Lúcio Bellentani

Lúcio Antonio Bellentani (* 30. November 1944 in Birigui; † 19. Juni 2019 in Jacareí)[1] war ein brasilianischer Arbeiter und Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens (PCB).

Leben

Bellentani arbeitete zwischen 1964 und 1972 bei Volkswagen do Brasil als Werkzeugmacher. Er war heimlich Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens und organisierte innerhalb des Werkes Gewerkschaftstreffen. Am 29. Juli 1972 wurde er an seinem Arbeitsplatz im VW-Werk in São Bernardo do Campo verhaftet und noch auf dem Werksgelände misshandelt.[2] Anschließend wurde er in ein Folterzentrum der brasilianischen Militärdiktatur gebracht. Er erlitt dort u. a. die „Papageienschaukel“ (portugiesisch pau de arara) und Elektroschocks.[3]

Er setzte sich im Rahmen des brasilianischen Menschenrechtskollektivs „Memória, Verdade, Justiça e Reparação“ („Erinnerung, Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung“) für die Aufklärung der Verstrickung des VW-Konzerns in die Repressionen der Militärdiktatur ein und sagte am 19. Juli 2012 vor der kommunalen Wahrheitskommission „Vladimir Herzog“ der Stadt São Paulo aus.

Im Rahmen der Ermittlungen der Bundesstaatsanwaltschaft São Paulo gegen VW berichtete Bellentani am 16. Dezember 2015 über seine Verhaftung 1972 bei VW und die erlittene Folter auf dem Werksgelände.[2]

Ein Gespräch mit dem durch VW beauftragten Historiker Christopher Kopper brach Bellentani ab und begründete dies der ARD gegenüber damit, dass mit Kopper kein Vertreter von VW gekommen war.[4][5][6][7][8][9][10]

Bellentani starb im Juni 2019 im Alter von 74 Jahren in Jacareí.[11]

Einzelnachweise

  1. Notícia - Lúcio Bellentani: exemplo de luta pela democracia e pelos trabalhadores do Brasil. In: com.br. Mundo Sindical, abgerufen am 21. Juni 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
  2. DER SPIEGEL: Volkswagen: VW-Werkschutz unterstützte Diktatur in Brasilien - DER SPIEGEL - Wirtschaft. Abgerufen am 29. September 2020.
  3. Cleide Silva, Marcelo Godoy: Socos, tapas e pontapés na empresa: era só o começo. In: O Estado de S. Paulo. 1. November 2015, abgerufen am 27. Juli 2017 (brasilianisches Portugiesisch).
  4. Komplizen? – VW und die brasilianische Militärdiktatur. NDR, SWR und Süddeutsche Zeitung, 24. Juli 2017, abgerufen am 25. Juli 2017.
  5. Lúcio Bellentani: "1972 wurde ich innerhalb des VW-Geländes verhaftet." In: Aussage vor der kommunalen Wahrheitskommission. Kooperation Brasilien e.V., 19. Juli 2012, abgerufen am 25. Juli 2017 (Übersetzung durch Christian Russau).
  6. Die Tortur. Lúcio Bellentani und VW in Brasilien. In: Das Feature. NDR Info, 30. Juli 2017, abgerufen am 25. Juli 2017.
  7. Christian Russau: VW und die brasilianische Diktatur Hand in Hand. Hrsg.: Rosa Luxemburg Stiftung. (rosaluxspba.org [abgerufen am 25. Juli 2017]).
  8. Laura Burzywoda: Kampf um Anerkennung und Wiedergutmachung: Festnahmen und Repression bei VW do Brasil. taz.de, 12. November 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. September 2017; abgerufen am 25. Juli 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/blogs.taz.de
  9. Julio Segador: Die umstrittene Rolle von VW während der Militärdiktatur. Deutschlandfunk, 21. März 2015, abgerufen am 26. Juli 2017.
  10. Christian Russau: Ermittlungen gegen VW do Brasil wegen Verstrickung in brasilianische Militärdiktatur ausgeweitet. Kooperation Brasilien e.V., 17. Mai 2016, abgerufen am 25. Juli 2017.
  11. Jornal GGN: Exatamente no dia de hoje... Lúcio Bellentani, presente! In: com.br. 19. Juni 2019, abgerufen am 20. Juni 2019 (brasilianisches Portugiesisch).
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