Lachen (St. Gallen)

Lachen ist ein Quartier der Schweizer Stadt St. Gallen.

Lachen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton St. Gallen St. Gallen (SG)
Wahlkreis: St. Gallen
Politische Gemeinde: St. Galleni2
Postleitzahl: 9013 St. G.-Lachen-Vonwil
frühere BFS-Nr.: 3203013
Koordinaten:744229 / 253924
Höhe: 658 m ü. M.
Fläche: 1,82 km²[1]
Einwohner: 6979 (April 2014)[2]
Einwohnerdichte: 3835 Einw. pro km²
Website: www.qv-lachen.ch
Häuserzeile der Nordseite der Zürcherstrasse im Zentrum von Lachen. Am äussersten rechten Rand das Bundesverwaltungsgericht
Häuserzeile der Nordseite der Zürcherstrasse im Zentrum von Lachen. Am äussersten rechten Rand das Bundesverwaltungsgericht

Häuserzeile der Nordseite der Zürcherstrasse im Zentrum von Lachen. Am äussersten rechten Rand das Bundesverwaltungsgericht

Karte
Karte von Lachen
Karte von Lachen
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Lage und Verkehrsanbindung

Das Lachenquartier liegt im Kreis West der Stadt und wird von den Quartieren Winkeln, Bruggen, Rosenberg und der Innenstadt umschlossen. Ebenfalls grenzt das Quartier an die Gemeinde Gaiserwald.[3] Das Quartier liegt an der Zürcherstrasse, die bis zur Eröffnung der Stadtautobahn mit dem Rosenbergtunnel 1987 die Hauptverkehrsachse von St. Gallen Richtung Zürich war. Es wird durch die Trolleybuslinien 1,2 und 151 erschlossen. Der Autobahnanschluss Kreuzbleiche zur Autobahn A1 liegt am östlichen Ende des Quartiers an der Grenze zum Rosenbergquartier. Zum Quartier Lachen gehören die Ortsteile Stahl, Feldli, Sömmerli, Schönenwegen und Vonwil.

Demografie

Das statistische Quartier Vonwil-Lachen-Schoren hatte 2014 eine Einwohnerzahl von 6679,[2] wobei die Alterszusammenstellung mit 17 % für 0–19-Jährige genau dem städtischen Durchschnitt entsprach. Der Anteil von Personen im Erwerbsalter von 20–64 lag mit 68 % um 2 % über, der Anteil der Menschen ab 65 Jahren mit 15 % um 2 % unter dem Durchschnitt. Der Ausländeranteil liegt mit 38 % um 8 Punkte über dem städtischen Durchschnitt, wobei mit 14 % Europäern aus dem Nicht-EU-Raum der höchste Anteil der Stadt erreicht wird.[4] Der hohe Ausländeranteil hat dazu geführt, dass das Lachenquartier als «Problemquartier» wahrgenommen wird, wobei dies von lokalen Politikern bestritten wird.[5]

Schulen und öffentliche Einrichtungen

Das Kaufmännische Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen, auch KV genannt an der Kreuzbleiche St. Gallen

Das Lachenquartier verfügt über zwei Primarschulen (Feldli-Schoren und Schönenwegen) und ein Oberstufenzentrum (Schönau). Zudem befindet sich im Osten des Quartiers das kantonale «Kaufmännische Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen» (KBZ),[6] in welchem der die Berufsausbildung begleitende Schulunterricht für kaufmännische Berufe und Weiterbildungen im kaufmännischen Bereich angeboten wird. Die Schule ist lokal unter dem Namen «KV» (vom Kaufmännischen Verein) bekannt und befindet sich am Standort des ehemaligen Waffenplatzes der 1980 abgebrochenen Kaserne St. Gallen.[7] Ebenfalls am östlichen Ende des Quartiers befindet sich das Bundesverwaltungsgericht, das im Sommer 2012 seinen Sitz in St. Gallen bezogen hat. Am südwestlichen Ende des Quartiers befindet sich der sogenannte Tröckneturm,[8] ein 1828 erbauter Holzturm aus der Blütezeit des St. Galler Textilgewerbes, der auch das Wahrzeichen des Quartiervereins Lachen ist. Der Tröckneturm und das etwa 9 Hektaren grosse Umland (die grösste zusammenhängende Grünfläche in der Stadt St. Gallen) wurde 2019 von der Stadt gekauft, mit dem Ziel, kurzfristig das Gebiet um den dort liegenden Burgweiher ökologisch aufzuwerten und ein innerstädtisches, der Allgemeinheit zugängliches Naherholungsgebiet zu schaffen und langfristig auch im Randgebiet Bauprojekte zu verwirklichen.[9] Das Areal wurde im Juni 2020 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[10]

Der Tröckneturm im Lachenquartier, der im 19. Jahrhundert zum Trocknen gefärbter Tuchbahnen diente.

An der Grenze zum Quartier Rosenberg befindet sich der Friedhof «Feldli», der 1874 weit ausserhalb des damaligen Siedlungsgebietes angelegt worden ist und die überfüllten Friedhöfe auf dem Stadtgebiet ersetzte.[11] Die Einrichtung eines eigenen Grabfelds für Muslime wurde 2014 nach einigen Diskussionen abgeschlossen.[12]

In dem Quartier befand sich lange Jahre die Abfalldeponie der Stadt St. Gallen. Das Tal des Feldbaches wurde nach dessen Eindohlung von 1903 bis 1967 als Schutt- und Abfalldeponie, den sogenannten 'Gallemescht' (St. Galler Mist), aufgefüllt. Die Deponie wurde danach abgedeckt und das so gewonnene Land erschlossen. Allerdings treten immer noch Gärgase aus der einstigen Deponie aus. Ebenso muss das Sickerwasser aus den ca. 1,8 Millionen Tonnen Abfall geklärt werden.[13]

Auf dem Quartiergebiet befindet sich die Güterbahnhofstrasse mit den Schuppen des einstigen Güterbahnhofs, in und bei denen einige Kultur-Locations betrieben werden: Das KUGL (für Kultur am Gleis) ist eine Event-Location, die schon seit den 2000er-Jahren betrieben wird und 2010 vor der Schliessung stand[14], aber nach Anpassungen des Betriebs[15] auch 2020 noch auf der offiziellen Seite der Stadt aufgeführt[16] in Betrieb ist. Gegenüber den Güterschuppen liegt die Lattichhalle, eine temporäre, modular aufgebaute Rauminfrastruktur für die Kreativwirtschaft, Selbständige und Kulturschaffende.[17]

Namensgebung und Geschichte

Der Name Lachen wird mitunter auf "Lache" (von lateinisch "lacus" = "See") zurückgeführt, was durch den früher offen durch das Gebiet zur Sitter fliessenden Feldbach zurückgehen könnte. Im Zusammenhang mit seiner ersten Erwähnung (1340) wird der Name hingegen mit "Grenzscheidland, Grenzkerbe an einem Baum, Läch, Läg" erklärt.[18] Dies deshalb, weil an der Ostgrenze des Lachenquartiers die Grenze zwischen äbtischem und städtischem Land verlief. Später trennte diese Grenze das Stadtgebiet von der Gemeinde Straubenzell, zu der das Quartier bis 1918 gehörte.

Feldli-Lachen im Jahr 1860: Blick gegen Süden zur Burg Waldegg (Bildmitte) und an die Menzlen bei Schneeschmelze

Die Besiedlung des um 1900 herum auch Innerstraubenzell genannten Gebiets war noch lange (wie aus der 1878–1883 aufgenommenen Siegfriedkarte ersichtlich) praktisch auf zwei Häuserzeilen entlang der Zürcherstrasse beschränkt. Seine Erschliessung begann in den 1880er Jahren, beschleunigte sich aber erst nach der Jahrhundertwende, als die Baumeister Anton Stärkle und Andreas Osterwalder dort Billigwohnungen, Wohnblöcke und einige stattlichere Gebäude errichteten.[19] Die sehr dichte und kleinräumige Bebauung ist auch heute noch nördlich der Zürcherstrasse zu sehen (z. B. Metallstrasse) und in dieser Form in St. Gallen einzigartig. Neben diversen Gewerbe- siedelten sich auch Industriebetriebe im Quartier an: Eine Stickereiwaren- und eine Seifenfabrik standen mitten im dicht bebauten Wohngebiet, wobei die Industrie seit Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem Quartier verschwunden ist. Am 1. Juli 1918 wurden die Gemeinden Straubenzell und Tablat im Rahmen der Stadtverschmelzung mit der Stadt St. Gallen zusammengeführt, womit auch Lachen als früherer Teil von Straubenzell nun zu St. Gallen gehörte.

Bemerkenswerte Bauwerke

Vergleich Metallstrasse St. Gallen 2017 und 1920. Die eng gestaffelten Miethäuser sehen immer noch praktisch gleich wie 100 Jahre zuvor aus.

Durch die recht späte Bebauung des Gebietes gibt es nur wenige bemerkenswerte historische Gebäude. Neben dem oben erwähnten Tröckneturm ist die Burg Waldegg zu erwähnen. Das Gebäude wurde 1475 von den Handelsherren Stefan Grübel und Konrad Enggasser ausserhalb des Gebietes der Stadt auf dem Hoheitsgebiet des Fürstabtes errichtet. Ab 1505 war sie in fürstäbtlichem Besitz und diente als Sitz des Landeshofmeisters. Als in der Folge der napoleonischen Kriege die Fürstabtei aufgehoben wurde, wurde das Gebäude vom Kanton St. Gallen übernommen und 1825 dem Industriellen Jakob Täschler verkauft, der eine Rotfärberei aufbaute und dafür u. a. den Tröckneturm baute. 1901 brannten Burg und Fabrik ab. Die Burg wurde 1902/03 vom bekannten Kirchenarchitekten August Hardegger wieder aufgebaut und 1997/98 renoviert.[20]

Das Quartier wird ausserdem vom Postgebäude an der Zürcherstrasse 27 geprägt, das 1956 St. Gallens erstes Hochhaus war.[21]

Prominente aus dem Quartier

Der Schweizer Volksschauspieler Walter Roderer ist im Lachenquartier aufgewachsen. Die ehemalige Springreiterin Monica Bachmann stammt ebenfalls aus dem Quartier.

Commons: Lachen SG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Quartiergrenzen von Schweizer Städten. Auf der Website des Bundesamts für Statistik (BFS). Liste der Quartiere, Quartierliste 2017.
  2. Kurzportraits über die 18 Quartiere der Stadt St.Gallen. Auf der Webseite der Stadt St. Gallen. 21. Mai 2015.
  3. QV Lachen. In: www.qv-lachen.ch. Abgerufen am 31. Januar 2016.
  4. Kurzportraits über die 18 Quartiere der Stadt St.Gallen. Amt für Gesellschaftsfragen, 21. Mai 2015, S. 24–27, abgerufen am 6. März 2023.
  5. St. Galler Tagblatt AG, Switzerland: Lachen-Quartier: Schöner als im Ghetto. In: St. Galler Tagblatt Online. (tagblatt.ch [abgerufen am 7. Juni 2017]).
  6. KBZ
  7. St. Galler Tagblatt AG, Switzerland: In wenigen Tagen abgebrochen. In: St. Galler Tagblatt Online. (tagblatt.ch [abgerufen am 7. Juni 2017]).
  8. Tröckneturm
  9. Reto Voneschen: Die Stadt St.Gallen kauft sich ein Naturjuwel. Abgerufen am 17. September 2019.
  10. St Galler Nachrichten: Naherholungsgebiet - keine Partymeile. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  11. Friedhof Feldli. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2017; abgerufen am 7. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stadt.sg.ch
  12. St. Galler Nachrichten: Ein Grabfeld für Muslime. Abgerufen am 7. Juni 2017.
  13. St. Galler Tagblatt AG, Switzerland: Der «Gallenmist» lebt. In: St.Galler Tagblatt Online. (tagblatt.ch [abgerufen am 8. Juni 2017]).
  14. Reto Voneschen: Kugl steht definitiv vor dem Aus. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  15. David Gadze: Kugl nutzt ein Hintertürchen. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  16. Kugl (Kultur am Gleis). Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  17. Lopar Media GmbH & Alltag Agentur GmbH: Lattich – Güterbahnhof SG. Abgerufen am 2. Oktober 2020.
  18. Martin Arnet: : Die Orts- und Flurnamen der Stadt St. Gallen. Verlag St. Galler Namenbuch, St. Gallen 1990, ISBN 3-908048-15-X.
  19. Paul Bächtiger: Die bauliche Entwicklung im Feldli- und Sömmerliquartier. In: In alten Akten gestöbert - Eine Chronik über das Lachenquartier. St. Gallen 1997, S. 16.
  20. Saint Gall Sankt Gallen: Schloss Waldegg Le chateau de Waldegg. Abgerufen am 8. Juni 2017.
  21. Zürcherstrasse Damals. Quartierverein Lachen, S. 17, abgerufen am 8. Juni 2017.
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