Kokoswasser
Als Kokoswasser, auch Kokosnusswasser oder Kokosnusssaft, wird der flüssige Inhalt von Kokosnüssen bezeichnet. Dies gilt sowohl für junge Kokosnüsse bis zu 6 Monaten als auch für reife Kokosnüsse (10 bis 13 Monate).[1] In den Anbauländern ist das Kokoswasser der jungen Früchte ein wichtiger Trinkwasserersatz und wird oft als Street Food angeboten.
Die Menge des Kokoswassers nimmt mit zunehmender Reife ab. Restlos verbraucht wird sie allerdings erst bei der Keimung. Nach der Ernte kann an der enthaltenen Menge Kokoswasser abgeschätzt werden, wie lange eine Nuss gelagert wurde. Je frischer die Nuss ist, desto mehr Kokoswasser enthält sie.
Die gelbschalige „King Coconut“ (Cocos nucifera ‚King‘, in Sri Lanka auch „Thambili“ genannt) enthält mehr Kokoswasser und weniger Fruchtfleisch als grünschalige Kokosnüsse, da sie als Trinkkokosnuss gezüchtet wurde.[2]
Einordnung als Fruchtsaft
Die Kokosnuss ist keine Nuss, sondern eine einsamige Steinfrucht. Fälschlicherweise wurde „Kokoswasser“ aufgrund der Bezeichnung als „Wasser“ (auch in anderen Sprachen, z. B. englisch coconut water) lange Zeit nicht als Fruchtsaft eingeordnet, obwohl die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im Codex Alimentarius Kokosnüsse bzw. Kokosnusswasser unter Fruchtsäften führte.[3] Dies änderte sich 2003 in den USA durch eine Festlegung der US-Behörden.[4] In Europa erfolgte die Festlegung auf europäischer Ebene erstmals durch den Europäischen Fruchtsaftverband (AIJN) 2016[5] und 2017[1]. Diese Position wurde 2017 vom ALS für Deutschland bestätigt.[6] Seitdem können die Bezeichnungen Kokoswasser, Kokosnusswasser und Kokosnusssaft synonym verwendet werden. Dies bringt Vorteile für den Verbraucher, da Fruchtsäfte und ähnliche Erzeugnisse den strengeren Vorgaben gemäß der deutschen Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung (und den entsprechenden Verordnungen der EU-Staaten) unterliegen.[7] Damit ist beispielsweise der Zusatz von Zucker nicht erlaubt.[8]
Inhaltsstoffe
Kokosnusswasser hat einen sehr geringen physiologischen Brennwert (10 bis 19 kcal pro 100 ml), weil es nur sehr wenig Zucker enthält (1,8 bis 2,61 g pro 100 ml).[9][10] Dies stellt eine Besonderheit unter den Fruchtsäften dar (zum Vergleich Orangensaft: 42 kcal pro 100 ml und 8,52 g Zucker pro 100 ml).[11] Zusätzlich weist es signifikante Mengen an Calcium, Magnesium und Kalium auf[9], die weit über die von Mineralwasser hinausgehen: 250 mg Magnesium, 2500 mg Kalium und 240 mg Calcium, je Liter. Der Salzgehalt erreicht 1050 mg pro Liter und bleibt somit im moderaten Bereich.
Verwendung
Nahrungsmittel
Traditionell wird in Asien und Südamerika nur Kokosnusswasser aus jungen Kokosnüssen getrunken. Dieses ist keimfrei, solange die Nuss geschlossen bleibt, und enthält bei jungen Nüssen kein Fett. Es schmeckt nicht nach dem typisch bekanntem Kokosaroma, es ist leicht im Geschmack – kein schwerer Saft – und enthält viele Mineralstoffe. Damit ist es der ideale traditionelle Durstlöscher in den Tropen und gleicht die verloren gegangenen Mineralstoffe aus.
Nur Kokoswasser aus jungen Nüssen wird bei längerem Kontakt mit Luft meist rosa oder sogar pink. Diese farbliche Veränderung wird pinking genannt. Sie ist kein Zeichen für schlechte Qualität, sondern ein enzymatischer Prozess, der weder Geschmack noch Geruch ändert bzw. negativ beeinflusst.[12]
Auf Inseln ohne Quellen werden pro Person und Tag drei bis sechs Kokosnüsse zur Deckung des Flüssigkeitsbedarfs benötigt. Üblich ist die Versorgung des Flüssigkeitsbedarfs durch Kokoswasser zum Beispiel auf den Molukken und Karolinen. Es wird entweder roh getrunken oder zu Kokoswein vergoren. Der vergorene Saft hat einen bitteren Geschmack. Aus dem vergorenen Kokoswasser wird auch ein Branntwein destilliert.
Medizin
Unter Notfallbedingungen ist das sterile und mineralhaltige Kokoswasser intravenös als Infusionslösung zur Behandlung des Volumenmangelschocks eingesetzt worden.[13] Bei Durchfallerkrankungen wird Kokoswasser in einigen Ländern traditionell zum Flüssigkeitsausgleich eingesetzt. Wegen des zu niedrigen Kochsalz- und Glukosegehalts stellt Kokoswasser keine Alternative zu der von der WHO empfohlenen oralen Rehydrationslösung dar.[14][15]
Studien
Es gibt zahlreiche Studien zu den gesundheitlichen Vorzügen von Kokoswasser als Lebensmittel und zur Verwendung in der Medizin:
- Direkte Infusionslösung aus der jungen Nuss in den Blutkreislauf in der klinischen Praxis[23]
- Orale Rehydratation mit Kokoswasser als Alternative zu herkömmlichen (Infusions-)Lösungen[24][25][26][27][28]
- Antibakterielle Wirkung von Kokoswasser[29]
- Amalgamausleitung mit Kokoswasser[30]
Abgrenzung zur Kokosmilch
Während die Kokosmilch aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen wird, besteht Kokoswasser aus dem flüssigen Inhalt der Frucht.
Zudem hat die Kokosmilch andere Nährstoffe als Kokoswasser, zum Beispiel weist sie einen höheren Fettanteil und damit mehr Nahrungsenergie auf.[31]
Einzelnachweise
- AIJN (Europ. Fruchtsaftverband): 6.27 Reference Guideline for “Coconut Juice”, which is typically called “Coconut Water”. In: AIJN (Hrsg.): COP (Code of Practice). Nr. 6.27. AIJN, Brussels Februar 2017.
- King Coconut (Thambili) (Memento vom 1. Juli 2012 im Internet Archive)
- FAO/WHO Food Standards Programme: CODEX GENERAL STANDARD FOR FRUIT JUICES AND NECTARS. In: FAO/WHO Food Standards Programme (Hrsg.): Codex Alimentarius. CODEX STAN 247-2005. Rome.
- FDA/Center for Food Safety & Applied Nutrition: The Juice HACCP Regulation. In: U.S. Food and Drug Administration, Department of Health and Human Services. (Hrsg.): Guidance for Industry. CFSAN/Office of Plant and Dairy Foods and Beverages, 4. September 2003.
- AIJN: AIJN Position regarding Coconut Water. Hrsg.: AIJN. Brussels April 2016.
- Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (ALS): Kokosnusswasser. Stellungnahme Nr. 2017/5, 29. März 2017.
- Bundesamt für Justiz: Verordnung über Fruchtsaft, einige ähnliche Erzeugnisse, Fruchtnektar und koffeinhaltige Erfrischungsgetränke (Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung - FrSaftErfrischGetrV). In: gesetze-im-internet.de. Bundesamt für Justiz, 24. Mai 2004, abgerufen am 1. Februar 2019.
- Bundesamt für Justiz: Verordnung über Fruchtsaft, einige ähnliche Erzeugnisse, Fruchtnektar und koffeinhaltige Erfrischungsgetränke (Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränkeverordnung - FrSaftErfrischGetrV). In: gesetze-im-internet.de. Bundesamt für Justiz, 24. Mai 2004, S. Anlage 1 Lfd Nr. 1. a) in Verbindung mit Anlage 3, abgerufen am 1. Februar 2019.
- USDA United States Department of Agriculture: Basic Report 12119, Nuts, coconut water (liquid from coconuts). In: USDA United States Department of Agriculture (Hrsg.): National Nutrient Database for Standard Reference. release 28, Mai 2016.
- Prades, Dornier, Diop, Pain: Coconut water uses, composition and properties: a review. In: Fruits Journal (Hrsg.): Fruits. vol 67. Cirad/EDP Sciences, 2012, S. 87–107.
- Souci, Fachmann, Kraut: Lebensmitteltabelle für die Praxis. Hrsg.: Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Freising. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8047-2679-6, S. 414.
- Chan Su Yin: Coconut Handbook. Hrsg.: Tetra Pak South East Asia Pte Ltd. Tetra Pak International S.A., 2016, ISBN 978-91-7611-597-8, S. 160.
- Darilyn Campbell-Falck, Tamara Thomas, Troy M. Falck, Narco Tutuo, Kathleen Clem: The intravenous use of coconut water. In: The American Journal of Emergency Medicine. Bd. 18, Nr. 1, 2000, S. 108–11, PMID 10674546, doi:10.1016/S0735-6757(00)90062-7.
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- H. Friedrich: Amalgamausleitung mit Kokoswasser. Hrsg.: Tagung zur Humantoxikologie von Amalgam der Umweltakademie Freiburg. Freiburg 22. November 1997.
- Kochen mit Kokosnuss. In: ndr.de. 24. Juli 2017, abgerufen am 26. August 2019.