Lambspring

Lambspring, Lamspring oder Lambspringk ist der unbekannte Autor eines alchemistischen deutschen Gedichts des 16. Jahrhunderts mit 15 allegorischen Emblemen.

Emblem 3. Hirsch und Einhorn aus Lambspring, 1625

Der Autor wirkte um 1500 in Norddeutschland.[1] Der Text wurde zuerst 1599 von Nicolas Barnaud in seiner Sammlung Triga Chemica (Leiden 1599) gedruckt (ohne Bilder) als De lapide philosophico, nachgedruckt im Theatrum Chemicum, im Dyas chemica tripartita (1625, Johannes Grasshoff als Herausgeber zugeschrieben), und 1625 im Musaeum Hermeticum, verlegt bei Lucas Jennis, neu aufgelegt 1678. In der Ausgabe von 1625 bei Jennis sind auch erstmals die zugehörigen Bilder (Matthäus Merian der Ältere). Handschriftliche Versionen des Werkes befinden sich in Nürnberg, Zürich und Leiden, mit zugehörigen emblematischen Bildern.

In der Ausgabe von 1625 wird darauf hingewiesen, dass der lateinische Text einer Übersetzung von Nicolas Barnaud aus dem Deutschen entstammt. Das Titel-Emblem zeigt einen bärtigen Mann mit Zepter und Umhang mit Doppeladler auf der Brust neben einem mehrstöckigen, dreigeteilten Ofen. Vorgesetzt ist auch ein heraldisches Wappen des vorgeblichen Autors (der sich als aus vornehmer Familie vorstellt) mit einem Lamm, das ein Bein hebt.

Das Buch vermeidet komplizierte allegorische Symbole anderer alchemistischer Traktate und die Bilder sind eher schlicht und symbolisieren Gegensätze, Kämpfe und deren Überwindung:

  • Emblem 1 zeigt ein Segelschiff auf einem Fuß und zwei in entgegengesetzte Richtung zum linken und rechten Ufer schwimmende Fische sowie eine Stadt im Hintergrund.
  • Emblem 2 zeigt einen Ritter ähnlich St. Georg im Kampf mit dem Drachen in einem Wald mit einem Fluss im Hintergrund.
  • Emblem 3: Hirsch und Einhorn gegenüberstehend, wobei Einhorn häufig für den Mond und der Hirsch für die Sonne steht
  • Emblem 4 zeigt einen Löwen, der die rechte Tatze hebt, und eine Löwin, die die linke Tatze hebt, Seite an Seite in einem Wald (Gegensatz Mann-Frau)
  • Emblem 5 zeigt einen wilden Wolf (gerichtet nach Osten) und einen Hund (gerichtet nach Westen) im Kampf, im Hintergrund ein Fluss mit Brücke zwischen Burg (Seite des Wolfs) und Kirche (Seite des Hundes)
  • Emblem 6 zeigt einen Drachen, der sich in den Schwanz beißt (das alte Ourobouros-Symbol)
Emblem 6. Ourobouros-Symbol
  • Emblem 7 zeigt zwei Vögel in einem Baum, einer fliegt auf, einer hockt auf dem Nest, der zugehörige Vers spiegelt das alte hermetische Motto der Tabula Smaragdina, was unten ist, hält das obere.
  • Emblem 8: Ein weißer und ein roter Vogel kämpfen in einem Wald, einer unten, einer oben. Der zugehörige Vers spricht von der Umwandlung in weiße Tauben und der Vereinigung in einen Phoenix.
  • Emblem 9: Ein König sitzt auf seinem Thron (zu dem 7 Stufen führen und der ein Dach auf 4 Säulen hat) mit den Füßen auf dem besiegten Drachen. Kein Wald ist zu sehen, sondern im Hintergrund ein Fluss und eine Stadt mit Brücke
  • Emblem 10: Ein Adept mit nacktem Oberkörper schürt ein Feuer mit einem Salamander.
  • Emblem 11: Ein alter König (links), ein junger Prinz (Mitte, Kopf geneigt zum Vater) und ein bärtiger, geflügelter spiritueller Führer (rechts) geben sich die Hände. Im Hintergrund ein Fluss, links eine Stadt und rechts Berge. Der Prinz symbolisiert den Adepten (Alchemisten) auf seinem Weg zur Vervollkommnung.
  • Emblem 12: Der Prinz steht mit seinem Führer auf dem Berg, oben sind Sonne (links), Sterne und Mond (rechts) zu sehen, im Hintergrund eine Landschaft mit Fluss.
Emblem Nr. 12 aus dem Musaeum Hermeticum 1678
  • Emblem 13: Rückkehr des Prinzen zum König (Vater) auf seinem Thron im Innern eines Schlosses und Umarmung, der Führer steht links im Hintergrund
  • Emblem 14: der Vater/König liegend im Bett. Absteigender Nebel und abgesonderter Schweiß des Liegenden deutet einen Transformationsprozess an.
  • Emblem 15: Der Prinz sitzt links, der Vater rechts, in der Mitte der Führer. In den zugehörigen Versen steht, dass der Sohn immer im Vater bleibt und der Vater im Sohn (mit Anklängen an die christliche Trinität).

Die Embleme behandeln die Kunst der Alchemie mit dem Ziel der Herstellung des Steins der Weisen, mit dem Metalle transformiert und eine Universalmedizin (Panacea) gewonnen werden kann. Die allegorischen Symbole beruhen auf älterer Literatur wie Alphidius. In den Emblemen 1–8 stehen Bilder wie Fisch, Einhorn, Löwe, Hund für Spiritus, der zweite Fisch, Hirsch, Löwin und Wolf für Anima, Vogel Hermetis und Adler für Mercurius philosophorum (philosophischer Quecksilber), Salamander und Phoenix für den Stein der Weisen. Die Embleme ab Nr. 9 zeigen alchemistische Transformationen von Anima, Spiritus, Corpus.[2] Die Erzählung Vater-Sohn-Führer am Ende hat direkte Parallelen bei Alphidius (Kurzer Bericht und parabolisch Tractätlein). Allgemein ist der sich parallel zu seinem Werk verwandelnde Alchemist ein bekanntes Thema der Alchemie seit Zosimos von Panopolis.

Das Buch hatte eine beträchtliche Wirkung im 17. Jahrhundert und wurde ins Englische und Französische übersetzt. Auch auf Esoteriker ab Ende des 19. Jahrhunderts übte es Einfluss aus, wie viele Neudrucke im 20. Jahrhundert zeigen. In englischer Übersetzung erschien es 1893 in der Ausgabe des Hermetischen Museums von Arthur Edward Waite.

Karl Christoph Schmieder[3] führt den Namen auf Lamspringe zurück, wo eine Benediktinerabtei war, andere sehen eine Anspielung auf ein springendes Lamm als Symbol der Erneuerung (ähnlich dem Agnus Dei Symbol). Manchmal wird der Autor auch mit dem Vornamen Abraham aufgeführt.

Literatur

  • Herwig Buntz: Deutsche alchemistische Traktate des 15. und 16. Jahrhunderts, Phil. Dissertation, München 1968
  • Joachim Telle, Lamspring, in Walter Killy, Literaturlexikon, de Gruyter 2010
  • Joachim Telle: Lamspring (Lambspring, Lambspringk, Lambsprinck, Lampert Spring), deutscher Alchemiker, Lexikon des Mittelalters, Band 5, 1991, Sp. 1634–1635
  • Joachim Telle: Lamspring, Verfasserlexikon, Band 11, 2004, S. Sp. 905
  • John Ferguson: Bibliotheca Chemica, Glasgow 1906, Band 2, S. 6

Einzelnachweise

  1. Telle, Killy Literaturlexikon.
  2. Telle: Lamspring, in Killy, Literaturlexikon.
  3. Geschichte der Alchemie, Halle 1832, S. 229.
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