Kreis Offenbach (Starkenburg)
Der Kreis Offenbach war bis 1. November 1938 ein Kreis in der Provinz Starkenburg des Großherzogtums und nachfolgend im Volksstaat Hessen. Aus ihm gingen der Stadt- und der Landkreis Offenbach hervor.[1] Offenbach schied 1938 als kreisfreie Stadt aus dem Kreis aus, blieb aber Verwaltungssitz.
Geschichte
In der Gebietsreform von 1832 wurde der Kreis Offenbach aus den Landratsbezirken Offenbach und Seligenstadt sowie einem Teil des Landratsbezirks Langen gebildet.[2]
Im Zuge der Revolution von 1848 im Großherzogtum Hessen wurden landesweit alle Kreise aufgelöst und deren Aufgaben von größeren Regierungsbezirken übernommen. Der Kreis Offenbach ging weitgehend im Regierungsbezirk Darmstadt auf, einige Gemeinden kamen in den Regierungsbezirk Dieburg. Diese Verwaltungsreform bestand jedoch nur knapp vier Jahre, als in der Reaktionsära 1852 der vorrevolutionäre Zustand – mit Änderungen im Detail – im Prinzip wieder hergestellt wurde.[3]
Durch den Friedensvertrag vom 3. September 1866 zwischen Preußen und dem Großherzogtum Hessen kam die Gemeinde Rumpenheim aus dem Kreis Hanau zum Kreis Offenbach.
Am 1. Juli 1874 wurde dem Kreis Offenbach im Rahmen der hessischen Kreisreform die westlich von Frankfurt am Main gelegene Gemeinde Steinbach aus dem aufgelösten Kreis Vilbel als Exklave zugeordnet.[4] Die bei der Kreisreform von 1874 geschaffene Gliederung hatte mehr als sechs Jahrzehnte Bestand.
Nach der 1936 erfolgten Auflösung der Provinzial- und Kreistage im nunmehrigen Volksstaat Hessen (ab 1918) und der 1937 durchgeführten Aufhebung der drei Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen wurde am 1. November 1938 reichsweit eine Gebietsreform durchgeführt, in deren Rahmen die Stadt Offenbach als Stadtkreis verselbständigt wurde. Der verbleibende Teil des Kreises besteht seit dem 1. Januar 1939 unter der Bezeichnung Landkreis Offenbach.[5]
Leitende Beamte
- Kreisräte
- 1832–1848 Wilhelm Ludwig Ferdinand Maurer
- 1852–1858 Wilhelm von Willich gen. von Pöllnitz
- 1858Robert Hoffmann, kommissarisch
- 1858–1859 Karl Ernst Ludwig Melior
- 1859–1870 Julius Rinck von Starck
- 1872–1877 Ludwig Karl von Grolmann
- 1877–1881 Gustav von Marquard
- 1881–1884 Karl Rothe
- 1884–1886 Friedrich Hallwachs
- 1886–1900 Wilhelm Haas
- 1900–1908 Friedrich von Hombergk zu Vach
- 1908–1914 Friedrich Lochmann
- 1915–1916 Heinrich Gennes
- 1916–1917 (1923) Gustav Spamer
- Kreisdirektoren
- (1916) 1917–1923 Gustav Spamer
- 1923–1924 Friedrich Martin von Bechtold
- 1924–1931 Ernst Werner
- 1931–1934 Ernst Merck
- 1934–1938 Hans-Reinhard Koch
Einwohnerzahlen
Die Entwicklung der Einwohnerzahlen im Kreis Offenbach:[6][7]
Datum | Einwohnerzahl |
---|---|
1852 | 43.282 |
1900 | 120.813 |
1910 | 161.569 |
1925 | 175.480 |
1933 | 185.038 |
Gemeinden
Dem Kreis Offenbach gehörten bis zum 1. November 1938 die folgenden Gemeinden an:[7][8]
Gemeinde | Anmerkung |
---|---|
Bieber | Am 1. April 1938 in die Stadt Offenbach eingemeindet |
Buchschlag | Am 15. April 1913 neugebildet |
Bürgel | Am 1. April 1908 in die Stadt Offenbach eingemeindet |
Dietesheim | |
Dietzenbach | |
Dreieichenhain | |
Dudenhofen | |
Egelsbach | |
Froschhausen | |
Götzenhain | |
Groß-Steinheim, Stadt | Am 1. April 1938 mit Klein-Steinheim zur Stadt Steinheim am Main zusammengeschlossen |
Hainhausen | |
Hainstadt | |
Hausen | |
Heusenstamm | |
Jügesheim | |
Klein-Auheim | |
Klein-Krotzenburg | |
Klein-Steinheim | Am 1. April 1938 mit Groß-Steinheim zur Stadt Steinheim am Main zusammengeschlossen |
Klein-Welzheim | |
Lämmerspiel | |
Langen, Stadt | |
Mainflingen | |
Mühlheim | |
Neu-Isenburg, Stadt | |
Obertshausen | |
Offenbach, Stadt | |
Offenthal | |
Rembrücken | |
Rumpenheim | Seit 1866 im Kreis Offenbach, vorher im Kreis Hanau |
Seligenstadt, Stadt | |
Sprendlingen | |
Steinbach | Seit dem 1. Juli 1874 im Kreis Offenbach, vorher im Kreis Vilbel |
Steinheim am Main, Stadt | Am 1. April 1938 neu gebildet |
Weiskirchen | |
Zellhausen | |
Zeppelinheim | Am 1. Januar 1938 neugebildet |
Einzelnachweise
- Land Hessen 1938 Verwaltungsstruktur (Memento des vom 1. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Verordnung, die Bildung von Kreisen in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen betreffend vom 20. August 1832. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 74 vom 5. September 1832, S. 561–563.
- Gesetz, die Organisation der dem Ministerium des Inneren untergeordneten Verwaltungsbehörden betreffend vom 28. April 1852. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 27 vom 3. Mai 1852, S. 201; Edikt, die Organisation der dem Ministerium des Inneren untergeordneten Verwaltungsbehörden betreffend vom 12. Mai 1852. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 30 vom 20. Mai 1852, S. 221–223.
- Verordnung, die Eintheilung des Großherzogthums in Kreise betreffend vom 11. Juni 1874. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 28 vom 12. Juni 1874, S. 247–250.
- § 1 Abs. 3 Dritten Verordnung über den Neuaufbau des Reichs vom 28. November 1938 (RGBl. I S. 1675).
- Philipp A. F. Walther: Das Großherzogthum Hessen nach Geschichte, Land, Volk, Staat und Oertlichkeit. 1854, abgerufen am 2. März 2016.
- Michael Rademacher: Kreis Offenbach. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- Uli Schubert: Deutsches Gemeindeverzeichnis 1910: Kreis Offenbach. Abgerufen am 2. März 2016.