Konrad Merz

Konrad Merz (* 2. April 1908 in Berlin als Kurt Lehmann; † 3. Dezember 1999 in Purmerend, Niederlande) war ein deutsch-niederländischer Schriftsteller und jüdischer Emigrant.

Konrad Merz während der Frankfurter Buchmesse am 30. September 1992

Leben und Werk

Aufgewachsen in einer armen jüdischen Schneiderfamilie, arbeitete Kurt Lehmann nach dem frühen Tod seines Vaters ab dem 15. Lebensjahr in einem Textilgeschäft. Auf dem Abendgymnasium holte er das Abitur nach und begann 1932 ein Jurastudium. Nachdem Juden auch von den Universitäten ausgeschlossen worden waren, emigrierte er 1934 in die Niederlande. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt unter anderem als Gärtner, schrieb nebenbei jedoch auch kleinere Zeitungsartikel.

In Nordholland nahm er den Namen Konrad Merz an.

Sein Tagebuchroman Ein Mensch fällt aus Deutschland erschien 1936 beim Exilverlag Querido in Amsterdam. Menno ter Braak machte ihn in den Niederlanden bekannt.[1] Mithilfe niederländischer Freunde konnte Merz sich bis Kriegsende versteckt halten.

Nach dem Krieg machte Merz eine Ausbildung zum Masseur und Physiotherapeuten, heiratete und ließ sich in Purmerend nieder. Neben seiner erfolgreichen Praxis begann er in den 1970er-Jahren wieder Autobiografisches und Satiren zu veröffentlichen. Sein auf der Flucht aus Deutschland verloren geglaubter Roman Generation ohne Väter tauchte kurz vor seinem Tod wieder auf und konnte 1999 veröffentlicht werden.[2]

Die Neue Zürcher Zeitung würdigte seinen ersten Roman: „Er gehört zu den bedeutendsten, anrührendsten literarischen Zeugnissen, in denen die Leiden und existentiellen Bedrohungen des Exils thematisiert sind: der schäbige kleine Alltag eines Namenlosen ohne Pass und Geld.“[3]

Am 2. Oktober 1990 schieb er in sein Tagebuch: „Morgen wird Deutschland einig Vaterland. Und das unter Kohl, dem dümmsten der dummen Nationalisten, die dieses Land in zu großen Mengen gebracht hat - falls es um die eigene Nation ging. Ich bin froh, dass die Kommunisten runter sind, dass die Russen raus sind.“[4]

2007 erwarb das Deutsche Literaturarchiv Marbach den Nachlass Konrad Merz’.[5][6] Er enthält einen sehr kleinen Teil von Merz’ Bibliothek, außerdem die Manuskripte und Tagebücher sowie zahlreiche Briefwechsel u. a. mit Fritz Helmut Landshoff, Horst Bienek, Walter Höllerer, Albert Vigoleis Thelen. Merz’ Tagebuch ist im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen.

Veröffentlichungen in deutscher Sprache

  • Ein Mensch fällt aus Deutschland (1936)
  • Schlächter, Weib und Majestät. Erzählungen eines Masseurs (1972)
  • Der Mann, der Hitler nicht erschossen hat. Erzählungen eines Masseurs (1976)
  • Glücksmaschine Mensch. Plaudereien eines Masseurs (1982)
  • Liebeskunst für Greise. Memoiren unseres Jahrhunderts (1992)
  • Berliner, Amsterdamer und ach – Jude auch. Memoiren aus neunzig Jahren (1998)
  • Generation ohne Väter, Roman (1999; geschrieben 1937/1938)
  • Die schwankende Zeit, Novelle (2011; geschrieben 1945/1946)

Literatur

  • Klaus Schöffling (Hrsg.): Konrad Merz zum fünfundsiebzigsten Geburtstag am 2. April 1983. Ammann Verlag, Zürich 1983.
  • Klaus Mann: Ein Mensch fällt aus Deutschland. In: Prager Tagblatt vom 22. März 1936; wiederabgedruckt in: Klaus Mann: Zahnärzte und Künstler. Aufsätze, Reden, Kritiken 1933–1936. Reinbek 1993 (S. 395–398).
  • Jan Bürger: Ein Mann, den Hitler nicht erschossen hat. Die Deportationspapiere des Konrad Merz. In: Zeitschrift für Ideengeschichte. Verlag C. H. Beck, Marbach, Weimar, Wolfenbüttel. 2008, S. 97 ff

Einzelnachweise

  1. Zum Briefwechsel Menno ter Braak – Konrad Merz, und zu den Briefen von und an Ant ter Braak-Faber, bei mennoterbraak.nl
  2. Konrad Merz (Kurt Lehmann) Künste im Exil, abgerufen am 2. Juni 2020.
  3. Brief von Herta Müller an Dr. Angela Merkel, Bundeskanzlerin, samt eben diesem Zitat. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  4. Süddeutsche Zeitung Magazin Nr. 40, 1. Oktober 2020, S. 10
  5. Bestand Merz, Konrad Deutsches Literaturarchiv Marbach, abgerufen am 2. Juni 2020.
  6. Merz, Konrad (Teilbibliothek des Autors) Deutsches Literaturarchiv Marbach, abgerufen am 2. Juni 2020.
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