KrAZ-255
Der KrAZ-255 (ukrainisch КрАЗ-255, deutsche Transkription KrAS-255) ist ein schwerer sowjetischer Lastkraftwagen mit Allradantrieb des Fahrzeugherstellers KrAZ, der ab 1967 in Serie gefertigt wurde. Der Lkw wurde und wird in vielen Ländern des ehemaligen RGW-Gebiets und der heutigen GUS-Staaten sowohl militärisch als auch zivil genutzt und ist oberhalb des Ural-375D angesiedelt.
KrAZ | |
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KrAZ-255 im Sommer 2010 | |
KrAZ-255 | |
Hersteller: | KrAZ |
Verkaufsbezeichnung: | КрАЗ-255 |
Produktionszeitraum: | 1967–1989/94 |
Vorgängermodell: | KrAZ-214 |
Nachfolgemodell: | KrAZ-260 |
Technische Daten | |
Bauformen: | Pritsche, Zugmaschine, Fahrgestell |
Motoren: | JaMZ-238 |
Leistung: | 176,5 kW |
Nutzlast: | 7,5 t |
zul. Gesamtgewicht: | ca. 19,7 t |
Fahrzeuggeschichte
Der KrAZ-255 ist das Nachfolgemodell des KrAZ-214, die Produktion wurde 1967 aufgenommen. Der Lastwagen ist gegenüber dem Vorgänger mit einem stärkeren wassergekühlten Achtzylinder-Viertakt-Dieselmotor vom Typ JaMZ-238 ausgestattet, der auch in vielen weiteren Lastwagen, Traktoren und im Transportpanzer MT-LB verwendet wird. Der großvolumige Motor aus dem Jaroslawski Motorny Sawod leistet 240 PS (176,5 kW) bei einem Hubraum von 14.860 cm³. Alle drei Achsen sind über ein sperrbares Verteilergetriebe an den Antriebsstrang angeschlossen.
Im Jahr 1979 wurden alle Lastwagen bei KrAZ überarbeitet, wobei keine gravierenden Änderungen vorgenommen wurden. Hauptverbesserung ist das nun verbaute Zweikreisbremssystem. Diese Modelle sind durch eine zusätzliche 1 am Ende der Bezeichnung zu erkennen.[1]
Die Fahrzeuge dienen auch als Basisfahrzeuge für Spezialaufbauten wie beispielsweise Mobilkrane, Tankwagen, militärisches Gerät oder Bagger. Wann genau die Produktion eingestellt wurde, ist nicht klar, die Angaben schwanken zwischen 1989[1] und 1994.[2] Das Nachfolgemodell des KrAZ-255 ist der KrAZ-260, der jedoch selbst nur bis 1993 gefertigt wurde. Ab 1994 wurde der KrAZ-6322 gebaut, der dem KrAZ-260 ähnelt und ein ähnliches Anforderungsprofil erfüllt.
Die DDR importierte den KrAZ-255 in größeren Stückzahlen ebenso wie andere Lastwagen der Baureihe. Ab 1970 kam er bei der NVA zum Einsatz, zivil war er seltener anzutreffen.[3]
Modellversionen
Auf Basis des KrAZ-255 wurden diverse Lastwagen mit unterschiedlichsten Aufbauten gefertigt.[4] Die nachfolgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
- KrAZ-255B – Basisversion, gebaut von 1967 bis 1979
- KrAZ-255B1 – überarbeitete Basisversion, gebaut ab 1979
- KrAZ-255W – Geländegängige Sattelzugmaschine. Im Gelände können Auflieger bis 18 t, auf der Straße bis 26 t Gewicht gezogen werden.[5] Nicht zu verwechseln mit dem KrAZ-258.
- KrAZ-255W1 – überarbeitete, ab 1979 gefertigte Sattelzugmaschine mit Allradantrieb, die auch bei der NVA zum Einsatz kam.[5]
- KrAZ-255D – Zugmaschine, die über eine zusätzliche Zapfwelle verfügt, um auch die Achsen eines speziellen Aufliegers anzutreiben. Im Russischen existiert die Bezeichnung „Aktiver Autozug“ (активный автопоезд, Aktiwny Awtopojesd).
- KrAZ-255L und KrAZ-255KL – Sattelzugmaschinen für die Forstwirtschaft
- PMP – militärische Version mit Spezialaufbau als Pontonbrückenleger
- TMM-3 – schweres Brückenlegefahrzeug, der Aufbau entspricht dem eines Brückenlegepanzers
- E-305BW – ursprünglich auf dem KrAZ-214 basierender Mobilbagger mit Seilzugantrieb
- EOW-4421 – weiterentwickelter Mobilbagger, an Stelle der Seilzüge wurde eine Hydraulikanlage verbaut
- PRW-9 und PRW-16 – mobile Radarstationen
- AKZ-4-255B – Tankwagen für den Transport von Säuren
- AZ-8,5-255B – Tankwagen für verschiedene Kraftstoffe
- KrAZ-256B – ziviler Muldenkipper ohne Allradantrieb
- KrAZ-257 – zivile Basisvariante ohne Allradantrieb als Pritsche oder für Sonderaufbauten
- KrAZ-258 – zivile Sattelzugmaschine ohne Allradantrieb
- KrAZ-258Z bzw. Typ „Wussow“ – nachträgliche Modifikation in der DDR mit Umbau auf Ballastpritsche und teilweise auch Doppelkabine
Die zivilen Versionen verfügen nur über Antrieb an den Hinterachsen und sind nicht mit Reifendruckregelanlagen und militärischem Zubehör ausgerüstet. Vorgänger dieser Typen war der KrAZ-219.
Technische Daten
Für das Grundmodell KrAZ-255B.[1]
- Motor: Achtzylinder-Dieselmotor
- Motortyp: JaMZ-238
- Leistung: 240 PS (176,5 kW)[2]
- Drehmoment: 883 Nm[2]
- Hubraum: 14.860 cm³
- Verdichtung: 16,5:1
- Verbrauch: 40 l/100 km bei konstanten 40 km/h
- Tankinhalt: 2×165 Liter
- Getriebe: Schaltgetriebe, 5 Vorwärtsgänge + 1 Rückwärtsgang, 1. Gang unsynchronisiert
- Getriebetyp: JaMZ-236N
- Geländeuntersetzung: Zweistufiges Untersetzungsgetriebe
- Höchstgeschwindigkeit: 71 km/h
- Bremsweg aus 40 km/h: 20 m
- maximal befahrbare Steigung: 58 %
- Wattiefe: 1 m
- Antriebsformel: 6×6
Abmessungen und Gewichte
- Länge: 8645 mm
- Breite: 2750 mm
- Höhe: 3150 mm über Plane, 2940 mm über Fahrerhaus
- Radstand: 4600 + 1400 mm
- Spurweite: 2160 mm vorne und hinten
- Bodenfreiheit: 360 mm
- Wendekreisdurchmesser: 26 m
- Leergewicht: ca. 11.950 kg
- Nutzlast: 7500 kg
- Zulässiges Gesamtgewicht: 19.675 kg
- Anhängelast (Straße): 30.000 kg
- Anhängelast (Gelände): 10.000 kg
- Reifendimension: 1300×530-533
Literatur
- Автомобили КрАЗ-255Б и КрАЗ-255В. Инструкция по эксплуатации. 2. überarbeitete Auflage, Moskau, 1970.
- Ralf Kunkel: Typenkompass. DDR-Lastwagen. Importe aus der UdSSR. Motorbuch Verlag Stuttgart, 1. Auflage 2015, ISBN 978-3-613-03799-1.
Einzelnachweise
- Webseite mit technischen Daten und Modellversionen des Fahrzeugs (russisch)
- Ralf Kunkel: Typenkompass. DDR-Lastwagen. Importe aus der UdSSR. S. 61.
- Ralf Kunkel: Typenkompass. DDR-Lastwagen. Importe aus der UdSSR. S. 60.
- Beschreibung und Auflistung vieler Modellversionen (russisch) (Memento vom 12. März 2009 im Internet Archive)
- Ralf Kunkel: Typenkompass. DDR-Lastwagen. Importe aus der UdSSR. S. 62 f.
Weblinks
- Ausführliche Beschreibung (russisch) (Memento vom 12. März 2009 im Internet Archive)
- Zur Restaurierung eines in Deutschland erhaltenen KrAZ-255
- Webseite zum Mobilbagger E-305 mit Abbildungen (russisch) (Memento vom 13. März 2009 im Internet Archive)
- Webseite zum Mobilbagger EOW-4421 (russisch) (Memento vom 13. März 2009 im Internet Archive)