Lüderitz
Lüderitz (ehemals sowie inoffiziell noch heute Lüderitzbucht, bei Gründung Lüderitzort) ist eine namibische Hafenstadt an der Lüderitzbucht am östlichen Südatlantik. Sie liegt im Wahlkreis ǃNamiǂNûsKlicklaut (ehemals Lüderitz) der Region ǁKharas im Süden Namibias und hat etwa 12.500 Einwohner (Stand 2011).[1] Lüderitz wurde am 12. Mai 1883 gegründet.
Stadt Lüderitz Lüderitzbucht (historisch und inoffiziell) Lüderitzort (historisch) | |||
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Motto | Challenge, Innovation, Prosperity (Herausforderung, Innovation, Wohlstand) | ||
Basisdaten | |||
Einwohnerzahl Fläche Einwohnerdichte |
12.500 (Zensus 2011)[1] 15,3 km² 817 Einw./km² | ||
Staat Region Wahlkreis |
Namibia ǁKharas ǃNamiǂNûs | ||
Gründungsdatum | 12. Mai 1883 | ||
Kfz-Kennzeichen Telefonvorwahl |
L 63 | ||
Website | www.luderitz-tc.com | ||
Politische Daten | |||
Bürgermeister/in | Phillippus Albertus Balhao (IPC) | ||
Chief Executive Officer | Otto Shipanga | ||
Letzte Wahl | 2020 | ||
Geographische Daten | |||
Koordinaten | 26° 39′ S, 15° 9′ O | ||
Höhe | 5,7 m |
Geschichte
Angra Pequena
Der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Diaz landete 1487 auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien als erster Europäer in der Großen Bucht. Die heute Lüderitzbucht genannte Bucht nannte er Angra Pequena (‚Kleine Bucht‘). Bevor Diaz weitersegelte, errichtete er traditionsgemäß als Zeichen der Inbesitznahme ein Steinkreuz mit Wappen, ein sogenanntes Padrão, an der Diaz-Spitze auf der Lüderitzhalbinsel. Das stark erodierte Originalkreuz wurde 1929 durch eine Nachbildung ersetzt. Die fast unkenntlich gewordenen Teile des Originals sind in Museen in Kapstadt und Lissabon ausgestellt.[2]
Eine tatsächliche Inbesitznahme der Bucht und des umgebenen Landes fand in den folgenden Jahrhunderten indes weder durch Portugiesen noch durch eine andere europäische Macht statt. Lediglich die der Küste vorgelagerten Pinguin-Inseln, deren reiche Guano-Vorkommen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebeutet wurden, wurden ab 1861 von den Briten in Besitz genommen.
Lüderitzland
Der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz landete 1883 in der Angra Pequena. Lüderitz wollte das allgemein als wertlos angesehene Land um die Bucht erwerben, weil er hoffte, dort Bodenschätze zu finden. Durch seinen Mitarbeiter und Teilhaber Heinrich Vogelsang handelte er dem Orlam-Führer Josef Frederiks II. in Bethanien am 1. Mai 1883 ein nach allen Richtungen fünf Meilen großes Landstück ab, um darauf einen Handelsposten zu errichten. Frederiks erhielt dafür 100 Goldpfund sowie 200 Gewehre. Etwa vier Monate später, am 25. August, verkaufte Frederiks erneut Land an Lüderitz, welches diesmal ein zirka 40 Meilen langes und 20 Meilen tiefes Landstück war (seiner Ansicht nach zirka 70 × 35 Kilometer großes Gebiet). Nach Vertragsabschluss wurde dem Verkäufer klargemacht, dass es sich nicht um englische Meilen (zirka 1,6 Kilometer), sondern selbstverständlich um preußische Meilen zu 7,5 Kilometer handelte und er damit den Großteil seines Stammesgebietes von 300 × 150 Kilometer verkauft hatte. Dieser Handel ging als „Meilenschwindel“ in die Annalen ein.
Im April 1884 gab die deutsche Reichsregierung dem Ansinnen Lüderitz’ statt, seine Erwerbung vor britischen Ansprüchen zu schützen. Am 7. August 1884 wurde auf den in der Lüderitzbucht liegenden deutschen Korvetten auf Anweisung von August Lüderitz die deutsche Flagge gehisst und das Land offiziell unter den Schutz des Deutschen Reiches gestellt. Das 1903 auf dem Alten Friedhof errichtete Lüderitz-Denkmal erinnert an die Inbesitznahme des Landes unter dem Schutz des Deutschen Reichs.
Als Lüderitz’ umfangreiche und teure Suche nach den erhofften Bodenschätzen erfolglos blieb, geriet er in wirtschaftliche Bedrängnis und musste Lüderitzland 1885 an die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika verkaufen. Nach Lüderitz’ Tod 1886 verlieh die Kolonialgesellschaft der Bucht Angra Pequena den Namen Lüderitzbucht.
Aufschwung als Teil Deutsch-Südwestafrikas
Einen sehr bescheidenen Aufstieg erlebte der kleine Ort erst 1904 mit der Stationierung der hier im Kampf gegen die aufständischen Nama (Namakrieg) benötigten Schutztruppen-Soldaten. In dieser Zeit war die Stadt vor allem für das vor der Küste auf der Shark Island errichtete Konzentrationslager bekannt. Hier wurden die im Namakrieg gefangengenommenen Orlam und Nama mit ihren Familien interniert. Von den rund 2000 Inhaftierten überlebten wegen der dort herrschenden schlechten Hygiene- und Witterungsverhältnisse nur zirka 450 Stammesangehörige. Das Lager wurde erst auf energisches Drängen der im Lande tätigen Missionare geschlossen und ins Landesinnere verlegt.
Erst lange nach dem Tode von Adolf Lüderitz – er galt seit 1886 als im Rahmen einer Erkundungstour zum Oranje verschollen – wurden im Jahr 1908 beim Bau einer Schmalspurbahn Diamanten bei Lüderitz entdeckt, was zu einem kurzzeitigen Boom führte. Der zunehmend industriell betriebene Diamantenabbau, die mit ihm ins Land strömenden Glücksritter und der Bau der Diamantensiedlung Kolmanskuppe brachten auch für Lüderitz einen steilen Aufstieg zu einer ausgesprochen wohlhabenden Stadt mit sich. In der Folgezeit entwickelte sich Lüderitz zu einem florierenden Handelshafen. Das Gouvernement stationierte hier das Bereisungsschiff Okahandja. Seine Rolle als wichtigster Hafen der Kolonie musste Lüderitz aber bald an das zentraler gelegene Swakopmund abtreten, wo ein künstlicher Hafen angelegt wurde.
- Blick über Lüderitz auf die Haifischinsel
- Das Woermannhaus
- Badestrand bei Lüderitz
- Zug der Lüderitzbahn beim Durchqueren der Wüste
Bedeutungsverlust nach dem Ersten Weltkrieg
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Lüderitzbucht am 19. September 1914 kampflos von südafrikanischen Truppen besetzt.[3] Die dort stationierte Küstenfunkstelle wurde schon am 14. September nach Aus verschoben.[3]
Die deutsche Zivilbevölkerung wurde in Südafrika interniert. Mit Ende des Krieges wurde Lüderitz Teil des von Südafrika verwalteten Mandatsgebiets Südwestafrika.
Ab 1920 verlor Lüderitz stark an Bedeutung, da sich der Diamantenabbau immer weiter nach Süden verlagert hatte. Kolmannskuppe wurde zur Geisterstadt. In Lüderitz konnten sich eine bescheidene Fischfangindustrie und in ihrem Umfeld einige Bootswerften etablieren. Daneben existierten noch einige kleinere Teppichwebereien, da im Süden des heutigen Namibia die Karakulschafzucht mit einigem Erfolg betrieben wurde. Ansonsten aber hatte Lüderitz bald nichts mehr zu bieten, sodass der einst wohlhabenden Stadt ein ähnliches Schicksal wie Kolmanskuppe zu drohen schien.
Name der Stadt
Die Stadt ist nach dem Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz benannt. Sie hieß kurzzeitig auch Fort Vogelsang nach Heinrich Vogelsang.[4] Umgangssprachlich hat sich der ältere Name Lüderitzbucht gehalten. Die Einwohner aller Sprach- und Volksgruppen bezeichnen sich selbst als „Buchter“.
1993 machte der ǃAman-Chef Dawid Fredericks den Vorschlag, die Stadt in !Namiǂnûs umzubenennen. Dieser Name bedeutet Umarmung und soll auf die ersten Bewohner des Gebietes zurückgehen, die ǃAman, eine Untergruppe der Nama.[5]
2012 billigte das namibische Kabinett diesen Namen. Im Februar 2013 wurde darüber der Lüderitzer Stadtrat in Kenntnis gesetzt.[6] Durch Proklamation des namibischen Präsidenten Hifikepunye Pohamba wurde am 9. August 2013 der Wahlkreis Lüderitz in ǃNamiǂNûs umbenannt.[7] Die korrekte Aussprache ist für Nicht-Khoekhoegowab-Sprecher schwer, weshalb der Name von ihnen vermieden wird.[8] Auch Befürworter des neuen Namens meiden dessen Aussprache, da diese derjenigen eines derben Schimpfwortes ähnelt.[9]
Aufgrund einer missverständlichen Aussage in der Proklamation des Präsidenten war zeitweilig von einer Umbenennung auch der Stadt ausgegangen worden, die örtliche Bevölkerung hatte diesen jedoch nicht akzeptiert[8][10][11] und strebte danach, in jedem Fall die deutsche Bezeichnung Bucht in einem neuen Namen zu haben.[12]
Am 21. August 2013 versammelten sich in der örtlichen Turnhalle von Lüderitzbucht mehr als 600 Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Muttersprache, um gegen eine Umbenennung der Stadt zu protestieren. Zu der Versammlung kam auch die damalige Bürgermeisterin von Lüderitz, Hambelela Suzan Ndjaleka. Zahlreiche Lüderitzer unterschrieben eine Petition. Überdies fordern die Bewohner eine amtliche Entschuldigung von Charles Namoloh, Minister für Regional- und Lokalverwaltung, heißt es in der Erklärung des Komitees. Offenbar hatte Namoloh im Gespräch mit einer Tageszeitung gesagt, dass „die Buchter die öffentlichen Treffen im Zusammenhang mit der Namensänderung nicht besucht haben, weil sie vielleicht in einer Shebeen (Ausdruck für eine illegal betriebene Kneipe) waren“. Am 27. August 2013 demonstrierten Bewohner gegen eine Umbenennung.[13][14]
Am 26. August 2013 erklärte Sacky Shangala, Vorsitzender der Gesetzesreform- und Entwicklungskommission (LRDC), der Namibische Nachrichtenagentur, dass nur der Wahlkreis, jedoch nicht die Stadt Lüderitzbucht umbenannt wurde; er erklärte weiter, dass der namibische Präsident nicht die Befugnis besitze, den Namen eines Ortes zu ändern. Die einschlägigen Gesetze verlangten hierfür einen Vorschlag der Stadtverwaltung an den zuständigen Minister, der über den Vorschlag entscheiden müsse. Die Informationen über eine Umbenennung hätten auf einem „Missverständnis“ beruht. Die „Unlust der Regierung zur Korrektur dieses, Missverständnisses‘ “ wurde scharf kritisiert. Albert Kawana, Minister für Präsidentschaftsangelegenheiten erklärte, dass der Umbenennungsprozess nicht abgeschlossen sei und die Regierung an dem Vorhaben festhalte; Präsident Pohamba arbeite an zwei Gesetzen, die es ihm künftig erlauben sollen, die Namen von Orten per Dekret zu ändern. Als Reaktion auf die Ankündigung Kawanas wurde Präsident Pohamba von Einwohnern aufgefordert, eine etwaige Planung zur Umbenennung dieser Stadt „zu beenden und die Bewohner (…) zu konsultieren“.[15][16][17][18]
Am 19. und 20. Februar 2015 lud der Stadtrat alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung über die Änderung des Namens ein. Demnach wurde der Vorschlag zur Umbenennung von einem in Bethanien ansässigen Häuptling der !Aman, einem Unterstamm der Nama, unterbreitet. Namibische Medien berichten unterschiedlich über den aktuellen Stand der Umbenennung. So hat laut New Era der Stadtrat beschlossen, die Umbenennung der Stadt bei der Regierung zu beantragen.[19] Hingegen sprechen Die Republikein und Allgemeine Zeitung davon, dass der Stadtrat noch keine endgültige Entscheidung getroffen habe.[20] Auch die ortsansässige Buchter News sehen noch keine endgültige Entscheidung.[21] Eine mögliche Umbenennung stieß unter den Einwohnern und dem Lüderitz Heritage Committee auf Widerstand, und es wurde ein Plebiszit über die Namensänderung gefordert.[22] Am 24. Februar 2015 stellte die damalige Lüderitzer Bürgermeisterin klar, dass noch keine endgültige Entscheidung zur Umbenennung getroffen wurde.[23] An diesem Stand hat sich seitdem nichts geändert.
Geographie
Lage
Die Gemeinde liegt an einer der wenigen natürlichen Buchten der ansonsten unwirtlichen, durch die Namib-Wüste geprägten Diamantenküste. Die Lüderitzbucht ist eine offene Meeresbucht und wird gegen Süden und Südwesten durch die Lüderitzhalbinsel geschützt. Der Halbinsel vorgelagert liegt die durch Pinguine bevölkerte Halifax-Insel, südlich der Halbinsel liegt die landschaftlich reizvolle Große Bucht. Dem Festland vorgelagert sind eine Handvoll unbewohnter Eilande der Pinguin-Inseln, von denen die Pinguininsel und die Seehundinsel der Stadt am nächsten liegen. Innerhalb der Bucht liegt auch die Haifischinsel. Die heutige Halbinsel bildet zum Festland ein besonders geschütztes Hafenbecken, den Roberthafen. Das Stadtgebiet erstreckt sich von der Haifischinsel im Westen bis zum Diamantberg im Süden und dem Nautilusberg im Norden.
- Blick über die Lüderitzbucht
- Blick von der Haifischinsel
- Blick vom Diamantberg
- Blick vom Nautilusberg
- Lüderitz mit Roberthafen und Inseln (2017)
Klima
Das Klima in Lüderitz wird wesentlich durch den hier verlaufenden kalten Benguelastrom bestimmt. Die Wassertemperatur des Atlantiks liegt hier meist zwischen 10 und 16 °C. Dabei verhindert die Abkühlung der Lufttemperatur über dem Meer die Bildung aufsteigender, feuchterer Luftmassen und führt zu ablandiger Windströmung. Daher herrscht in Lüderitz, wie in weiten Teilen Namibias, arides Klima; Niederschläge sind äußerst selten. Die thermische Amplitude, der Unterschied der Temperatur zwischen Tag und Nacht, liegt insbesondere im Winter, bei einer kaum ausgeprägten Regenzeit, bei bis zu 20 °C: So kann die Lufttemperatur im Juli und August sowohl 25 °C als auch Werte um den Gefrierpunkt betragen. Im Sommer liegt die Tageshöchsttemperatur dagegen oft deutlich über 30 °C.
Nach der effektiven Klimaklassifikation von Wladimir Peter Köppen und Rudolf Geiger wird dies als kaltes Wüstenklima (BWk) klassifiziert.
Flora und Fauna
Aufgrund des vorherrschenden Wüstenklimas beschränkt sich die natürliche Flora und Fauna rund um Lüderitz überwiegend auf Meeresbewohner. Der kalte, nährstoffreiche Benguelastrom sorgt für eine reiche Fischfauna, die die Lebensgrundlage für Meeressäuger, wie Delphine und Seebären, sowie für Seevögel, wie Pinguine, Kormorane und Möwen, darstellt. Brutgebiete der Seevögel sind dabei insbesondere die der Küste vorgelagerten Pinguin-Inseln.
- Wüste bei Lüderitz
- Sukkulente in der Wüste bei Lüderitz
- Delphine im Meer vor Lüderitz
- Hartlaubmöwen an der Lüderitzbucht
Einwohner und Sozialstruktur
Die Einwohnerzahl von Lüderitz wurde zwischen 2001 und 2011 – je nach Quelle – mit 18.340 bis 23.000 Menschen angegeben. Die Volkszählung 2011 ergab eine Einwohnerzahl von nur 12.500 Menschen. Die Bevölkerungszahl von Lüderitz hat sich von zirka 2000 Einwohnern in den 1970er-Jahren auf immerhin zirka 12.500 im Jahr 2011 mehr als versechsfacht. Die Arbeitslosenquote liegt bei etwa 60 % und damit über dem namibischen Durchschnitt.[24]
Politik
Wahlen
Bei den Kommunalwahlen 2020 wurde folgendes amtliche Endergebnis nach Sitzen ermittelt.
Partei | Sitze |
---|---|
SWAPO | 3 |
IPC | 2 NEU |
LPM | 1 NEU |
PDM | 1 |
Städtepartnerschaft
Seit 2019 besteht eine Partnerschaft zu Lüderitz, einem Ortsteil von Tangerhütte in Sachsen-Anhalt.[25]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft beruht heute vorwiegend auf Fischfang und Tourismus. Besonders der Fang von Langusten, die nach Spanien und Japan exportiert werden, hat eine gewisse Bedeutung. Allerdings mussten die Fangquoten aufgrund massiver Überfischung vermindert werden. Russland erhält durch seine Fanglizenzen etwas für seine Unterstützung des Befreiungskampfes der SWAPO zurück. Deutschland stellte Namibia ein Überwachungsschiff für die Fischereikontrolle zur Verfügung.
In Lüderitz wurde eine vielversprechende Austernzucht aufgebaut, die autark bezüglich der notwendigen Saataustern geworden war. Sie galten zusammen mit den Austern aus Walvis Bay als die besten der Welt.[26] Die Zucht von Shearwater wurde aufgrund einer möglichen Kontaminierung 2015 eingestellt.[27][28]
Auch eine wirtschaftliche Verwertung von Seegras wurde ins Auge gefasst. Daraus sollten Extrakte für die Nahrungsmittel- und Kosmetikindustrie gewonnen werden. Ebenso brachte der Aus- und Neubau des Hafens Lüderitz Arbeitsplätze für viele auch neu zugezogene junge Menschen.
Diamanten werden heute vorwiegend offshore in Richtung Oranjemund abgebaut. Mit der Entdeckung von Erdgas vor der Küste im Kudu-Erdgas-Feld Ende des 20. Jahrhunderts keimten Hoffnungen auf neue Bodenschätze in der Region um Lüderitz auf.
Seit 2007 wird in Lüderitz mit der Lüderitz Speed Challenge alljährlich einer der wichtigsten internationalen Kite- und Windsurf-Wettbewerbe ausgetragen.
Anlässlich der 100-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 1983 wurden zahlreiche Gebäude aus der Kolonialzeit restauriert. Die im Jahre 2002 eröffnete Lüderitz Waterfront ist ein weiteres Zeichen für den in den Ort zurückkehrenden Optimismus und lässt für die Zukunft hoffen.
Die Umgebung von Lüderitz ist (Stand 2023) als Standort eines großen, von Deutschland unterstützen Projektes zu Grünem Wasserstoff sowie mit norwegischer Unterstützung für den Aufbau einer Lachsfarm vorgesehen.[29][30]
Verkehr
Vom Flughafen Lüderitz wurden Linienflüge innerhalb Namibias sowie nach Kapstadt durchgeführt. Seit der Pleite der Air Namibia wurde der Flugverkehr eingestellt.
Die Lüderitzbahn nach Seeheim und Keetmanshoop ist heute (2018) wegen Sandverwehungen nicht in Betrieb. Mit dem Auto durchquert man auf der Nationalstraße B4 den bis an die Küste reichenden Sperrgebiet-Nationalpark, das ehemalige Diamantensperrgebiet. Die B4 ist auch Teil des Trans-Oranje-Korridors der Walvis Bay Corridor Group und verbindet den Osten der südafrikanischen Provinz Nordkap mit dem Seehafen Lüderitz.
Kultur
Große Teile der Stadt stammen aus der wilhelminischen Kaiserzeit und sind im Jugendstil errichtet. Ausgedehnte Straßenzüge wurden während der 1990er Jahre großzügig restauriert. In Lüderitz stehen insgesamt neun der rund 130 Nationalen Denkmäler in Namibia:
- Die Kopie vom Diazkreuz des Bartolomeu Diaz an der Diaz-Spitze,
- das Lüderitz-Denkmal,
- das Lüderitzdenkmal auf Shark Island,
- das Kreplinhaus,
- das Krabbenhöft & Lampe-Gebäude,
- das Goerke-Haus (1909–1911). Es diente später als Sitz des Magistrats,
- das Gebäude der ehemaligen Deutsche Afrika Bank,
- die evangelisch-lutherische Felsenkirche (1912) mit dem dahinterliegenden Diamantenberg; Teile der geschnitzten Inneneinrichtung wurden vom ersten evangelischen Pfarrer Metzner aus seiner Heimatstadt Kaltennordheim in der Rhön importiert,[34]
- der Bahnhof Lüderitz.
- Alter Bahnhof
- Lesehalle und Turnhalle
- Der Kapps „Konzert- und Ballsaal“, heutiges Kapps-Hotel
- Das Woermannhaus
- Der Roberthafen
Andere Gebäude in Lüderitz sind die Lesehalle und die Turnhalle, beides Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit (sie erfüllen heute noch ihre Aufgaben als Bücherei beziehungsweise als Turnhalle und Veranstaltungssaal), außerdem das Kapps-Hotel (ein Konzert- und Ballsaal) und das Woermannhaus (bedeutend kleiner als das Woermannhaus in Swakopmund). Das kleine Lüderitzer Stadtmuseum zeigt Exponate aus der Geschichte der Stadt. Bei der Anfahrt nach Lüderitz durch das Diamantensperrgebiet kann man etwa 120 Kilometer vor Lüderitz, nahe dem Dorf Aus, wilde Wüstenpferde sehen. In Aus steht auch das denkmalgeschützte ehemalige Kriegsgefangenenlager Aus. Das von Lüderitz etwa zehn Kilometer entfernte Kolmanskuppe war dank reicher Diamantenvorkommen um 1910 vielleicht die wohlhabendste Siedlung der Welt und ist heute eine Geisterstadt.
Die Seelage der Gemeinde bietet eine Reihe Küstenabschnitte, z. B. die südlich gelegene Große Bucht, jenseits der Griffithbucht. Auch die Lüderitzhalbinsel besitzt zahlreiche Sandbuchten, -strände und Lagunen. Sehenswert sind das Steinkreuz an der Diaz-Spitze oder die Pinguine und Flamingos rund um die Halifax-Insel.
Söhne und Töchter der Stadt
- Thomalina Adams (* 1993), namibische Fußballerin
- Anton Lubowski (1952–1989), namibischer Anti-Apartheids-Aktivist
- Joe Madisia (* 1954), namibischer Künstler
- Stacey Naris (* 1991), namibische Fußballerin
Siehe auch
Literatur
- Johannes Paul: Deutsche, Buren und Engländer in Südwestafrika. Begleitwort zu einer Nationalitätenkarte der Europäer in Südwestafrika. In: Koloniale Rundschau. Heft 9/10, 1931.
- T. Barlow und W. Wisniewski: Kosmos Naturreiseführer – Südliches Afrika. Franckh-Kosmos, 1998, ISBN 3-440-07665-2.
- A. Sycholt: terra NaturReiseführer – Namibia. Tecklenborg Verlag, ISBN 3-934427-70-7.
Filme
- NovaNam (Hrsg.): Lüderitz: A City Born from the Sea, Dokumentation, 2019.
Weblinks
- Offizielles Stadtportal von Lüderitz (englisch)
- Informationsseite zu Lüderitz
- Margit Hainzl, Emil Wimmer: Ambiente Spezial: Zeitreise ins Wüstenland. Namibia und seine gegenwärtige Vergangenheit. Radio Ö1, oe1.orf.at, gesendet 18. Dezember 2016, 10:05–11:00 Uhr, 7 Tage frei nachhörbar.
- Heiner Hoffmann: Hier soll grüner Wasserstoff in gigantischem Ausmaß produziert werden. In: Der Spiegel. 9. Juli 2023, abgerufen am 9. Juli 2023 (ausführlicher Bericht über die wirtschaftliche Situation und die allgemeine Stimmung in der Stadt, nicht nur über das Wasserstoffprojekt).
Einzelnachweise
- Namibia 2011 Population and Housing Census Preliminery Results. Namibia Statistics Agency, April 2012 abgerufen am 9. Mai 2012
- Guide Book – Lüderitz, Orusovo.com abgerufen am 27. April 2011
- Von der „Sandbüchse“ zum Kommunikationsnetzwerk Die Entwicklungsgeschichte des Post- und Telegraphenwesens in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884–1915). Dissertation, Uni Halle, Dezember 2004 S. 251
- Hans Emil Lenssen: Chronik von Deutsch-Südwestafrika 1883–1915. 7. Ausg., Namibia Wissenschaftliche Gesellschaft, Windhoek 2002, ISBN 3-933117-51-8, S. 5.
- Erwin Leuschner: !Namiǂnûs löst Empörung aus. In: Allgemeine Zeitung vom 13. August 2013 (abgerufen am 18. August 2013).
- Cabinet approved !Nami≠Nüs in 2012. (Memento vom 19. August 2013 im Internet Archive) In: The Namibian vom 19. August 2013 (abgerufen am 21. August 2013).
- Lüderitz heißt jetzt !Namiǂnûs. In: Allgemeine Zeitung vom 9. August 2013 (abgerufen am 18. August 2013).
- Mit !Namiǂnûs weiter wie bisher. (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) In: Allgemeine Zeitung vom 16. August 2013 (abgerufen am 18. August 2013).
- Kolonialnamen begraben. Allgemeine Zeitung, 16. August 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 19. August 2013; abgerufen am 18. August 2013.
- Einspruch gegen neuen Namen. Allgemeine Zeitung (Windhoek), 21. August 2013, archiviert vom am 23. August 2013; abgerufen am 22. August 2013.
- Namibia löscht sein historisches Gedächtnis. Deutsche Welle, 19. August 2013, abgerufen am 22. August 2013.
- Caprivi renaming raises hackles. The Namibian, 30. Juli 2012 (Memento vom 1. August 2012 im Internet Archive) abgerufen am 31. Juli 2012
- 22. August 2013 Nachrichten am Mittag (Memento vom 22. August 2013 im Webarchiv archive.today)
- Erwin Leuschner und Stefan Fischer: „Buchter“ sind sich einig: Lüderitz bleibt Lüderitz. Bürgertreffen mit Riesenresonanz – Petition wird vorbereitet – Entschuldigung von Minister gefordert – Experte äußert sich. Allgemeine Zeitung (Windhoek), 23. August 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. August 2013; abgerufen am 23. August 2013.
- Shinovene Immanuel: !Nami≠Nüs name legality challenged. (Memento vom 22. August 2013 im Internet Archive) In: The Namibian vom 21. August 2013 (abgerufen am 21. August 2013).
- Lüderitzbucht nicht umbenannt. Shanghala erklärt: Neuer Stadtname beruht auf Missverständnis. Allgemeine Zeitung (Windhoek), 27. August 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2015; abgerufen am 27. August 2013.
- 27. August 2013 Nachrichten am Mittag. Hitradio Namibia, 27. August 2013, archiviert vom am 14. September 2013; abgerufen am 27. August 2013.
- Präsident soll Name zusichern. Allgemeine Zeitung (Windhoek), 29. August 2013, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2015; abgerufen am 29. August 2013.
- Lüderitz town to become !Nami#nus, in: New Era, 23. Februar 2015.
- Lüderitz nie !Nami#nûs: inwoners. Die Republikein, 20. Februar 2015 (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive) abgerufen am 23. Februar 2015.
- LUDERITZ V !NAMI#NUS: THE FIGHT CONTINUES!. The Buchter News, 20. Februar 2015 (Memento vom 22. Februar 2015 im Internet Archive) abgerufen am 23. Februar 2015.
- „Buchter“ verwerfen !Nami‡nûs (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive), in: Allgemeine Zeitung, 23. Februar 2015.
- 26. Februar 2015 Nachrichten am Morgen. Hitradio Namibia, 26. Februar 2015 (Memento vom 26. Februar 2015 im Webarchiv archive.today)
- Umbruch in Lüderitzbucht Hafenstadt vor einer Geisterstadt retten – Tourismus muss gefördert werden, Allgemeine Zeitung, 6. April 2011
- mdr.de: Völkerverständigung in der Altmark: Lüderitz trifft Lüderitz | MDR.DE. Archiviert vom am 8. Mai 2019; abgerufen am 8. Mai 2019.
- Namibia’s Secret Oasis. Men’s Journal, 9. Januar 2014 abgerufen am 21. Februar 2015
- Unanswered questions over oyster contamination. The Namibian, 29. Dezember 2014
- Offshore dredging ‘contaminates’ oysters. New Era, 10. Juni 2015
- Grüner Wasserstoff: Hyphen-Projekt kurz vor Unterschrift. Hitradio Namibia, 26. Mai 2023.
- Riesige Lachsfarm bei Lüderitz geplant. Hitradio Namibia, 3. Juli 2023.
- Archivierte Kopie (Memento vom 11. Juli 2021 im Internet Archive)
- https://helenevanrhijnps.weebly.com/
- Lüderitz Blue Private School. Offizielle Website. Abgerufen am 18. August 2023.
- (sach): Rhön-Kunst am Ende der Welt Handwerkskunst aus der Rhön kam Anfang des 20. Jahrhunderts nach Südwestafrika. Ein in Kaltennordheim aufgewachsener Pfarrer baute dort eine evangelische Gemeinde und eine Kirche auf. Südthüringer Zeitung (Redaktion Bad Salzungen), 20. April 2007, abgerufen am 1. Oktober 2012.