Kraatz (Arendsee)

Kraatz ist ein Ortsteil der Einheitsgemeinde und Stadt Arendsee (Altmark) und der Ortschaft Kläden im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.[3]

Kraatz
Koordinaten: 52° 51′ N, 11° 25′ O
Höhe: 29 m ü. NHN
Fläche: 3,17 km²[1]
Einwohner: 25 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 8 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. April 1939
Eingemeindet nach: Kläden
Postleitzahl: 39619
Vorwahl: 039384
Kraatz (Sachsen-Anhalt)
Kraatz (Sachsen-Anhalt)

Lage von Kraatz in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Kraatz
Dorfkirche Kraatz

Geographie

Kraatz, ein kurzes Straßendorf mit Kirche, liegt etwa fünf Kilometer südwestlich der Stadt Arendsee an der B 190, die ins etwa 16 km entfernte Salzwedel führt. Südlich des Dorfes liegt das FFH-GebietWeideflächen bei Kraatz“.[4]

Nachbarorte sind Binde im Westen und Kläden im Norden.[4]

Geschichte

Mittelalter bis 20. Jahrhundert

Im Jahre 1322 wird Kraatz erstmals urkundlich als Vratz erwähnt, als ein Geistlicher aus dem Ort als Zeuge auftrat.[5] Kurz darauf, im Jahr 1327 verkauften die von der Schulenburg villam nostram Cratze an das Kloster Arendsee.[6] 1344 erhielt das Kloster in villa Craz fünf Wispel Roggen.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Cratz aufgeführt. Es gehörte immer noch dem Kloster Arendsee und musste 5½ Wispel Roggel liefern.[8] Weitere Nennungen sind 1457 Cratz, 1600 Kratz, 1687 Kratze[1] und 1804 Kraatz, Craatz, ein Dorf mit Lehnschulze und Rademacher.[9]

Archäologie

Westlich des Dorfes an der Grenze zur Gemarkung Binde lagen 1909 „die Hofstellen“, wohl eine frühere kleine Ortschaft oder Einzelhöfe. Die Funde aus dem Jahr 1937 oder davor, die an das Kreismuseum Osterburg übergeben worden sind, deuten auf eine altslawische Siedlung des 9./10. Jahrhunderts hin.[10][11]

Herkunft des Ortsnamens

Heinrich Sültmann deutet den Ortsnamen als wendischen Personennamen. „Kraatz, Krawatz“ ist der „Schneider“.[12][13]

Eingemeindungen

Kraatz gehörte bis 1807 zum Arendseeischen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Arendsee im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Am 1. April 1939 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Kraatz und Kläden aus dem Landkreis Osterburg zu einer Gemeinde mit dem Namen Kläden.[14]

Nach Eingemeindung der bisher selbständigen Gemeinde Kläden am 1. Januar 2010 wurden Kläden und Kraatz Ortsteile der Stadt Arendsee (Altmark).

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
173498
177466
178972
179875
180166
181855
184066
186493
Jahr Einwohner
187189
188576
1892[00]85[15]
189575
1900[00]72[15]
190579
1910[00]73[15]
192582
Jahr Einwohner
192583
193375
201125
201225
201322
201421
201521
201621
Jahr Einwohner
201722
2020[00]23[16]
2021[00]26[16]
2022[0]26[2]
2023[0]25[2]

Quelle wenn nicht angegeben, bis 1925[1] und 2011–2017[17]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Kraatz gehört heute zum Kirchspiel „Am Arendsee“ und wird betreut vom Pfarrbereich Arendsee im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[18] Früher gehörte sie zur Pfarrei Kläden.[19]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Kraatz stammen aus dem Jahre 1652.[12]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die evangelische Dorfkirche Kraatz ist ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert.[20] Im Jahre 1914 übergab die Kirchengemeinde eine Kirchenglocke unter dem Vorbehalt des Eigentumsrechtes an das Altmärkische Museum in Stendal.[21] Bemerkenswert sind die gotischen Umrisszeichnungen von zwei Fischen an der Nordwand des Kirchenraumes.[22]

Verkehrsanbindung

Die Bundesstraße 190 verläuft einen Kilometer nördlich des Dorfes.

Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel.[23]

Commons: Kraatz – Sammlung von Bildern

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1249–1252, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 179 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 375, 80. Kraatz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1249–1252, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. Christian Ziems: Arendsee verliert über 100 Einwohner. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 25. Januar 2024, DNB 954815971, S. 16.
  3. Hauptsatzung der Stadt Arendsee (Altmark). 21. Januar 2021 (arendsee.info [PDF; 7,1 MB; abgerufen am 7. Mai 2022]).
  4. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 348 (Digitalisat).
  6. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 32 (Digitalisat).
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 17. Berlin 1859, S. 7 (Digitalisat).
  8. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 391 (uni-potsdam.de (Memento vom 19. April 2019 im Internet Archive)).
  9. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 344 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00366~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 355, Nr. 288. Wüstung bei Kraatz (uni-jena.de).
  11. Joachim Herrmann und Peter Donat (Hrsg.): Bezirke Rostock (Westteil), Schwerin und Magdeburg. Textteil. (= Corpus archäologischer Quellen zur Frühgeschichte auf dem Gebiet der DDR. Lieferung 1). Berlin 1973, DNB 740209957, S. 174, 19/40 Kraatz.
  12. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 178–179.
  13. nach Ernst Haetge: Heinrich Sültmann: Die Ortsnamen im Kreise Osterburg. Osterburg 1937, DNB 576599174.
  14. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1939, ZDB-ID 3766-7, S. 6.
  15. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 179 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  16. Christian Ziems: Arendsee im Aufwind. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 5. Januar 2022, DNB 954815971, S. 18.
  17. Einheitsgemeinde Stadt Arendsee (Altmark): Einwohnerdaten der Jahre 2011 bis 2017. 12. Januar 2018.
  18. Pfarrbereich Arendsee. In: ekmd.de. Abgerufen am 27. Januar 2024.
  19. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 27 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  20. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 278.
  21. Franz Kuchenbuch: Vereinsnachrichten. Hrsg.: Paul Kupka im Auftrag des Altmärkischen Museumsvereines zu Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band IV.). 1918, ZDB-ID 212026-4, S. 67.
  22. Kraatz – Mittelalterliche Wandmalereien in altmärkischen Kirchen. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, abgerufen am 7. Mai 2022.
  23. PVGS Altmarkkreis Salzwedel. In: pvgs-salzwedel.de. Abgerufen am 10. Juli 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.