LGV Méditerranée

Die LGV Méditerranée, kurz für Ligne à grande vitesse Méditerranée, ist eine Schnellfahrstrecke in Frankreich. Sie wurde am 7. Juni 2001 eröffnet, ist 251,4 km lang und verbindet die Regionen Provence-Alpes-Côte d’Azur und Auvergne-Rhône-Alpes. Die Baukosten betrugen 3,8 Milliarden Euro. Über die LGV Rhône-Alpes und die LGV Sud-Est verbindet sie Marseille mit Paris. Die schnellsten TGV-Züge bewältigen die Distanz von 751,4 km zwischen den beiden Metropolen nonstop in 3 Stunden und 5 Minuten. Dies entspricht einer Reisegeschwindigkeit von 243,7 km/h (Stand März 2017). Sie haben auf dieser Relation zwei Drittel des bisherigen Flugverkehrs verdrängt.

LGV Méditerranée
Ein TGV Duplex auf der Viadukt von Arc in der Bouches-du-Rhône.
Ein TGV Duplex auf der Viadukt von Arc in der Bouches-du-Rhône.
Strecke der LGV Méditerranée
Streckennummer (SNCF):752 000
Kursbuchstrecke (SNCF):500
Streckenlänge:Neubauabschnitt: 251,42[1] km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV, 50 Hz[1] ~
Maximale Neigung: 35[1] 
Höchstgeschwindigkeit:320[1] km/h
LGV Rhône-Alpes von Paris/Lyon
493,23 Abzw. nach Valence-Ville
Abzw. Valence-Sillon Alpin Sud nach Moirans
495,46 Valence TGV Bahnstrecke Valence–Moirans
506,83 Véore (46 m)
516,68 SEI d'Upie (Betriebsgleis östlich)
522,55 Tunnel d’Eurre (624 m)
524,53 Abzw. von Eurre (nur für Bauzüge)
Instandhaltungsbasis Crest
524,98 Bahnstrecke Livron–Aspres-sur-Buëch
Viaduc de la Drôme (Drôme; 229 m)
531,06 Viaduc de la Grenette (947 m)
531,62 Tunnel de Tartaiguille (2340 m)
541,47 SEI de Bonlieu-sur-Roubion (Betriebsgleise östlich)
542,68 Viaduc du Roubion (Roubion; 147 m)
548,04 Vermenon (81 m)
549,87 Jabron (80 m)
556,89 SEI d'Allan (Betriebsgleise und Notbahnsteig westlich)
565,46 D541 (116 m)
565,72 Berre (81 m)
569,74 A7 (236 m)
570,21 Viaduc de la Garde-Adhémar (Donzère-Kanal; 340 m)
571,87 Strecke Pierrelatte–Nyons
Bündelung mit Bahnstrecke Paris–Marseille
577,67 SEI de Lapalud
578,41 Abzw. von Bollène-Nord
580,48 Bahnstrecke Paris–Marseille nach Orange
581,41 Abzw. von Bollène-Sud
581,78 N7 (81 m)
582,62 N86 (136 m)
588,38 Viaduc de Mondragon (Rhône; 637 m)
590,36 Viaduc de Mornas (Rhône; 887 m)
596,04 SEI de Piolenc (Betriebsgleise und Notbahnsteig westlich)
597,86 Viaduc de l'Aigues (Eygues; 186 m)
606,30 Viaduc de Roquemaure (Rhône; 680 m)
607,63 D701 (109 m)
608,10 Strecke Givors-Canal–Grezan
608,32 Viaduc de Saint-Geniès-de-Comolas (533 m)
608,64 Tunnel de Saint-Geniès-de-Comolas (256 m)
610,72 Roubine (105 m)
611,60 A9 (123 m)
613,32 Instandhaltungsbasis Roquemaure (östlich)
614,43 D6580 (156 m)
               
618,15
0,0
Abzw. Avignon-Nord; nach Nîmes
               
619,49 N100 (2x62 m / 259 m)
               
Triangle des Angles
               
5,17
0,0
Abzw. Les Angles-Ouest; Verbindungskurve „Grand Sud“
               
Strecke Givors–Nîmes
               
622,46 Viaducs des Angles (Rhône; 1573 m)
               
624,19
5,32
Abzw. Les Angles-Sud; von Nîmes
               
625,16 Avignon TGV
               
625,95 Überdeckung Avignon (1300 m)
               
Strecke Paris–Marseille nach Avignon
               
               
Zweig „Languedoc-Roussillon“
               
10,98 Viaduc de la Roubine (Roubine; 270 m)
               
13,29 Strecke Givors–Nîmes
               
15,10 Viaduc du Briançon (79 m)
               
17,77 Flutbrücken (570 m / 460 m)
               
18,38 Viaduc du Gardon (Gardon; 212 m)
               
25,06
0,00
Abzw. Redessan nach Nîmes
               
Contournement de Nîmes et Montpellier
nach Nîmes-Pont-du-Gard/Montpellier-Sud-de-France
               
Instandhaltungsbasis Redessan
               
3,24 Bahnstrecke Tarascon–Sète-Ville
Zweig „Provence“
636,23 Viaduc sur le péage Avignon-Sud (180 m)
636,74 Viaduc de Bonpas (A7; 356 m)
636,94 Tunnel de Bonpas (303 m)
643,98 SEI de Cavaillon (Betriebsgleis östlich)
646,50 Viaduc de Cavaillon (Durance; 1500 m)
650,56 Viaduc de Cheval-Blanc (Durance; 994 m)
652,07 Strecke Avignon–Miramas
Instandhaltungsbasis Cheval-Blanc
652,33 Abzw. von Cheval-Blanc (nur Bauzüge)
653,61 Viaduc d’Orgon (Durance; 942 m)
657,74 SEI de Sénas (Betriebsgleis und Notbahnsteig östlich)
664,05 Canal EDF (90 m)
668,11 Tranchée couverte de Vernègues (102 m)
668,92 Viaduc de Vernègues (1210 m)
670,44 Tunnel de Lambesc (554 m)
673,99 Viaduc du Boulery (350 m)
674,71 Pont de Lavaldenan (93 m)
675,36 SEI de Lambesc (Betriebsgleis östlich)
676,63 Viaduc de la Touloubre (Touloubre; 372 m)
677,46 Canal de Marseille
678,45 Abzw. „Côte d’Azur“ (verworfen)
688,23 Viaduc de Ventabren (1730 m)
689,33 Canal de Marseille-Les Bosques
690,17 Canal de Marseille-Chantegrill
692,40 Viaduc de l’Arc (Arc; 308 m)
Strecke Rognac–Aix-en-Provence
695,69 Canal de Marseille-Tour d'Arboisl
699,14 Aix-en-Provence TGV
702,28 Tunnel de Pennes-Mirabeau (1350 m)
703,81 Überdeckung Bellepeire (400 m)
704,21 Tunnel de Marseille (5414 m)
709,62 Überdeckung Saint-André (490 m)
711,16 Abzw. des Tuileries von Nîmes/Avignon
(weitere Betriebsstellen)
Marseille-Saint-Charles

Als östliche Fortsetzung der LGV Méditerranée wird die LGV Provence-Alpes-Côte d’Azur geplant. In westlicher Richtung besteht seit Ende 2017 mit dem Contournement de Nîmes et Montpellier eine Verlängerung bis hinter Montpellier. Mit der geplanten Neubaustrecke Montpellier–Perpignan soll der Lückenschluss zur LGV Perpignan–Figueres vollzogen werden.

Geschichte

Inbetriebnahme

Am 3. Oktober 2000 begannen Versuchsfahrten mit dem TGV-Réseau-Triebzug 531, der für die Fahrten mit Messausrüstung ausgerüstet wurde. Um die notwendigen Abnahmegeschwindigkeiten zu erreichen, wurde die Software der Antriebssteuerung modifiziert, um die Leistung je Fahrmotor von 1100 auf 1400 kW zu steigern. Die Strecke wurde durch die AEF abgenommen. Dazu wurden die Gleise schrittweise mit Geschwindigkeiten von 100, 220, 260, 300 und 350 km/h befahren. Bei der abschließenden Abnahmefahrt, am 20. April 2001, wurden 330 km/h unter Anwesenheit von Vertretern von SNCF und RFF erreicht.[2]

Bei einer Demonstrationsfahrt für geladene Gäste (darunter SNCF-Präsident Louis Gallois und RFF-Generaldirektor Francois Bernard) fuhr ein TGV Réseau (Einheit 531) von Aix-en-Provence TGV nach Valence TGV mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 350 km/h.[3]

Am 26. Mai 2001 führte der als Opération Sardine bezeichnete Langstreckenweltrekord über die Strecke. Südlich von Valence wurde dabei mit 366,6 km/h die Höchstgeschwindigkeit der Rekordfahrt erreicht.[2]

Am 7. Juni 2001 wurde die Strecke durch Präsident Jacques Chirac offiziell eröffnet.

Am 10. Juni 2001 wurde der Betrieb auf der bis dahin anspruchsvollsten und teuersten französischen Hochgeschwindigkeitsstrecke aufgenommen. Die Reisezeiten zwischen Lyon und Marseille gingen damit von 160 auf 100 Minuten zurück, zwischen Paris und Marseille (751 km) von 260 auf 180 Minuten sowie zwischen Marseille und Genf von 270 auf 210 Minuten.[1] Neben der LGV Méditerranée ging dabei auch ein 22 km langer Schnellfahrstreckenabschnitt vom Abzweig Les Angles (westlich von Avignon) in den Raum Nîmes in Betrieb.[4] Mit der Inbetriebnahme der Strecke stieg die Gesamtlänge des französischen Hochgeschwindigkeitsnetzes auf 1520 Kilometer an.[2] Durch die Strecke verkürzte sich unter anderem die Reisezeit zwischen London und Marseille auf sieben Stunden.[5]

Die Inbetriebnahme war von verschiedenen Infrastrukturproblemen geprägt. Unter anderem fiel das Streckenkontrollzentrum in Marseille aus.[6]

Betrieb

Im zweiten Betriebsjahr blieben die Fahrgastzahlen auf der Strecke hinter den Prognosen zurück. Statt erwarteter 20 Millionen Fahrgäste wurden nur 18,5 Millionen Reisende gezählt.[7]

Streckenbeschreibung

Streckenverlauf

Es werden vier Départements durchquert; von Nord nach Süd sind dies Drôme, Gard, Vaucluse und Bouches-du-Rhône. Die Strecke beginnt bei Saint-Marcel-lès-Valence – am Bahnhof Valence TGV – und folgt unmittelbar auf die LGV Rhône-Alpes. Gleich anschließend überquert sie die Altbaustrecke Valence-Grenoble; der dortige Turmbahnhof Valence TGV ermöglicht einen raschen Übergang zu Zügen nach Valence, Grenoble und Romans-sur-Isère. Die Ebene von Valence wird südwärts Richtung Fuß des hügeligen Alpenvorlandes verlassen, wo die Bahnstrecke schließlich das querende Tal der Drôme erreicht. Bei Crest im letztgenannten Tal befindet sich eine Ausfädelung auf die Strecke Briançon-Livron-sur-Drôme, die aber nur für Bauzüge benutzt wird.

Die LGV verläuft anschließend südwestwärts durch einen westwärts vorgelagerten Bergsporn der Alpen (Tunnel de Tartaiguille), durchmisst die Plaine des Andrans (Ebene von Andran) und nähert sich der Rhone. Bei Montélimar trifft sie auf die Autobahn A7 und folgt dieser während rund 20 km. Nach der Überquerung des Canal de Donzère-Mondragon, eines Seitenkanals der Rhône, verläuft die Trasse im breiten Rhonetal. Es folgt bei Pierrelatte eine weitere Ausfädelung auf die PLM-Strecke, die ebenfalls nur Notfällen dient. Bei Mornas wird die Rhône zweimal kurz hintereinander überquert, nördlich von Roquemaure ein drittes Mal.

Bei Les Angles, über dem Rhoneufer gegenüber von Avignon, verzweigt sich die Strecke in einen südwestlichen (Languedoc-Roussillon) und einen südöstlichen Ast (Provence). Über das Triangle des Angles sind Fahrbeziehungen in alle Richtungen möglich.

Die Abzweigweiche ist aus Richtung Valence in Richtung Nîmes/Montpellier mit 230 km/h befahrbar.[4] Die Verbindungsstrecke aus Richtung Marseille erlaubt 170 km/h.[8] Auf dem 21 km langen Streckenabschnitt Richtung Manduel ist ab dem Abzw. Les Angles-Ouest eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h zulässig.[9] Langfristig ist eine Verbindung mit der LGV Perpignan–Figueres über die geplante Neubaustrecke Montpellier–Perpignan geplant. Ursprünglich hätte dieser Abschnitt bis nach Lattes in der Nähe von Montpellier führen sollen; dieses Teilstück wurde aber im September 1995 aus Kostengründen vorerst zurückgestellt und bis Manduel eingekürzt wo eine Verbindung mit der Strecke Tarascon–Sète besteht. Dieser Streckenabschnitt, von Manduel bis Lattes, wird heute als Contournement de Nîmes et Montpellier bezeichnet und wurde Ende 2017 in Betrieb genommen.

Der südöstliche Ast in Richtung Marseille überquert die Rhône. Parallel zu diesem imposanten Viadukt verläuft das der Strecke von Montpellier nach Marseille (Doppelviadukt von Avignon). Danach wird der Bahnhof Avignon TGV erreicht. Auf rund 41 Kilometern, zwischen den Bahnhöfen Avignon TGV (Streckenkilometer 634,8) und Aix-en-Provence TGV (Streckenkilometer 676,0), beträgt nun die Streckenhöchstgeschwindigkeit 320 km/h.[10] Die Strecke folgt dem Fluss Durance und überquert diesen zwischen Cavaillon und Orgon. Bei Mallemort verlässt die Trasse das Flusstal und durchquert die Chaîne des Côtes, in weiterer Folge werden südwärts andere Höhenzüge durchschnitten, das Becken westlich von Aix-en-Provence an dessen Westsaum entlang tangiert und endlich in das Küstengebirge nördlich von Marseille eingetreten. Die Strecke durchquert den 7.834 m langen Tunnel de Marseille und erreicht in den nördlichen Stadtteilen von Marseille, im 16. Arrondissement, die klassische Strecke.

Ingenieurbauwerke

Aufgrund seiner Streckenführung in voralpinem Gelände besitzt die LGV Méditerranée eine hohe Anzahl von Kunstbauten. Einige stechen aufgrund ihrer Größe oder ihrer Bauweise hervor. Die wichtigsten Kunstbauten von Nord nach Süd sind:

  • Tunnel de la Galaure (2686 m)
  • Tunnel de Tartaiguille (2340 m)
  • Grenette-Viadukt (947 m)
  • Mornas-Viadukt (887 m)
  • Mondragon-Viadukt (637 m)
  • Roquemaure-Viadukt (680 m)
  • Doppelviadukt von Les Angles bei Avignon (1573 m)
  • Cavaillon-Viadukt (1500 m)
  • Viadukt Cheval Blanc (994 m)
  • Orgon-Viadukt (942 m)
  • Vernègues-Viadukt (1210 m)
  • Ventabren-Viadukt (1730 m); dieses Viadukt beginnt im Süden nach der Querung des Canal de Marseille und verläuft über die Autobahn A8 und die Departement-Straße D10; die Baustelle diente als Kulisse für den Film Taxi
  • Tunnel de Marseille (7834 m); der längste vollständig in Frankreich gelegene Tunnel

Insgesamt 17.155 m der Strecke liegen im Tunnel.[1]

Bahnhöfe

An der LGV Méditerranée befinden sich drei Bahnhöfe:

Technik

Der Oberbau der Strecke besteht aus UIC-60-Schienen, die auf rund 850.000 Betonschwellen und rund 2,4 Millionen Tonnen Schotter liegen. Die längsten der 126 Weichen weisen eine Länge von 211 m (Zungen: 41 m) auf und können in abzweigender Stellung mit 230 km/h befahren werden.[1]

Im Zuge von Messfahrten wurde 2001 auch der Einfluss des Seitenwindes im Rhonetal untersucht, der auf den bis zu 53 m hohen Kunstbauten bis zu 200 km/h erreichen kann. Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die zulässige Höchstgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der Windgeschwindigkeit zu reduzieren; ab 190 km/h Windgeschwindigkeit wird die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h herabgesetzt.[2]

Literatur

Commons: LGV Méditerranée – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. TGV Méditerranée vor der Eröffnung. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 2/2001, ISSN 1421-2811, S. 64 f.
  2. Von der Nordsee zum Mittelmeer: 1067,2 km in dreieinhalb Stunden. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 7/2001, ISSN 1421-2811, S. 310–312.
  3. Meldung TGV Méditerranée. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2001, ISSN 1421-2811, S. 128.
  4. Sven Andersen: Verkehrshalte an der TGV-Strecke Paris – Marseille. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2001, ISSN 1421-2811, S. 557–561.
  5. Meldung Gute Bilanz für Eurostar. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 4/2002, ISSN 1421-2811, S. 193.
  6. Meldung TGV weiter auf Erfolgsfahrt. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 3/2002, ISSN 1421-2811, S. 148.
  7. Meldung TGV Med mit Passagierrückgang. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 8–9/2003, ISSN 1421-2811, S. 368.
  8. Vitesse maximale nominale sur ligne. In: sncf.com. Abgerufen am 8. April 2023.
  9. Vitesse maximale nominale sur ligne. In: sncf.com. Abgerufen am 8. April 2023.
  10. Vitesse maximale nominale sur ligne. Abgerufen am 21. April 2021.
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