Kloster Bernried
Das Kloster Bernried ist ein ehemaliges Augustiner-Chorherren-Stift und heutiges Kloster der Missions-Benediktinerinnen in Bernried in Bayern in der Diözese Augsburg. Die Anlage ist unter der Aktennummer D-1-90-115-11 als denkmalgeschütztes Baudenkmal von Bernried verzeichnet. Ebenso wird sie in der Liste der Bodendenkmäler in Bernried am Starnberger See als „untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde im Bereich des ehem. Augustinerchorherrenstifts Bernried a.Starnberger See und seiner Vorgängerbauten mit der ehem. Stift- und heutigen Kath. Pfarrkirche St. Martin sowie der ehem. Hofmarkskirche Mariä Himmelfahrt“ geführt (Aktennummer D-1-8133-0056).
Geschichte
Das St. Martin geweihte Kloster wurde 1121 durch Graf Otto I. von Dachau-Valley und seine Gattin Adelheid von Weilheim gegründet. Über die innerbayerischen Gründungsausstattung hinaus umfasste der spätmittelalterliche Klosterbesitz auch Güter im Alpenraum, insbesondere in der Gegend von Bozen, wo die herren von Pernried über Weingüter in Gries-Quirein verfügten.[1] Einen Aufschwung erlebte das Stift unter Propst Mansuetus Resch (1723–41), der alle Stiftsgebäude restaurieren ließ und Wissenschaft, Kunst und Kultur förderte. 1803 wurde es im Zuge der Säkularisation aufgelöst.
1810 erwarb Ignaz Graf Arco den gesamten Stiftsbesitz. August Freiherr von Wendland kaufte 1852 Stift und Ländereien. Er ließ Ost- und Westtrakt der Klosteranlage abreißen, der Südflügel wurde zu einem Schloss (Neorenaissance) umgestaltet.
1941 kaufte das Reichsinnenministerium das Schloss mit dem dazugehörenden Park. Von 1942 bis 1948 verlegte man – kriegsbedingt – die Orthopädische Klinik aus München in das Bernrieder Schloss.
1949 wurde das säkularisierte Augustiner-Chorherren-Stift wieder Kloster: Die Missions-Benediktinerinnen aus dem nahen Tutzing erwarben die alte Anlage und gründeten in den Gebäuden bald eine Haushaltungsschule mit Internat, die im Laufe der folgenden Jahre zu einem Vorseminar für soziale Frauenberufe (mit Fachschulreifeabschluss) ausgeweitet wurde. Von 1953 bis 1995 war im Kloster Bernried das Noviziat der Missions-Benediktinerinnen von Tutzing, das dann nach Tutzing verlegt wurde.
1972 wurde die Schule aufgegeben und das Haus in ein Bildungshaus für kirchliche Erwachsenenbildung umgewandelt.
Reihe der Vorsteher
Pröpste der Augustiner-Chorherren:[2]
- Sigeboto, 1120, 1123
- Otto I., 1135
- Hermann, † um 1167
- Heinrich I., † um 1190
- Rapoto
- Eberhard, 1202
- Otto II.
- Otto III.
- Conrad, um 1270
- Hertrich, 1278, 1291
- Seyfrid von Wall, um 1305
- Reimboto, 1316
- Ulrich I. Saller, 1336, 1356
- Johann I.
- Ulrich II., † um 1390
- Johann II. Stainger, † 1400
- Johann III. Gruenpacher, † 1415
- Johann IV. Aichhorn, † um 1420
- Ulrich III. Masterlin, † 1433
- Johann V., 1441, 1459
- Bernhard, † 1462
- Johann VI. Keller, † 1472
- Heinrich II. Erengrieß, 1477, † 1487
- Georg Müller (Molitor), † 1497
- Peter Streitl, † 1520
- Johann VII. Tutzinger, † 1535
- Johann VIII. Faber (Schmid), † 1541
- Franz Griemold, 1541–1572
- Kaspar I. Weiß, † 1592
- Wolfgang Scriba (Schreiber), † 1621
- Kaspar II. Zeller, 1621–1638
- Johann IX. Riedl, 1638–1675
- Martin Holl, 1675–1680
- Otto IV. Landus, 1680–1693
- Johann X. Doll, 1693–1722
- Zacharias Hueber, 1722–1723
- Mansuet Resch, 1723–1741
- Gilbert Koechl, 1742–1762
- Benno Proske, 1762–1787
- Albert Faber, 1787–1803, † 1808
Oberinnen der Missions-Benediktinerinnen (unvollständig):
Sehenswürdigkeiten
- Katholische Pfarrkirche St. Martin: Von 1122 bis 1803 war sie Stiftskirche der Augustinerchorherren von Bernried, Pfarrkirche seit 1803. 1659 bis 1663 Barockisierung nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg. 1734 wurde der Turm durch Blitzschlag zerstört, 1873 neu errichtet.
- Barocksaal des Klosters
- Klosterhof: Um 1860 wurde durch August Frhr. von Wendland ein Schlossrondell mit (für die damalige Zeit exotischen) Platanen angelegt.
- Torbogengebäude: Einstige Behausung des „Torwarts“. Von 1806 bis 1825 diente es als Schulhaus. Auf der anderen Seite des Torbogens waren Marstall und Wagenremise untergebracht.
In unmittelbarer Nachbarschaft:
- Wilhelmina-Busch-Woods-Stiftungspark: Der Bernrieder Park gehörte ab dem 12. Jahrhundert bis zur Säkularisation zum Besitz des Bernrieder Klosters der Augustiner-Chorherren. Dann wurde er Mitte des 19. Jahrhunderts in seinem nördlichen Bereich durch den Königlichen Oberhofgärtner Carl und dessen Sohn Carl Josepf von Effner in der Art eines Englischen Parks angelegt; mit einem reizvollen Wechsel von Wiesen, Büschen und Solitärbäumen.
Literatur
- Georg Paula, Stefanie Berg-Hobohm: Landkreis Weilheim-Schongau (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. Band I.23). Lipp, München 2003, ISBN 3-87490-585-3.
Weblinks
- Kloster Bernried, Basisdaten und Geschichte:
Christine Riedl-Valder: Bernried – ein Zentrum der Klerusreform im 12. Jahrhundert in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte - Manuela Warkocz: Kloster Bernried – Seit 900 Jahren ein Begegnungsort In: Süddeutsche Zeitung. Online-Version vom 10. April 2020, abgerufen am 12. April 2020.
- Homepage des Klosters Bernried
- Geschichte des Klosters
- Eintrag zu Schloss Bernried in der privaten Datenbank Alle Burgen.
Einzelnachweise
- Hannes Obermair: Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500. Band 2. Stadtgemeinde Bozen, Bozen 2008, ISBN 978-88-901870-1-8, S. 204, Nr. 1258.
- Michael Hartig: Die oberbayerischen Stifte. Band I: Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte. Verlag vorm. G. J. Manz, München 1935, DNB 560552157, S. 187 f.
- Karl Rösch: Franz Josef Strauß – Bundestagsabgeordneter im Wahlkreis Weilheim 1949–1978. Herbert Utz Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8316-4392-9. Zugleich Dissertation. S. 68 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Kirche bauen. 350 Jahre Pfarr- und Klosterkirche St. Martin, Bernried (Memento vom 22. Februar 2018 im Internet Archive). In: stmartin-bernried.de. 2013, S. 8 (PDF; 1,86 MB).
- Oberin in Bernried. In: bildungshaus-bernried.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2019; abgerufen am 23. März 2019.