Westpreußische Gesellschaft

Die Westpreußische Gesellschaft – Landsmannschaft Westpreußen e. V. ist ein Vertriebenenverband. Sie sieht sich als Vertretung der aus Westpreußen stammenden Deutschen und ihrer Nachkommen. Sie ist Mitglied im Bund der Vertriebenen (BdV).

Vertretung

Die Gesellschaft vertritt Vertriebene, die aus dem Gebiet beidseits der unteren Weichsel stammen. Nach der Ratifizierung des sog. Friedensvertrages von Versailles musste das Deutsche Reich den Großteil Westpreußens an die Zweite Polnische Republik abtreten. Nach dem deutschen Überfall auf Polen 1939 wurden die abgetretenen Gebiete von Deutschland völkerrechtswidrig annektiert. Aus letzteren Gebieten, Teilen der Provinz Ostpreußen und der Freien Stadt Danzig wurde daraufhin der Reichsgau Danzig-Westpreußen gebildet. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Westpreußen von der Roten Armeesowjetischen Truppen befreit. Die sowjetische Regierung in Polen ließ fast die gesamte deutschsprachige Bevölkerung unter erzwungener nahezu vollständiger Zurücklassung des gesamten mobilen und immobilen Besitzes vertreiben. Die Vertreibung selber war von schweren Kriegsverbrechen sowjetischer Soldaten an der deutschen Zivilbevölkerung begleitet. Ihr Vorsitzender, Erik Fischer, lehrte bis zum Herbst 2014 Musik- und Medienwissenschaft an der Universität Bonn. 2005 war er Mitbegründer des dortigen Zentrums für Kulturwissenschaft/Cultural Studies.[1]

Geschichte

Westpreußen und Danziger Bucht
Lage Westpreußens in Preußen

Die Westpreußische Gesellschaft wurde am 6. April 1949 in Hamburg unter dem Namen Landsmannschaft Westpreußen durch Vertreter aus den westpreußischen Heimatkreisen gegründet. Mit der Wahl ihres ersten Sprechers (Vorsitzenden) war die Hoffnung verbunden, eine Vereinigung mit dem rund drei Jahre vorher gegründeten Bund der Danziger zu erreichen. Das gelang allerdings weder 1949 noch später. Am 18. Juni 1966 wurde ihre erste Satzung verabschiedet, seit dem 29. Januar 1968 ist sie ein eingetragener Verein des deutschen Rechts. Vereinssitz ist Münster. 2018 nannte sie sich um in Westpreußische Gesellschaft – Landsmannschaft Westpreußen e.V.

Ziele

  • Vertretung der Anliegen der aus Westpreußen stammenden Deutschen und ihrer Nachkommen im In- und Ausland, sowohl in Bezug auf Staats- und Völkerrecht, wie auch der Kultur und Sozialen Belange
  • Förderung des Heimatbewusstseins
  • Förderung von Wissenschaft und Forschung, insbesondere in Bezug auf Preußen und das Heimatgebiet Westpreußen
  • Förderung der Völkerverständigung mittels Begegnungen zwischen Deutschen und Polen, sowie durch Förderung von Tätigkeiten und Einrichtungen, die dazu bestimmt und geeignet sind, der Völkerverständigung zu dienen
  • Förderung des Informationsaustauschs insbesondere über das in Deutschland und dem Ausland liegende Heimatgebiet
  • Förderung der Volksbildung durch Veröffentlichungen, Seminare und weitere Veranstaltungen im In- und Ausland
  • Sammlung und Erhaltung von Kulturwerten aus dem Heimatgebiet Westpreußen
  • Förderung der Denkmalpflege
  • Errichtung von Gedenkstätten
  • Mitwirkung an der Schaffung eines geeinten Europas

Vereinsaufbau

Organigramm der Landsmannschaft Westpreußen – Bundesversammlung (Stand: 2009)

Die Landsmannschaft Westpreußen hat zwei Organe, die Bundesversammlung sowie den Bundesvorstand. Die Bundesversammlung tagt einmal jährlich.[2] Sie hat mit Ausschüssen und Präsidium eine parlamentsähnliche Struktur, im Sinne des Vereinsrechts ist sie die Mitgliederversammlung der Landsmannschaft Westpreußen. Außerdem existiert ein Förderkreis Westpreußen.

Die Landsmannschaft Westpreußen gliedert sich in:

  • 16 Landesgruppen, entsprechend den deutschen Ländern, mit vielen Kreis- und Ortsgruppen,
  • die Bundesgruppe Westpreußischer Frauen,
  • 24 Heimatkreisgemeinschaften, entsprechend den historischen Stadt- und Landkreisen Westpreußens
  • 7 sonstige Organisationen, nämlich

Bundessprecher

  • 1949: Gerhard Gülzow (1904–1980), Oberkonsistorialrat
  • 1949–1956: Erik von Witzleben (1884–1958), Gutsbesitzer
  • 1956–1960: Hans Joachim Kohnert (1905–1972), hochrangiger NS-Funktionär, Landwirt und Kaufmann[4]
  • 1960–1962: Walther Kühn (1892–1962), Regierungspräsident a. D., MdB
  • 1962–1967: Paul Pockrandt (1888–1970), Regierungsveterinärrat i. R.[5]
  • 1967–1972: Ernst Coelle (1898–1990), Rittergutsbesitzer[6]
  • 1972–1978: Felician Antonius Prill (1904–1981), Botschafter a. D.[7]
  • 1978–1999: Odo Ratza (1919–2002), Brigadegeneral a. D.
  • 1999–2009: Siegfried Sieg, Rektor a. D.
  • 2009–2011: Sibylle Dreher, Präsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen
  • 2011–2018: Ulrich Bonk, Landesobmann, Landesgruppe Hessen
  • seit 2018: Erik Fischer, Professor für Musik- und Medienwissenschaft an der Universität Bonn (bis 2014)

Veranstaltungen und Publikationen

Die Westpreußische Gesellschaft veranstaltet am vierten Septemberwochenende eines jeden Jahres den Westpreußen-Kongress in Warendorf mit Simultan-Übersetzung Polnisch-Deutsch / Deutsch-Polnisch.

Das Bundesorgan der Westpreußischen Gesellschaft ist die monatlich erscheinende Zeitung Der Westpreuße – Unser Danzig. Die Landsmannschaft gibt ferner jährlich das Westpreußen-Jahrbuch heraus und ist Inhaberin des Westpreußen-Verlages mit Sitz ebenfalls in Münster.

Kulturpreis

Einzelnachweise

  1. Fischer, Erik (Hrsg.) (2018): Beiträge zur Geschichte der Musik und Musikkultur in Danzig und Westpreußen. Berichte des interkulturellen Forschungsprojekts „Deutsche Musikkultur im östlichen Europa“. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, Band 5, 1. Auflage, 454 Seiten, ISBN 978-3-515-09325-5 (Print)
  2. stets am Freitagnachmittag vor dem letzten Septemberwochenende, an dem der jährliche Westpreußen-Kongress stattfindet
  3. Website der Artushof-Vereinigung
  4. Kohnert, Hans. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
  5. Pockrandt, Paul. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
  6. Coelle, Ernst. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
  7. Prill, Felician. In: Ostdeutsche Biografie (Kulturportal West-Ost)
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