Knudsgilde (Schleswig)

Die Knudsgilde in Schleswig wurde im 12. Jahrhundert von Fernhändlern zu Ehren des letzten Jarls von Schleswig Knud Lavard gegründet.[1] Nach Gründung der ersten Gilde in Schleswig entstanden weitere Knudsgilden im dänischen und skandinavischen Raum. Die Knudsgilden erinnerten in Struktur ihrer an die deutsche Hanse, mit der sie zeitweise konkurrierten.[2]

Geschichte

Im 12. Jahrhundert war Schleswig eine blühende Handelsstadt. Das nördlicher gelegene Flensburg befand sich noch in seiner Gründungsphase.[3] Unter Eid schworen die Gildenbrüder bei Krankheit und Not sich beizustehen. Der geschworene Beistand konnte auch zu Blutrache führen.[2] Auch Knud Lavard (1096; † 1131) war Mitglied in der nach ihm benannten Knudsgilde,[4] in der sich die Schleswiger Kaufmannschaft in Form einer Gilde organisiert hatte. Nach dem Meuchelmord an Knud Lavard durch dessen Vetter Magnus, dem Sohn des dänischen Königs Niels im Jahre 1131, rächten die Schleswiger sich. Sie töteten drei Jahre später den nach der Schlacht bei Fodevig nach Schleswig geflohenen König Niels.[5]

Die Schleswiger Knudsgilde übte einen starken Einfluss auf die Schleswiger Stadtgeschichte aus. Schleswig wurde zeitweise von der Gilde regiert.[5][6] Schleswigs Knudsgilde ließ in der Zeit von Knuth Lavard in Schleswig einen Rat einrichten, der zunächst aus vier Ältermännern bestand, für jeden Teil des Ortes einen. Später ernannte und entließ der Ältermann der Knudsgilde Ratsmänner des Rates.[4] Möglicherweise waren um 1170 die Schleswiger Knudsbrüder auch an der Gründung der Siedlung Sankt Marien an der Flensburger Förde beteiligt, die sich zum Bestandteil der Flensburger Kernstadt.[2][7] Ungefähr zu dieser Zeit entstand der Flensburger Ableger der Knudsgilde. Die Satzung der Gemeinschaft, die um 1200 in altdänischer Sprache aufgezeichnet wurde, ist noch heute in Flensburg erhalten.[8][3]

Der Standort einer über die Jahrhunderte fortgeführten Einung ist in Schleswig nur punktuell nachweisbar. Kriege und anderweitige Bünde und Verflechtungen haben die Kontinuität gestört.[5] Zu Zeiten der Reformation verloren die meisten Knudsgilden an Bedeutung und lösten sich schließlich auf.[3] Die Schleswiger Gilde dürfte sich damals ebenfalls aufgelöst haben.

Schützengilde

Heute existiert in Schleswig eine Gilde, die sich den Namen „Altstädter Sankt Knudsgilde von 1449“ gab. Zugängliche Archivdokumente zeigen keine Verbindung zwischen der Altstädter St. Knudsgilde und der neuen Flensburger Knudsgilde.[5] Die Altstädter St. Knudsgilde fand erstmals im Jahr 1449 Erwähnung, damals hieß sie aber noch „Papagoyengilde“. Die Schützengilde richtete damals wie noch heute Schützenwettbewerbe aus, die Papageienschiessen genannt werden.[9] In der Stadt Schleswig findet in jedem Jahr ein viertägiges Schützenfest statt. Es wird im Wechsel durch die Altstädter St. Knudsgilde, die Friedrichsberger Schützengilde und die Lollfußer Schützengilde ausgerichtet. Die jeweiligen Schwestergilden beteiligen sich an den Feierlichkeiten.[10][11][12][13] Einnahmen erzielt die Altstädter St. Knudsgilde aus ihren verpachteten Erbgrundstücken, im Bereich der Gildestraße und des Schützenredders, im Nordwesten der Stadt Schleswig. Überschüsse spendet die Gilde anderen Vereinen in der Region.[14]

Einzelnachweise

  1. Flensburg-Online. Stadtgeschichte – Flensburg quer durch die Jahrhunderte. Knudsgilde, abgerufen am: 12. Februar 2017
  2. Marsch & Förde, Knudsgilden, vom: 7. Dezember 2002; abgerufen am: 12. Februar 2017
  3. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 2009, Artikel: Flensburg
  4. Carl Wilhelm Anton von Wimpffen: Geschichte und Zustände des Herzogthums Schleswig oder Südjütland, Flensburg 1839, S. 113; abgerufen am: 17. Februar 2017
  5. Die Altstädter St. Knudsgilde und ihre Geschichte, abgerufen am: 25. Februar 2017
  6. In Flensburg verhielt sich dies ähnlich. Vgl. Marsch & Förde, Knudsgilden, vom: 7. Dezember 2002; abgerufen am: 12. Februar 2017
  7. Marsch & Förde, Flensburg, vom: 20. Juni 2004; abgerufen am: 9. Februar 2017
  8. Vgl. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 290
  9. Wikingerstadt Schleswig. Altstädter St. Knudsgilde von 1449 (Memento des Originals vom 13. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schleswig.de, vom: 12. Februar 2017
  10. Peter Harder, Jörg Rohde: Schützenfest 2018. Hrsg.: Lollfußer Schützengilde von 1699.
  11. MoinMoin: Altstädter St. Knudsgilde. Schützenfest 2016 am Wochenende, vom: 29. Juni 2016; abgerufen am: 12. Februar 2017
  12. MoinMoin: Altstädter St. Knudsgilde. Unsere neue Majestät: Friedrich der Genießer!, vom: 13. Juli 2016; abgerufen am: 12. Februar 2017
  13. sh:z: Altstädter St.-Knudsgilde: Königsschuss bei Windstärke 5, vom: 7. Juli 2016; abgerufen am: 12. Februar 2017
  14. sh:z: Altstädter St.-Knudsgilde: Schützen spenden 14.000 Euro für Schleswiger Vereine, vom: 1. Dezember 2016; abgerufen am: 12. Februar 2017
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