Kraftwerk Weiher
Das Kraftwerk Weiher ist ein ehemaliges deutsches Steinkohlekraftwerk. Es liegt bei Quierschied im Saarland. Betreiber und Eigentümer des Kraftwerks ist die Steag.
Kraftwerk Weiher | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 49° 20′ 7″ N, 7° 1′ 50″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Gewässer | Saar | ||
Daten | |||
Typ | Dampfkraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Steinkohle | ||
Leistung | 656 Megawatt elektrisch[1] 30 Megawatt thermisch | ||
Eigentümer | Steag | ||
Betreiber | Steag | ||
Betriebsaufnahme | 1918 bzw. Block 3: 24.09.1976 | ||
Stilllegung | 31.03.2024 | ||
Schornsteinhöhe | 232 m | ||
Eingespeiste Energie pro Jahr | 1.725 GWh | ||
Website | STEAG | ||
Leitwarte Kraftwerk Weiher |
Leistung und Architektonik
Das Kraftwerk hat eine elektrische Leistung von über 656 MW[1] und eine thermische Leistung von 30 MW. Auch wird am Standort Weiher in einer Grubengasanlage Grubengas verstromt, damit können 5000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Architektonisch ist das Kraftwerk Weiher eine Besonderheit, der Kessel ist ein Freiluftkessel. Der Kessel ist an vier 120 m hohen Stützen an einem Stahlgerüst frei aufgehängt. Dies hat den Vorteil, dass sich der Kessel bei der Befeuerung nach unten frei ausdehnen kann. Das Kohlelager des Kraftwerks hat eine Kapazität von 150.000 Tonnen. Diese Kohlevorräte reichen bis zu 4 Monate für die Befeuerung des Kraftwerks aus. Die Kohleversorgung erfolgte, solange das Bergwerk Göttelborn noch in Betrieb war, direkt per Förderband von der unmittelbar neben dem Kraftwerk gelegenen Grube. Seit der Stilllegung des Bergwerkes erfolgt die Anlieferung der Kohle per Bahn. Die Kohle wird vom Lagerplatz über eine Förderanlage zu 6 Mühlen transportiert und dort zu Kohlestaub zermahlen, bevor dieser dann im Kessel verbrannt wird. Das Kühlwasser des Kraftwerks wird über eine 16 km lange Leitung von der Saar bezogen und in einer eigenen Wasseraufbereitungsanlage gereinigt. Die bei der Kohleverstromung anfallenden Nebenprodukte Flugasche, Kesselsand und REA-Gips werden von einer Tochterfirma der STEAG vermarktet.[2]
Der Schornstein des Kraftwerks ist 232 Meter hoch.
Technische Daten
Installierte Leistung | Bruttoleistung 724 MW |
Fernwärmeleistung max.30 MWth | |
Feuerung | Kohlenstaubfeuerung, Trockenentaschung |
Kohleverbrauch | ca. 600.000 t / a |
Dampferzeuger | Zwangsdurchlaufkessel einfache Zwischenüberhitzung |
Ein-Zug-Turmkessel trocken entascht | |
Dampfstrom bei Volllast 2.100 t / h Gleitdruckbetrieb | |
Dampfdruck | 186 bar |
Dampftemperatur | 525 °C |
Turbosatz | viergehäusige Kondensationsturbine |
HD-Eintritt: 177 bar / 525 °C | |
MD-Eintritt: 36 bar / 530 °C | |
ND-Eintritt: 6 bar / 280 °C | |
Generator | Nennleistung: 800 MVA |
Generator Nennspannung: 21 kV | |
Maschinen-Transformator | 2 Halblasttransformatoren |
Nennleistung: je 385 MVA | |
Nennspannung: 21 kV / 245 kV | |
Kühlturm | Naturzug |
Höhe: 135 m | |
unterer Durchmesser: 100 m | |
Wasserdurchfluss: 60.000 m3 / h | |
Wasserdampfaustritt aus Kühlturm | 1.500 m3 |
Rauchgasentstaubung | 2 Elektrofilter |
Rauchgasentschwefelung (RAE) | Kalkwaschverfahren mit Kalksteinmehl, Gips als Endprodukt |
Rauchgasentstickung (DeNOx) | SCR-Anlage (Selective Catalytic Reduction) |
Nebenprodukte | Flugasche: ca. 30.000 t / a |
Kesselsand: ca. 3.000 t / a | |
Gips: ca. 20.000 t / a | |
Einzelnachweis der Angaben in dieser Tabelle siehe[2] |
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Geschichte
1914 wurde von der Königlich-Preußischen Verwaltung beschlossen, neben der Gas-Maschinenzentrale in Heinitz und dem Dampfkraftwerk in Luisenthal ein weiteres Kraftwerk zu errichten. Ab 1915 wurde eine Baustelle eingerichtet, doch der Erste Weltkrieg verzögerte den Bau. Im Januar 1918 nahm das Kraftwerk, das sich in unmittelbarer Nähe zur Grube Göttelborn befand, seinen Betrieb auf. Zu dieser Zeit betrug die Leistung 5 Megawatt, erst 1922 konnte die Leistung auf 22 Megawatt erhöht werden.
In den 1930er Jahren sollte Weiher I errichtet werden, doch auch hier kam es zu Verzögerungen, diesmal durch den Zweiten Weltkrieg. Durch zahlreiche Einberufungen und Lieferstopps konnte erst am 15. August 1944 die Leistung um 25 Megawatt erhöht werden und das alte Kraftwerk musste weiterlaufen. Als das Saarland unter französische Verwaltung fiel, war das Kraftwerk erst zur Hälfte fertiggestellt. Im Januar 1951 wurde Weiher I in Betrieb genommen und lieferte ab März 114 MW.
1963 und 1964 wurde Weiher II in Betrieb genommen. Das Kraftwerk hatte zwei Blockeinheiten (A und B), die je 150 MW lieferten. Es war mit einem Elektrofilter und mit Schmelzkammerkesseln ausgestattet. Das Kraftwerk erreichte einen Entschwefelungsgrad von 95 %.
Weiher III wurde 1976 nach dreijähriger Bauzeit in Betrieb genommen und war das größte Bauvorhaben der Saarbergwerke AG. Die Rauchgasentschwefelungsanlage war bei Inbetriebnahme die damals größte in Europa. Heute ist nur noch Block III erhalten, die älteren Kraftwerke wurden 1973 (I) und 1999/2001 (II) außer Betrieb genommen und abgerissen. 2006 konnte die Leistung durch Retrofit-Maßnahmen von 680 MW auf 697 MW erhöht werden.
Am 16. November 2016 erfolgte durch den Energiekonzern Steag am Kraftwerk Weiher die Inbetriebnahme von Großbatteriespeichern mit 15 Megawatt Leistung. Die Steag investiert an sechs Standorten in Nordrhein-Westfalen und dem Saarland 100 Millionen Euro.[3]
Stilllegung
2016 beantragte Eigentümer STEAG die Stilllegung des Kraftwerkes für das Jahr 2017.[4] Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion erklärte das Kraftwerk jedoch als systemrelevant und forderte die STEAG auf, das Kraftwerk bis mindestens November 2019 betriebsbereit zu halten. Es befindet sich seitdem in der Netzreserve.[5] Am 26. April 2018 stellte die STEAG als Betreiber erneut einen Antrag auf vorläufige Stilllegung des Kraftwerkes, worauf hin Amprion erneut die Systemrelevanz feststellte. Dieser Beschluss gilt bis zum 30. April 2020.[6][7] Von Dezember 2018 bis Februar 2019 wurde das Kraftwerk Weiher insgesamt dreimal zur Stabilisierung des Stromnetzes angefordert. Um gesetzliche Fristen einzuhalten wurde am 29. April 2019 erneut die vorläufige Stilllegung beantragt.[8][9] Dem Antrag wurde von Seiten des Übertragungsnetzbetreiber nicht stattgegeben. Der Übertragungsnetzbetreiber stellte für das Kraftwerk erneut die Systemrelevanz fest und verlängerte den Zeitraum bis zum 30. April 2022.[10] Nachdem das Kraftwerk im Jahr 2020 insgesamt 21 Mal zur Stabilisierung des Stromnetzes angefordert worden war, meldete der Betreiber STEAG am 2. Februar 2021 die endgültige Stilllegung des Kraftwerks bei der Bundesnetzagentur an.[11] Die Energiekrise seit 2021 machte die Aktivierung der Netzreserve erforderlich. Das Kraftwerk kann befristet bis zum 31. März 2024[veraltet] wieder am Strommarkt teilnehmen und ist seit dem 31. Oktober 2022 wieder in Betrieb.[12]
Weblinks
- Blick ins Saarland. Schornstein am Kraftwerk Weiher. (Video-Stream) In: Saarländischer Rundfunk. 11. Oktober 1962, abgerufen am 24. Oktober 2021.
Einzelnachweise
- Kraftwerksliste. Bundesnetzagentur, 31. Mai 2022, abgerufen am 1. Oktober 2022.
- Kraftwerksbroschüre Kraftwerk Weiher der STEAG (PDF)
- Hoffnung fürs Kraftwerk Weiher?. In: Saarbrücker Zeitung, 17. November 2016. Abgerufen am 20. November 2016.
- STEAG schaltet Kohlekraftwerke ab. In: n-tv, 2. November 2016. Abgerufen am 2. November 2016.
- Lothar Warscheid: Saar-Kraftwerke bleiben am Netz. In: Saarbrücker Zeitung. 21. Januar 2017, abgerufen am 13. August 2017.
- STEAG meldet die Kraftwerke Bexbach und Weiher 3 erneut zur Stilllegung an. STEAG, 26. April 2018, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- Alexander Stahl: Saarländische Steag-Kraftwerke bleiben systemrelevant. In: Energate. 17. September 2018, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- Kraftwerke zur vorläufigen Stilllegung angemeldet. In: sr.de. 19. April 2019, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- STEAG meldet zwei saarländische Kraftwerke zur vorläufigen Stilllegung an. In: Mining Report Glückauf. 12. Juni 2019, abgerufen am 8. Oktober 2019.
- Karin Mayer: Kraftwerke Bexbach und Weiher länger systemrelevant. In: sr.de. 29. Januar 2020, abgerufen am 11. Februar 2020.
- Nina Zapf-Schramm: Zwei Saar-Kraftwerken droht das Aus. In: Saarbrücker Zeitung. 2. Februar 2021, abgerufen am 7. Mai 2021.
- Meiler im Saarland am Netz. Das Comeback der Steinkohle. In: tagesschau.de. 28. Oktober 2022, abgerufen am 3. November 2022.