Kragenspiegel

Kragenspiegel, auch Kragenpatten, sind Abzeichen, Dienstgradabzeichen bzw. Rangabzeichen an den Kragenenden der Uniformjacke, die gewöhnlich zur Kennzeichnung einer Truppengattung, Waffengattung, militärischen Verwendung oder Polizeiformation Verwendung finden. Kragenspiegel können auch Dienstgradabzeichen tragen und in definierten Waffenfarben gehalten sein.

José Manuel de Goyeneche mit Arabeskenstickerei als Kragenspiegel.

Entstehung

Der Kragenspiegel entstand in Deutschland im 19. Jahrhundert zur Kennzeichnung eines bestimmten Truppenteils und als Zierrat. Sie geben – je nach Armee und Zeit – verschiedene Informationen über den Träger. Die Bezeichnung „Kragenspiegel“ war anfangs nur umgangssprachlich gebräuchlich, der ursprüngliche Begriff war Kragenstickerei (vor 1918), Doppellitzen am Kragen oder „Kragenpatten zu Waffenrock und Feldbluse“ (1938). Der Begriff Kragenspiegel wurde in der Luftwaffe ab dem 1. März 1935[1], ansonsten erst nach 1945 offiziell gebraucht.

Deutschland

Deutsches Reich 1871–1918

Nach der Reichsgründung 1871 wurde die Uniformierung innerhalb des Reichsheeres zwar an die Uniform der preußischen Armee angeglichen, jedoch gab es keine einheitliche Uniform. Kragenstickereien gab es nur bei den Generalen und Admiralen der Kaiserlichen Marine, bei den Truppenteilen des (preußischen) Gardekorps (Gardelitzen), bei den Offizieren des Kriegsministeriums, des Generalstabs und des Kadettenkorps, bei General- und Flügeladjutanten und prinzlichen Adjutanten, bei einigen Beamten des Reichsmilitärgerichts und bei einzelnen Regimentern, insbesondere den Grenadier-Regimentern. Form und Farbe dieser Stickereien waren sehr unterschiedlich.

Die Matrosen und Unteroffiziere ohne Portepee der Kaiserlichen Marine trugen einfarbige Kragenpatten, und zwar die Matrosendivision mittelblau, die Torpedobootsdivision desgleichen mit rotem Rand, die Matrosendivision und die Torpedoabteilung der kaiserlichen Jacht Hohenzollern jedoch weiß statt mittelblau.[2]

Bis 1915 führten auch die anderen Länder des deutschen Reiches diese Stickerei ein, lediglich in Bayern in Silber. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie schließlich in verkleinerter Form von deutschen und österreichischen Generalen getragen. Später erhielten auch die Generale der Bundeswehr diese überlieferten Abzeichen.

Reichswehr

Mit der Gründung der vorläufigen Reichswehr 1919 wurde erstmals in Deutschland eine einheitliche Uniformierung für die Streitkräfte festgelegt. 1921 erfolgte die endgültige Uniformfestlegung. Für das Reichsheer wurden einheitlich Kragenspiegel in drei verschiedenen Formen festgelegt, die am Kragen des Gesellschaftsrocks, des Rocks und der Feldbluse getragen wurden. Offiziere im Generalsrang trugen hellgoldene Arabeskenstickereien, ähnlich wie sie die preußischen Generale vor 1918 getragen hatten: Generale auf hochroter, Sanitätsoffiziere im Generalsrang auf dunkelblauer, Veterinäroffiziere im Generalsrang auf karmesinroter und Heeresbeamte im Generalsrang auf dunkelgrüner Tuchunterlage. Offiziere des Reichswehrministeriums und Heeresbeamte des höheren Dienstes trugen goldene, Offiziere des Führerstabes (Generalstabsoffiziere) silberne Kolbenstickereien, ähnlich wie bereits Offiziere des Kriegsministeriums vor 1918. Die übrigen Offiziere und die Heeresbeamten des mittleren Dienstes trugen silberne, Unteroffiziere und Mannschaften einfache, feldgraue gewebte Doppellitzen übereinander, durch einen Mittelspiegel verbunden. Die Stickereien waren auf einem Tuchstreifen in der Waffenfarbe angebracht. Die den einzelnen Waffengattungen zugeordneten Farben siehe unter: Waffenfarbe.

Die Reichsmarine trug keine Kragenspiegel.

Wehrmacht

Mit der Umwandlung der Reichswehr zur Wehrmacht 1935 wurde zunächst die Uniformierung für das Heer beibehalten. Erst 1937 erfolgt eine geringfügige Veränderung der Uniform. Die Waffenfarben wurden weitgehend beibehalten, jedoch erhielt die

  • Nachrichtentruppe zitronengelbe Kragenspiegel.

Außerdem wurden für die neuen Waffengattungen/ Verwendungen eingeführt:

  • Nebeltruppe: bordeauxrot
  • Wehrersatzwesen: orange

Für die Panzertruppe wurden zum schwarzen Feldanzug besondere Kragenspiegel eingeführt. Sie bestanden aus rechteckigem schwarzen Tuch mit rosa Paspelierung. In der Mitte des Kragenspiegels war ein metallgeprägter, silberner Totenkopf mit gekreuzten Knochen angebracht, ähnlich wie ihn Husarenregimenter vor 1918 an der Mütze getragen hatten.

Die neugebildete Luftwaffe erhielt ebenfalls Kragenspiegel, die sich jedoch von denen des Heeres unterschieden. Auf farbigem Grundtuch in der Waffenfarbe der Luftwaffe waren eine unterschiedliche Anzahl von Schwingen, bei Offizieren zusätzlich mit kleinem Eichenlaub oder Eichenlaubkranz aufgestickt, die zugleich den Dienstgrad angaben.

Abbildung1
Abbildung 1

1 Generalfeldmarschall (ab 3. April 1941)
2 Generalfeldmarschall (bis 3. April 1941) und Generäle
3 Offiziere im OKW; übrige Generalstabsoffiziere: Litze mit silberfarbener Kolbenstickerei
4 Offiziere (zum Waffenrock, auf Abzeichentuch in der Waffenfarbe)
5 Offiziere (zur Feldbluse stets auf grünlichblauem Abzeichentuch, jedoch mit Paspelierung in der Mitte der Litzen in der Waffenfarbe)

Abbildung 2
Abbildung 2

6 Unteroffiziere (zum Waffenrock)
7 Mannschaften (zur Feldbluse)
8 Panzertruppe

Die Kriegsmarine trug weiterhin keine Kragenspiegel.

Waffen-SS

Die Waffen-SS war ähnlich wie das Heer uniformiert, doch trug sie Kragenspiegel der Allgemeinen SS.

Sonstige Organisationen

Neben den Streitkräften trugen auch andere staatliche, uniformierte Organisationen wie Polizei, Feuerwehr und Reichsbahn Kragenspiegel, die denen der Streitkräfte teilweise ähnlich waren. Nach 1933 wurde durch die nationalsozialistischen Machthaber eine Vielzahl von neuen staatlichen, halbstaatlichen und Parteiorganisationen gegründet, die uniformiert waren. Unter anderem trugen die politischen Leiter der NSDAP, die Angehörigen von Reichsarbeitsdienst (RAD), Reichsluftschutzbund (RLB) und der Parteiorganisationen SA, SS, NS-Kraftfahrkorps (NSKK) und NS-Fliegerkorps (NSFK) Kragenspiegel. Diese waren anders gestaltet als die der Streitkräfte und zeigten im Allgemeinen sowohl den Dienstgrad als auch die Organisationszugehörigkeit an.

Bundesrepublik Deutschland

Kragenspiegel deutscher Generäle der Bundeswehr, hier Generalmajor Reinhard Kammerer.

Die bei der Bundeswehr auf den Kragenecken des Dienstanzugs der Heeres- und Luftwaffenuniformträger aufgenähten Kragenspiegel lassen durch die Farbe des Grundtuchs (vgl. Waffenfarbe) sowie die Form und Ausführung der auf den Kragenspiegeln abgebildeten Symbole Rückschlüsse auf die Truppengattung, Teilstreitkraft oder auf eine besondere Dienststellung oder Dienstgradgruppe zu. Die Form der Kragenspiegel ist eine leicht veränderte Weiterentwicklung der Kragenspiegel früherer deutscher Streitkräfte.

DDR 1949–1990

„hochrot“ Generale LaSK/ MfS
„marine­blau“ Admirale Volks­marine
Siehe auch

Generale der Bewaffneten Organe der DDR trugen an der Uniformjacke grundsätzlich goldene Arabeskenstickerei auf in der Waffenfarbe gehaltenem Grundtuch.

  • NVA:

Landstreitkräfte

Die Kragenspiegel für Offizier, Fähnriche, Unteroffizier und Mannschaften der Landstreitkräfte (Lask) entsprachen im Prinzip denen des Heeres der deutschen Wehrmacht, jedoch mit folgenden Abweichungen:

  • Grundtuch stets steingrau, kein Grundtuch in der Waffenfarbe
  • Kantillenfüllung bis 1974 (Offiziere, Fähnriche und Berufsunteroffiziere) bzw. bis 1979 (Unteroffiziere auf Zeit) und Mannschaften in der Waffenfarbe, danach einheitlich weiß
  • Fallschirmjäger trugen seit 1969 orangefarbenes Grundtuch mit stilisiertem Fallschirm und Schwinge, Offiziere silberfarbene Kordelumrandung

Luftstreitkräfte

Hellblaues Grundtuch, silberfarbene Schwinge, Fähnriche und Offiziere Kordelumrandung und offener oder geschlossener Eichenlaubkranz um die Schwinge

Volksmarine

Nur für Matrosen, Unteroffizierschüler und Maate zum Überzieher aus kornblumenblauem Grundtuch, keine weiteren Abzeichen.

Französische Armee

Auf dem 1877 eingeführten schweren blaugrauen Stoffmantel, der bis 1914 im Einsatz blieb, waren rote Spiegel auf den niedrigen Stehkragen genäht. Auf den Spiegeln befanden sich die Regimentsnummern in der Tuchfarbe des Mantels.

Erster Weltkrieg

Im Jahre 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs, entwickelte der damals führende Modeschöpfer Paul Poiret einen neuen Militärmantel in horizontblauer Farbe. Der dann im September 1914 vorgestellte einreihige Mantel besitzt einen großen Kragen, auf dem nach der Vorschrift für die Infanterie vom 9. Dezember 1914 gelbe Spiegel mit dunkelblauen Regimentsnummern und Litzen angenäht wurden. Bereits Ende 1915 wurde der neue Mantel weiter modifiziert und dem Kriegsschauplatz angepasst. Der gelbe Kragenspiegel war bereits im Frühjahr desselben Jahres wieder abgeschafft worden, da er zu sehr auffiel. Ab Mai 1915 wurden die Spiegel in der horizontblauen Farbe des Mantels getragen, wobei die Einfassungen und Regimentsnummern in Dunkelblau hervorgehoben wurden. Im Juli 1916 wurde hinter dem eigentlichen Kragenspiegel farbige Punkte aufgestickt, welche das Bataillon kennzeichneten. Eine letzte Änderung während des Ersten Weltkriegs erfuhr der Kragenspiegel im Januar 1917, als er auf die Kragenecken verlegt wurde und statt dunkelblauem Stoff nun ein grauer zum Einsatz kam.

Zwischenkriegszeit

1920, 1935 und 1938 wurde der Mantel erneut verändert, behielt aber stets sein im Ersten Weltkrieg gewonnenes Aussehen. Eine Neuerung war lediglich der Wandel vom horizontblauen zu einem khakifarbenen Stoff. Die Spiegel auf den ebenfalls khakifarbenen Kragenecken trugen weiterhin die Regimentsnummer, die von zwei dunkelblauen Litzen eingerahmt wurde. Die Punkte zum Anzeigen des Bataillons waren wieder verschwunden.

Vichy-Regierung

Nach der Eroberung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Juni 1940 wurde die französische Regierung in Vichy wiederbewaffnet, wobei eine wesentlich modernere Uniform eingeführt wurde. Auf dem 1942 eingeführten khakifarbenen Waffenrock wurden die Regimentsnummern und Einfassungen erneut auf den Kragenecken angebracht – nun in Karmesinrot.

Italienische Streitkräfte

Siehe Kragenspiegel der italienischen Armee

Österreich

Militär

Dienstgradabzeichen eines Soldaten mit dem Dienstgrad General

Die fünfeckigen Kragenspiegel des Bundesheers zeigen sowohl den Dienstgrad als auch die Truppengattung (einschließlich der Luftstreitkräfte) an. Generalstabsoffiziere haben besonders gestaltete Kragenspiegel. Alle österreichischen Dienstgradabzeichen sind mit denen der Monarchie identisch, nur werden sie nicht mehr am Stehkragen, sondern am Revers in einer 5-eckigen Form getragen.

Sicherheitsexekutive

Kragendienstgradabzeichen eines Polizisten mit der Verwendungs­bezeichnung General

Die nach der Zusammenlegung von Polizei und Gendarmerie eingeführte Repräsentationsuniform der Bundespolizei und des rechtskundigen Dienstes bei den Sicherheitsbehörden sowie den sonstigen Trägern der Polizeiuniform weist wieder klassische Kragenspiegel auf, nachdem bei den Vorgängerorganisationen Gendarmerie und Sicherheitswache die Dienstgradabzeichen am Revers getragen wurden. Sie wiesen eine krapprote beziehungsweise bordeauxviolette Grundfarbe (Egalisierung) auf und waren mit Sternen und Litzen in den Farben Platin, Silber und Gold versehen. Im Jahr 2015 trat eine Umgestaltung in Kraft, nach der die Egalisierung einheitlich in karmesinrot geändert wurde. Ebenso wurden die Litzen auf den Aufschubdienstgradabzeichen vollständig abgeschafft. Die Dienstgradabzeichen, in Österreich auch Distinktionen genannt, weisen nunmehr lediglich Sterne, Borten und Akanthusornamente in den Farben Platin, Silber und Gold auf.

Feuerwehr und Rotes Kreuz

Auch die Feuerwehr und das Rote Kreuz verwenden in Österreich der historisch gewachsenen Systematik von Bundesheer und Polizei folgende Dienstgrade, die ursprünglich auf den Kragenspiegeln getragen wurden. Heute werden diese als Aufschubdienstgradabzeichen oder am Kragenrevers getragen. Die Dienstgrade des Roten Kreuzes sind bundesweit einheitlich geregelt, die Dienstgrade und Dienstgradabzeichen der Feuerwehren unterscheiden sich je nach Bundesland.

Schweizer Armee

Kragenspiegel Logistik ab 2006 für Tarnanzug
Kragenspiegel Feldpost ab 1949 für Waffenrock

Die Kragenspiegel der Schweizer Armee werden seit den 1990er-Jahren sowohl am Tarnanzug (Dienst- und Kampfanzug) als auch am Ausgangsanzug angebracht. Bis dahin gab es am Kragen des Kampfanzug der Armee 61 keine Kragenspiegel, lediglich am Waffenrock des Ausgangs- und Dienstanzugs.

Auf dem Tarnanzug wurden die 1991 eingeführten Metallabzeichen ab dem 1. Januar 2006 durch neue rechteckige Grad- und Truppengattungsabzeichen aus Stoff mit Klettverschluss (Velcro) ersetzt. Grund für dieses armeeweite Umrüsten war hauptsächlich die Sicherheit der Angehörigen der Armee. Die neuen khakifarbenen Abzeichen aus Stoff, die sich gut in die Grundfarben des Tarnanzugs einfügen, reflektieren im Gegensatz zu ihren metallenen Vorgängern das Licht nicht und sind dadurch mit Feldstechern und Restlichtverstärkern nicht mehr erkennbar. Auf dem Kragenspiegel sind rechts der Dienstgrad und links die Truppengattung oder der Dienstzweig identifizierbar.

Beim Ausgangsanzug (Tenue A) zeigen die traditionellen rhombenförmigen Kragenspiegel aus besticktem Filz auf beiden Seiten die Truppengattung des Trägers und sind in der jeweiligen Farbe der Truppengattung gehalten.

Literatur

  • Keubke, Kunz: Uniformen der Nationalen Volksarmee der DDR 1956–1986. Berlin (DDR) 1990.
  • Laurent Mirouze: Infanteristen des Ersten Weltkriegs. Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924753-28-8.
  • Laurent Mirouze: Infanteristen des Zweiten Weltkriegs. Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924753-27-X.

Siehe auch

Wiktionary: Kragenspiegel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Quellen

  1. Karl-Heinz Völker: Dokumente und Dokumentarfotos zur Geschichte der deutschen Luftwaffe. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, hrsg. v. Militärgeschichtlichen Forschungsamt (Schriftenreihe des MGFA), 9. Band, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1968, S. 363–367 (Dokument 147, vor allem im Abschnitt A die Ziffer „4. Kragenspiegel“).
  2. Eichler/Krenz: Die Kaiserliche Flotte, ISBN 3-327-01252-0, Tafel III.
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