Landkreis Elbing

Der Landkreis Elbing, bis 1874 Kreis Elbing, war ein von 1818 bis 1945 bestehender preußischer Landkreis. Ursprünglich zur Provinz Westpreußen gehörig, wobei die Kreisstadt Elbing ab 1874 einen eigenen Stadtkreis bildete, wurde er 1920 durch den Friedensvertrag von Versailles geteilt. Sein Gebiet westlich der Nogat fiel an die Freie Stadt Danzig. Der verkleinerte Kreis kam zu Ostpreußen und existierte bis zur Eroberung durch die Rote Armee Ende Februar 1945. Das Gebiet des ehemaligen Landkreises gehört zur polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.

Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Landkreises Elbing Lage des Landkreises Elbing in Deutschland 1944/45
Basisdaten (Stand ca. 1939/45)
Bestandszeitraum:1818–1945
Land:Preußen
Provinz:Ostpreußen
Regierungsbezirk:Westpreußen
Verwaltungssitz:Elbing
Fläche:483,6 km²
Einwohner:28.149 (17. Mai 1939)
Bevölkerungsdichte:58,2 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen:IC
1953 vorgesehen: EL
Kreisgliederung:15 Amtsbezirke
68 Gemeinden
3 Gutsbezirke
Lage des Kreises
Lage des Landkreises

Geschichte

Die Stadt Elbing mitsamt ihrem Umland kam 1772 mit der ersten Polnischen Teilung vom Preußen königlichen Anteils zu Preußen und gehörte zunächst zum Kreis Marienburg (Westpreußen).[1][2] Durch die preußische Provinzialbehörden-Verordnung vom 30. April 1815 und ihre Ausführungsbestimmungen kam das Gebiet zum Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen. Im Rahmen einer umfassenden Kreisreform im Regierungsbezirk Danzig wurde zum 1. April 1818 aus dem nördlichen Teil des Kreises Marienburg der neue Kreis Elbing gebildet. Er umfasste die Städte Elbing und Tolkemit, die Intendanturämter Elbing und Tolkemit sowie die adligen Güter Kadinen und Rehberg.[3] Das Landratsamt war in Elbing.

Vom 3. Dezember 1829 bis zum 1. April 1878 waren West- und Ostpreußen zur Provinz Preußen vereinigt.

Am 1. Januar 1874 schied die Stadt Elbing aus dem Kreis aus und bildete einen eigenen Stadtkreis. Der Kreis Elbing wurde seitdem als Landkreis bezeichnet. 1897 wurde bei Gut Hansdorf eine große Fläche mit archäologischen Funden entdeckt, in den 1920er Jahren wurden Ausgrabungen unternommen. Ebenso fand man ein großes Gräberfeld bei Elbing. Die Funde kamen in das Elbinger Museum. Weitere Grabungen konnten wegen des Krieges nicht fortgeführt werden.

Mit dem 1. April 1913 verkleinerte sich das Kreisgebiet durch Eingemeindung der Orte Klein Röbern, Klein Teichhof, Pangritz-Kolonie, Stolzenmorgen, Strauchmühle, Thumberg, Wansau und Wittenfelde in den Stadtkreis Elbing.

Regierungsbezirk Westpreußen 1922–1939

Bereits vor dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages wurden am 1. Oktober 1919 die auf der Frischen Nehrung gelegenen Landgemeinden Kahlberg, Narmeln, Neukrug und Vöglers des Kreises Danziger Niederung dem Landkreis Elbing unterstellt. Mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 musste der westlich der Nogat gelegene Teil des Landkreises Elbing an die Freie Stadt Danzig abgetreten werden. Der Landkreis Elbing verlor dadurch 25 % seines Territoriums und 23 % seiner Einwohner. In der Freien Stadt Danzig kam dieses Gebiet zum Landkreis Großes Werder.

Infolge der Auflösung der Provinz Westpreußen wurde am 28. November 1920 der Landkreis Elbing dem Regierungspräsidenten in Marienwerder und der Provinz Ostpreußen unterstellt. Am 24. Dezember 1920 wurde bei einer nachträglichen Grenzkorrektur die Landgemeinde Pröbbernau aus der Freien Stadt Danzig in den Landkreis Elbing umgegliedert. Gleichzeitig kehrten auch die Landgemeinde Zeyerniederkampen und der Gutsbezirk Nogathaffkampen, die im Januar 1920 abgetreten worden waren, in den Landkreis Elbing zurück. Der Landkreis Elbing wurde zum 1. Juli 1922 auch förmlich in die Provinz Ostpreußen eingegliedert. Der Regierungsbezirk Marienwerder wurde aus Traditionsgründen in Regierungsbezirk Westpreußen umbenannt. Der Sitz des Regierungspräsidenten blieb weiterhin in Marienwerder.

Am 30. September 1928 wurden die Gutsbezirke Freiwalde, Groß Wesseln, Herrenpfeil, Pfarrwald und Vogelsang sowie am 17. Oktober 1928 die Gutsbezirke Eichwalde und Spittelhof nach Elbing eingemeindet. Zum 30. September 1929 fand im Landkreis Elbing wie im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der bis auf drei alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Reichsgau Danzig-Westpreußen (August 1943)

Der Landkreis Elbing wurde nach der Eroberung Danzigs am Beginn des Zweiten Weltkriegs Teil des am 26. November 1939 gebildeten Reichsgaus Westpreußen, später Danzig-Westpreußen, und trat zum neuen Regierungsbezirk Danzig. Im Januar und Februar 1945 eroberte die Rote Armee das Kreisgebiet und unterstellte es „erst“ am 19. Mai 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen.[4] Die allermeisten Bewohner wurden in der Folgezeit aus dem Kreisgebiet vertrieben und durch Polen ersetzt.

Das Kreisgebiet bildet seit 1999 den Hauptteil des Powiat Elbląski (Elbinger Kreis), dessen Verwaltung ihren Sitz in Elbing hat und der zur Woiwodschaft Ermland-Masuren gehört. Diese Woiwodschaft entspricht weitgehend der südlichen Hälfte des ehemaligen Ostpreußens; ihre Hauptstadt ist Olsztyn (Allenstein).

Politik

Landräte

Wahlen

Im Deutschen Reich bildeten die Stadt und der Landkreis Elbing zusammen mit dem Kreis Marienburg den Reichstagswahlkreis Danzig 1. Der Wahlkreis wurde fast durchgehend von konservativen Kandidaten gewonnen.[5]

Kommunalverfassung

Der Landkreis Elbing gliederte sich in die Städte Elbing (bis 1874) und Tolkemit, in Landgemeinden und – bis zu deren Wegfall im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Bevölkerung

1874 schied die Stadt Elbing als eigener Stadtkreis aus dem Kreis aus. Um eine Vergleichbarkeit der Zahlen vorher und nachher zu gewährleisten, werden ergänzend auch die zusammengerechneten Werte von Stadt- und Landkreis angegeben.

Rittergut Hansdorf um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Einwohnerentwicklung

  • 18210041.632
  • 18310044.406
  • 18520059.297
  • 18610060.852
  • 18710068.471
  • 18900037.610, mit Elbing 79.186
  • 19000038.800, mit Elbing 91.318
  • 19100038.611, mit Elbing 97.247
  • 19250026.717, mit Elbing 94.595
  • 19330026.202, mit Elbing 98.611
  • 19390026.992, mit Elbing 110.182

Konfessionen

Jahr Evangelische Katholiken Juden sonstige
absolut  % absolut  % absolut  % absolut  %
1821 32.636 78,4 6.534 15,7 288   0,7 2.174   5,2
1852 46.401 78,3 10.331 17,4 510   0,9 2.055   3,5
1871 53.137 77,6 12.559 18,3 560   0,8 2.215   3,2
1890 28.572 76,0 7.321 19,5 28   0,1 1.689   4,5
1910 29.153 75,5 7.964 20,6 18   0,1 1.476   3,8
zusammen mit dem Stadtkreis Elbing:
1890 60.676 76,6 15.436 19,5 512   0,6 2.562   3,2
1910 74.866 77,0 18.904 19,4 389   0,4 3.088   3,2

Die recht große Gruppe der sonstigen Konfessionen wurde größtenteils von Mennoniten gebildet. Zu ihnen gehört der aus Neuendorf Höhe stammende Horst Gerlach. Der stetige Rückgang des mennonitischen Bevölkerungsanteils war einer starken Auswanderung geschuldet.

Städte und Gemeinden

1920 abgetretene Gemeinden

Zum Gebiet westlich der Nogat, das 1920 an die Freie Stadt Danzig abgetreten werden musste, gehörten die folgenden Gemeinden:[6]

Einlage
Fürstenau
Grenzdorf A
Grenzdorf B
Groß Mausdorf
Jungfer
Keitlau
Klein Mausdorf
Klein Mausdorferweide
Krebsfelde
Lakendorf
Lupushorst
Neudorf
Neulanghorst
Neustädterwald
Rosenort
Stuba
Walldorf
Zeyer
Zeyervorderkampen

Verwaltungsgliederung 1945

Der Landkreis Elbing setzte sich Anfang 1945 aus 68 Gemeinden, darunter die Stadt Tolkemit, sowie drei Gutsbezirken zusammen:

Amtsbezirke[7] & Gemeinden[8] Bevölkerung (1939)[8] Bemerkung
Stadt Tolkemit    
1. Tolkemit, Stadt 3866  
Amtsbezirk Cadinen    
1. Cadinen 448  
Amtsbezirk Damerau    
1. Behrendshagen 347  
2. Damerau 370  
3. Drewshof 173  
4. Schönwalde 211  
Amtsbezirk Dörbeck    
1. Dörbeck 631  
2. Groß Steinort 628  
3. Lenzen 998  
4. Succase 770  
Amtsbezirk Ellerwald    
1. Ellerwald I. Trift 211  
2. Ellerwald II. Trift 181  
3. Ellerwald III. Trift 411  
4. Ellerwald IV. Trift 220  
5. Ellerwald V. 252  
6. Kraffohlsdorf 683  
Amtsbezirk Fichthorst    
1. Fichthorst, gemeindefreier Gutsbezirk (teilweise) 1533 16. Juli 1938 umbenannt, früher Elbinger Territorium
2. Hoppenau 155  
3. Moosbruch 162  
4. Möskenberg 85  
5. Neuhof 182  
6. Nogathau 466  
7. Schlammsack 48  
8. Schwarzdamm 63  
Amtsbezirk Frisches Haff    
1. Frisches Haff, Anteil Kr. Elbing, gemeindefreier Gutsbezirk 0  
Amtsbezirk Grunau Höhe    
1. Dambitzen 421  
2. Grunau Höhe 533  
Amtsbezirk Kahlberg    
1. Kahlberg, Forst, gemeindefreier Gutsbezirk 0  
2. Kahlberg-Liep 742  
3. Narmeln 295  
4. Neukrug 114  
5. Pröbbernau 269  
6. Vöglers 188  
Amtsbezirk Kerbswalde    
1. Aschbuden 236  
2. Groß Wickerau 193  
3. Kerbshorst 164  
4. Klein Wickerau 164  
5. Oberkerbswalde 349  
6. Streckfuß 306  
7. Unterkerbswalde 308  
Amtsbezirk Lärchwalde    
1. Groß Röbern 288  
2. Lärchwalde 1176  
Amtsbezirk Neukirch Höhe    
1. Birkau 75  
2. Conradswalde 267  
3. Dünhöfen 159  
4. Haselau 191  
5. Hütte 214  
6. Klakendorf 49  
7. Neuendorf-Kämmereidorf 70  
8. Neukirch Höhe 602  
9. Rückenau 157  
Amtsbezirk Pomehrendorf    
1. Fichthorst, gemeindefreier Gutsbezirk (Rest) 1533 16. Juli 1938 umbenannt, früher Elbinger Territorium
2. Pomehrendorf 351  
3. Stoboi 583 16. Juli 1938 umbenannt, früher Stoboy
4. Wolfsdorf Höhe 286  
Amtsbezirk Preußisch Mark    
1. Bartkamm 109  
2. Böhmischgut 157  
3. Kämmersdorf 256  
4. Meislatein 167  
5. Neuendorf Höhe 249  
6. Plohnen 190  
7. Preußisch Mark 248  
8. Serpin 179  
9. Wöklitz 328  
Amtsbezirk Terranova    
1. Bollwerk 395  
2. Fischerskampe 293  
3. Terranova 1245  
4. Zeyerniederkampen 682  
Amtsbezirk Trunz    
1. Baumgart 487  
2. Königshagen 158  
3. Maibaum 495  
4. Trunz 661  

Literatur

  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft 2: Provinz Westpreußen, Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1912, S. 20–25, Landkr. Elbing. (books.google.de)
  • Michael Rademacher: Westpreußen – Stadt und Landkreis Elbing. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Eugen Gustav Kerstan: Die Geschichte des Landkreises Elbing auf wissenschaftlicher Grundlage volkstümlich dargestellt. 1925, Nachdruck 1967.[A 1]
  • Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, 4. Kreis Elbing. (books.google.de)
  • Christian Eduard Rhode: Der Elbinger Kreis in topographischer, historischer und statistischer Hinsicht. Nebst 7 Karten auf 2 Blättern. A. W. Kafemann, Danzig 1871 (books.google.de, Volltext ohne Karten).
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Bd. 2, Berlin 1874, S. 42–43, Ziffer 4. (books.google.de)
  • A. C. A. Friedrich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 628. (books.google.de)
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 338–345. (books.google.de)
  • Paul Niekammer (Hrsg.): Westpreussisches Güter-Adreßbuch. Stettin 1903, S. 19 ff: Kreis Elbing (books.google.de, eingeschränkte Vorschau).
Commons: Landkreis Elbing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Von den wenigen Originalexemplaren befindet sich je eines in der Stadtbibliothek (Lübeck), im Herder-Institut (Marburg), im Truso-Archiv von Elbings Patenstadt Bremerhaven und in Hernes Martin-Opitz-Bibliothek.

Einzelnachweise

  1. August von Haxthausen: Die ländliche Verfassung in den einzelnen Provinzen der preussischen Monarchie. Gebrüder Bornträger, Königsberg 1839, S. 153 (google.de Digitalisat).
  2. Johann Friedrich Goldbeck (Hrsg.): Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Band 2. Marienwerder 1789, S. 14 ff. (google.de Digitalisat).
  3. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen. Justus Perthes, Gotha 1858, S. 353 (google.de Digitalisat).
  4. Datum und Einschätzung der Übergabe als „erst am 19. Mai“ aus dem Schriftwechsel des Staatlichen Repatriierungsamts (Państwowy Urząd Repatriatcynjny (PUR)) vom 9. Juni 1945 in: Włodzimierz Borodziej, Hans Lemberg (Hrsg.): Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945–1950. Band 4: Wojewodschaften Pommerellen und Danzig (Westpreußen). Wojewodschaft Breslau (Niederschlesien). Verlag Herder-Institut, Marburg 2004, ISBN 3-87969-315-3, S. 79 f.
  5. Datenbank der Reichstagsabgeordneten (Memento vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)
  6. Städte, Gemeinden und Gutsbezirke 1910
  7. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band 1: Provinz Ostpreußen. Berlin 1931.
  8. Amtliches Gemeindeverzeichnis des Deutschen Reiches 1939. 2. Auflage. 1941.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.