Kieler Nachrichten

Die Kieler Nachrichten (KN) sind die einzige in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel erscheinende Tageszeitung. Herausgebracht wird sie von Kieler Zeitung Verlags und Druckerei KG-GmbH & Co, an der die Verlagsgesellschaft Madsack mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) eine knappe Mehrheit von 50 % plus 1 Aktie hält.

Kieler Nachrichten
Logo
Beschreibung Kieler Tageszeitung
Verlag Kieler Zeitung Verlags- und Druckerei KG GmbH
Erstausgabe 3. April 1946
Erscheinungsweise täglich Montag bis Sonnabend
Verkaufte Auflage 62.236 Exemplare
(IVW 4/2023, Mo–Sa)
Reichweite 0.282 Mio. Leser
(IVW, 3/2013, Gesamtreichweite)
Chefredakteur Tanja Köhler
Herausgeber Christian T. Heinrich
Geschäftsführer Susan Molzow
Weblink kn-online.de
Logo bis Ende Mai 2015

Zusammen mit ihren Regionalausgaben (Eckernförder Nachrichten, Holsteiner Zeitung, Kiel lokal, Ostholsteiner Zeitung, Segeberger Zeitung) erzielt sie eine verkaufte Auflage von 62.236 Exemplaren, ein Minus von 61,2 Prozent seit 1998.[1]

Geschichte

Stammsitz der KN

Die erste KN-Ausgabe erschien am 3. April 1946 zunächst als CDU-Lizenzzeitung. Hauptlizenzträger war der Kieler Bürgermeister Willi Koch. Curt Heinrich als ehemaliger Verleger der Kieler Zeitung und der Kieler Neuesten Nachrichten kam nicht als Lizenzinhaber in Frage, obwohl er nach 1945 49 % der Anteile am Zeitungsvermögen hielt. Als NSDAP-Mitglied seit 1931 und NSDAP-Ortsgruppenleiter wurde er 1948 im Entnazifizierungsverfahren endgültig in die Kategorie 3 („Aktivist“) eingestuft.[2] Damit war eine Herausgabe der Zeitung durch ihn ausgeschlossen. Die Lizenzträger um Bürgermeister Willi Koch schlossen deshalb einen Privatvertrag mit Curt Heinrich, der auch die Beeinflussung des Entnazifizierungsverfahrens im Sinne Heinrichs beinhalten sollte. Auseinandersetzungen ab 1949 um die Eigentumsverhältnisse der Kieler Nachrichten führten zu einem Untersuchungsausschuss im Kieler Landtag. Dieser „Kieler Presseskandal“ erreichte überregionale Aufmerksamkeit.[3] 1951 erhielt Curt Heinrich den Zeitungsverlag vollständig zurück.[4] Später stellte sich die Zeitung in die Tradition der 1864 gegründeten Kieler Zeitung und der Kieler Neueste Nachrichten, die 1894 gegründet worden waren. Zum so zustande gekommenen 150. Zeitungsjubiläum 2014 schrieben die Kieler Nachrichten zum oben geschilderten Vorgang: „Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Heinrich dann mit Partnern und nach Bewältigung etlicher Hindernisse die Kieler Nachrichten.“[5]

Ein Artikel von Peter Höver in den Kieler Nachrichten (unter Chefredakteur Karlheinz Vater[6]) vom 26. November 1986 über den Verkauf von U-Boot-Blaupausen durch die Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel nach Südafrika löste die U-Boot-Affäre aus.[7]

Bis Februar 2009 hielt die Axel Springer AG 24,5 Prozent an dem Verlagsunternehmen. Die Axel Springer AG verkaufte ihren Anteil an die Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover.[8] Die SPD ist über ihre Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG; Eigenschreibweise: ddvg) mit 20,4 Prozent an der Mediengruppe Madsack beteiligt. Madsack integrierte die KN jedoch in die konzerneigene Strategie der Einführung von Paywalls für Onlineangebote jener Regionalzeitungen, die zur Verlagsgruppe gehören. In der Folge wurden viele Inhalte hinter einer Paywall versteckt und entsprechende Online-Abos angeboten. Laut Madsack sollen dabei „exklusive“ Inhalte nur noch für zahlende Kunden zugänglich sein, wobei den Redaktionen bisher bei der Beurteilung, ob ein Inhalt nun „exklusiv“ sei, freie Hand gelassen wird.[9] 2014 wurde bekannt, dass mittelfristig 30 Prozent aller Arbeitsplätze in Verlag und Redaktion verschwinden sollen.[10] Im Juni 2015 fand ein umfangreiches Relaunch der Zeitung und des Internetangebots statt. Seitdem ist eine Metered Paywall vorhanden.[11]

Seit dem 7. Juni 2021 wurden auch die Lübecker Nachrichten bei den Kieler Nachrichten gedruckt. Der Grund für die Schließung der Druckerei in Lübeck war die weiter sinkende Auflage.[12][13] Ebenfalls im Juni 2021 wurde die Beteiligungserhöhung der Madsack Mediengruppe an der KN-Gruppe auf 50 Prozent plus eine Stimme bekannt. Die Gruppe besteht aus den Kieler Nachrichten und der Segeberger Zeitung.[14]

Am 13. April 2023 gaben die Kieler Nachrichten bekannt, dass die 2003 eröffnete Druckerei in Kiel-Moorsee zum Jahresende 2023 geschlossen werden soll[15]. Es soll danach weiterhin eine Printausgabe erscheinen.

Chefredakteure

  • ab 1967: Hans Schäfer (* 1920)[16]
  • 1991–2012: Jürgen Heinemann[17]
  • 2012–2015:[18] Klaus Kramer und Christian Longardt
  • 2015–2020: Christian Longardt[19]
  • 2021–2023: Stefanie Gollasch[20]
  • seit Dezember 2023: Tanja Köhler[21]

Auflage

Die Kieler Nachrichten haben seit 2005 erheblich an Auflage eingebüßt. Die Auflage betrug im 2. Quartal 2022 62.236 Exemplare.[22] Der Anteil der Abonnements an der verkauften Auflage lag bei 85,2 Prozent. Entwicklung der verkauften Auflage[23]Die Darstellung von Grafiken ist aktuell auf Grund eines Sicherheitsproblems deaktiviert.

Regionalausgaben

AusgabeAuflageQuelle
Holsteiner Zeitung7.228IVW 4/2023
Ostholsteiner Zeitung11,877IVW 4/2023
Segeberger Zeitung7.431IVW 4/2023
Eckernförder Nachrichten4.942IVW 4/2023

Standorte

Kieler Nachrichten

  • Das Verlagshaus und die Kundenhalle der Kieler Nachrichten befinden sich am Asmus-Bremer-Platz zwischen Holstenstraße und Rathaus. Die Adresse lautet Fleethörn 1–7.
  • Zweigstelle Neumünster in der Kieler Straße
  • Zweigstelle Eckernförde in der Kieler Straße
  • Zweigstelle Plön in der Langen Straße

Segeberger Zeitung

  • Kundencenter und Redaktion befinden sich in der Hamburger Straße in Bad Segeberg,
  • die Redaktion Bad Bramstedt im Kirchenbleeck in Bad Bramstedt.

Die Kieler Nachrichten bieten über das Internet diverse rubrikbezogene kostenlose Newsletter an.

Literatur

  • Katharina Otzen: Lizenzpresse, Altverleger und Politik. Kontroversen um die "Kieler Nachrichten" in den Jahren 1945–1952 (= Duisburger Studien, Band 2). Richarz, Sankt Augustin 1980.
Commons: Kieler Nachrichten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. laut IVW, viertes Quartal 2023, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  2. Nun ist es aber genug. In: Der Spiegel 22/1951. Abgerufen am 9. November 2021.
  3. Heinz-Dietrich Fischer: CDU-nahe Lizenzzeitungen (VI): "Kieler Nachrichten". 1970, abgerufen am 9. November 2021.
  4. NDR: Belastete Pressevertreter in Schleswig-Holstein: Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ungenügend. Abgerufen am 9. November 2021.
  5. Fotostrecke: Die Gesellschafter der KN. 22. November 2014, abgerufen am 9. November 2021.
  6. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1276.
  7. dserver.bundestag.de, „Drucksache 11/6141“, S. 68, abgerufen am 13. April 2023
  8. Axel Springer verkauft Regionalzeitungsbeteiligungen an Verlagsgruppe Madsack (Memento des Originals vom 5. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.axelspringer.de; Mitteilung der Axel Springer AG, 4. Februar 2009
  9. Robert Domes: Die Bezahlschranke senkt sich; medium magazin für journalisten, Ausgabe 4–5/2012; S. 32.
  10. Bülend Ürük: „Kieler Nachrichten“: Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. In: newsroom. 26. November 2014 (newsroom.de [abgerufen am 7. Juni 2021]).
  11. KN-Relaunch: Im Gespräch mit den Chefredakteuren. In: kn-online.de. 1. Juni 2015, abgerufen am 25. Juni 2015.
  12. Schleswig-Holstein aktuell: Nachrichten im Überblick. NDR, abgerufen am 6. Februar 2021.
  13. Ihre Zeitung im kompakten Format. In: Lübecker Nachrichten, 6./7. Juni 2021, S. 3.
  14. Madsack erhöht Beteiligung in Kiel. Lübecker Nachrichten, 8. Juni 2021, S. 30.
  15. Druckbetrieb der Kieler Nachrichten schließt zum Jahresende, abgerufen am 13. April 2023.
  16. Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1055.
  17. Klaus Kramer: KN-Geschäftsführer und Chefredakteur Jürgen Heinemann geht von Bord. 30. Juni 2015, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  18. KN bekommen Doppelspitze. In: meedia.de. 27. September 2011, abgerufen am 27. Oktober 2015.
  19. KN – Umbau der Chefredaktion. In: kn-online.de. 23. September 2015, abgerufen am 27. Oktober 2015.
  20. Marc Bartl: Sie führt drei Madsack-Zeitungen: Stefanie Gollasch wird Chefredakteurin der Kieler Nachrichten. kress.de. 30. November 2020, abgerufen am 8. August 2022.
  21. KN-online (Kieler Nachrichten): Tanja Köhler wird Chefredakteurin der Kieler Nachrichten und der Segeberger Zeitung. 7. November 2023, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  22. laut IVW, viertes Quartal 2023, Mo–Sa (Details und Quartalsvergleich auf ivw.de)
  23. laut IVW, jeweils viertes Quartal (Details auf ivw.de)

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.