Louis Léopold Robert
Louis Léopold Robert, (* 13. Mai 1794 in Les Eplatures, heute zu La Chaux-de-Fonds, Fürstentum Neuenburg; † 20. März 1835 in Venedig) war ein Schweizer Maler. Seine dramatisch verlaufene Vita, die in einen geradezu kometenhaften Aufstieg in die höchsten europäischen Adelskreise mündete, überschattet sein eher konventionelles Werk.
Leben
Louis Léopold Robert war der Sohn von Abram Robert (1769–1810). Sein Bruder war der Maler Aurèle Robert,[1] der später als der Verbreiter („diffuseur“) des Werkes seines älteren Bruders galt.
Robert war in Paris Schüler des Kupferstechers Edouard Girardet und des Malers Jacques-Louis David. Mit deren Unterstützung ging er 1818[2] nach Rom und beschäftigte sich grossteils mit Genremalerei. Seine Skizzen und Studien aus dem Alltagsleben bildeten dabei die Grundlage seiner Gemälde. Bekannt wurden auch seine Darstellungen aus dem Räuberleben,[2] als deren Pionier er galt. Robert zeigte das alltägliche Leben der Wirklichkeit allerdings nur in empfindsamer Idealisierung.
1822 hielt sich Robert längere Zeit in Neapel auf und fand dort auch die Anregung zu einem seiner wichtigsten Bilder, Der Improvisator. Dieses entstand im darauffolgenden Jahr, ebenfalls nach einigen Vorarbeiten. 1831 hielt sich Robert für einige Monate in Paris auf, 1832 ließ er sich dann in Venedig nieder. Dem Urteil von Zeitgenossen nach litt Robert ab dieser Zeit immer wieder an Anfällen von Schwermut.
Als er sich dann äußerst unglücklich in die Prinzessin Charlotte Bonaparte verliebte, beging Louis Léopold Robert am 20. März 1835 in Venedig Selbstmord. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem dortigen Friedhof Cimitero di San Michele, wo sein Grab erhalten ist.[3]
Rezeption
Publikum wie Kunstkritik lobten gerade seine Genrebilder aus dem italienischen Volksleben sehr. Unter den Kritikern äusserte sich Heinrich Heine[2] 1831 enthusiastisch über den aufstrebenden Maler.
Insbesondere mit seinen das Räuberleben verherrlichenden Bildern von italienischen Briganten hatte Robert starken Einfluss auf nachfolgende Maler.
Sein Volkslebengenre fand illustre Käufer. So hatte er bald mehrere zahlungskräftige Sammler wie den Neuenburger François Roulet de Mézerac,[2] der ihm mit einem Stipendium von 150 Louis d’or den Italienaufenthalt finanzierte, den französischen Baron de Foucaucourt, den sogenannten Bürgerkönig Louis-Philippe,[2] den in Irland landbesitzenden Engländer Lord Kinnaird,[2] den russischen Adligen Nikolaj Gurjew (1792–1849),[2] Sohn des Finanzministers von Zar Alexander I., oder den polnischen Grafen Athanasius Raczinsky.[2]
Ehrungen
Ihm zu Ehren wurde auf Antrag des Naturwissenschaftlers und Politikers Célestin Nicolet 1862 die wichtigste Hauptstrasse in La Chaux-de-Fonds von Grand Rue in Avenue Léopold-Robert umbenannt.[4][5]
Werke (Auswahl)
- Der schlafende Brigant (Nationalgalerie Berlin)
- Rückkehr vom Feste der Madonna del Arco (1827, Louvre)
- Die Ankunft der Schnitter in den Pontinischen Sümpfen (1830, Louvre)
- Abfahrt der Fischer des Adriatischen Meers. 1834
Literatur
- Neuer Nekrolog der Deutschen. 13. Jahrgang, erster Teil. Bernh. Fr. Voigt., Weimar 1837, S. 297–303 (books.google.de).
- Robert, Léopold. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 422 (biblos.pk.edu.pl).
- Louis Léopold Robert. In: Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich für 1841. 1841, S. 3–12 (books.google.de).
- Marcel Fischer: Leopold Robert als Zeichner. In: Architektur und Kunst, Bd. 31, Heft 10, 1944, doi:10.5169/seals-25019#341, S. 293–298.
- David Lemaire, Antonia Nessi (Hrsg.): Léopold et Aurèle Robert, ô saisons. Ausstellungskatalog, Musée des Beaux-Arts de La Chaux-de-Fonds/Scheidegger & Spiess, Zürich 2023, ISBN 978-3-85881-887-4.
Weblinks
- Marc Fehlmann: Robert, Léopold. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Cecilia Hurley: Robert, Louis-Léopold. In: Sikart
Einzelnachweise
- Therese Bhattacharya-Stettler, Dolores Denaro, Jerry Haenggli, Sabine Hahnloser Tschopp, Alice Henkes, Elisabeth Llach, Thomas Pfister, Marie-Françoise Robert, Thomas Schmutz, Bernadette Walter: Marie-Françoise Robert – Lebenszeichen. Verlag für moderne Kunst, 2022, ISBN 978-3-903572-88-1, S. 247.
- Peter Wegmann et al.: Im Licht der Romandie – Oskar Reinhart als Sammler von Westschweizer Kunst. Hrsg.: Lukas Gloor, Peter Wegmann. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern-Ruit 2001, ISBN 3-908196-01-9, S. 144–159.
- Louis Léopold Robert in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 4. Juli 2022 (englisch).
- Sylvie Pipoz, Aline Henchoz: Patrimoine: ma Rue – La ville racontée à travers ses rues: Avenue Léopold-Robert. In: Le Tourbillon de La Chaux-de-Fonds. Journal officiel mensuel de la Métropole horlogère. Nr. 19, 27. April 2023, S. 2 (letourbillon.ch).
- Sylvie Pipoz, Nolan Crelier: Patrimoine: ma Rue – La ville racontée à travers ses rues: Rue Célestin-Nicolet. In: Le Tourbillon de La Chaux-de-Fonds. Journal officiel mensuel de la Métropole horlogère. Nr. 20, 31. Mai 2023, S. 2 (letourbillon.ch).