Laffert (Adelsgeschlecht)

Von Laffert ist der Name eines ursprünglich braunschweigisch-lüneburgischen Patriziergeschlechts das seinen Namen von Groß Lafferde und Klein Lafferde im heutigen Landkreis Peine herleitet und später als Adelsgeschlecht vor allem in Mecklenburg begütert war.

Wappen derer von Laffert

Geschichte

Das Geschlecht beginnt seine Stammreihe mit dem 1303 urkundlich erscheinenden Heinrich von Laffert.[1] Er wanderte um 1300 in die Hansestadt Braunschweig ein und entstammte mit großer Wahrscheinlichkeit dem gleichnamigen, seit vor 1200 nachgewiesenen Hildesheimer Ministerialengeschlecht. In dem Stammdorf Groß Lafferde besaß die Familie noch in späterer Zeit zwei Höfe mit sieben Hufen. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörte das Geschlecht zu den Patriziern der Hansestädte Braunschweig und Lüneburg.[2]

Am 7. Mai 1664 erhielten die Brüder Hieronymus (1614–1687), Erster Bürgermeister von Lüneburg,[3] sowie Georg und Friedrich von Laffert und ihr Vetter Balthasar von Laffert von Kaiser Ferdinand III. die Bestätigung und Erneuerung ihres Adels. Georg von Laffert (1615–1683), Sülfmeister in Lüneburg, wurde zum Stammvater der Herren von Laffert im Lüneburgischen und Mecklenburgischen. Durch das 1681 erworbene Gut Wittorf waren die Lafferts Teil der Ritterschaft des Fürstentums Lüneburg. 1856 kaufte Ernst-August von Laffert das Rittergut Dannenbüttel bei Sassenburg.[4] Über Sybille, Erbtochter von Dannenbüttel,[5] ist das Gut heute noch im Besitz seines Nachfahren Peter von Laffert von Kobylinski[6] (* 1939),[7] der neben Namen auch das Laffertsche Wappen führt.[8] Im Hannoverschen frequentierten die Lafferts das Kloster Medingen, um ihre unverheirateten Töchter zu versorgen.

Mecklenburgische Linie

Ab 1690 erwarben Familienmitglieder großen Gutsbesitz in Mecklenburg. Der Kammerrat Hieronymus Wigand von Laffert (1659–1728), der für die Etablierung der welfischen Herrschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg eine wichtige Rolle spielte, kaufte in jenem Jahr das westmecklenburgische Rittergut Lehsen.[9] Die Aufnahme (Rezeption) in die mecklenburgische Ritterschaft erfolgte allerdings erst 1801, und zwar für die Brüder Hauptmann Gotthard Wilhelm (1765–1814) auf Dammereez (heute Ortsteil von Dersenow), Karl auf Groß Weltzien (kurfürstlich braunschweig-lüneburgischer Drost), Ludolph Friedrich auf Lehsen (braunschweig-lüneburgischer Hof- und Kanzleirat in Celle) und Ernst auf Schwechow.

Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich daher erst ab 1803–1889 sieben Eintragungen von Töchtern der Familie von Laffert aus Lehsen, Dammereez und Schwerin zur Aufnahme in das adelige Damenstift im Kloster Dobbertin.

1888 erfolgte für Karl von Laffert (1811–1888), königlich hannoverscher Steuerdirektor a. D. und Mitherr auf Schwechow, eine königlich preußische Namenvereinigung mit dem der von Woldeck als „von Laffert-Woldeck“, geknüpft an den Besitz des Woldeckschen Geldfideikommisses. Sein Sohn Ernst-August von Laffert-Woldeck (1847–1891) war Amtshauptmann in Grabow. Ernst von Laffert-Woldeck (* 1883) fiel 1914 in der Schlacht von Haelen als Oberleutnant des Dragoner-Regiments 18.[10]

1904 wurde Karl von Laffert, sächsischer Oberst und Kommandeur des 5. Infanterie-Regiments „Kronprinz“ Nr. 104, unter Nr. 141 in das Königlich Sächsische Adelsbuch eingetragen.

Fränkische Linie

Friedrich von Laffert (1617–1668) stand als Ober-Hofmeister und Marschall in württembergischen Diensten. Er erwarb das Gut Burggrub und bat um Aufnahme in die Fränkische Reichsritterschaft. Dazu benötigte er vom Kaiser eine Adelsbestätigung, die er mit seinen Lüneburger Verwandten 1664 erhielt. Die Aufnahme in die Fränkische Reichsritterschaft (Kantons Steigerwald) wurde darauf im April 1667 vollzogen.[11] Die fränkische Linie, die den freiherrlichen Titel führte, ist erloschen.

Österreich-Ungarische Linie

Ferdinand Albrecht von Laffert, Österreichischer Ober-Proviant-Commissair wurde im Jahre 1702 vom Kaiser zum Reichsritter mit dem Prädikat Edler von Laffert erhoben. Er war ein Verwandter der lüneburgischen drei Brüder von Laffert und besaß große Güter in Ungarn. Sein Sohn, der Kaiserliche Hof-Cammerrath Ferdinand Anton von Laffert, wurde vom Kaiser in den Freiherrnstand erhoben.

Laffert des Stammes Haas

Karl August von Laffert[12] adoptierte 1932 seinen Enkel Gerhard („Gert“) de Haas (1919–1944), der dadurch fortan den Namen »von Laffert« führte. Gert von Laffert heiratete 1941 Sabine von Ostau und fiel als Flugzeugführer im Zweiten Weltkrieg. Beider Sohn Fabian von Laffert, Berliner Studienrat, erhielt 1986 durch Beschluss des Deutschen Adelsrechtsausschusses eine adelsrechtliche Nichtbeanstandung der Namensform v. Laffert. Das Geschlecht de Haas beginnt die Stammreihe mit Nikolaas (de) Haas um 1758 in Rees am Niederrhein.[13]

Besitzungen

Grabkapelle in Lehsen

Niedersachsen

Mecklenburg

  • Banzin seit 1796
  • Klein Brütz vor 1779–1780
  • Langen Brütz 1744–1782
  • Dammereez 1779–1931
  • Dersenow 1802–1810 und seit 1875
  • Garlitz seit 1828
  • Glave 1881–1887
  • Leezen 1744–1782
  • Lehsen seit 1690–1899
  • Schwechow seit vor 1779
  • Gr. Weltzin c. p. vor 1779–1802

Franken

Ungarn

  • Zaba
  • Ocza
  • Sauri
  • Harrasti (Dunaharaszti)

Wappen

Wappen mit schildhaltenden Hirschen im Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogthums Braunschweig

Das Familienwappen wurde schon im 14. und 15. Jahrhundert so geführt[15] und im Adelsbrief von 1664 festgelegt: der Schild ist gespalten und zeigt rechts in Silber zwei je mit einem silbernen Stern belegte schwarze Balken, links in Blau einen rechtsgekehrten, rotgezungten silbernen Hirschkopf mit rotem zwölfendigem Geweih. Auf dem gekrönten Helm mit blau-silbernen Decken der Hirschkopf.[16]

Varianten zeigen den Schild vorne dreimal silbern-schwarz geteilt, die beiden schwarzen Teile mit den Sternen belegt. Als Schildhalter dienen zwei Hirsche, tingiert wie im Schild und auf dem Helm.[17]

Statt der Helmdecken umgibt bei anderen Darstellungen ein mit einem schwarzen Querbalken belegter blau-silberner Mantel den Schild.[18] Das Mecklenburgische Wappenbuch zeigt den Hirsch naturfarben.

Der Inhalt des 1987 neu angenommenen Wappens der von Laffert des Mannesstammes de Haas ist eine Reminiszenz an das Laffertsche Stammwappen, und zudem ein redendes Wappen, wegen der Anspielung auf den ursprünglichen Familiennamen de Haas durch den Hasen als Schildfigur: Über schwarzem Schildesfuß, darin zwei silberne Sterne nebeneinander, in Silber ein aufgerichteter blauer Hase. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken ein Hirschkopf wie bei der alten Familie von Laffert.[19]

Bekannte Angehörige

Monumente

  • Grabkapelle in Lehsen

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Boldewin Ferdinand von dem Knesebeck: Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover. Hannover 1840, S. 185.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adeligen Häuser B 13, Band 73 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1980, S. 202–211 → (Laffert); B 18, Band 95 der Gesamtreihe, 1998, S. 310–312 → (Laffert 1986 des Stammes de Haas); B 26, Band 140 der Gesamtreihe, 2006, S. 241–244 → (Laffert 1986 des Stammes de Haas), S. 232–240 → (Laffert);
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, Band 97 der Gesamtreihe, S. 120–121, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadligen Häuser (B) Gotha 1925 (Stammreihe u. ältere Genealogie), 1933 (II. Linie erloschen), 1937 u. 1941 (Ergänzungen) → (Laffert-Woldeck)
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser (F) Gotha 1859, 1860–1864 (Ergänzungen) → (Laffert) 1859, S. 399ff, 1862, S. 438ff, 1864 S. 434ff
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 5, Leipzig 1864, S. 351–354
  • Kurt von Laffert, Karl Heinrich Lampe: Geschichte des Geschlechts von Laffert. Göttingen 1957
  • Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Band 2, Berlin 1856, S. 2
  • Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1755). Rostock 1864, S. 141
  • August Roscher: Historische Juristische Nachricht von den Lehen, Zehnt und Meyergütern welche seit Anfang des XV. Jahrhunderts und hernach von der Familie von Laffert im Braunschweigischen Hildesheimischen und Halberstädtischen erworben und besessen sind. 1799.
  • Johann Seifert: Genealogie Hoch-Adelicher Eltern und Kinder. Peetz 1724, S. 310–313
  • Hans-Jürgen von Witzendorff: Stammtafeln Lüneburger Patriziergeschlechter. 1952, S. 67
  • Rechtsbegründete unterth. Exceptions Handlung in Sachen Friedrich von Eyben, in Ehevoigtschaft dessen Frau, Georgine Henriette Dorothea, geb. Freyin von Schlitz, genannt von Görtz, wie auch Hieronymus Wigand von Laffert, für sich u. tutorio nomine seiner Kinder, als Erben seiner verst. Frau Juliane Philippine Eustachie, geb. Freyin von Schlitz, genannt von Görtz (veröffentlicht 1762)
  • Hans-Cord Sarnighausen: Ein Lüneburger Wappenschild von 1666 im Nikolaihof Bardowick. In: Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde, Heft 3/2014, S. 313–315.
Commons: Laffert (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Knesebeck (Lit.)
  2. Werner Spieß: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Band 45, Heft 4 (1958), S. 531–533. (Digitalisat)
  3. Sein Epitaph in der Kirche St. Johannes zu Lüneburg (Bildindex der Kunst und Architektur: Gedächtnis: Laffert, Hieronymus)
  4. Hagen Schrader (2010): Ortschronik von Dannenbüttel (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  5. Institut Deutsche Adelsforschung: Gedruckte Trauerannoncen des deutschen Adels 1912 bis 2009
  6. Gemeindebrief Sassenburg: Februar 2012 (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,5 MB)
  7. Gemeindebrief Sassenburg Juni 2009 (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,3 MB)
  8. Forstverwaltung v. Laffert
  9. Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess, S. 292 (Digitalisat)
  10. Weltkriegsopfer-Gedenkbuch: Gedenken an Ernst von Laffert-Woldeck (Memento vom 3. November 2013 im Internet Archive)
  11. Patriziatsbildung, S. 283 (Digitalisat)
  12. Robert Matthias Erdbeer, Laffert, Karl-August von. In: Killy Literaturlexikon Band 7, 2. Auflage Walter de Gruyter 2010, S. 163 f. (Digitalisat)
  13. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B, Band XXVI. (2006), Seite 241–242; vgl. Institut Deutsche Adelsforschung: Scheinadel durch Annahmen an Kindesstatt – Betrachtungen zum adelsrechtlichen Phänomen der Adelsadoptionen 1919 bis 1933 IX. Die adelsrechtliche Stellung der Übergangsadoptionen von Nichtadeligen (Memento des Originals vom 28. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.foni.net
  14. Schönburg bei Oberwesel am Rhein
  15. Johann Friedrich Pfeffinger: Historie des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses, Band 2, Hamburg 1732, S. 942.
  16. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, S. 120–121. Limburg (Lahn) 1989
  17. Hermann Grote: Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogthums Braunschweig, Hannover 1852, Tafel D 2.
  18. Nach dem Diplom, bei Lehsten (Lit.), S. 141
  19. GHdA, Adelslexikon Band VII, Band 97 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 1989, S. 121
  20. Bernhard von Poten: Die Generale der Königlich Hannoverschen Armee und ihrer Stammtruppen. E.S. Mittler u. Sohn, Berlin 1903.
  21. ADB: Laffert, Hans von
  22. Heike B. Görtemaker, Eva Braun: Leben mit Hitler S. 109
  23. Institut Deutsche Adelsforschung, Pressevorkommen aus dem Dritten Reich 1935–1945 (Memento des Originals vom 11. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/home.foni.net
  24. Pädagogen – Pastoren – Patrioten: Biographisches Handbuch, S. 217 (Digitalisat)
  25. Heike B. Görtemaker: Eva Braun: Leben mit Hitler. (S. 109 ff.), in der engl. Wikipedia (* 1918 ?)
  26. François Delpla: Eva Braun (Memento vom 21. Mai 2015 im Internet Archive) (Anmerk. 16), vgl. The Castle (Memento vom 21. Mai 2015 im Internet Archive)
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