Infanterie-Regiment „Kronprinz“ (5. Königlich Sächsisches) Nr. 104

Das Infanterie-Regiment „Kronprinz“ (5. Königlich Sächsisches) Nr. 104 war ein Infanterieverband der kurfürstlichen, später Königlich Sächsischen Armee. Es wurde am 7. Dezember 1701 als „Infanterie-Regiment Graf Beichlingen“ während der Regierungszeit von Kurfürst August dem Starken gegründet und wurde nach dem Verlust der sächsischen Militärautonomie am 31. März 1919 aufgelöst. Zur Systematik wurden nachträglich folgende Nummerierungen eingeführt: 1701/5 (nach Tessin),[1] Infanterieregiment No. 4 und Altpreußisches Infanterieregiment S 56 (nach Bleckwenn).[2] Auf dem Städtischen Friedhof in Chemnitz wurde am 15. Juni 1930 ein Denkmal für die Gefallenen des Regiments eingeweiht.

Offizier und Musketier des Regiments um 1791

Kriegseinsätze

Die Truppenfahnen der drei Bataillone des Regiments zu Beginn des Ersten Weltkrieges

Das Chemnitzer Stammregiment war unter verschiedenen Bezeichnungen bis 1918 an folgenden Kriegen und Konflikten beteiligt (Auszug):

Allgemeiner Überblick

ZeitraumKriegBemerkungen
1702Nordischer KriegFeuertaufe des Regiments bei Klissow
1714Spanischer Erbfolgekrieggegen die Schweden
1733–1735Polnischer Erbfolgekriegzur Wahrung des Anspruchs Sachsens auf die polnische Königskrone
1741/42Erster Schlesischer Kriegan der Seite Preußens gegen Österreich; Stürmung des Prager Karlstors durch das Regiment am 25./26. November 1741
1746Zweiter Schlesischer Kriegan der Seite Österreichs gegen Preußen; das Regiment kämpft unter anderem in den Schlachten von Hohenfriedberg und Kesselsdorf
1756Siebenjähriger KriegIm Siebenjährigen Krieg kapitulierte das Regiment am Lilienstein und wurde als Infanterieregiment (S 56) in die Preußische Armee eingegliedert. Das führte zur massenhaften Desertion nach Böhmen
1794ReichsexekutionTeilnahme an der Reichsexekution am Rhein gegen Frankreich mit dem Stab und dem I. Bataillon
1806/1807Vierter Koalitionskriegzunächst an der Seite Preußens gegen Frankreich (Teilnahme an der Schlacht bei Jena und Auerstedt), später an der Seite Frankreichs gegen Preußen
1809Fünfter Koalitionskriegan der Seite Frankreichs gegen Österreich (u. a. Teilnahme an der Schlacht bei Wagram)
1812/13Russlandfeldzug NapoleonsAbgabe der Grenadierkompanien für den Russlandfeldzug Napoleons, das Regiment bleibt als Deckungstruppe in Norddeutschland
1813–1815BefreiungskriegeDas Regiment wird im Gefecht bei Lüneburg größtenteils aufgerieben. Reste des Regiments kämpfen im Rahmen des neu formierten 2. provisorischen Linieninfanterieregiments weiter an der Seite Frankreichs. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig kämpfen die Reste des Regiments als 2. Linieninfanterieregiment gegen Frankreich. Anschließend verbleibt das Regiment bis 1816 als Besatzungstruppe in Frankreich.
1849Schleswig-Holsteinische ErhebungDas Regiment war im Rahmen einer Exekutionsarmee des Deutschen Bundes unter anderem beteiligt am Sturm auf die Düppeler Schanzen am 13. April 1849
1866Deutscher Krieggegen Preußen an der Seite Österreichs (des Deutschen Bundes); Teilnahme an der Schlacht bei Königgrätz
1870/71Deutsch-Französischer KriegTeilnahme an den Schlachten bei Gravelotte (St. Privat) und Sedan sowie der Belagerung von Paris
1914–1918Erster Weltkrieg

Die Verluste des Regiments im Ersten Weltkrieg

Denkmal für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen des Regiments auf dem Städtischen Friedhof in Chemnitz
Innenraum des Denkmals

[3][4]

GesamtOffiziereUnteroffiziere und Mannschaften
Gefallen2.026761.950
Vermisst2.274132.261
Verwundet7.3061917.115
Gefangenschaft1022577
Gesamtverluste12.808

Anm.: Die Gesamtverluste liegen 1100 über der Summe der einzelnen Verluste. Dies ist darin begründet, dass für den Bereich der Unteroffiziere und Mannschaften für den zweiten Einsatz des Regiments während der Sommeschlacht (5. Oktober bis 5. November 1916) nur die Gesamtverlustzahl von 1100 bekannt ist.

Regimentsnamen (Auszug)

ZeitraumRegimentsnameBemerkungen
ab 1701Infanterie-Regiment „Graf Beichlingen
um 1708Infanterie-Regiment „Graf Wackerbarth
um 1735Infanterie-Regiment „du Caila“
bis 1753Infanterie-Regiment „von Niesemeuschel“
1753–1763Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich August“Altpreußische Regiment S 53: 1756 von Hanstein, 1757 von Minckwitz[5]
1763–1764Infanterie-Regiment „Kurprinz“ dann „Kurfürst“
1764–1850Infanterie-Regiment „Prinz Maximilianauch:
  • Regiment Prinz Maximilian zu Fuß,
  • Regiment Prinz Maximilian Infanterie oder
  • (Zweites) Linien-Infanterie-Regiment Prinz Maximilian
1850–1867Infanteriebrigade „Prinz Maximilian“Umgliederung vom Infanterieregiment zu einer Infanteriebrigade
1867–19025. Kgl. Sächs. Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich August“ Nr. 104Umgliederung der Infanteriebrigade „Prinz Maximilian“ zu den Infanterieregimentern 104 und 105
1903–19195. Kgl. Sächs. Infanterie-Regiment „Kronprinz“ Nr. 104

Stationierungen

Die „Maxer“, wie die Soldaten des Regiments von den Chemnitzer Bürgern genannt wurden, waren im Laufe ihres Bestehens immer wieder in Chemnitz stationiert. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war die Unterbringung in Kasernenbauten im heutigen Sinne jedoch nicht die Regel. Stationierung hieß daher meist Einquartierung in Bürgerhäusern. Um die damit verbundenen Lasten für die Bevölkerung zu mindern, wurden die einzelnen Bataillone der Verbände oft auf mehrere Städte verteilt. Erst im Jahre 1877 wurde das Regiment komplett nach Chemnitz verlegt. Die 1850 errichtete Kaserne befand sich vor den Toren der Stadt an der Zschopauer Straße.[6] Das Regiment behielt diese Garnison bis zu seiner Auflösung im Jahre 1919. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Stationierungsorte in der Geschichte des Verbandes (Auszug):

ZeitpunktGarnison(en)
1716–1733Leipzig
1735–1741Annaberg, Wolkenstein, Zschopau
1763Chemnitz (Stab), Annaberg, Mittweida, Oederan, Rochlitz, Zschopau
1796Chemnitz (Stab, I. Bataillon), Annaberg (II. Bataillon), Zschopau (Grenadierkompanien)
1810Chemnitz (Stab, I. Btl), Zwickau (II. Btl), Freiberg (Grenadiere)
1819–1821Freiberg (Stab, I. Btl), Döbeln (II. Btl), Zwickau (III. Btl)
1823–1828Freiberg (Stab, I. und III. Btl), Meißen (II. Btl)
1832–1850Dresden (gesamtes Regiment)
1850Chemnitz (drei Bataillone), Schneeberg (ein Bataillon)
1860–1866Chemnitz (Stab, V. und VI. Btl), Marienberg (VII. Btl), Schneeberg (VIII. Btl) Anm.: Zwischen 1850 und 1866 wurden alle sächsischen Bataillone durchnummeriert. Die (Zweite) Infanteriebrigade „Prinz Maximilian“ bestand aus den Bataillonen fünf bis acht.
1867–1870Zwickau (Stab, I. und II. Btl), Schneeberg (III. Btl)
1873–1877Zwickau (Stab, I. Btl), Plauen (II. Btl), Schneeberg (III. Btl)
1877–1919Chemnitz (gesamtes Regiment)

Regimentskommandeure (Auszug)

  • Oberst du Caila (um 1735)
  • Oberst von Niesemeuschel (um 1741)
  • Oberst Albrecht Christian Heinrich Graf von Brühl (1777–1783)
  • Oberst Johann Gottfried Pabst von Ohain (1785–1790)
  • Oberst Christian Heinrich von Häusler (1791–1794)
  • Oberst Hanns Carl von Brause (1795–1800)
  • Oberst Johann Adolph von Oebschelwitz (1801–1804)
  • Oberst (seit 1807 Generalmajor) Friedrich Wilhelm von Schönberg (1805–1809)
  • Oberst Friedrich Franz von Ehrenstein (1810–1813)
  • Oberst Hanns August von Seydewitz (1819–1832)
  • Oberst Anton Ludwig Gustav Adolph von Zedlitz (1837–1845)
  • Oberst Friedrich Leopold von Heintz (1847)
  • Oberst Moritz Bernhard von Süßmilch-Hörnig (1850)
  • Oberst Eduard Christoph von Reitzenstein (1854–1860)
  • Oberst Herrmann von Hake (1863–1866)
  • Oberst August Emil Tauscher (1867)
  • Oberst Kurt Alexander von Elterlein (1870–1873)

Unterstellung

Das Regiment war 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, folgenden Großverbänden truppendienstlich unterstellt:

Literatur

  • Gülich, Wolfgang: Die Sächsische Armee zur Zeit Napoleons, Sax-Verlag Beucha, Beucha 2006, ISBN 3-934544-77-0.
  • Sächs. Staatsministerium des Innern (Hrsg.): Sächsische Staatshandbücher, 1728 bis 1934. digitale Reproduktion, 2001.
  • Weber, Harald: Aus der Geschichte von Chemnitz und Umgebung (1136–1871). Verlag für sächsische Regionalgeschichte, Burgstädt 2000, ISBN 3-9805106-3-8.
  • Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Infanterieregiment Nr. 104 „Kronprinz“, Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1925.
  • Günther Voigt.: Die Infanterie- bzw. Füsilierregimenter 13–60 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 4. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
  • Klaus v. Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.
  • Herrmann Jenner, Zur Geschichte des 6. Königl. Sächs. Infanterie-Regiments Nr. 105, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DGykGHgVNZUMC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D

Einzelnachweise

  1. Tessin 1986 Bd. 1: 40
  2. vgl. Liste der kursächsischen Regimenter der Frühen Neuzeit
  3. Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Infanterieregiment Nr. 104 „Kronprinz“, Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Band 1, Dresden 1925, S. 316
  4. Wolff, Ludwig: Das Kgl. Sächs. 5. Infanterieregiment Nr. 104 „Kronprinz“, Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Band 3, Dresden 1928, S. 133
  5. vgl. Ehemals kursächsische Regimenter
  6. Altes Chemnitz: Städtische und Staatliche Einrichtungen – Kasernen und Militär. Abgerufen am 25. April 2013.
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