Capability Brown
Capability Brown, eigentlich Lancelot Brown (getauft 30. August 1716 in Kirkharle, Northumberland; † 6. Februar 1783 in London) war ein englischer Landschaftsarchitekt.
Funktionen
- 1732–39 Gärtner bei Sir William Loraine in Kirkharle Hall
- 1739–41 Gärtner bei Sir Charles Browne in Kiddington Hall
- 1741–51 Gärtner bei Viscount Cobham in Stowe
- 1751–64 Selbständig in Hammersmith
- seit 1764 Königlicher Gärtner in Hampton Court Palace
- seit 1768 Lord of the Manor of Fenstanton.
- seit 1770 High Sheriff of Huntingdonshire.
Werk
Brown gilt als einer der bedeutendsten Landschaftsarchitekten des 18. Jahrhunderts. Seine eifrigen Bemühungen im Finden von Möglichkeiten (englisch capabilities) zur Umgestaltung vorhandener alter Gartenanlagen im neuen von ihm vertretenen Stil verhalfen ihm zu seinem Beinamen Capability Brown.
In seiner Schaffenszeit war er an über 170 Gartenbauprojekten beteiligt und er hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Parks im englischen Stil. Brown war ein Vorreiter des Landschaftsbaus. Seine Gartenwerke gehören zu den ersten, die nicht allein die unmittelbare Umgebung miteinbezogen, sondern weitflächig die umgebende Landschaft integrierten und mitgestalteten; er vollzog den Übergang von der reinen Schlossparkarchitektur zur großflächigen Landschaftsgestaltung. Er benutzte dazu die von William Kent entwickelte Technik der clumps and dots, bei der auf dem weitläufigen Gelände durch einzelne Bäume (dots, Punkte) und Baumgruppen (clumps) ein natürlich malerischer Eindruck erzeugt wird. Riesige Rasenflächen, die von Viehherden niedrig gehalten werden mussten, waren ebenso auszeichnend für sein Werk wie spiegelnde Gewässer und sorgfältig gewählte Farbakzente von Bäumen und Blumen. Um die Tiere von dem unmittelbaren Landgut fernzuhalten, nutzte er eine als Ha-Ha bekannte Grabenkonstruktion.
Brown ging in seiner Garten- und Landschaftsgestaltung von dem aus, was die Natur an Flächen, Gewässern und Ausblicken zu bieten hatte, und gestaltete sie im Sinne des Ideals eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ aus und um, welches dem Auge des spazierenden Betrachters unterschiedliche und abwechslungsreiche Eindrücke bieten sollte. Die angestrebte „Natürlichkeit“ war dabei das Ergebnis sorgfältiger Komposition. Die Ästhetik orientierte sich an der idealen Landschaftsmalerei, wie sie in der Barockzeit etwa Claude Lorrain oder Nicolas Poussin gepflegt hatten, nur dass jetzt nicht mehr „malerische Landschaften“ entdeckt und mittels Pinsel und Leinwand idealisiert, sondern mit Hilfe von Gartenbaukunst und Architektur erst geschaffen wurden. Dazu gehörten auch sparsam eingestreute Staffagebauten wie Brücken, Grotten, Tempelchen oder künstliche Ruinen.
Zu Lebzeiten waren seine Werke nicht unumstritten, zumal ihm viele wertvolle Barockgärten (bzw. formale Gärten) zum Opfer fielen. Der englische Satiriker Richard Owen Cambridge bemerkte einmal, er hoffe, vor Brown zu sterben, damit er den Himmel vor seiner Umgestaltung sehe.
Zu Browns bekanntesten Werken gehören die Gärten von Blenheim Palace, Bowood House, Broadlands, Charlecote Park, Chatsworth House, Croome Court, Highclere Castle, Kew Gardens, Stowe House und Syon House sowie in Deutschland der Park von Schloss Richmond in Braunschweig, entworfen für die britisch-hannoversche Prinzessin Augusta als erster englischer Landschaftsgarten auf dem Kontinent.
Bilder
- Bowood House Gardens
- Blenheim Palace, Great Park
- Croome Court
- Park von Schloss Richmond, Braunschweig
- Temple Newsam House, Yorkshire
- Trentham Gardens, Stoke-on-Trent
Literatur
nach Autoren/Herausgebern alphabetisch geordnet
- Peter Brimacombe: Capability Brown. = The Pitkin Biographical Series. Pitkin Unichrome, Norwich 2001. ISBN 1-84165-039-0
- David Brown und Tom Williamson: Lancelot Brown and the Capability Men. Landscape Revolution in Eighteenth-century England. Reaktion Books, London 2016.
- Jane Brown: Lancelot "Capability" Brown. The Omnipotent Magician, 1716–1783. Pimlico, London 2012. ISBN 978-1-84595-179-5.
- Joan Clifford: Capability Brown. An Illustrated Life of Lancelot Brown 1716–1783. Shire Publications, Princes Risborough 1974. ISBN 0-85263-274-6. Nachdruck, ebenda 2001 = Lifelines Nr. 33.
- Thomas Hinde: Capability Brown. The Story of a Master Gardener. Norton, New York NY u. a. 1987. ISBN 0-393-02421-0.
- Frank Maier-Solgk: The English Embassy. Richmond, Braunschweig. In: Die Gartenkunst 28 (2/2017), S. 243–249.
- Laura Catherine Mayer: Capability Brown and the English Landscape Garden. Shire Publ., Oxford [u. a.] 2011. ISBN 978-0-7478-1049-0.
- Laura Catherine Mayer: England’s Green and Pleasant Land: the Landscape Legacy of Lancelot ‘Capability’ Brown. In: Die Gartenkunst 28 (2/2017), S. 237–242.
- Ina Mittelstädt: Brown in Wörlitz und Muskau – über Einfluss und Konzeptveränderungen. In: Die Gartenkunst 28 (2/2017), S. 262–267.
- Sarah Rutherford: Capability Brown and His Landscape Gardens. National Trust, Swindon 2016.
- Stefan Schweizer: Der Shakespeare der Gartenkunst. Ein Vorwort nebst Anmerkungen zur im Jubiläumsjahr 2016 erschienenen englischsprachigen Brown-Literatur. In: Die Gartenkunst 28 (2/2017), S. 229–236.
- Karin Seeber: Der Anführer der Nation: Lancelot Brown in der englischen und deutschen Garten-Historiographie. In: Die Gartenkunst 28 (2/2017), S. 320–324.
- Roger Turner: Capability Brown and the Eighteenth-Century English Landscape. 2. Auflage. Phillimore, Chichester 1999. ISBN 1-86077-114-9.
Weblinks
- Lancelot Brown. In: Encyclopædia Britannica, Encyclopædia Britannica Online. Encyclopædia Britannica Inc, 2007 . (englisch)