpflanzen geeignete Arten auch:
- Gelappter Schildfarn (Polystichum aculeatum)
- Zarter Schildfarn (Polystichum braunii)
- Grannen-Schildfarn (Polystichum setiferum)
- Azoren-Streifenfarn (Asplenium azoricum)
- Milzfarn (Asplenium ceterach)
- Serpentin-Streifenfarn (Asplenium cuneifolium)
- Jura-Streifenfarn (Asplenium fontanum)
- Französischer Streifenfarn (Asplenium foreziense)
- Lanzettblättriger Streifenfarn (Asplenium obovatum subsp. lanceolatum)
- Krauser Rollfarn (Cryptogramma crispa)
- Kammfarn (Dryopteris cristata)
- Berg-Blasenfarn (Cystopteris montana)
- Sudeten-Blasenfarn ( Cystopteris sudetica)
- Rostroter Wimperfarn (Woodsia ilvensis)
- Königsfarn (Osmunda regalis)
- Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium)[8]
Taxonomie
Der Lanzen-Schildfarn wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum Tomus II, S. 1088 als Polypodium lonchitis erstbeschrieben. Die Art wurde 1799 von Albrecht Wilhelm Roth in Tentamen Florae Germanicae Band 3 (1.1) S. 71 als Polystichum lonchitis (L.) Roth in die Gattung Polystichum gestellt. Synonyme von Polystichum lonchitis (L.) Roth sind Aspidium lonchitis (L.) Sw. und Dryopteris lonchitis (L.) Kuntze.[4]
Sonstiges
Der Lanzen-Schildfarn bildet mit mehreren anderen Arten der Gattung leicht Hybride. Ansonsten handelt es sich um eine Art mit nur wenig variablen Merkmalen.
Quellen und weiterführende Informationen
Literatur
- David H. Wagner: Polystichum Roth. In: Flora North America, vol. 2. Flora of North America – Polystichum lonchitis
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Werner Rothmaler: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen, 14. Auflage. Volk und Wissen, Berlin, 1988. ISBN 3-06-012539-2
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1. (Abschnitt Ökologie)
Einzelnachweise
- Josef Dostál, Tadeus Reichstein: Polystichum. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 170–174.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 86. ISBN 3-8001-3131-5
- Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 12.10 vom Februar 2022.
- Maarten J. M. Christenhusz & E. von Raab-Straube (2013+): Polypodiopsida. Datenblatt Polystichum lonchitis In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 76.
- Michael Koltzenburg: Polystichum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 97. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2019. ISBN 978-3-494-01700-6. S. 164.
- Polystichum lonchitis (L.) Roth In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 3. März 2022.
- Steht der Farn unter Naturschutz? In: Anika Gütt, gartenjournal.net. 2014, abgerufen am 7. Oktober 2019.
Weblinks
- Lanzen-Schildfarn. auf FloraWeb.de
- Lanzen-Schildfarn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Schildfarn Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)