Kreis Halle (Westfalen)

Der Kreis Halle (Westf.) (1953–1969: Landkreis Halle (Westf.)) war ein von 1816 bis 1972 bestehender Kreis im östlichen Nordrhein-Westfalen. Der Kreis war zunächst Teil des Regierungsbezirks Minden in der preußischen Provinz Westfalen, ab 1946/47 Teil des nordrhein-westfälischen Regierungsbezirks Detmold. Verwaltungssitz war Halle (Westf.). Der Kreis ging 1973 im Rahmen der Nordrhein-westfälischen Gebietsreform im neu gegründeten Kreis Gütersloh auf.

Wappen Deutschlandkarte
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 52° 4′ N,  22′ O
Bestandszeitraum: 1816–1972
Bundesland:Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Landschaftsverband: Westfalen-Lippe
Verwaltungssitz: Halle (Westf.)
Fläche: 305,13 km2
Einwohner: 69.700 (31. Dez. 1971)
Bevölkerungsdichte: 228 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: HW
Kreisschlüssel: 05 7 34
Kreisgliederung: 23 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Ravensberger Straße 1
4802 Halle (Westf.)
Lage des Kreises Halle in Nordrhein-Westfalen
Karte
Karte

Nachbarkreise

Der Kreis Halle grenzte Anfang 1972 im Uhrzeigersinn im Norden beginnend an die Landkreise Osnabrück und Melle (beide in Niedersachsen) sowie an die Kreise Herford, Bielefeld und Warendorf (alle in Nordrhein-Westfalen).

Geschichte

Vorgeschichte

Das Gebiet des Kreises Halle gehörte bis 1806 zum preußischen Verwaltungsgebiet Minden-Ravensberg und bildete den südwestlichen Teil der Grafschaft Ravensberg. (Amt Ravensberg und Teile des Amtes Sparrenberg).

1806 geriet das Gebiet in den Herrschaftsbereich des napoleonischen Frankreichs. Von 1807 bis 1810 war das spätere Kreisgebiet vollständig Teil des französischen Vasallenstaates Königreich Westphalen, das eine Verwaltungsstruktur nach französischem Muster erhielt. Im Distrikt Bielefeld des Departement der Weser wurden dabei unter anderem die drei Kantone Halle, Versmold und Werther gebildet. Die Kantone waren in Munizipalitäten, auch Mairien genannt, untergliedert, darunter die Munizipalitäten Brockhagen, Borgholzhausen, Halle, Versmold, Steinhagen und Werther.[1]

Ab 1811 wurden die westlichen Teile des späteren Kreisgebiets direkt dem Kaiserreich einverleibt; der östliche, deutlich kleinere Teil des späteren Kreisgebietes verblieb als Kanton Brockhagen beim Königreich Westphalen (weiterhin im Distrikt Bielefeld, nun im Departement der Fulda). Zum Teil bildete der Haller Laibach die Grenze zwischen Frankreich und dem Königreich Westphalen, wodurch die Stadt zweigeteilt wurde. Die jetzt zum Kaiserreich gehörenden Gebiete wurden vollständig dem Departement der Oberen Ems angeschlossen. Die Kantone Werther sowie der verkleinerte Kanton Halle wurden innerhalb dieses Departements dem Distrikt Minden zugeordnet und der Kanton Versmold dem Distrikt Osnabrück.

Nach der Rückeroberung durch Preußen im Jahr 1813 gehörte das spätere Kreisgebiet ab 1813 bis zur Gründung der preußischen Provinz Westfalen provisorisch zum Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein.

Verwaltungsgeschichte

Der 1816 gegründete Regierungsbezirk Minden, einer von drei Regierungsbezirken in der Provinz Westfalen, wurde mit Wirkung vom 1. November 1816 durch Verordnung der Königlichen Regierung in Minden vom 18. Oktober 1816 in zwölf Kreise gegliedert, darunter der Kreis Halle mit Sitz in Halle (Westf.). Der Kreis war zunächst in die teilweise auch als Bürgermeistereien oder Kanton bezeichneten vier Verwaltungsbezirke Borgholzhausen, Halle, Versmold und Werther untergliedert.[2]

Dies änderte sich erst durch die Landgemeinde-Ordnung für die Provinz Westfalen von 1841 die 1843 im Kreis Halle eingeführt wurde.[3] Es wurden die vier Ämter Halle, Borgholzhausen, Werther und Versmold als Verwaltungsinstanz zwischen der Kreisebene und der Gemeindeebene eingerichtet.

Im Jahr 1910 bestand der Kreis aus den folgenden Ämtern, Gemeinden und Gutsbezirken:

AmtGemeinden und Gutsbezirke Amtsgliederung
Amtsgliederung des Kreises Halle
Amtsgliederung des Kreises Halle
BorgholzhausenBarnhausen, Berghausen, Borgholzhausen (Stadt), Brincke (Gutsbezirk), Casum, Cleve, Hamlingdorf, Holtfeld, Kleekamp, Oldendorf bei Borgholzhausen, Ostbarthausen, Westbarthausen, Wichlinghausen und Winkelshütten
HalleAmshausen, Ascheloh, Bokel, Brockhagen, Eggeberg, Gartnisch, Halle (Westf.) (Stadt), Hesseln, Hörste, Kölkebeck, Künsebeck, Oldendorf bei Halle, Patthorst (Gutsbezirk) und Steinhagen
VersmoldBockhorst, Hesselteich, Loxten, Oesterweg, Peckeloh und Versmold (Stadt)
WertherHäger, Isingdorf, Rotenhagen, Rotingdorf, Theenhausen, Schröttinghausen und Werther (Stadt)

1928 wurde der Gutsbezirk Patthorst nach Brockhagen eingemeindet. Im gleichen Jahr wurde der Gutsbezirk Brincke mit den Gemeinden Winkelshütten und Barnhausen zur neuen Gemeinde Brincke zusammengeschlossen, die 1929 in Barnhausen umbenannt wurde. Zum 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Oldendorf b. Halle aus dem Amt Halle in die Stadt Halle eingemeindet. Zum 1. Oktober 1956 folgte ein Teil der Gemeinde Gartnisch, ebenfalls aus dem Amt Halle.

Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Gebietsreform wurde mit dem Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Halle vom 24. Juni 1969 am 1. Juli 1969 mit der Neugliederung der Gemeinden des Kreises begonnen, deren Anzahl sich dabei von 37 auf 23 reduzierte.[4] Zu diesem Zeitpunkt wurden die neue amtsfreie Stadt Borgholzhausen gebildet und die Gemeinden Eggeberg, Ascheloh und Gartnisch nach Halle eingemeindet. Das Amt Borgholzhausen wurde aufgehoben.

Am 1. Oktober 1969 wurde aus dem Landkreis der Kreis Halle.[5]

Mit dem Bielefeld-Gesetz vom 24. Oktober 1972 wurden schließlich am 1. Januar 1973 die restlichen Gemeinden neu gegliedert, deren Anzahl sich dabei weiter auf die heute bestehenden vier Städte Borgholzhausen, Halle, Versmold, Werther und die Gemeinde Steinhagen reduzierte.[6] Gleichzeitig wurden die verbliebenen Ämter Halle, Versmold und Werther aufgehoben. Dasselbe Gesetz verfügte auf Kreisebene die Bildung des Kreises Gütersloh, in dem der Kreis Halle mit Ausnahme eines Großteils der Gemeinde Schröttinghausen, der in die kreisfreie Stadt Bielefeld eingemeindet wurde, zusammen mit dem Kreis Wiedenbrück aufging.[7]

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen des Kreises Halle, dessen Gebietsstand über den gesamten Zeitraum nahezu unverändert blieb. Bei den Zahlen handelt es sich um Volkszählungsergebnisse bzw. deren Fortschreibung.[8][9][10][11] Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung und ab 1925 auf die Wohnbevölkerung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Bevölkerungsentwicklung im Kreis Halle von 1818 bis 1970
Jahr Einwohner
1818 (31. Dez.)25.696
1822 (31. Dez.)27.076
1825 (31. Dez.)27.657
1831 (31. Dez.)28.772
1834 (31. Dez.)29.921
1837 (31. Dez.)30.973
1840 (31. Dez.)31.894
1843 (31. Dez.)31.694
Jahr Einwohner
1846 (3. Dez.)31.795
1849 (3. Dez.)31.696
1852 (3. Dez.)31.572
1855 (3. Dez.)30.575
1858 (3. Dez.)29.551
1861 (3. Dez.)29.781
1864 (3. Dez.)29.994
1867 (3. Dez.)29.297
Jahr Einwohner
1871 (1. Dez.)27.840
1880 (1. Dez.)28.101
1885 (1. Dez.)28.347
1890 (1. Dez.)28.819
1895 (1. Dez.)29.137
1900 (1. Dez.)30.007
1905 (1. Dez.)30.709
1910 (1. Dez.)31.894
Jahr Einwohner
1925 (16. Juni)32.962
1933 (16. Juni)34.408
1939 (17. Mai)35.816
1946 (29. Okt.)53.680
1950 (13. Sep.)56.055
1961 (6. Juni)59.666
1970 (27. Mai)67.926
1971 (31. Dez.)69.700

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Der Kreis hatte keine Autobahn (die A 33 existierte damals noch nicht), die nächstliegenden waren die A 2 und die A 30, beide mit einer Entfernung von etwa 15 km.

Der Kreis wurde durch die Bundesstraßen 68 und 476 sowie durch mehrere Kreisstraßen erschlossen.

Der Haller Willem ist eine Nebenbahn nahe dem Teutoburger Wald und verbindet Osnabrück über Halle mit Bielefeld.

Politik

Ehemaliges Kreishaus des Kreises Halle
Stuhl im heute als Ratssaal der Stadt Halle (Westf.) genutzten Sitzungssaal des Kreistages. Jede Gemeinde hatte ihren eigenen bezeichneten Stuhl.

Ergebnisse der Kreistagswahlen ab 1946

In der Liste werden nur Parteien und Wählergemeinschaften aufgeführt, die mindestens zwei Prozent der Stimmen bei der jeweiligen Wahl erhalten haben.[12]

Stimmenanteile der Parteien in Prozent

Jahr CDU SPD FDP BHE
119461 46,9 40,0 06,6
1948 40,6 45,3 12,2
1952 29,6 40,7 19,7 6,5
1956 31,0 44,9 17,6 6,5
1961 33,9 43,0 16,9 6,2
1964 34,5 45,5 16,7 3,3
219692 43,6 41,7 11,3

Fußnoten

1 1946: zusätzlich: KPD: 2,0 %
2 1969: zusätzlich: NPD: 3,4 %

Landräte

Maximilian Franz Xaver Graf von Korff-Schmising-Kerssenbrock
Clemens August Maria Caspar Maximilian Graf von Korff-Schmising
Georg Graf zu Ysenburg und Büdingen-Philippseich

Ehrenamtlich waren tätig Otto Rahe, Fritz Ostmeyer, Joachim Upmeyer und Heinrich Wolf.[14]

Oberkreisdirektoren (1945–1972)

  • 1945–1946 Heinrich Wellenbrink, komm. Landrat, dann Oberkreisdirektor
  • 1947–1958 Gerhard Treviranus
  • 1959–1970 Gerhard Treviranus
  • 1970–1972 Klaus Baltzer[15]

Wappen

Das zweigeteilte Wappenschild zeigt vorne auf blauem Grund einen schwarzen Raben auf goldenem Berg. Dies versinnbildlicht die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Ravensberg in anschaulicher Weise und hat seinen Ursprung im ältesten bekannten Wappen eines Ravensberger Herrschers. Das hintere Feld zeigt die Sparren des Wappens der Grafschaft Ravensberg. Das Wappen wurde am 15. September 1947 verliehen. In das Wappen des Nachfolgekreises Kreis Gütersloh haben die Sparren des Wappens des Kreises Halle Eingang gefunden.

Kfz-Kennzeichen

Am 1. Juli 1956 wurde dem damaligen Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen HW zugewiesen. Es wurde bis zum 31. Dezember 1972 ausgegeben.

Literatur

  • Uwe Heckert: Halle in Westfalen: Geschichte(n) einer Stadt am Teutoburger Wald. Verlag für Regionalgeschichte, 2005, ISBN 978-3-89534-560-9.
  • Landkreis Halle/Westf. (Hrsg.): 150 Jahre Landkreis Halle (Westf.). Selbstverlag, 1966.
  • Heinrich Meise: Der Kreis Halle (Westf.) Kreis- und Stadthandbücher des Westfälischen Heimatbundes, Band 13. Regensberg, 1950.
Commons: Kreis Halle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintheilung derjenigen Cantons des Districtes Bielefeld, im Weser-Departement, enthält, in welchen zwei Municipalitäten seyn sollen. In: Gesetz-Bülletin des Königreichs Westphalen. 18. Mai 1808, S. 135 f., abgerufen am 2. Februar 2014 (Digitalisat).
  2. Westfalenlexikon 1832–1835. In: Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Nachdrucke zur westfälischen Archivpflege. Band 3. Münster 1978, S. 144 (Nachdruck des Originals von 1834).
  3. Landgemeindeordnung für die Provinz Westfalen 1841 (PDF; 1,6 MB)
  4. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgerservice: Gesetz zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Halle
  5. Bekanntmachung der Neufassung der Kreisordnung für das Land Nordrhein-Westfalen vom 11. August 1969 im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen, Jahrgang 1969, Nr. 2021, S. 670 ff.
  6. Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, Bürgerservice: Bielefeld-Gesetz
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 322 f.
  8. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 56–59.
  9. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1964, S. 66–67.
  10. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970 : Ergebnisse der Volkszählung am 27. Mai 1970. Düsseldorf 1972, S. 40.
  11. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  12. Quelle: Jeweiliges Heft des Statistischen Landesamtes (LDS NRW), Mauerstr. 51, Düsseldorf, mit den Wahlergebnissen auf der Kreisebene.
  13. Herwart und Thassilo von der Decken, Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994 S. 138 dort: Landrat war Friedrich Raban Wilhelm Anton von der Decken (1777–1840)
  14. Der Minden Ravensberger, Jg. 1976, Gieseking, Bielefeld-Bethel
  15. Der Minden Ravensberger, Jg. 1976, Gieseking, Bielefeld-Bethel
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