Kunstmuseum Wolfsburg
Das Kunstmuseum Wolfsburg befindet sich in der Innenstadt von Wolfsburg und wurde 1994 eröffnet. Es zeigt moderne und zeitgenössische Kunst und wird getragen durch die Kunststiftung Volkswagen.
Es werden vier Aspekte der erst 1938 gegründeten Industriestadt Wolfsburg aufgegriffen: Modernität, Urbanität, Internationalität und Qualität. Das Kunstmuseum befindet sich am Südkopf der Fußgängerzone, in der Nachbarschaft von Alvar-Aalto-Kulturhaus, Scharoun-Theater, Planetarium und CongressPark.
Das Museum
1994 wurde das Kunstmuseum Wolfsburg mit einer Retrospektive des französischen Künstlers Fernand Léger eröffnet. Gründungsdirektor des Museums war bis 2004[1] der Niederländer Gijs van Tuyl. Von Januar 2006 bis zu seinem Tod im März 2014 war der Schweizer Kunstwissenschaftler Markus Brüderlin Direktor. Ab dem 1. Februar 2015 leitete Ralf Beil das Museum, zuvor ab 2006 Direktor des Instituts Mathildenhöhe Darmstadt. Seine Nachfolge übernahm zum 1. April 2019 Andreas Beitin, bisher Direktor des Aachener Ludwig Forums für Internationale Kunst.
Architektur
Das Hamburger Architekturbüro Schweger & Partner plante das Gebäude des Kunstmuseums Wolfsburg als eine transparente Stadtloggia mit einem weit überspannenden Glasdach auf den offenen Hollerplatz. Die zentrale Halle hat einen quadratischen Grundriss mit 40 Metern Seitenlänge und ist 16 Meter hoch. Damit wird eine Flexibilität erreicht, die es erlaubt, eine individuell auf die jeweilige Ausstellung zugeschnittene Architektur zu entwickeln. Die Halle ist an drei Seiten zweigeschossig von Ausstellungsräumen umgeben. Die Ausstellungsfläche beträgt 3500 Quadratmeter. In Zusammenhang mit der Ausstellung Japan und der Westen entstand im Jahre 2007 im Innenhof des Gebäudes ein Japangarten. Der Architekt Kazuhisa Kawamura legte ihn nach dem Vorbild des Zen-Gartens Ryōan-ji in Kyōto an und verarbeitete darin auch Elemente der Architektur von Mies van der Rohe als Symbol des Dialogs zwischen Ost und West.
Ausstellungen
Seit seiner Eröffnung wurden im Kunstmuseum Wolfsburg über 130 Ausstellungen der modernen und zeitgenössischen Kunst realisiert. Große Werkschauen aus dem Bereich der klassischen Moderne, etwa Fernand Léger und Bart van der Leck, wechseln mit Überblicksschauen wie Full House, German Open, Italienische Metamorphose und Blast to Freeze. Monografische Ausstellungen zeitgenössischer Künstler, unter anderem von Carl Andre, Andy Warhol, Luc Tuymans, von Olafur Eliasson, Frank Stella, James Turrell oder Imi Knoebel runden das Bild ab. Seit dem Direktorenwechsel 2006 wurden im Programm inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, die in groß angelegten historischen und thematischen Ausstellungen (ArchiSkulptur, Japan und der Westen, Interieur/Exterieur, Die Kunst der Entschleunigung), mit Einzelausstellungen (James Turrell und Alberto Giacometti) sowie in Midcareer-Retrospektiven (unter anderem Douglas Gordon, Neo Rauch und Philip Taaffe) das Thema der Moderne im 21. Jahrhundert aufgegriffen und von verschiedenen Standpunkten beleuchten. In der Halle und der Galerie werden unterschiedliche Ausstellungen gezeigt. Mit „Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“[2][3] zeigte Ralf Beil seine erste große Ausstellung, in der er die Stadt im Museum – und das Museum in der Stadt – spiegelte. Die von Beil für 2019/2020 geplante Oil-Ausstellung mit automobilkritischen Exponaten wird immer wieder in den Kontext seiner Entlassung aufgeführt,[4] was nicht belegt ist. Das Konzept wurde ursprünglich von dem Kollektiv Beauty of Oil – das sind Alexander Klose und Benjamin Steininger – an das Museum herangetragen. Die Schau wurde von ihnen und dem folgenden Direktor Andreas Beitin unter dem Titel Oil - Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters umgesetzt.[5]
Sammlung
Seit 1994 sammelt das Kunstmuseum Wolfsburg internationale zeitgenössische Kunst. Dazu gehören Werke der Spätmoderne rund um Minimal Art, Conceptual Art und Arte Povera. Jüngere Positionen schließen sich an. Schlüsselwerke, Werkgruppen, Werkphasen sowie die beispielhafte Präsentation künstlerischer Entwicklungen stehen dabei im Vordergrund. Es entsteht keine Dokumentation sogenannter „Strömungen“, sondern eine Fokussierung auf Positionen und Werke, die stellvertretend für wichtige Aspekte der Gegenwartskunst stehen. Künstler wie Carl Andre, Christian Boltanski, Douglas Gordon, Andreas Gursky, Georg Herold, Anselm Kiefer, Mario Merz, Gerhard Merz, Bruce Nauman, Neo Rauch, Burhan Dogancay, Cindy Sherman, Philip Taaffe, Jeff Wall, Olafur Eliasson, Douglas Gordon, Thomas Schütte und Jeppe Hein stehen für die Auswahl aus dem weiten Feld der Gegenwartskunst. Werke der Sammlung werden in die Wechselausstellungen integriert oder in temporären Sammlungsausstellungen gezeigt.
Weitere Einrichtungen
Gefördert und unterstützt wird das Kunstmuseum vom Freundeskreis Kunstmuseum Wolfsburg e. V., in dem die „Young Generation“[6] als Nachwuchsförderer integriert sind. Mit dem Studio verfügt das Museum über eine großzügige Fläche, die für Schülerprojekte, Workshops und Kreativprogramme genutzt wird. Darüber hinaus befinden sich im Museum das Café Kunstpause und das Restaurant Oberdeck sowie ein vom Haus betriebener Museumshop.
Stiftung
Das Kunstmuseum Wolfsburg wird von der gemeinnützigen Kunststiftung Volkswagen getragen. Einen Großteil ihrer Mittel erhält diese aus der Stiftung von Asta und Christian Holler, den früheren Eigentümern der Volkswagen Versicherungsdienst GmbH (VVD). Christian Holler (1900–1969) und seine Ehefrau Asta (1904–1989) beschlossen früh, ihr gesamtes Vermögen dem Gemeinwohl zu hinterlassen. Nach Asta Hollers Tod entstand 1990 zu diesem Zwecke in München die Holler-Stiftung, deren Mittel der Jugendfürsorge, der Betreuung Schwerkranker sowie der Förderung von Wissenschaft und Kunst zugutekommen. Das Kunstmuseum Wolfsburg erhält seit 1991 jährlich einen hohen Anteil der Ausschüttungen aus der Holler-Stiftung, die bereits den höchsten Beitrag zu den Baukosten des Museums geleistet hat.
Ausstellungen (Auswahl)
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Publikationen (Auswahl)
- Man Ray. ‚Neues wie Vertrautes‘: Fotografien 1919–1942. Wolfsburg 1994, ISBN 3-89322-690-7.
- Pietro Donzelli. Das Licht der Einsamkeit – The Light of Solitude. Cantz, Ostfildern 1997, ISBN 3-89322-906-X.
- Andreas Gursky – Fotografien 1994–1998. Cantz, Ostfildern 1998, ISBN 3-89322-425-4.
- Ed van der Elsken. Fotografie und Film 1949–2000. Wolfsburg 2000, ISBN 3-7757-0919-3.
- Neo Rauch – Neue Rollen. DuMont, Köln 2006, ISBN 3-8321-7732-9.
- James Turrell. The Wolfsburg Project.
- Alberto Giacometti – Der Ursprung des Raumes. Hatje Cantz, 2010, ISBN 978-3-7757-2714-3.
- Gerwald Rockenschaub. multidial. Kerber, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-86678-536-6. (deutsch/englisch)
- Art & Fashion. Zwischen Haut und Kleid/Between Skin and Clothing. Kerber, Bielefeld/ Leipzig/ Berlin, ISBN 978-3-86678-538-0.
- Die Kunst der Entschleunigung. Hatje Cantz, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7757-3242-0.
- Frank Stella – Die Retrospektive. Werke 1958–2012. Hatje Cantz, Ostfildern 2012, ISBN 978-3-7757-3406-6.
- Kunst & Textil – Stoff als Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute Hatje Cantz, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7757-3626-8.
- Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell. Hirmer Verlag München 2014, ISBN 978-3-7774-2250-3.
- RealSurReal. Meisterwerke der Avantgarde-Fotografie. Das Neue Sehen 1920. Sammlung Siegert. Wienand Verlag Köln 2014, ISBN 978-3-86832-233-0.
- Dark Mirror. Lateinamerikanische Kunst seit 1968. 2015, ISBN 978-3-9817575-0-7.
- Wolfsburg Unlimited. Eine Stadt als Weltlabor. Hatje Cantz Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-7757-4129-3.
- Julian Rosefeldt. Midwest. 2016, ISBN 978-3-86832-345-0.
- Im Käfig der Freiheit. 2016, ISBN 978-3-9817575-2-1.
- This Was Tomorrow. Wienand Verlag, Köln 2016, ISBN 978-3-86832-344-3.
- Hans Op de Beeck. Works. Lannoo, Kunstmuseum Wolfsburg, 2017, ISBN 978-94-014-3714-1.
- Never Ending Stories. Hatje Cantz, Ostfildern 2017, ISBN 978-3-7757-4364-8.
- Robert Lebeck 1968. Steidl, Göttingen 2018.
- Now Is The Time. Hatje Cantz, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7757-4529-1.
- Robin Rhode. Memory Is The Weapon. Hatje Cantz, Ostfildern 2019, ISBN 978-3-7757-4605-2.
- Barbara Kasten. Works. König, Walther, 2020, ISBN 978-3-96098-774-1.
- In aller Munde. Das Orale in Kunst und Kultur. Hatje Cantz, Ostfildern, 2020, ISBN 978-3-7757-4799-8.
- Mischa Kuball. ReferenzRäume. König, Walther, 2021, ISBN 978-3-7533-0028-3.
- Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters. König, Walther, 2021, ISBN 978-3-7533-0097-9.
- Macht! Licht! König, Walther, 2022, ISBN 978-3-96098-775-8.
- Checkpoint - Border Views from Korea/Grenzblicke aus Korea. 2022.
- Empowerment. Kunst und Feminismen. Bundeszentrale für politische Bildung, 2022.
Literatur
- Nicole Froberg, Ulrich Knufinke, Susanne Kreykenboom: Wolfsburg. Der Architekturführer. Braun Publishing, Berlin 2011, ISBN 978-3-03768-055-1, S. 131.
- Markus Brüderlin. Ausgewählte Texte. Auf der Suche nach der Moderne im 21. Jahrhundert. Wienand Verlag Köln 2014, ISBN 978-3-86832-242-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- Kunsthalle Wolfsburg: Abschied des Direktors. In: die tageszeitung. (taz.de [abgerufen am 6. Juli 2017]).
- Ausstellung „Wolfsburg unlimited. Eine Stadt als Weltlabor“ - Kunstmuseum mischt sich mutig ein. In: Deutschlandfunk Kultur. (deutschlandfunkkultur.de [abgerufen am 6. Juli 2017]).
- Wolfsburg Unlimited - Eine Stadt als Weltlabor - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 6. Juli 2017.
- Kritik am Auto – Wolfsburger Museumsdirektor gefeuert. ndr.de vom 14. Dezember 2018, abgerufen am 12. Januar 2019
- Oil Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters. In: kunstmuseum.de. Abgerufen am 5. Dezember 2021.
- Young Generation. In: Freundeskreis des Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 26. Februar 2024 (deutsch).
- Facing India - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Robert Lebeck - 1968 - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Now is the time - 25 Jahre Sammlung Kunstmuseum Wolfsburg - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Ryoji Ikeda: data-verse - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Inside – Out. Konstruktionen des Ichs - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Robin Rhode: Memory Is the Weapon - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Barbara Kasten: Works - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Ulrich Hensel: Zwischenwelten - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- In aller Munde - Von Pieter Bruegel bis Cindy Sherman - Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 8. November 2020.
- Oil. Schönheit und Schrecken des Erdölzeitalters. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 29. Oktober 2021 (deutsch).
- Menschenbilder. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 29. Oktober 2021 (deutsch).
- Volker Sievert: Neue Ausstellung „Macht! Licht“ im Kunstmuseum Wolfsburg. kulturnews.de, 10. März 2022, abgerufen am 11. März 2022.
- Checkpoint. Grenzblicke aus Korea. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
- Mondrian und die Folgen in Wolfsburg: Das Eckige muss ins Runde, Die Tageszeitung, 29. März 2023
- Empowerment. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
- Blow Up! Vom Wachsen der Dinge. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 4. Januar 2023 (deutsch).
- Kapwani Kiwanga. Die Länge des Horizonts. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (deutsch).
- Paolo Pellegrin Fragile Wunder. In: Kunstmuseum Wolfsburg. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (deutsch).