Kozia Góra (Karlino)
Kozia Góra (deutsch Koseeger) ist ein Dorf in der Woiwodschaft Westpommern in Polen. Das Dorf gehört zur Gmina Karlino (Stadt- und Landgemeinde Körlin) im Powiat Białogardzki (Belgarder Kreis).
Geographische Lage
Das Dorf liegt in Hinterpommern etwa 25 Kilometer südöstlich von Kołobrzeg (Kolberg). Durch das Dorf führt in West-Ost-Richtung die Staatsstraße 6, die hier der ehemaligen Reichsstraße 2 entspricht.
Nachbarorte sind im Westen an der Staatsstraße Malonowo (Mallnow), im Nordwesten Krukowo (Kruckenbeck), im Norden Chotyń (Neu Kowanz) und im Osten an der Staatsstraße die Stadt Karlino (Körlin).
Geschichte
Das Dorf wird erstmals 1276 unter dem Namen Chosesec in einer Urkunde erwähnt, mit der der Camminer Bischof Hermann von Gleichen der Kolberger Domkirche ihre Einkünfte bestätigte. Weitere kurze Erwähnungen stammen aus den Jahren 1498 und 1540. In der vorreformatorischen Zeit dürfte der eine Teil von Koseeger zu den Tafelgütern der Bischöfe von Cammin gehört haben, der andere Teil ein Lehen der Familie Podewils gewesen sein.
Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich Koseeger zu einem Gutsdorf,[1] also einem Dorf, das wirtschaftlich ganz auf den Gutsbetrieb ausgerichtet war. Zumindest im 18. und 19. Jahrhundert war Koseeger ganz im Besitz der Familie Podewils. Die Familie erbaute sich im 18. Jahrhundert das Herrenhaus Koseeger, das sie in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts durch einen Anbau im Tudorstil erweiterte. Als Fideikommiß, der ausnahmsweise auch an weibliche Nachkommen gehen konnte, gelangte das Gut um 1895 an Hedwig von Podewils, verheiratete Gräfin Poninski. Nach ihrem Tode 1934 wurde ihr Erbe Carl von Waldow der letzte Besitzer von Koseeger. Das Gut Koseeger umfasste (Stand 1939) 822 Hektar Land. Es wurden Saatkartoffeln und Getreide angebaut. Der Viehbestand betrug (Stand 1939) 40 Pferde, 200 Rinder und 175 Schweine. Die Schafhaltung war 1939 aufgegeben, 1864 gehörten zum Gut noch 1600 Schafe. Das Gut im benachbarten Mallnow wurde als ein Vorwerk von Koseeger bewirtschaftet.
Koseeger wurde im 19. Jahrhundert ein selbständiger Gutsbezirk mit einer Größe von 746 Hektar (Stand 1864). Mit der Auflösung der Gutsbezirke in Preußen wurde Koseeger 1928 in die benachbarte Gemeinde Mallnow eingemeindet, ebenso wie der benachbarte Gutsbezirk Kruckenbeck. Als Teil der Landgemeinde Mallnow gehörte Koseeger bis 1945 zum Landkreis Kolberg-Körlin der preußischen Provinz Pommern.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Koseeger am 4. März 1945 durch die Sowjetarmee besetzt. Der Gutsbesitzer Carl von Waldow beging gemeinsam mit seiner Gemahlin Selbstmord. Sowjetarmisten brachen im Mausoleum im Schlosspark drei Särge auf und eigneten sich die Goldzähne der Bestatteten an.
Nach 1945 kam das Dorf, wie ganz Hinterpommern, an Polen und erhielt den polnischen Namen Kozia Góra. Doch blieb das Gut noch bis 1956 unter Verwaltung der Sowjetarmee, die hier noch zahlreiche Deutsche arbeiten ließ, die erst nach der Übernahme des Gutsbetriebs durch Polen ausgewiesen wurden.
Das Dorf gehört heute zur Gmina Karlino (Stadt- und Landgemeinde Körlin), in der es ein eigenes Schulzenamt bildet.[2]
Einwohnerentwicklung
Persönlichkeiten: Söhne und Töchter des Ortes
- Martin Heling (1889–1980), deutscher Landstallmeister, Leiter der Landgestüte Rastenburg und Georgenburg
Literatur
- Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 406–408.
Weblinks
Fußnoten
- Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 400.
- Solectwa (Memento des vom 26. Februar 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website der Gemeinde.
- Manfred Vollack: Das Kolberger Land. Seine Städte und Dörfer. Ein pommersches Heimatbuch. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1999, ISBN 3-88042-784-4, S. 406.