Marienbasilika (Krakau)

Die Marienkirche (polnisch Kościół archiprezbiterialny Wniebowzięcia Najświętszej Marii Panny w Krakowie) in Krakau, Polen, ist eine römisch-katholische Basilika und gehört aufgrund ihrer Geschichte, ihrer Architektur und ihrer Kunstschätze zu den Wahrzeichen der Stadt Krakau. Insbesondere ist der Hochaltar aus der Werkstatt von Veit Stoß weltweit bekannt.

Marienbasilika
Chorraum mit Hochaltar
Orgelempore (noch mit Rückpositiv) vor den Arbeiten von Rieger
Detail

Geschichte

An Stelle eines romanischen Kirchengebäudes aus den Jahren 1221–1222 wurde am Ende des 13. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts, als klassisches Beispiel gotischer Architektur in Polen, die Kirche der heiligen Magd Maria an der nordöstlichen Ecke des Marktplatzes errichtet. Sie trägt das Patrozinium Wniebowzięcia NMP (Mariacka)Himmelfahrt der seligen Jungfrau Maria“.[1]

Aufgrund der wachsenden deutschen Gemeinde im Mittelalter wurden mit der Zeit die Predigten in polnischer Sprache aus der Marienkirche in die benachbarte St. Barbara-Kirche verdrängt. Auf der Wintersitzung 1536/37 des polnischen Parlaments (Sejm) in Krakau gebot König Sigismund I. die Predigten in polnischer Sprache erneut in die Marienkirche zu verlegen. Die deutschen Predigten sollten dagegen in der Barbarakirche abgehalten werden. Dies war einerseits ein Zeugnis für das Erwachen des nationalen Selbstbewusstseins und der Ausprägung eines Nationalstolzes, andererseits aber auch die Folge der Polonisierung des deutschen Bürgertums.

1970 wurde die Kirche durch Papst Paul VI. in den Rang einer Basilica minor erhoben.

Türme

Die Marienkirche besitzt zwei Türme. Einen nördlicheren und höheren (81 m) mit spitzem Dach (mit Uhrglocke) und den etwas niedrigeren (69 m) südlichen. Er birgt neben einer weiteren Uhrglocke das vierstimmige, mittelalterliche Geläut. Einer Sage nach sollen die Türme von zwei Brüdern in Konkurrenz erbaut worden sein. Während der ältere Bruder seinen Turm bereits fertiggestellt hatte, war sein jüngerer Bruder noch mit dem Bau beschäftigt. Aus Angst, sein Bruder könne einen höheren Turm bauen, erstach er ihn. Das Tatwerkzeug (Messer) ist bis heute an der Tuchhalle zu sehen.

Im Nordturm befindet sich auf etwa 54 m die Türmerstube. Seit dem 14. Jahrhundert läutet ein Türmer zu jeder vollen Stunde die Stundenglocke von Hand und spielt das Krakauer Trompetensignal „Hejnał“ in alle vier Himmelsrichtungen.

Es bricht mitten im Spiel ab und soll damit an den Mongolenangriff (damals „Tataren“ genannt) 1241 erinnern, bei dem der damalige Trompeter während des Blasens des Alarmsignals von einem Tatarenpfeil getötet worden sei – so die Legende.

Seit 1927 wird das Mittagssignal live vom Sender Radio Kraków übertragen, es ist die älteste ständige Musiksendung der Welt.

Fassaden

An der Fassade befinden sich mehrere Gedenk- und Grabsteine. Darunter eine Anerkennung für den polnischen Papst Johannes Paul II.

Kunstschätze

Als bedeutendstes Kunstwerk gilt der Hochaltar von Veit Stoß. Er ist der größte Altar Europas dieser Art und entstand in den Jahren 1477–1489, gestiftet von der Bürgerschaft Krakaus. Der Marienaltar besitzt die Abmessungen 11 m × 13 m, die Höhe der realistisch wiedergegebenen Figuren beträgt ca. 2,7 m. Er wurde aus Eichen- (Konstruktion) und Lindenholz (Figuren) geschnitzt und erzählt bei geöffneten Türen die Geheimnisse der Freude Mariens von der Verkündigung bis zur Himmelfahrt. Bei geschlossenen Türen sind dagegen die zwölf Szenen der Leiden Marias zu sehen.

Orgeln

Orgel

Die große Orgel mit Pfeifen von Ignacy Ziarnicki (1800), Antoni Sapalski (19. Jahrhundert) und Aleksander Zebrowski (1908) hatte 56 Register auf drei Manualen und Pedal.[2] Weiterhin gibt es eine 1912 von Kazimierz Zebrowski erbaute, zweimanualige Chororgel mit 14 Registern.[3]

Disposition der großen Orgel bis 2022

I Rückpositiv C–g3
01.Flet kryty8′
02.Quintadena8′
03.Prinzipal4′
04.Flet otwarty4′
05.Flet leśny2′
06.Quinte113
07.Oktave1′
08.Sesquialtera II
09.Mixtura acuta IV
10.Clarinette8′
11.Vox humana8′
Tremolo
Stella I
Stella II
II Hauptwerk C–g3
12.Quintadena16′
13.Prinzipal8′
14.Flauto major8′
15.Viola da Gamba8′
16.Oktave4′
17.Flauto minor4′
18.Quinta223
19.Superoktave2′
20.Terz135
21.Mixtur VI
22.Cornett V8′
23.Trompete16′
24.Trompete8′
25.HD Prinzipal8′
26.Stentorgambe8′
27.Tuba mirabilis8′
Campane
III Schwellwerk C–g3
28.Bourdon16′
29.Prinzipal8′
30.Flauto harmonico8′
31.Flet rurkowy8′
32.Viola8′
33.Vox coelestis8′
34.Oktave4′
35.Flauto traverso4′
36.Nasard223
37.Flautino2′
38.Terz135
39.Plein jeu V
40.Cymbel III
41.Fagot16′
42.Oboe8′
43.Clairon4′
Tremolo
Campanelli
Pedal C–f1
44.Subcontrabass32′
45.Majorbass16′
46.Subbass16′
47.Quinte1023
48.Oktave8′
49.Bassflöte8′
40.Tenoroktave4′
51.Piffaro II
52.Mixtura V
53.Bombarde32′
54.Basson16′
55.Fagott8′
56.Schalmei4′
  • Koppeln: I/II, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Orgelprojekt ab 2018

Rieger Orgelbau restaurierte die Chororgel ab 2018. Die Firma entfernte das Rückpositiv der großen Orgel und baute stilgerecht gestaltete Pedaltürme an ihr historisches Hauptgehäuse an. Polnische Firmen restaurierten es zudem. Darin befindet sich seit 2022 ein neues Orgelwerk von Rieger mit vier Manualen und 62 Registern, in dem auch einige Stimmen, die in verschiedenen Epochen in die Vorgängerorgel eingebaut wurden, weiter genutzt werden. Die Chororgel kann auch von der Hauptorgel aus angespielt werden.[4]

Pfarrer und Archipresbyter

Pfarrer:

Pfarrer[5] Jahr
1Stefan1224
2Rajnold1294
3Franciszek1318

Archipresbyter:

Archipresbyter Jahr
1Jan Grot1326
2Andrzej de Verulis1327
3Jan z Lubsicz1329
4Bertrand1342
5Mikołaj z Kurnika1369–1374
6Kieczon z Książnic1386
7Paweł Nepromis1394
8Mikołaj Piannaster1400
9Mikołaj Pieniążek1401
10Adam z Będkowa1413–1450
11Grzegorz Szworc1450–1485
12Jan Heidecke1500–1512
13Mikołaj Waltek1514–1542
14Tomasz Pszonka1542–1553
15Wojciech Niwiński1563–1583
16Jakub Górski1583–1585
17Hieronim Powodowski1586–1613
18Hieronim Alantsse1613–1614
19Krzysztof Trzciński1614–1640
20Justus Słowikowski1640–1654
21Mikołaj Słowikowski1654–1678
22Grzegorz Januszewicz1678–1700
23Dominik Lochman1700–1723
24Jacek Łopacki1723–1761
25Leonard Kiełczewski1761–1795
26Karol Lochman1795–1803
27Grzegorz Mieroszewski1803–1808
28Jan Hofman1808–1809
29Józef Łańcucki1809–1841
30Ludwik Hasselquist1841–1846
31Franciszek Stachowski1846–1850
32Jan Kalisiewicz1850–1855
33Jan Kogutowicz1855–1873
34Zygmunt Golian1873–1880
35Ludwik Bober1880–1891
36Józef Krzemieński1891–1912
37Franciszek Symon1913–1918
38Czesław Wądolny1918–1925
39Józef Kulinowski1925–1944
40Ferdynand Machay1944–1967
41Teofil Kurowski1967–1983
42Jan Kościółek1983–1995
43Bronisław Fidelus1995–2011
44Dariusz Raśseit 2011

Die Kirche ist Namensgeber des antarktischen Mount Mariacki.

Literatur

  • Marek Walczak, Krzysztof Czyzewski: Krakau, Prag und Wien: Funktionen von Metropolen im frühmodernen Staat. Hrsg.: Marina Dmitrieva, Karen Lambrecht. Franz Steiner Verlag, Stuttgart, ISBN 978-3-515-07792-7, Gesellschaftliche Pluralität und Interaktion: Die Krakauer Kathedrale und die Marienkirche in ihrer Funktion für Hof und Stadt, S. 112–116.
  • Krakau Reiseführer durch eine außergewöhnliche Stadt, Zielona Sowa, ISBN 978-83-7435-434-9 (9788374354349)
  • Merian Reiseführer Krakau, Travel House Media, 2008, ISBN 978-3-8342-0338-0
  • DK Eyewitness Travel Guides: Cracow, Penguin Books Ltd 2007, ISBN 978-1-4053-1937-9
Commons: Marienkirche (Krakau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Bazylika Wniebowzięcia NMP (Mariacka) auf gcatholic.org (englisch)
  2. Ausführliche Informationen zur Geschichte und Disposition der Orgel (Memento vom 29. Januar 2009 im Internet Archive) (polnisch)
  3. ST MARY'S BASILICA ORGAN CONCERT - KRAKÓW, POLAND - JONATHAN SCOTT - 10TH JULY 2022 7PM (UK TIME). Abgerufen am 26. Juli 2022 (deutsch).
  4. Projekte | Rieger Orgelbau. Abgerufen am 26. Juli 2022.
  5. Bazylika Mariacka w Krakowie

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.