Kleine Germanen

Kleine Germanen ist ein deutscher, teil-animierter Dokumentarfilm von Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger. Der Film beschäftigt sich mit Kindern, die in einem demokratiefeindlichen Umfeld aufwachsen und nach dogmatischen Prinzipien rechtsextremer Ideologie erzogen werden, und startete am 9. Mai 2019 in den deutschen Kinos.

Inhalt

Der Film besteht aus einer Kombination aus Interviews mit rechten Familien, Experten und der Geschichte von Elsa, einer Aussteigerin aus dem rechten Umfeld. Ihre Geschichte wird zur Wahrung der Anonymität als Animation erzählt und zieht sich als „roter Faden“ durch den Film.

Als kleines Mädchen ist Elsa mit ihrem Großvater, einem ehemaligen SS-Soldaten, aufgewachsen und wurde von ihm mit rechtsradikalen Gedanken indoktriniert. Dies prägt ihr gesamtes Leben. Später heiratet sie einen Neonazi, wird gegen Asylbewerber gewalttätig und schafft letztlich den Ausstieg aus der rechten Szene, nachdem ihr gewalttätiger Ehemann verhaftet wird.

Die Animationssequenzen wechseln sich mit Interviews mit Rechtsextremismusexperten wie Bernd Wagner und Andreas Peham und Interviews mit Persönlichkeiten der Neuen Rechten wie Götz Kubitschek, Ricarda Riefling und Martin Sellner ab.

Protagonisten

Name Position
Elsa Aussteigerin, anonym
Alexander Lingner Aussteiger aus rechter Szene
Götz Kubitschek Verleger, Publizist, Aktivist der neuen Rechten
Ellen Kositza Journalistin, Publizistin der neuen Rechten
Michaela Köttig Sozialwissenschaftlerin
Sigrid Schüssler Aktivistin der neuen Rechten
Martin Sellner Sprecher der Identitären Bewegung Österreich
Ricarda Riefling ehemaliges Vorstandsmitglied der NPD
Bernd Wagner Kriminalist, Rechtsextremismusexperte
Hartmut Gutsche Integrationsexperte
Andreas Peham Rechtsextremismusforscher
Verena Fabris Leiterin der Beratungsstelle Extremismus

Produktion

Die Geschichte von Elsa basiert auf einem Interview, das die Produzenten mit einer anonymen Aussteigerin führten. Kontakt zu ihr wurde über die Organisation EXIT hergestellt.[1]

Die Animation wurde gewählt, da es nicht möglich war, dokumentarisch mit echten Kindern zu drehen. Technisch wurden die Szenen mit Schauspielern im Motion-Capture-Verfahren aufgenommen und im Nachhinein digital übermalt.[2]

Rezeption

Am Startwochenende ist der Film in 57 Kinos gestartet und wurde nach Start von über 500 Schulen und Bildungseinrichtungen angefragt.[3][4]

Presse

In der deutschen Presse wurde der Film unterschiedlich aufgenommen, so wurde zum einen das brisante Thema gelobt, gleichzeitig aber auch die technischen Mittel kritisiert.[5]

Filmstarts.de lobt, dass die Regisseure „den Finger in eine klaffende Wunde [legen] und […] so auf ein Problem aufmerksam“ machen und sieht die Stärken in der Animationsgeschichte, kritisiert aber auch die technische Umsetzung.[6] Die Stuttgarter Zeitung empfindet die Animationsgeschichte hingegen als belehrend und sieht die Stärken des Films in den authentischen Interviews mit Persönlichkeiten der rechten Szene.[7]

Festivals

Kleine Germanen feierte seine Weltpremiere auf dem CPH:DOX 2019 und war in der Vorauswahl des Deutschen Filmpreises 2019.[8]

Des Weiteren lief der Film auf folgenden Festivals:

  • Deutscher Dokumentarfilmpreis 2020 – nominiert[9]
  • DOKVille Stuttgart[10]
  • Giffoni Film Festival – nominiert[11]
  • International Film Festival WATCH DOCS (Warschau)[12]
  • Peace Film Festival (Pyeongchang)[13]
  • SWR Dokufestival[14]
  • Ji.hlava International Documentary Film Festival (Prag) – nominiert[15]
  • Tydzien Filmu Niemieckiego (Krakau)[16]

Einzelnachweise

  1. "Kleine Germanen" erzählt vom Aufwachsen mit Rechtsradikalen - derStandard.de. Abgerufen am 16. November 2020 (österreichisches Deutsch).
  2. Hanns-Georg Rodek: „Kleine Germanen“: Wie völkische Erziehung funktioniert. In: DIE WELT. 10. Mai 2019 (welt.de [abgerufen am 16. November 2020]).
  3. TOP 20 DEUTSCHLAND Wochenende 19 vom 9. - 12. Mai 2019, auf insidekino.com
  4. Dieser Film zeigt eine beunruhigende Vision „völkischer Erziehung“, auf welt.de
  5. "Kleine Germanen" erzählt vom Aufwachsen mit Rechtsradikalen - derStandard.de. Abgerufen am 16. November 2020 (österreichisches Deutsch).
  6. Filmstarts: Die Filmstarts-Kritik zu Kleine Germanen. Abgerufen am 16. November 2020.
  7. Stuttgarter Zeitung, Stuttgart Germany: Doku „Kleine Germanen“ ARD: Die Kindheit ist doch nicht an allem schuld. Abgerufen am 16. November 2020.
  8. German Films: News Releases. Abgerufen am 16. November 2020.
  9. Deutscher Dokumentarfilmpreis 2020 – die Nominierten. Abgerufen am 16. November 2020.
  10. Astrid Beyer: Das Programm von Dokville 2019. Abgerufen am 16. November 2020 (deutsch).
  11. German Films: News Releases. Abgerufen am 16. November 2020.
  12. WATCH DOCS | Little Germans. Abgerufen am 16. November 2020.
  13. KIM Hyung-seok, CHOI Eunyoung: Pyeongchang international Peace Film Festival. Hrsg.: PANG Eunjin. Pyeongchang 2019, S. 29 (pipff.org [PDF]).
  14. SWR Doku Festival 2019. In: swr.de. Südwestrundfunk (SWR), 19. Juni 2019, abgerufen am 5. Februar 2022.
  15. German Films: News Releases. Abgerufen am 16. November 2020.
  16. tydzien-filmu-niemieckiego | Mali Germanie. Abgerufen am 16. November 2020 (amerikanisches Englisch).
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