Langwies (Arosa)

Langwies (im lokalen Walserdialekt an der Wis oder an der Lenggwis [an dər (leŋg)'ʋɪs],[1] rätoromanisch Prauliung) war bis zum 31. Dezember 2012 eine politische Gemeinde im ehemaligen Kreis Schanfigg, Bezirk Plessur des Schweizer Kantons Graubünden.

Langwies GR
Wappen von Langwies GR
Wappen von Langwies GR
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Plessur
Politische Gemeinde: Arosai2
Postleitzahl: 7057
frühere BFS-Nr.: 3924
Koordinaten:773809 / 188198
Höhe: 1377 m ü. M.
Fläche: 55,02 km²
Einwohner: 296 (31. Dezember 2012)
Einwohnerdichte: 5 Einw. pro km²
Website: www.gemeindelangwies.ch

Karte
Langwies (Arosa) (Schweiz)
Langwies (Arosa) (Schweiz)
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Gemeindestand vor der Fusion am 31. Dezember 2012

Am 1. Januar 2013 fusionierte sie mit den Gemeinden Calfreisen, Castiel, Lüen, Molinis, Peist und St. Peter-Pagig zur Gemeinde Arosa.

Wappen

Blasonierung: In Gold schräglinks gestürzte blaue Keule.

Motiv nach einem Gerichtssiegel von 1798. Farben des Zehngerichtenbundes.

Geographie

Historisches Luftbild aus 1800 m von Walter Mittelholzer von 1928

Langwies liegt 14 km (Luftlinie) östlich von Chur im hinteren Schanfigg dort, wo sich drei Quelltäler zum fortan in westlicher Richtung ziehenden Haupttal vereinen: von Süden das Arosertal mit dem Oberlauf der Plessur, von Osten das Sapün und von Nordosten das Fondei.

Auf der westlichen Talseite umfasste das ehemalige Gemeindegebiet den Prätschwald vom Fluss (rund 1300 m ü. M.) bis zu einer etwa auf Kote 1800 verlaufenden felsigen Hangkante, talaufwärts bis zur Talenge oberhalb der Litzirüti. Rechts der Plessur beinhaltete das Territorium das gesamte Einzugsgebiet von Fondeier- und Sapünerbach und darüber hinaus einen 3 km langen Abschnitt des Arosertals vom Fluss bis zum Grat. Talauswärts führte die Grenze von der Mündung des Frauentobels in die Plessur fast in direkter Linie zum Gipfel des Mattjisch Horn (2461 m) und weiter zum Chistenstein (2473 m), dem nördlichsten Punkt des Gebiets. Jenseits des Durannapasses (2116 m) und des Casannapasses (2233 m), die als jeweils breite Sattel vom Fondei ins mittlere Prättigau hinüber führen, bildete durchwegs die Weissflue-Strelakette (Wasserscheide gegen das Landwassertal) die Grenze zur Landschaft Davos. Der von der Weissflue (2843 m, höchster Punkt der ehemaligen Gemeinde) nach Südwesten über Schiahorn (2709 m), Chüpfenflue (2658 m), Mederger Flue (2674 m), Tiejer Flue (2781 m) zum Furggahorn (2727 m) verlaufende Grat wird von der Lücke des Strelapasses (2350 m) unterbrochen, der das hintere Sapün mit Davos verbindet.

Pirigen oberhalb Langwies

Neben der heutigen Hauptsiedlung, Langwies Platz am rechten Ufer der Plessur nahe der Einmündung des Sapünerbachs, sind auch die talaufwärts gelegenen Weiler Sunnenrüti und Litzirüti ganzjährig bewohnt. Ausserdem zählten zur ehemaligen Gemeinde eine grössere Zahl von ehemaligen Nachbarschaften, zumeist am sonnigen Hang westlich von Langwies Platz gelegen, die Maiensässe Medergen und Pirigen sowie die verstreuten Siedlungen der Täler Fondei (mit Strassberg) und Sapün, die früher bedeutender als Langwies Platz waren, aber seit dem 20. Jahrhundert nur noch im Sommer genutzt werden.

Zu Langwies gehörte die Alp Rongg (rätoromanisch für Rodung). Auf der Alp stehen drei Wohnhäuser, von denen eines ganzjährig bewohnt wird. Daneben gibt es noch vier weitere Bauten als genutzte oder ehemalige Stallungen. Bei den Gebäuden handelt es sich um Walserbauten aus dem 19. Jahrhundert, welche für die Region Schanfigg typisch sind.

Vom gesamten ehemaligen Gemeindeareal von fast 55 km² wird beinahe die Hälfte (genau 2675 ha) landwirtschaftlich, meist als Weideland, genutzt. 1509 ha sind unproduktive Fläche (meist Gebirge im Norden und Osten der Gemeinde). Weitere 1237 ha sind von Wald und Gehölz bedeckt, und die restlichen 64 ha sind Siedlungsfläche.

Nachbargemeinden waren Peist, Fideris, Conters im Prättigau, Klosters-Serneus, Davos und Arosa.

Geschichte

Langwies Platz um 1890

Seit dem 13. Jahrhundert lebten einige wenige Bündnerromanen im Gebiet. 1307 begann die Einwanderung von Walsern. Zuerst besiedelten diese nur die hoch gelegenen Teile der früheren Gemeinde wie Fondei, Sapün und Medergen, später siedelten sie auch talwärts. Der deutsche Ortsname erscheint erstmals vermutlich 1300 (Petrus an der Wise), sicher 1384 als Bezeichnung für den Bauplatz der neu zu errichtenden Kirche (guot genannt die Lang wise).[1] Die vielzitierte Urkunde von 998 ist eine Fälschung aus dem Jahre 1656. Wegen Nichtbeachtung neuer Forschungsergebnisse ist dieser Unsinn teils bis in die heutige Geschichtsschreibung weitergetragen worden. Zuerst übten bis 1338 die Freiherren von Vaz, dann bis 1479 diverse andere Herren die Oberherrschaft aus, ehe die Gemeinde unter die Fittiche der Habsburger geriet. Die Gerichtsgemeinde Langwies, einschliesslich des 10 km entfernten, ebenfalls von Walsern besiedelten Praden, genoss gewisse Privilegien, beispielsweise die freie Wahl des Ammanns. Sie gehörte seit 1436 zum Zehngerichtenbund. Trotz österreichischer Herrschaft nahmen die Bewohner 1530 die Neue (reformierte) Lehre an, die der Reformator Philipp Gallicius auch hier verkündet hatte. Die Einwohner wehrten sich in den Bündner Wirren im Jahr 1622 heftig gegen die anrückenden österreichischen Truppen. Zwischen 1652 und 1657 kauften sich die Bewohner von allen Herrschafts- und Lehnsrechten frei.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr18501900195020002005
Einwohnerzahl385285383303297

Von den Ende 2004 285 Bewohnern waren 271 Schweizer Bürger.

Politik

Der ehemalige Gemeinderat bestand aus fünf Personen. Die letzte Gemeindepräsidentin war Dorothea Mattli-Salzgeber, die Witwe Jöri Mattlis.

Wirtschaft

Früher lebte die Einwohnerschaft von der Landwirtschaft, hauptsächlich Viehzucht. Heute verdienen die meisten Beschäftigten ihr Geld direkt oder indirekt im Fremdenverkehr. Mit Stand 2000–01 waren 51 Personen in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 4 im gewerblichen Bereich und 73 im Dienstleistungssektor.

Tourismus

In den Ortsteilen Platz und Litzirüti gibt es zusammen vier Hotels (rund 6500 Logiernächte im Jahr 2005) und etwa 30 Ferienwohnungen. Die Häuser in den Weilern Fondei, Sapün und Medergen wurden grösstenteils zu Ferienhäusern umgebaut. Im Sommer können Wander- und Velotouren unternommen, im Winter die Pisten der Nachbargemeinde Arosa genutzt werden. Langwies selbst bietet Winterwander- und Schlittelwege. Grösster Anlass ist die jährlich im Spätsommer stattfindende Arosa ClassicCar.

Verkehr

Bahnhof Langwies

Durch Langwies führt die Schanfiggerstrasse. Die ehemalige Gemeinde ist durch die Bahnhöfe Langwies GR und Litzirüti an der 1914 eröffneten Bahnstrecke Chur–Arosa der Rhätischen Bahn an das Netz des öffentlichen Verkehrs angeschlossen. Langwies wäre neben Arosa ein möglicher Ausgangspunkt einer zurzeit noch visionären Eisenbahnverbindung zwischen dem Schanfigg und der Landschaft Davos.[2]

Bis 1877 war der Weg über den Strelapass nach Davos die wichtigste Verbindung zur Aussenwelt. Mit der Fertigstellung der Strasse Chur–Langwies hat sich die Orientierung Richtung Chur geändert. Seit 1890 besteht auch eine Strassenverbindung hinauf nach Arosa. Der nächstgelegene Autobahnanschluss ist Chur-Nord (von Sargans her) respektive Chur-Süd (von Reichenau her) an der A13.

Bildung

Bereits im 17. Jahrhundert gab es eine Art Schulunterricht in der damaligen Gemeinde. Im 19. Jahrhundert pendelte die Dorfschule zwischen den drei Grosssiedlungen Fondei, Sapün und Dorf Langwies umher oder wurde parallel geführt. Ab 1903 gab es eine zentrale Schule im Dorf. Derzeit (2022) gibt es im Ort einen Kindergarten, aber keine Primarschule mehr; die Primarschüler besuchen nun die Schule in Arosa.

Sehenswürdigkeiten

Langwies Platz

Wahrzeichen von Langwies ist der 1914 fertiggestellte Langwieser Viadukt der Rhätischen Bahn, der als 284 m lange Stahlbetonkonstruktion in einer Höhe von 62 m die Plessur und den Sapünerbach überspannt.

Weiter sehenswert sind die Steinmannli genannten Erdpyramiden und der Gründjitobel-Viadukt im Gründjitobel, nahe der westlichen Gemeindegrenze.

Sehenswert ist auch die reformierte Dorfkirche, die bis zur Reformation Marienkirche hiess. Vom ersten Kirchenbau aus den Jahren 1384–85 stammen der Turm, die Mauern des Kirchenschiffs sowie einige Malereien. 1488 erfolgte ein Umbau im spätgotischen Stil.

Persönlichkeiten

Sonstiges

Da die Frauen angeblich im seither so genannten Frauentobel an der Grenze zwischen Ausser- und Innerschanfigg im Jahr 1622 die anrückenden österreichischen Truppen zurückschlugen, dürfen sie beim Gottesdienstbesuch immer als Erste zum Abendmahl gehen.

Eines der bekanntesten Walser Volkslieder ist das Langwieser Lied mit der Eingangszeile Mis Büeli geit über Sapünersteg i.

1985 wurde einen halben Kilometer südlich des Ortes ein 16,5 Gramm schwerer Steinmeteorit des Typs H6 gefunden. Er wurde unter dem offiziellen Namen Langwies registriert.[3]

Literatur

  • Jürg Simonett: Langwies (Arosa). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Hans Danuser, Walser-Vereinigung Graubünden (Hrsg.): Alte Wege im Schanfigg. Verlag Walser-Vereinigung Graubünden, Splügen 1997.
  • C. Fischer: Land und Leute im Tale Schanfigg. Manatschal Ebner & Cie., Chur 1905.
  • Fritz Maron, Ferdinand Zai: Das alte Eggahaus in Arosa. Ein Heimatmuseum für das Tal Schanfigg. Eigenverlag Verein für Naturschutz und Heimatkunde Arosa, Arosa (o. J. um 1948).
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band II: Die Talschaften Herrschaft, Prättigau, Davos, Schanfigg, Churwalden, Albulatal (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 9). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1937. DNB 811066703.
Commons: Langwies – Sammlung von Bildern und Audiodateien
Commons: Walserhäuser in Langwies – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen, hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol, Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 507.
  2. Auftrag Jenny betreffend Ausarbeitung einer Zweckmässigkeits- und Machbarkeitsstudie für einen Bahntunnel Schanfigg – Davos vom 21. Oktober 2008.
  3. Langwies. Meteoritical Bulletin, abgerufen am 30. Juni 2020.
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