Gebr. Grebenstein
Die Gebr. Grebenstein GmbH[1] (GG)[2] in Hannover[3] und Empelde war im 20. Jahrhundert[1] einer der führenden Produzenten modischer Koffer in Deutschland.[3]
Geschichte
Die in den ersten Jahren der Weimarer Republik um 1922 gegründete[1] und nach den Gebrüdern Grebenstein benannte Fabrik hatte sich früh zunächst auf die Herstellung von leichten und widerstandsfähigen Koffern aus Vulkanfiber und Leder spezialisiert.[3] Rechtsform der Gesellschaft, die im Handelsregister des Amtsgerichts Hannover unter der Nummer HRB 3740 eingetragen war, war die GmbH.[1] Erster Standort der Firma war die Schaufelder Straße[4] im hannoverschen Stadtteil Nordstadt.[5]
Spätestens im Jahr des Höhepunktes der Deutschen Hyperinflation entwarf der Werbe- und Plakatkünstler Hans Günther Reinstein das Markenzeichen der Gebrüder Grebenstein: Aus den beiden Großbuchstaben G als Köpfe stilisierte der Graphiker bereits 1923 die Piktogramme zweier parallel nebeneinander eilender Herren mit verschiedenen Koffern in der Hand.[2]
Trotz dieser modernen (Werbe-)Ästhetik aus der Anfangszeit[2] stand bei der Herstellung der reine Gebrauchswert der Koffer noch mehr als zwei Jahrzehnte vor modischen Erwägungen im Vordergrund.[3]
Spätestens 1930 unterhielt das Unternehmen eine Filiale in Berlin, in der sie als Anschrift für die Entgegennahme „leerer Kisten“ die Adresse „Elisabethufer No. 53“ und die Station Görlitzer Bahnhof angab, während sich die Telefonnummer auf den Berliner Moritzplatz bezog.[4]
Zur Zeit des Nationalsozialismus und mitten im Zweiten Weltkrieg wurde die Kofferfabrik zu einem Teil der Rüstungsindustrie umfunktioniert. So musste die Gebr. Grebenstein GmbH auf Befehl des Generalluftzeugmeisters im Jahr 1944 „Kleinteile für Betriebsstoffbehälter“ für die deutsche Luftwaffe herstellen.[6]
Nach der Währungsreform 1948 in Westdeutschland wurde die zivile Produktion wieder aufgenommen. Nachdem Gewebe aus Cord für die Kofferherstellung eingeführt wurde und nachdem die täuschend echt gefertigte Imitation dieses Gewebes die Massenproduktion verbilligte, stieg die Nachfrage der Konsumenten nach den praktischen Reisebegleitern. Dennoch wurde erst in den 1950er Jahren ein erstes eigenes „Design“ für die Koffer entwickelt, das in zweifarbiger Ausführung und mit abgesetzten Linien den früheren Einheitskoffern etwas entgegensetzte. Bis etwa 1955 standen so bereits rund 80 modische Varianten im Portfolio des Kofferfabrikanten als dem seinerzeit führenden Hersteller für Koffermode in Westdeutschland.[3]
1950 hatte die Kofferfabrik Grebenstein Standorte in Springe[7] und 1952 in Empelde,[8] bevor die Firma Ende der 1960er Jahre im Handelsregister gelöscht wurde.[1]
Patente
Die Kofferfabrik Gebr. Grebenstein meldete folgende Patente an:
Archivalien
Archivalien von und über die Kofferfabrik Gebrüder Grebenstein finden sich beispielsweise
- als Akte aus dem Jahr 1952 aus Empelde im Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), Archivsignatur NLA HA Nds. 300 Acc. 80/91 Nr. 348, Organisations- und Aktenzeichen 01152[8]
- unter dem Titel Übergebene Schreiben an GL/C-B 7 als Akte im Bundesarchiv-Militärarchiv, Bestand RL 3, Generalluftzeugmeister ...[6]
Literatur
- Heinz Holtmann: Gebr. Grebenstein G.m.b.H, in Heinz Lauenroth (Hrsg.): Hannover. Gesicht einer lebendigen Stadt, mit einer sw-Fotografie einer Dame mit Kofferträger am Hauptbahnhof Hannover, Hannover; Berlin: Verlag Dr. Buhrbanck & Co. KG, 1955, S. 212, 213
Weblinks
Einzelnachweise
- O. V.: Gebr. Grebenstein GmbH, Empelde✝ auf der Seite northdata.de [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 6. August 2018
- Vergleiche die zweifarbige Abbildung in Die Reklame. Zeitschrift des Verbandes deutscher Reklamefachleute e.V. Fachblatt für das gesamte Werbewesen, 16 Jahrgang, Nr. 163 vom Juli 1923: Hannoverheft, S. 42; Digitalisat auf der Seite magazines.iaddb.org
- Heinz Holtmann: Gebr. Grebenstein G. m. b. H, in Heinz Lauenroth (Hrsg.): Hannover. Gesicht einer lebendigen Stadt, mit einer sw-Fotografie einer Dame mit Kofferträger am Hauptbahnhof Hannover, Hannover; Berlin: Verlag Dr. Buhrbanck & Co. KG, 1955, S. 212, 213
- Vergleiche die Angaben im 1930 datierten Briefkopf des Unternehmens
- Helmut Zimmermann: Schaufelder Straße, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 217
- Vergleiche die Angaben auf der Seite open-data.bundesarchiv.de
- Warenzeichenblatt, hrsg. vom Deutschen Patentamt, 1991, 9-12 (1950), S. 2373; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Vergleiche die Angaben über das Archivinformationssystem Arcinsys Niedersachsen
- In englischer Sprache: Insert plate for hand trunk; DE667652C DE Grant
- DE1616557U DE Grant
- DE1799070U / DE Grant