Landkreis Sankt Goar
Der Landkreis Sankt Goar war ein Landkreis in Rheinland-Pfalz. Eingerichtet wurde er im Jahr 1816 als Kreis Sankt Goar, nachdem das Rheinland preußisch geworden war. Administrativ war er dem Regierungsbezirk Koblenz in der Provinz Großherzogtum Niederrhein (ab 1822 Rheinprovinz) zugehörig und wurde in die Bürgermeistereien Bacharach, Boppard, Brodenbach, Halsenbach, Niederheimbach, Obergondershausen, Oberwesel, Pfalzfeld, Sankt Goar und Wiebelsheim unterteilt. Insgesamt gab es im Kreis zunächst 74 und zuletzt bei seiner Auflösung noch 70 Gemeinden.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten (Stand 1969) | ||
Koordinaten: | 50° 9′ N, 7° 43′ O | |
Bestandszeitraum: | 1816–1969 | |
Bundesland: | Rheinland-Pfalz | |
Regierungsbezirk: | Koblenz | |
Verwaltungssitz: | Sankt Goar | |
Fläche: | 465,87 km2 | |
Einwohner: | 53.476 (30. Jun. 1968) | |
Bevölkerungsdichte: | 115 Einwohner je km2 | |
Kfz-Kennzeichen: | GOA | |
Kreisschlüssel: | 07 1 39 | |
Kreisgliederung: | 70 Gemeinden | |
Sitz des Landkreises war die kleine Stadt Sankt Goar, obwohl Boppard, Oberwesel und Bacharach deutlich einwohnerreicher waren.
Geographie
Der Landkreis grenzte Anfang 1969 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an den Landkreis Koblenz und den Loreleykreis (beide in Rheinland-Pfalz), an den Rheingaukreis (in Hessen) sowie an die Landkreise Kreuznach, Simmern, Cochem und Mayen (alle wiederum in Rheinland-Pfalz).
Geschichte
1945 kam der Landkreis zur französischen Besatzungszone und 1946 zum Land Rheinland-Pfalz. In den 1960er Jahren betrug die Einwohnerzahl etwas über 50.000, davon waren ca. 82 % katholisch und 18 % evangelisch.
Am 7. Juni 1969 wurde der Landkreis Sankt Goar im Rahmen des „Dritten Landesgesetzes über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz“ (siehe Gebietsreformen in Rheinland-Pfalz) vom 12. November 1968 aufgelöst:
- Die Gemeinden Alken, Brey, Brodenbach, Burgen, Macken, Niederfell, Niederspay, Nörtershausen, Oberfell und Oberspay kamen zum Landkreis Koblenz.
- Die Stadt Bacharach sowie die Ortsgemeinden Breitscheid, Manubach, Niederheimbach, Oberdiebach, Oberheimbach und Trechtingshausen kamen zum neuen Landkreis Mainz-Bingen.
- Alle übrigen Städte und Gemeinden wurden dem neu gebildeten Rhein-Hunsrück-Kreis zugeordnet.[1]:163 und 164
Landräte
- 1816–1827Andreas Wirz
- 1827–1828Franz August Pietzsch (kommissarisch)
- 1828–1829Johann Joseph Hoerter (auftragsweise)
- 1829–1848Hans Karl Heuberger
- 1848–1890Karl Movius
- 1890–1891Werner von Weiher (kommissarisch)
- 1891Wilhelm Rixrath (auftragsweise)
- 1891–1894Adam Wieland
- 1894–1898Max Wallraf
- 1898–1920Hermann von Kruse
- 1920Karl Statz (kommissarisch)
- 1920–1923Rudolf Bödiker
- 1924–1945Karl Statz[6]
- 1945Hermann Hensmann
- 1945 Heinrich Hilger
- 1945–1947Wilhelm Hartung
- 1947–1955Heinrich Roth
- 1955–1969August Weiler
Städte und Gemeinden
Der Landkreis umfasste zum Zeitpunkt seiner Auflösung vier Städte und 66 Ortsgemeinden:
- Alken (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Bacharach, Stadt (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Badenhard
- Beulich
- Bickenbach
- Biebernheim (heute zu Sankt Goar)
- Birkheim
- Boppard, Stadt
- Braunshorn
- Breitscheid (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Brey (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Brodenbach (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Buchholz (heute zu Boppard)
- Burgen (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Damscheid
- Dellhofen (heute zu Oberwesel)
- Dörth
- Dommershausen
- Dudenroth (heute zu Braunshorn)
- Emmelshausen
- Eveshausen (heute zu Dommershausen)
- Gondershausen
- Halsenbach
- Hausbay
- Herschwiesen (heute zu Boppard)
- Hirzenach (heute zu Boppard)
- Holzfeld (heute zu Boppard)
- Hungenroth
- Karbach
- Kratzenburg
- Lamscheid (heute zu Leiningen)
- Langscheid (heute zu Oberwesel)
- Laudert
- Leiningen
- Lingerhahn
- Macken
- Maisborn
- Manubach (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Mermuth
- Morshausen
- Mühlpfad
- Ney
- Niederburg
- Niederfell (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Niederheimbach (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Niederspay (heute zu Spay)
- Niedert
- Nörtershausen (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Norath
- Oberdiebach (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Oberfell (heute im Landkreis Mayen-Koblenz)
- Oberheimbach (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Oberspay (heute zu Spay)
- Oberwesel, Stadt
- Oppenhausen (heute zu Boppard)
- Perscheid
- Pfalzfeld
- Rheinbay (heute zu Boppard)
- Bad Salzig (heute zu Boppard)
- Sankt Goar, Stadt
- Schwall
- Steeg (heute zu Bacharach)
- Thörlingen
- Trechtingshausen (heute im Landkreis Mainz-Bingen)
- Udenhausen (heute zu Boppard)
- Urbar
- Utzenhain
- Weiler (heute zu Boppard)
- Werlau (heute zu Sankt Goar)
- Wiebelsheim
Während des Bestehens des Landkreises verloren mehrere Gemeinden ihre Eigenständigkeit:
- Basselscheid und Liesenfeld wurden am 1. Juli 1935 nach Emmelshausen eingemeindet.
- Niedergondershausen und Obergondershausen wurden am 1. April 1969 zur Gemeinde Gondershausen zusammengeschlossen.
- Niederhirzenach und Oberhirzenach wurden 1924 zur Gemeinde Hirzenach zusammengeschlossen.
- Pfälzisch Laudert und Trierisch Laudert wurden am 1. August 1934 zur Gemeinde Laudert zusammengeschlossen.
Kfz-Kennzeichen
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war von 1945 bis 1948 RL (für Rheinland) und von 1949 bis 1956 FR (für Französisches Rheinland) das amtl. Kfz-Kennzeichen. Für den Kreis St. Goar galt die Kennziffer 50.
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen GOA zugewiesen. Es wurde bis zum 6. Juni 1969 ausgegeben. Durch die Kennzeichenliberalisierung ist es seit dem 15. November 2012 im Rhein-Hunsrück-Kreis erhältlich.
Literatur
- P. J. Kreuzberg (Hrsg. im Auftrag des Kreisausschusses): Der Kreis St. Goar. Ein Heimatbuch, Mittelrheinisches Volksblatt, Boppard 1925. (dilibri)
Quellen und Einzelnachweise
- Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006 (PDF; 2,6 MB). Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
- Beiträge zur Statistik der Königl. Preussischen Rheinlande. 1829, S. 20, abgerufen am 11. November 2017.
- Die Rheinprovinz unter Preußen, Willemsen, 1842
- Gemeindelexikon für das Königreich Preußen 1885
- Michael Rademacher: Der Landkreis St. Goar. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Horst Romeyk: Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816–1945 (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Band 69). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-7585-4, S. 286.